Zusammenfassung
Bei der Betrachtung des hierarchischen Aufbaus der NSDAP ist die Stufe der Kreisleiter bisher häufig übersehen worden;1 nur wenige Arbeiten rücken sie in den Mittelpunkt.2 Dieses Defizit ist zum einen in der Entwicklung der NSDAP selbst begründet. Zum andern liegt diese Funktion sowohl für die Erinnerung der Zeitzeugen wie für die Forschung in einem Schatten. Die Erinnerung rekurriert, wenn es um die NSDAP geht, regelmäßig auf jenen Funktionär, mit dem es die Bevölkerung selbst zu tun hatte und der fälschlich als „Blockwart“ benannt wird;3 die Forschung dagegen bevorzugte mit dem Blick auf Reichsleitung der NSDAP und Reichsregierung oder auf die Gauleiter die Analyse der höchsten Ebenen politischen Handelns.
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Referenzen
So auch Kurt Düwell: Die regionale Geschichte des NS-Staates zwischen Mikro- und Makroanalyse. Forschungsaufgaben zur „Praxis im kleinen Bereich“, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 9 (1983), S. 287–344, hier S. 288, nach dem Hinweis auf die Forschung zu den Gauleitern: „An einem ähnlichen zusammenfassenden Versuch über die viel größere Zahl der Kreisleiter und deren Rolle fehlt es noch weitgehend.“
Barbara Fait: Die Kreisleiter der NSDAP — nach 1945, in: Martin Broszat u.a. (Hg.), Von Stalingrad zur Währungsreform. Zur Sozialgeschichte des Umbruchs in Deutschland, München 1989, S. 213–299;
Andreas Ruppert: Der Kreisleiter in Lippe. Zur Funktion einer Mittelinstanz der NSDAP zwischen Ortsgruppen und Gau, in: LM 60 (1991), S. 199–229;
Nobuo Noda: District Leaders of the Nazi Party, in: The Shirin or the Journal of History 61 (Mai 1978), 113–131 (der Beitrag des an der Universität von Kyoto lehrenden Verfassers war leider nicht zugänglich).
Während vor 1932 die Begriffe „Führer“, „Leiter“ und „Warte“ in der NSDAP verwendet wurden, gab es seit 1932 im Corps der Politischen Leiter keine „Warte“ mehr; die populäre Erinnerung bezieht sich vermutlich auf die Funktion des Blockwarts des Reichsluftschutzbundes, die allerdings häufig vom Blockleiter der Partei ausgeübt wurde.
Lippe bietet ein Beispiel für das organisatorische Chaos in dieser Phase, s. dazu Ruppert: Kreisleiter, sowie ders.: Die Ortsgruppe Detmold der NSDAP 1925–1934, in: Stadt Detmold (Hg.): Nationalsozialismus in Detmold. Dokumentation eines stadtgeschichtlichen Pojekts [erscheint im Herbst 1997]; s. auch L 113 Nr. 1170, 1195 u. 1198 mit den verschiedenen frühen Kreiseinteilungen. Die hier benutzten und zitierten Quellen stammen, wenn nicht anders angegeben, aus dem Nordrhein-Westfälischen Staatsarchiv Detmold.
Bekanntgabe 9/32 des Reichsorganisationsleiters, in: Verordnungsblatt der NSDAP, 2. Jg., Folge 25 vom 17. Juni 1932, sowie Dienstvorschrift der P.O. der NSDAP vom 15. Juli 1932.
Diese Definition der Hoheitsrechte der Kreisleiter wurde auch in das Organisationsbuch der NSDAP übernommen, das in immer neuen Auflagen das verbindliche Handbuch für die Parteiorganisation darstellte.
August Prüßner: Aufgaben und Ziele, in: 1. Nationalsozialistischer Heimatkalender für Lippe, 1934, S. 102–104.
Dienstvorschrift der P.O. der NSDAP vom 15. Juli 1932, S. 21 und S. 61.
Weber: Wirtschaft und Gesellschaft, S. 122–176.
Meyer war vom 29. Mai 1940 bis 20. Februar 1942 mit der Führung der Geschäfte des Reichs Verteidigungskommissars beauftragt; am 16. November 1942 wurden die Gauleiter zu Reichsverteidigungskommissaren in ihren Gauen ernannt.
Zu Meyers Karriereplänen „im Osten“ s. Heinz-Jürgen Priamus: Alfred Meyer — Selbstinszenierung eines Gauleiters, in: Heinz-Jürgen Priamus u. Stefan Goch, Macht der Propaganda oder Propaganda der Macht? Inszenierung nationalsozialistischer Politik im „Dritten Reich“ am Beispiel der Stadt Gelsenkirchen, Essen 1992, S. 48–67; ders.: Dr. Alfred Meyer — Biographische Skizze eines NS-Täters, in: Stadt Detmold: Nationalsozialismus.
Vgl. Webers Bewertung des von ihm sog. bürokratischen Führungsstabes: „Er funktioniert für die zur Gewalt gelangte Revolution und für den okkupierenden Feind normalerweise einfach weiter wie für die bisher legale Regierung. Stets ist die Frage: wer beherrscht den bürokratischen Apparat?“, Wirtschaft und Gesellschaft, S. 128.
Hier beginnt der Mythos von den „alten Kämpfern“, die verklärt werden mußten, weil sie nicht mehr gebraucht wurden.
Zitiert nach Peter Diehl-Thiele: Partei und Staat im Dritten Reich. Untersuchungen zum Verhältnis von NSDAP und allgemeiner innerer Staatsverwaltung 1933–1945, Studienausgabe der 2. Aufl., München 1971, S. 162.
S. dazu Hans-Jürgen Sengotta: Der Reichsstatthalter in Lippe 1933 bis 1939. Reichsrechtliche Bestimmungen und politische Praxis, Detmold 1976; auch: Peter Hüttenberger: Die Gauleiter. Studien zum Wandel des Machtgefüges in der NSDAP, Stuttgart 1969.
Zu diesen Auseinandersetzungen ausführlich Diehl-Thiele: Partei und Staat; das Zitat S. 156. Für Detmold s. Wolfgang Bender: Die „NS-Machtergreifung“ in Detmold, in: Stadt Detmold: Nationalsozialismus.
Berliner Börsen-Zeitung vom 30.1.1935, zitiert nach Diehl-Thiele: Partei und Staat, S. 157.
Äußerung eines SA-Mannes aus Horn in einem Privatbrief vom 5. Oktober 1934: L 113 Nr. 1106, Bl. 17.
Zitiert nach Diehl-Thiele: Partei und Staat, S. 159.
L 113 Nr. 1427.
Beispiele bei Fait: Kreisleiter.
Niederschrift des Hauptamtsleiters Friedrichs im Stab des Stellvertreters des Führers zur Frage der Personalunion von Kreisleiter und Landrat, [Anfang] 1940, Bundesarchiv EAP 99/285; abgedruckt in Hans Mommsen: Beamtentum im Dritten Reich, Stuttgart 1966, S. 228 ff.; hier S. 230 u. 231.
Für Lippe s. Schreiben Wedderwilles an den Chef der Kanzlei des Gauleiters vom 6. Januar 1940, L 113 Nr. 741, Bl. 91 f.
Karl Teppe: Der Reichsverteidigungskommissar, Organisation und Praxis in Westfalen, in: Dieter Rebentisch u. Karl Teppe (Hg.), Verwaltung contra Menschenführung im Staat Hitlers. Studien zum politisch-administrativen System, Göttingen u.a. 1986, S. 278–301, hier S. 280.
Verordnung über die Reichsverteidigungskommissare und die Vereinheitlichung der Wirtschaftsverwaltung vom 16. November 1942: RGBL 19391, Nr. 158 vom 2. September 1939.
Teppe: Reichsverteidigungskommissar, S. 291.
RGBL 1942 I, Nr. 40 vom 21. April 1942.
So in der Anordnung vom 6. April 1942, hier zitiert nach Marie-Luise Recker: Nationalsozialistische Sozialpolitik im Zweiten Weltkrieg. München 1985, S. 166.
Fait: Kreisleiter, S. 278.
Anordnung über die Verwaltungsführung in den Landkreisen vom 28. Dezember 1939, darin: „Die Menschenführung ist allein Aufgabe der Partei und wird in der Kreisstufe durch den Kreisleiter wahrgenommen.“ Hier zitiert nach einem Auszug aus dem RGBl Nr. 8 vom 13. Oktober 1940: L 113 Nr. 1035, Bl. 375 f..
Zitiert nach Fait: Kreisleiter, S. 222.
S. dazu die Ausführungen von Michael H. Kater: The Nazi Party. A Social Portrait of Members and Leaders, 1919–1945, Cambridge, Mass., 1983, S. 204 ff.
Hans Mommsen: Zur Verschränkung traditioneller und faschistischer Führungsgruppen in Deutschland beim Übergang von der Bewegungs- zur Systemphase, in: Wolfgang Schieder (Hg.), Faschismus als soziale Bewegung. Deutschland und Italien im Vergleich, Hamburg 1976, S. 157–181.
Brief vom 25. August 1944: L 113 Nr. 1073, Bl. 3.
Dies hatte schon vor 1945 Franz Neumann analysiert: Behemoth. Struktur und Praxis des Nationalsozialismus 1933–1944, Frankfurt 1984 (amerikanische Erstausgabe 1942), S. 111, 113 u. 434. Bezeichnend für diese Entwicklung ist es, daß der Reichsschatzmeister die Beitragszahlung als die „vornehmste Pflicht“ der Parteimitglieder bezeichnen konnte, zitiert in einem Schreiben des lippischen Kreisleiters Wedderwille vom 7. Februar 1941: L 113 Nr. 1040, Bl. 370.
Erst zum 1. Januar 1943 wurden die Kreisleiter hauptamtliche Angestellte der NSDAP.
Explizit formuliert von der Hauptkammer München am 23. November 1955 im Verfahren gegen den ehemaligen Kreisleiter von Starnberg, zitiert bei Fait, Kreisleiter, S. 269.
„Bis auf den Freiherrn Biedenweg ... blieben sämtliche Herren im Dienst“, Beitrag der Lippischen Landes-Zeitung (LZ) vom 9. Februar 1933 unter dem Titel „Lipp. Personalpolitik nach dem Kriege“.
Dazu gehörten auch Post, Militär, die Aufsicht der höheren Schulen und die Gewerbeaufsicht. Zur Entwicklung der lippischen Verwaltung ausführlich Thomas Ellwein: Der Staat als Zufall und Notwendigkeit. Die jüngere Verwaltungsentwicklung in Deutschland am beispiel Ostwestfalen-Lippe, 2 Bde., Opladen 1993 u. 1997.
LZ vom 9. Februar 1933; zu Petris Tätigkeit in der DNVP s. seinen Nachlaß: D 72 Helmuth Petri.
LZ vom 9. Februar 1933. Ersetzt wurde u.a. der Erste Staatsanwalt Credé, nachdem er die Untersuchung der Ermordung eines Arbeiters in einer politischen Veranstaltung verschleppt hatte. Sein Nachfolger wurde Dr. Tornau. Tornau trat 1937 der NSDAP bei.
Otto Braun: Von Weimar zu Hitler, Hamburg 1945, S. 17.
LZ vom 9. Februar 1933, mit einer Auflistung der Ernennungen von explizit rechtsgerichteten Beamten, unter ihnen auch ein „nationalsozialistisch gerichteter Landgerichtsrat“.
Dies behielt Drake auch nach 1945 bei, s. Volker Wehrmann: Heinrich Drake 1881–1970. Sein Leben in Bildern und Dokumenten. Detmold 1981, S. 340. Pauline von Anhalt-Bernburg (1769–1820), 1796 mit dem lippischen Fürsten Leopold I. verheiratet, führte nach dessen Tod von 1802 bis 1820 die Regentschaft für ihren minderjährigen Sohn; sie ist bis heute eine wichtige Identifikationsgestalt für das lippische Eigenbewußtsein.
Als ihn das Schwarze Korps, die Wochenzeitung der SS, am 20. Juni 1940 in einem Hetzartikel über das lippische Fürstenhaus als ,»Flickschuster“ bezeichnete, stellte Drake in einem Brief an die Herausgeber am 30. Juni 1940 nicht nur die Verwechslung richtig, sondern beschwerte sich vor allem über die pejorative Begrifflichkeit: L 113 Nr. 988, Bl. 2 ff.
Karl Rauchschwalbe: Geschichte der lippischen Sozialdemokratie. Bielefeld 1980, S. 237.
Vgl. etwa die zu dem Zeitpunkt bemerkenswerte Loyalitätserklärung des Schulrates a.D. Fritz Geise, des späteren Verfassers der „Kriegschronik der Stadt Lage“, vom 5. Mai 1936. Geise hatte als DDP-Mitglied von 1926 bis 1930 dem Landespräsidium angehört; seine Entlassung aus dem Landesdienst im April 1933 wurde mit dieser Tätigkeit und einer angeblichen Nähe zur SPD begründet. Gegen diesen Vorwurf verwahrte sich Geise in einem Schreiben an den Reichsstatthalter, in dem er gleichzeitig seine Hochachtung vor Drakes „Gewissenhaftigkeit und Pflichttreue“ ausdrückt. Personalakte Geise: D 99 Nr. 1203.
Der nicht aus Lippe stammende Staatsminister Riecke vermerkte später verwundert „die Kleinheit des Landes, in dem jeder Bewohner die letzte Instanz für viele Entscheidungen in längstens zwei Stunden persönlich aufsuchen konnte.“ Riecke hatte Erinnerungen geschrieben: D 72 Riecke I, deren Lippe betreffender Abschnitt in den „Lippischen Blättern für Heimatkunde“, Nr. 1/1988, von Arnold Ebert herausgegebenen wurde. Hier S. 3.
Abdruck seiner Austrittserklärung bei Wehrmann: Drake, S. 221.
Riecke, der nach eigener Aussage Drake aus der Schutzhaft befreite und ihm seine Pension zugestand, berichtet, er habe „verschiedentlich zur Klärung von Geschehnissen, die in seine Amtszeit fielen, Gespräche mit ihm geführt.“ Ebert: Riecke, S. 3.
S. Reinhard Wulfmeyer: Lippe 1933. Die faschistische Machtergreifung in einem deutschen Kleinstaat, Bielefeld 1987, S. 161.
LZ vom 8. Februar 1933.
S. den Rechenschaftsbericht des Kreisleiters Wedderwille vom 25. Oktober 1942; im Oktober 1942 feierte der Kreis Lippe sein zehnjähriges Bestehen (Gründung der Kreise Detmold und Lemgo im Jahre 1932), dies veranlaßte Wedderwille zu einem Rückblick und zu einer Bestandsaufnahme der lippischen NSDAP: L 113 Nr. 698, Bl. 9 ff.
Diehl-Thiele: Partei und Staat, S. 33, Anm. 90.
S. dazu auch Ruppert: Ortsgruppe Detmold.
So auch noch bei Bernd Stöver: Volksgemeinschaft im Dritten Reich. Die Konsensbereitschaft der Deutschen aus der Sicht sozialistischer Exilberichte, Düsseldorf 1993, S. 354.
So hatte der Bürgermeister von Lemgo, Wilhelm Gräfer, schon 1932 Kontakte zur NSDAP-Ortsgruppe aufgenommen, auf den Parteieintritt jedoch verzichtet: „Denn die Ortsgruppe hat mich gebeten, im Augenblick noch zurückzustehen, weil ich ihr in den damaligen Zeiten des Kampfes mehr nützen konnte, wenn ich außerhalb der Partei blieb.“ Schreiben Gräfers an den Reichsstatthalter vom 26. Mai 1937: L 80 Ia III 4,4 Bd. XV.
Teilabdruck der Wortbeiträge auf der Landtagssitzung vom 7. Februar 1933 bei Volker Wehrmann: Lippe im Dritten Reich. Die Erziehung zum Nationalsozialismus, Detmold 1984, S. 107 ff; darin auch die Reaktion von Mellies auf eine Äußerung des DVP-Abgeordneten Kesting.
S. detailliert Wulfmeyer: Lippe 1933, S. 67 ff.
Nach seinen „Erinnerungen“ war Riecke 1925 in die gerade gegründete Ortsgruppe Münster eingetreten, Ebert: Riecke, S. 2. Bisher fehlt eine ausführliche Auseinandersetzung mit diesem „Täter aus der zweiten Reihe“, wie man ihn in Anlehnung an die Forschungen von Aly und Heim nennen kann, vgl. Götz Aly und Susanne Heim: Vordenker der Vernichtung. Auschwitz und die deutschen Pläne für eine neue europäische Ordnung, Hamburg 1991; darin eine Kurzbiographie Rieckes, S. 386.
L 76 C la. Eine kontrollierende Beobachtung der lippischen Verhältnisse erfolgte durch das von Regierungsrat Wolf geleitete Büro des Reichsstatthalters in Detmold; zum ganzen politischen Komplex s. Sen-gotta: Reichsstatthalter.
Ebert: Riecke, S. 3.
Riecke hatte als Gauinspekteur der Gauinspektion VII (mit den NSDAP-Kreisen Detmold, Lemgo, Bückeburg und Rinteln) eine gewisse Oberaufsicht; zu dieser Tätigkeit s. L 113 Nr. 1–51.
Angaben in D 70 Nr. 68; s. auch den eigenhändigen Lebenslauf im Schreiben an die Gaupropagandaleitung vom 30. September 1942 über seine Aufnahme in die Rednerliste der Reichspropagandaleitung: L 113 Nr. 735, Bl. 3.
Dazu Wolfgang Müller: Jürgen (Josef) Stroop, der Mann aus Detmold, in: Stadt Detmold: Nationalsozialismus.
Wedderwille war 1938 als Kreisleiter in Lage Schützenkönig; der ein Jahr später vom Schützenobersten Siekmann gehaltenen Abschiedsrede läßt sich entnehmen, daß sich Lage von seiner Regentschaft eine Förderung der Bemühungen erhofft hatte, Standort der Wehrmacht zu werden: D 70 Nr. 68.
Die „klassische“ Formulierung dieses Topos lieferte Rudolf Heberle schon 1945, s. Johnpeter Horst Grill: Local and Regional Studies on National Socialism. A Review, in: JCH 21 (1986), S. 253–294, hier S. 254.
In gleicher Weise u.a. David Schoenbaum: Die braune Revolution. Eine Sozialgeschichte des Dritten Reiches, München 1980, S. 332: „Die nationalsozialistischen Führer waren geeint nur durch ihr Alter und dadurch, daß sie ihrer Herkunft nach meist soziale Randexistenzen waren, in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg ihre Unzufriedenheit aktiv kundtaten und sich alle von Hitler angezogen fühlten.“ Die gleiche Einschätzung in der neuesten Literatur bei Stöver: Volksgemeinschaft, S. 384.
Kater: Nazi Party, S. 194 ff.
Vgl. das Schreiben eines Bekannten vom 26. Juli 1940: „Ich weiß genau, wie schwer Sie in Ihrem Beruf als Malermeister zu leiden hatten und von den großen Teilen der Bevölkerung gehaßt bez. verlacht wurden und somit keine Beschäftigung hatten.“ L 113 Nr. 1037, Bl. 477 ff., hier Bl. 478.
Beispiele für die Ablösung eines Kreisleiters wegen zu hoher Milieukonformität bei Fait: Kreisleiter, S. 283; wegen Unfähigkeit bei Kater: Nazi Party, S. 217.
Dazu Jürgen Hartmann: Völkische Bewegung und Nationalsozialismus in Lippe bis 1925. Ein Beitrag zur Entstehung und Frühzeit der NSDAP, in: LM 60 (1991), S. 149–198.
Vgl. „Chronik der SA-Standarte 55“: L 113 Nr. 1104, Bl. 1 ff.
Fricke: „Denkschrift“: BA, Abteilung Potsdam, R 3003/12 J 17/30, Bd. 1.
Ruppert, Ortsgruppe Detmold.
Geleitet hatte er den Kreis schon seit dem Herbst 1931, vgl. seinen Lebenslauf vom 30. September 1942: L 113 Nr.735,B1.3.
Arno Schröder: Mit der Partei vorwärts! Zehn Jahre Gau Westfalen-Nord. Detmold 1940, S. 113.
Freie Presse vom 3. Januar 1950.
Es handelte sich dabei um einen typischen Reflex des bei der SPD in der Weimarer Republik weitverbreiteten Respektes vor dem Fachwissen der Bürokratie; auf ihn verweist u.a. Heinrich August Winkler: Weimar 1918–1933. Die Geschichte der ersten deutschen Demokratie, München 1993. S. auch Michael Ruck: Korpsgeist und Staatsbewußtsein: Beamte im deutschen Südwesten 1928–1972, München 1996.
LZ vom 8. Februar 1933.
So faßte Wedderwille die von der Gauleitung angeforderten monatlichen Stimmungsberichte regelmäßig für beide lippichen Kreise ab.
Ausdruck dafür ist auch, daß sich die Räume der Kreisleitung seit dem 1. März 1934 im Gebäude der Landesregierung befanden, s. Schreiben des Kreisorganisationsleiters vom 8. Juli 1936 an das Landesbauamt: L 113 Nr.476,Bl. 188.
Hartmann: Völkische Bewegung.
Rundschreiben 7/37 des Gauobmanns der NSKOV im Gau Westfalen-Nord vom 2. Februar 1937: L 113 Nr. 440, Bl. 121.
Rede vom 10. Juni 1934, zitiert im Rundschreiben 34/34 des Gauorganisationsamtes vom 11. Juni 1934: L 113 Nr. 244, Bl. 51 ff., hier Bl. 52.
Hier zitiert nach Kurt Knipfer u. Erich Hampe (Hg.): Der zivile Luftschutz. Ein Sammelwerk über alle Fragen des Luftschutzes. 2. Aufl. Berlin 1937, S. S. 249. Welche Bedeutung dieser Mythos gerade für ehemalige Soldaten hatte, zeigt das oben genannte Rundschreiben der NSKOV, in dem es heißt: „Unser Führer ist für uns der Kamerad aus dem Schützengraben und für das ganze Volk die einzige Hoffnung und Rettung.“
Vgl. die Formulierung eines SA-Mannes aus Horn in einem Schreiben vom 5. Oktober 1934: „Wenn man sich Ihm [sic] einmal verschrieben hat, kann man ja nicht anders als Ihm folgen.“ L 113 Nr. 1106, Bl. 17.
Der erste lippische Bezirksleiter Carl Herdejost berichtete von einer Fahrt lippischer Nationalsozialisten am 17. Juni 1926 nach Osnabrück, daß dort „der Führer allen anwesenden Lippern die Hand gedrückt und ihnen tief ins Auge geblickt“ habe; Darstellung vom 15. Oktober 1933: L 113 Nr. 30, Bl. 303–307, hier Bl. 306. Zum „Erinnerungstreffen“ s. Lippische Staatszeitung (LSZ) vom 16. Januar 1945.
L 113 Nr. 698, Bl. 56.
Mehrere Berichte über solche Reisen in L 113.
Abbildungen in Kreis Lippe u.a. (Hg.): Hakenkreuz über Lippe. Ein Rückblick. Detmold 1983, S. 24, und Wehrmann: Lippe, S. 73.
Manuskript vom 25. Oktober 1942: L 113 Nr. 698, Bl. 9 ff.
Dazu Priamus: Meyer.
Es war typisch für die NSDAP, daß sie versuchte, einzelne Positionen über das Reich zu finanzieren. Wedderwille gehörte seit dem 12. November 1933 dem Reichstag an, die Diäten finanzierten seine Tätigkeit in Lippe. Erst zum 1. Januar 1943 wurden die Kreisleiter hauptamtlich von der NSDAP übernommen.
Rechenschaftsbericht vom 25. Oktober 1942: L 113 Nr. 698, Bl. 9 ff.
So war etwa der Landesschulrat und zeitweilige Ortsgruppenleiter in Detmold Ludwig Wollenhaupt nach Ausweis seiner Personalakte nicht nur Mitglied der NSDAP seit dem 1. Januar 1930, sondern auch der SA, später der SS, des NS-Fliegerkorps, des NS-Lehrerbundes, der NSV, der NS-Kulturgemeinde und einiger anderer NS-nahen Organisationen wie dem Deutschbund: D 99 Nr. 1465.
So Herwart Vorländer: Die NSV. Darstellung und Dokumentation einer nationalsozialistischen Organisation, Boppard 1988, S. 179. Dennoch ist es bedenklich, diesen in Einzelfällen zutreffenden Befund pauschal auf die ganze Organisation zu übertragen und der NSV-Mitgliedschaft damit schon fast einen Resistenzcharakter zuzubilligen. Der NSV-Beitritt sollte häufig auch Regimetreue in den Zeiten bezeugen, in denen der Parteieintritt wegen der Aufnahmesperren nicht möglich war.
Zahlen aus dem Rechenschaftsbericht vom 25. Oktober 1942: L 113 Nr. 698, Bl. 9 ff.
August Prüßner: Aufgaben und Ziele, S. 103.
So die Überschrift eines von August Prüßner in der LSZ vom 25. August 1944 veröffentlichten Artikels über „Wichtige Maßnahmen des Reichsverteidigungskommissars“.
Zum sonst problematischen Verhältnis von Kreisleitern und Landräten vgl. Diehl-Thiele: Partei und Staat, S. 173–200, und Fait, Kreisleiter.
Schreiben Wedderwilles an den Chef der Kanzlei des Gauleiters vom 6. Januar 1940: L 113 Nr. 741, Bl. 91 f.
Schreiben an den Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen vom 2. Mai 1970 mit der Bitte um finanzielle Unterstützung. Wedderwille hatte für seine Regierungstätigkeit nur eine Aufwandsentschädigung erhalten, die keine Versorgungsansprüche der Hinterbliebenen begründete.
So Wilfried Beer: Kriegsalltag an der Heimatfront. Alliierter Luftkrieg und deutsche Gegenmaßnahmen zur Abwehr und Schadensbegrenzung. Bremen 1990, S. 47 ff.
Vgl. die entsprechende Äußerung in einem Schreiben an den Leiter des Gauarbeitsamtes Hahn vom 11. September 1944: „Ich bin weiter der Überzeugung, daß die innere Organisation und Arbeitsverteilung in den Ämtern für die heutige Zeit nicht mehr sinn- und zweckvoll ist.“ L 113 Nr. 967, Bl. 57 ff., hier Bl. 58.
Diese Struktur führte Wedderwille auch 1943 in seinem Widerstand gegen Überlegungen zu einer Neuordnung der administrativen Verhältnisse im Gau Westfalen-Nord ins Feld: „Die Landesregierung vereinige bei der Kleinheit des Landes untere, mittlere und zentrale Funktionen. Schon hierdurch sei die Bevölkerung an eine weitgehende persönliche Erledigung von Einzelangelegenheiten durch die Staatsregierung gewöhnt. Durch Gewohnheit und Tradition bestände darüber hinaus noch eine enge Verbundenheit.“ S. Bericht über die Verhandlungen am 26. Januar 1943 in Detmold: Staatsarchiv Münster OP Nr. 53333.
Viele Beispiele v.a. im allgemeinen Schriftwechsel der Kreisleitung: L 113 Nr. 467–485 u. 1026–1069.
S. eine Reihe von Fällen in L 113. Die Eingaben an Hitler wurden dabei von der Dienststelle seines Stellvertreters Heß, die an Goebbels im Propagandaministerium bearbeitet. In beiden Fällen gingen die Vorgänge der lokalen NS-Führung zur Stellungnahme zu und in vielen Fällen wurden die Beschwerden daraufhin abgestellt. Die Parteispitze war sich also der Bedeutung bewußt, die Illusion aufrechtzuerhalten, daß sie sich um alles kümmere, wenn sie nur Bescheid wisse.
Schreiben vom 19. September 1939: L 113 Nr. 963, Bl. 349. Diese Wunschvorstellungen und ihr Scheitern waren vor allem in den ersten Monaten nach der „Machtergreifung“ ein Problem, als viele „alte Kämpfer“ Stellen einforderten, die nicht frei waren und für die sie außerdem nicht qualifiziert waren.
Diehl-Thiele: Partei und Staat, S. 173–200.
Vgl. „Dienstanweisung für den inneren Dienstbetrieb der Außenstelle Detmold“ vom 28. Juli 1936: D 100 Detmold Nr. 302. Die Leitstelle Bielefeld wurde im Sommer 1941 aufgelöst und als Außenstelle der Leitstelle Münster zugeordnet; das Weisungsrecht gegenüber den früheren Bielefelder Außenstellen Detmold, Minden und Paderborn blieb jedoch bestehen: D 21 A Nr. 4852.
Zur Zusammenarbeit zwischen Kreisleitung und Gestapo s. besonders L 113 Nr. 962.
Lagemeldung des Kreispropagandaleiters vom 18. Oktober 1941 : L 113 Nr. 845, Bl. 9.
„Der Gauleiter war aufs äusserste erstaunt, daß ich über diese Angelegenheit von der Staatspolizei Bielefeld nicht unterichtet worden bin.“ L 113 Nr. 1043, Bl. 210 ff.
Mitschrift Wedderwilles in einem Notizbuch: L 113 Nr. 1073 (Anlage).
Rundschreiben der Kreisleitung vom 11. Januar 1939: L 113 Nr. 547, Bl. 2. Daß dies auch eine Gratwanderung war, zeigt die von Fait, Kreisleiter, S. 283, erwähnte, mit zu großer Milieunähe begründete Absetzung des Kreisleiters des NSDAP-Kreises Garmisch im Jahre 1937.
Die Angst vor einer wirklichen Veränderung spiegelt sich in verschiedenen Äußerungen zum Kommunismus; so ermahnte etwa Wedderwille einen Gastwirt in Varenholz zu einer höheren WHW-Spende mit dem Hinweis: „Wäre der Bolschwismus gekommen, dann wären die Häuser der Gutsituierten bestimmt ein Raub der Flammen geworden.“ Schreiben vom 28. Februar 1936: L 113 Nr. 231, Bl. 241.
Der spätere Schulrat Martin Wolf überliefert Drakes ungläubige Reaktion auf seinen Hinweis, daß die von Drake gelobten Erfolge bei der Arbeitsbeschaffung gleichzeitig der Kriegsvorbereitung dienten; abgedruckt in Wehrmann, Drake, S. 517.
Zahlen für den 17. Mai 1939: in: Staatsanzeiger für das Land Lippe 33/1941; Zahlen über die Nebenerwerbsbetriebe liegen nicht vor. Zur lippischen Bevölkerungsstruktur vor 1933 s. Hüls: Wähler und Wahlverhalten, S. 12–48.
Am 17. Mai 1939 waren 19,4% der lippischen Bevölkerung der Landwirtschaft zuzurechen, am 16. Juni 1933 waren es noch 21,7% gewesen: Staatsanzeiger für das Land Lippe 33/1941.
Schreiben des Ortsgruppenleiters an die Kreisleitung vom 13. März 1935: L 113 Nr. 358, Bl. 176.
Schreiben vom 6. Juni 1942 an den Leiter des Arbeitsamtes Detmold: L 113 Nr. 964, Bl. 72.
Schreiben des Wilhelm G. aus Lemgo v. 16. Dezember 1944: L 113 Nr. 1066, Bl. 74.
Die Untersuchung der Konflikte in vier lippischen Ortsgruppen in Caroline Wagner: Die NSDAP auf dem Dorf [erscheint Münster 1997].
Schreiben vom 19. November 1941: L 113 Nr. 953, Bl. 28.
Schreiben vom 7. Oktober 42: L 113 Nr. 953, Bl. 12.
Dieter Zoremba: Juden in Blomberg: Zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte kleinstädtischer Juden am Beispiel des Land- und Viehhandels, 1850–1930, in: Alte Hansestadt Lemgo (Hg.): Juden in Lemgo und Lippe. Kleinstadtleben zwischen Emanzipation und Deportation. Bielefeld 1988, S. 87–96.
Mehrere Fälle aus Lippe im Bestand L 113, s. den Spezialnachweis „Antisemitismus“. S. auch Dina van Faassen u. Jürgen Hartmann: „... dennoch Menschen von Gott erschaffen“ — Die jüdische Minderheit in Lippe von den Anfängen bis zur Vernichtung, Bielefeld 1991, S. 100 f.
Gisela Diewald-Kerkmann: Politische Denunziation im NS-Regime oder Die kleine Macht der „Volksgenossen“, Bonn 1995, S. 92–99.
Nachdem sich auch in Lippe mehrere jüdische Händler die Ausstellung der notwendigen Legitimationskarten oder der Wandergewerbescheine durch die zuständigen Kommunalbehörden vor Gericht erstritten hatten, verfügte Himmler, daß diese nach der Ausstellung von der Gestapo wieder einzuziehen seien.
Vgl. etwa Hans Mommsen u. Dieter Obst: Die Reaktion der deutschen Bevölkerung auf die Verfolgung der Juden 1933–1943, in: Hans Mommsen u. Susanne Willems (Hg.): Herrschaftsalltag im Dritten Reich. Studien und Texte, Düsseldorf 1988, S. 374–426.
Schreiben vom 17. März 1935: L 113 Nr. 953, Bl. 81 f. (Abschrift).
T.s Beziehung mit einem jüdischen Händler in Lage ist noch bis Ende 1936 belegt, vgl. das Schreiben des Ortsgruppenleiters von Heiligenkirchen an die Kreisleitung vom 1. Februar 1937: : L 113 Nr. 479, Bl. 227; s. auch Nr. 479, Bl. 219 ff.
Vgl. das Urteil von David Bankier: Die öffentliche Meinung im Hitler-Staat. Die „Endlösung“ und die Deutschen. Eine Berichtigung, Berlin 1995, S. 212: „Insgesamt scheint es, als seien die kritischen Reaktionen auf die antisemitische Politik durch persönliche Verärgerungen und Verteidigung von Interessen veranlaßt worden, nicht aber durch humanitäre Rücksichten.“
So wurde er später etwa durch die unsoziale Behandlung seiner Landarbeiter aktenkundig: L 113 Nr. 948, Bl. 138 ff.
Geise: Kriegschronik, Eintrag zum 13. April 1941.
Als typisch soll die Äußerung eines Arbeiters von Anfang 1936 zitiert werden: „Ihr habt immer große sozialistische Reden gehalten, die Nazis aber haben uns Arbeit gegeben. Gewiß es gibt nicht viel Lohn, aber ich brauche nicht mehr zu Hause untätig herumzusitzen, so daß mir das Leben zur Last fällt. Mir ist es egal, ob ich Granaten drehe oder Autostraßen baue, arbeiten will ich. Warum habt ihr nicht mit der Arbeitsbeschaffung ernstgemacht?“ Klaus Behnken: Deutschland-Berichte der Sozialdemokatischen Partei Deutschlands (Sopade) 1939–1940, Dritter Jahrgang, 1936, Frankfurt 1982, S. 156–157 (Bericht vom 3. Februar 1936). Ähnliches auch in M1IP Nr. 631, Bl. 193.
Vgl. den Stolz von Arbeitern aus Nürnberg angesichts von Wochenschauaufnahmen gefallener sowjetischer Soldaten bei der Verteidigung Leningrads, s. Heinz Boberach (Hg.): Meldungen aus dem Reich. Die geheimen Lageberichte des Sicherheitsdienstes der SS 1938–1945, 17 Bde., Herrsching 1984, S. 2934 (Meldung Nr. 233 vom 30. Oktober 1941.
In diese Richtung argumentiert schon Schoenbaum: Die braune Revolution; s. auch Günter Morsch: Arbeit und Brot. Studien zur Lage, Stimmung, Einstellung und Verhalten der deutschen Arbeiterschaft 1933–1936/37, Frankfurt u.a. 1993.
Vorgang in L 113 Nr. 433.
Bericht vom 5. Oktober 1938: L 113 Nr. 872, Bl. 81 f., hier Bl. 83..
L 113 Nr. 949, Bl. 72; ebenso im Bericht vom November 1940: LI 13 Nr. 949, Bl. 30 ff.
Zahlen vom 16. Juni 1925: Staatsanzeiger für das Land Lippe Nr. 79/1926; bei den Zahlen sind die bei Lippstadt liegenden Exklaven Cappel und Lipperode mitgezählt.
Vgl. die Darstellungen dieser Auseinandersetzungen bei Heinrich Bödeker: Beiträge zur Geschichte der Lippischen Landeskirche 1848–1984, o.O. (Detmold) 1984, S. 133 ff., sowie Walter Engelbert: 250 Jahre Evangelisch-lutherische Gemeinde in Detmold 1721–1971, Detmold o.J. (1971), S. 172 ff. S. auch Hanne und Klaus Pohlmann: Kontinuität und Bruch. Nationalsozialismus und die Kleinstadt Lemgo, Bielefeld 1990, S. 170–187.
Der lippische Obmann der Deutschen Christen, Pfarrer von Szalatnay aus Lage, NSDAP-Mitglied, optierte für den Anschluß an Westfalen und mußte deshalb im November 1933 zurücktreten, s. L 76 C Nr. 10a.
L 80 L Nr. 45.
Aktenkundig sind in diesem Zusammenhang der Vikar Hossius und die Pfarrer Metger, Goebel, van Senden, Voget, Engelbert, Franzmeier, Ruperti, Viertmann, Böke, Held, Hettling, Jensen, Zeiß, s. die verschiedenen Verfahren in D 21 B Zug. 124/1953, Nr. 20, 21, 37; Zug. 39/1954 Nr. 54 u. Zug. 38/1959 Nr. 97 u. 276.
So hatte der Lemgoer Pastor Hänisch 1942 seinen Konfirmandenuntericht zeitgleich mit HJ-Veranstaltungen gelegt; Hänisch wurde von Wedderwille ermahnt, gleichzeitig wurde die Gestapo informiert: L 113 Nr. 1044, Bl. 148–150.
In Schutzhaft waren der Vikar Hossius, 1935, die Pfarrer Viertmann, 1936; Böke, 1940; Engelbert, 1941; Hettling, 1941; van Senden, 1937 und Voget, 1944–45, Nachweise in L 113 Nr. 1043, Bl. 210 ff.; L 76 C Nr. 10a; M1IP Nr. 637 u. 638; Hinweise auf die Haft Viertmanns (mit unterschiedlicher Jahresangabe) bei Bödeker, Beiträge, S. 166, und Engelbert, 250 Jahre, S. 177. Zu Voget s. seinen Bericht: „Meine Verhaftung, Gefangenschaft und Befreiung (6.4.1944–22.4.1945)“, in: Unsere Kirche, Jg. 40, Bielefeld 1985, Nr. 18 vom 28. April 85 bis Nr. 24 vom 9. Juni 1985.
Bödeker, Beiträge; Engelbert, 250 Jahre; Karl Schreck: Aus dem Kampf der Bekennenden Kirche in Lippe 1933–1945, Varenholz 1969; Wehrmann: Lippe, S. 263–332, s. auch die Hinweise bei Pohlmann, Kontinuität.
So durch den Lehrer (und zeitweiligen Ortsgruppenleiter in Augustdorf und in Detmold-Nord) Gustav Witte in einer öffentlichen Veranstaltung in Detmold am 2. November 1936, s. L 80 L Nr. 43.
Vgl. die Angriffe des Lippischen Kuriers auf den Lemgoer Pfarrer Hettling am 9. August 1933: „Jud’ Waisenstein hat nicht gesprochen. Judenmission in Lemgo“; s. auch L 76 C Nr. 10a. S. aber auch die offen antisemitischen Äußerungen des gleichen Pfarrers, zitiert bei Pohlmann: Kontinuität, S. 180 f.
Die Verfolgung der Juden erwähnte der Lemgoer Pastor Jensen in der Weihnachtspredigt vom 26. Dezember 1941, s. Schreiben der Gestapo Bielefeld an die Kreisleitung vom 4. März 1942: L 113 Nr. 1044, Bl. 212; Jensen war inzwischen zur Wehrmacht einberufen und damit dem Zugriff der Gestapo entzogen. Hinweise auf Hilfeleistungen für Verfolgte im Detmolder Diakonissenheim gab Hans-Jürgen Dohmeier in einem am 24. April 1996 in Detmold gehaltenen Vortrag über „Die Lage der evangelischen Kirche in Detmold“. Zum Diakonissenhaus s. auch Bödeker, Beiträge, S. 166 f.
Z.B. Verfahren gegen Pastor Keller in Schwalenberg 1938: D 21 B Zug. 8/1981; gegen Hossius im Jahre 1940: D 23 Detmold Nr. 3981.
Zu dieser in ihrer unterschiedlichen verwaltungsrechtlichen, politischen und kirchlichen Zuordnung einzigartigen Ortsgruppe ausführlich Wagner, NSDAP.
So wurde einem Ehepaar aus Falkenhagen die politische Zuverlässigkeit bestritten, die es für die Gewährung einer Kinderbeihilfe brauchte, weil es nach Wedderwille „noch verbohrt katholisch “ sei, Schreiben vom 28. Juni 1939 an das Finanzamt Paderborn, L 113 Nr. 713, Bl. 73; ähnliche Fälle in L 113 Nr. 720, Bl. 868 u. Nr. 727, Bl. 667.
S. den „Sonderbericht über den Konfessionsunterricht“ des Kreisschulungsleiters an den Gauschulungsleiter vom 20. Mai 1940: L 113 Nr. 844, Bl. 1.
„Sonderbericht über den Konfessionsunterricht“, darin: „In den lippischen Schulen haben rd. 80% der Lehrer den Religionsunterricht aus Gewissensbedenken niedergelegt.“
S. dazu ausführlich L 80 III Nr. 1397.
Hinweise u.a. in L 113 Nr. 221, 430, 462 u. 469.
Schreiben Wedderwilles an den Gauleiter als Chef der Landesregierung vom 17. Mai 1938. Die Zahlen wurden von den Finanzämtern eruiert, wobei 12 Gemeinden des lippischen Südostens unberücksichtigt blieben, da für sie das Finanzamt Bad Pyrmont zuständig war; L 80 L Nr. 45. Die Zahlen werden in der Volkszählung vom 17. Mai 1939 bestätigt, nach der sich 2910 von 183 713 Lippern als gottgläubig bezeichneten, während 166 827 der Landeskiche oder einer evangelischen Freikirche angehörten, Staatsanzeiger für das Land Lippe 33/1941, S. 115.
Schreiben vom 26. Oktober 1933 an Wedderwille, L 80 L Nr. 45.
Schreiben Steineckes an Wedderwille v. 27. Dezember 1939; Vorgang in L 113 Nr. 740, Bl. 590 ff.
Wollenhaupt, der aus Thüringen stammte, besorgte seit dem 27. Juni 1933 als Staatskommissar die Gleichschaltung der Lippischen Landeskirche: L 76 C Nr. 10a; s. auch Wehrmann, Lippe, S. 270.
S. dazu L 113 Nr. 962, Bl. 128 ff., u. Bl. 237.
Schreiben des Parteimitglieds F. vom 21. Februar 1937: L 113 Nr. 479, Bl. 57.
Rundschreiben 37/1944 an die Ortsgruppenleiter vom 14. Dezember 1944: L 113 Nr. 551, Bl. 71.
Zitiert nach Volker Wehrmann: Zusammenbruch und Wiederaufbau. Lippe zwischen 1945 und 1949, Detmold 1987, S. 320.
L 113 Nr. 773, Bl. 147.
Beispiele in L 113 Nr. 357 u. 400.
Schreiben des Zellenleiters von Krentrup an Wedderwille vom 1. Juli 1940: L 113 Nr. 1040, Bl. 315.
Dazu Diewald-Kerkmann: Politische Denunziation; die Verf. zeigt darin auch die exkulpierende Funktion dieser indirekten Denunziationen auf.
Dazu Dieter Rebentisch: Die „politische Beurteilung“ als Herrschaftsinstrument der NSDAP, in: Detlev Peuckert u. Jürgen Reulecke (Hg.): Die Reihen fast geschlossen. Beiträge zur Geschichte des Alltags unterm Nationalsozialismus, Wuppertal 1981, S. 107–128.
Nach Kriegsbeginn gab es zwei deutliche Veränderungen des Spektrums: die Anträge beim Erwerb von Grundstücken aus jüdischem Besitz kamen hinzu; die Zahl der Anträge auf Kinderbeihilfen nahm drastisch ab.
Dies war das entscheidende Kriterium und die übliche Formulierung in den vorgedruckten Anfragen, die von der Kreisleitung an die Ortsgruppenleiter weitergegeben wurden.
Reichsorganisationsleiter der NSDAP (Hg.): Organisationsbuch der NSDAP, 4. Aufl. München 1937, S. 9.
Eine statistische Auswertung des lippischen Materials steht aus; die Vorgänge sind nicht nur über den gesamten Aktenbestand der Kreisleitung verteilt, sondern bilden auch drei große Teilbestände für die Kreisleitungen Lemgo (13 mehrbändige Aktentitel), Detmold (9 mehrbändige Titel) und Lippe (30 mehrbändige Titel). Eine Analyse des Jahres 1937 ergab für die Kreisleitung Lemgo 1616 Bescheinigungen; mit dem Kreis Detmold zusammen ergeben sich für 1937 mehr als 3000 Bescheinigungen; da das Verfahren bis 1945 fortgeführt wurde, läßt sich eine Gesamtzahl von mehr als 30000 Bescheinigungen annehmen.
Peter Hüttenberger: Gegenwärtige Forschungsansätze der Zeitgeschichte, in: Der Archivar 32 (1979), Sp. 23–34, hier Sp. 30.
So bei Rebentisch: Politische Beurteilung.
So wurde einem lippischen Gutsbesitzer im März 1937 die Zuverlässigkeit verweigert, die er zur Anerkennung als Lehrbetrieb benötigte; nach seiner Beschwerde bei der Gauwaltung der DAF wurden die Bedenken dort verworfen und der Kreisleiter zu einem Rückzug genötigt: L 113 Nr. 111, Bl. 644 u. Bl. 652 ff.
Bei den o.g. 1616 Beurteilungen der Kreisleitung Lemgo 1937 gab es 23 Ablehnungen, von denen 11 eine nur aufschiebende Wirkung bis zu einer erneuten Prüfung hatten. Dieses Verhältnis von Bestätigungen und Ablehnungen zeigt sich auch für die Jahre 1939, 1941, 1943 und 1945.
In einigen Fällen, in denen persönliche Interessen oder Sozialneid eines Zellen- oder Blockleiters zu einer negativen Beurteilung führten, die sachlich nicht begründet werden konnte, wurden noch antisemitische Argumente angefügt, um den Antragsteller zu diskreditieren, vgl. einen Fall aus Schötmar vom März 1937: L 113 Nr. 112, Bl. 349. Auch dies zeigt, daß die nach dem Ende des Regimes sog. „ganz kleinen Parteigenossen“ vor Ort nicht auf Anweisungen „von oben“ warten mußten, um ihren Antisemitismus zu entfalten.
L 113 Nr. 730, Bl. 538 ff.
Ein Fall in L 113 Nr. 110, Bl. 429.
Auseinandersetzung mit der AOK: L 113 Nr. 721, Bl. 15 ff; mit der Lippischen Landesspar- und Leihekasse: Nr. 721, Bl. 560 ff.
L 113 Nr. 734, Bl. 224.
Vgl. die Meldung eines Blockhelfers der NSV mit der Äußerung einer Frau in Detmold: „Ihr seid wohl verrückt geworden mit euren Scheissammlungen jede Woche, wo soll man das Geld alle hernehmen?“, Schreiben an den Ortsgruppenleiter der Ortsgruppe Detmold-West Dr. Günther vom 21. Oktober 1939: L 113 Nr. 1032, Bl. 345 ff.
Meldung an die Ortsgruppe Bega vom 23. November 1941: L 113 Nr. 1043, Bl. 151.
Diewald-Kerkmann: Politische Denunziation.
S. für den Raum Würzburg Robert Gellately: Die Gestapo und die deutsche Gesellschaft. Die Durchsetzung der Rassenpolitik 1933–1945, Paderborn 1993;
für Schleswig-Holstein Gerhard Paul: Staatlicher Terror und gesellschaftliche Verrohung, Hamburg 1996.
Vgl. sein Schreiben an den genannten Flieger G. vom 22. Dezember 1941: L 113 Nr. 1043, Bl. 150.
So im Schreiben Wedderwilles vom 22. Juni 1939: 710, Bl. 455.
Andernfalls versäumte Wedderwille nicht, auf die Konsequenzen, etwa eine Meldung an die Gestapo, hinzuweisen, vgl. Schreiben vom 17. März 1938 an eine Frau in Detmold: L 113 Nr. 485, Bl. 220.
Schreiben des Leiters des Kreispersonalamtes an K. in Beilenberg vom 6. Mai 1940: L 113 Nr. 897, Bl. 94.
Der Landwirt R. aus Krentrup beschwerte sich am 26. Januar 1941 schriftlich bei Wedderwille darüber, nicht zu Wort gekommen zu sein: L 113 Nr. 1040, Bl. 310. Auch Drake hatte am 3. Januar 1939 eine ähnliche Erfahrung gemacht, s. seine Darstellung vom 24. April 1948, abgedruckt bei Wehrmann: Drake, S. 228 f. Drakes Darstellung ist eine Reaktion auf den ihm nach dem Krieg zugänglich gewordenen Bericht Wed-derwilles an den Gauleiter vom 4. Januar 1939, ebendort S. 227 f.
Vgl. das in Rußland aufgesetzte Schreiben des Fliegers G. vom 15. Januar 1941: L 113 Nr. 1043, Bl. 148. Ein weiteres Beispiel wäre die handschriftliche Erklärung eines Landwirts aus Hakedal vom 13. Mai 1935, „in Zukunft nicht mehr mit Juden zu handeln“: L 113 Nr. 471, Bl. 296.
S. ein Beispiel aus Leopoldstal: L 113 Nr. 1045, Bl. 258 ff; zu diesem Fall s.u. Abschnitt 2.4.
Schreiben Wedderwilles an den Ortsgruppenleiter von Ehrsen-Breden vom 21. November 1944: 1067, Bl. 102.
L 113 Nr. 1060, Bl. 586 f.
So im Rundschreiben des Gauleiters vom 12. November 1936: L 113 Nr. 62, Bl. 78 f.
Die Zahl von 80 000 erwähnt in einem Schreiben Wedderwilles vom 24. Januar 1945: L 113 Nr. 1067, Bl. 40.
Schreiben vom 12. August 1940: L 113 Nr. 818, Bl. 114.
Vgl. Schreiben der Frau K. aus Lage vom 27. November 1940: „Da Sie, lieber Herr Wedderwille, uns allen den Weg zu Ihnen freigegeben haben, um Rat und Hilfe zu erbitten, wo wir nicht weiter wissen ...“: L 113 Nr. 1038, Bl. 249. Selbst in Fällen, in denen Wedderwille als Vertreter der Landesregierung bemüht wurde, etwa bei der Verpachtung eines Kurhauses im Staatsbad Bad Salzuflen, wurde der Zuständigkeitsanspruch der Partei zitiert: L 113 Nr. 1042, Bl. 285.
Zur Tätigkeit des Kreiswirtschaftsberaters in Lippe s. L 113 Nr. 918–926. Der Kreiswirtschaftsberater scheiterte in erster Linie daran, daß die NSDAP selbst keine materielle Unterstützung leisten, sondern nur beraten und gegebenfalls den Kontakt zu Kreditgebern vermitteln konnte, deren Kriterien allerdings ökonomische und keine ideologischen im Sinne der NSDAP waren. Zur Wirtschaftsberatung der NSDAP auf Gauebene s. Gerhard Kratzsch: Der Gauwirtschaftsapparat der NSDAP. Menschenführung, „Arisierung“, Wehrwirtschaft im Gau Westfalen-Süd. Eine Studie zur Herrschaftspraxis im totalitären Staat, Münster 1989.
Vorländer, NSV, S. 175.
L 113 Nr. 1044, Bl. 312–314.
Schreiben vom 18. Dezember 1939: L 113 Nr. 1033, Bl. 93.
L 113 Nr. 1058, Bl. 97.
Protokoll der Kreisleitung vom 10. Februar 1945: L 113 Nr. 1069, Bl. 228.
Schreiben Wedderwilles vom 15. Februar 1941 an den Ortsbauernführer in Schieder: L 113 Nr. 1040, Bl. 305.
L 113 Nr. 1059, Bl. 215–219.
Schreiben der Kreisleitung an die Vermieterin vom 18. November 1943: L 113 Nr. 1058, Bl. 209.
Schreiben der Kreisleitung an den Ortsgruppenleiter von Heiden vom 1. März 1945: L 113 Nr. 1069, Bl. 229.
Nur selten, wenn mehrere Vermittlungsgesuche gescheitert waren, verweigerte sich Wedderwille und verwies etwa auf den Klageweg, s. L 113 Nr. 1033, Bl. 627.
Schreiben Wedderwilles vom 27. Oktober 1944: L 113 Nr. 1064, Bl. 501.
Schreiben Wedderwilles vom 12. Juli 1940: L 113 Nr. 1037, Bl. 438.
Vgl. Schreiben Wedderwilles an die Gauleitung vom 21. März 1944, mit dem Vermerk, die betreffende Ehefrau habe den „verständlichen Wunsch geäußert, daß ihrem Manne nicht bekanntgegeben werden möchte, daß sie den Antrag auf Einziehung zur Wehrmacht gestellt hat.“ L 113 Nr. 1060, Bl. 45.
Fälle z.B. in L 113 Nr. 1060, Bl. 472, 1062, Bl. 580.
L 113 Nr. 1035, Bl. 426.
In der Kreisleitung aufgenommenes Protokoll vom 23. Juni 1944: L 113 Nr. 1062, Bl. 106.
L 113 Nr. 1043, Bl. 366 ff.
L 113 Nr. 1064, Bl. 473.
Schreiben vom 4. Januar 1945: L 113 Nr. 1067, Bl. 374.
Schreiben vom 5. Mai 1944: L 113 Nr. 1062, Bl. 277.
Schreiben der Kreisleitung vom 17. Juni 1942: L 113 Nr. 1046, Bl. 570.
L 113 Nr. 1059, Bl. 260–261; der Betreffende wurde darüber von der Kreisleitung informiert.
Schreiben der Landesregierung an den Antragsteller vom 6. Oktober 1939: L 113 Nr. 1032, Bl. 240.
Schreiben des Staatlichen Gesundheitsamtes des Kreises Detmold an Wedderwille vom 30. Januar 1945: L 113 Nr. 1067, Bl. 103.
Schreiben des Arbeitsamtsleiters Süß an Wedderwille vom 10. Dezember 1941: L 113 Nr. 1043, Bl. 523.
Schon im November 1933 schrieb Wedderwille einem Bekannten, daß es „verhältnismäßig schwer“ sei, „mich anzutreffen, weil ich fast dauernd unterwegs bin“: L 113 Nr. 1033, Bl. 263; im Dezember 1944 bedauerte er, die Verweigerung des Schanzeinsatzes durch einen Parteigenossen „durch Arbeitsbelastung“ nicht sanktionieren zu können: L 113 Nr. 1066, Bl. 214.
In einem Feldpostbrief an Wedderwille vom 13. August 1943: L 113 Nr. 1014, Bl. 119 f.
S. Dazu ausführlich Reinhard Wulfmeyer: Lippe 1933.
Als Beispiel sei der Rechtsanwalt Helmuth Petri erwähnt, der als Vorsitzender der lippischen DNVP im Wahlkampf zur Landtagswahl vom 15. Januar 1933 ein Stillhalteabkommen mit der NSDAP geschlossen hatte. Nach der Gleichschaltung des Landtags übernahm er das dem Kampfverband Schwarz-Weiß-Rot zugestandene Mandat, der Landtag trat allerdings nach dem Ermächtigungsgesetz nicht mehr zusammen. Am 1. April 1936 trat Petri in die NSDAP ein.
Zu Fechenbach s. Landesverband Lippe u.a. (Hg.): Felix Fechenbach 1894–1933. Journalist, Schriftsteller, Pazifist, Detmold 1994.
Der ganze Vorgang in: M1IP Nr. 645, Bl. 258–271.
Schreiben des Polizeipräsidenten von Werder an den Gauleiter vom 10. April 1933; Antwort des Gauleiters vom 12. April 1933: L 80 la 16 Nr. 121; s. auch M1IP Nr. 645, Bl. 234 ff.
Es sei ausdrücklich daran erinnert, daß es hier um eine Analyse der Herrschaftstechniken geht; der vielleicht entstehende Eindruck einer Verharmlosung der Verfolgungspraxis ist nicht zutreffend.
Vgl. das Beispiel des Kohlenhändlers N. aus Lemgo, dem Wedderwille in einem Schreiben vom 19. Juni 1944 die Anerkennung politischer Zuverlässigkeit mit Hinweis auf seine frühere Rolle als lokaler Führer der KPD und seine unveränderte Gesinnung verweigerte, die sich z.B. in Kohlenzuwendungen an „frühere Gesinnungsgenossen“ bei gleichzeitiger Ablehnung von WHW-Spenden äußere; die Verweigerung ist aber die einzige Sanktion, die N. traf: L 113 Nr. 732, Bl. 402.
Wulfmeyer: Lippe 1933; s. zu dieser Zeit auch den Nachlaß des späteren SPD-Bundestagsabgeordneten August Berlin: D 72 August Berlin.
Auch zwei Inhaftierungen Drakes (1933 u. 1944) ändern an diesem Bild nichts, da im ersten Fall das Landespräsidium, im zweiten Wedderwille offenbar nicht direkt für diese Maßnahmen verantwortlich waren. In seinem dem Gauleiter übersandten Bericht vom 4. Januar 1939 über eine Unterredung mit Drake zitiert Wedderwille diesen mit den Worten, „grundsätzlich erkenne er die Leistungen des Dritten Reiches an“. Drakes am 28. April 1948 geschriebene Gegendarstellung geht auf diesen Punkt nicht ein, beides zitiert bei Wehrmann: Drake, S. 227 ff.
Vgl. die Benennung von Sicherheitskommissaren in den Ortsgruppen im Februar und März 1945: L 113 Nr. 595.
Das Schicksal der aus Osteuropa stammenden Arbeitskräfte behandelt Gabriele Freitag: Zwangsarbeiter im Lipper Land. Eine regionalgeschichtliche Studie zum Nationalsozialismus, Bochum 1996.
Dazu Freitag: Zwangsarbeiter.
Verfolgung von Zwangsarbeitern durch die Gestapo in StA DT M1IP Nr. 637–639 (Tagesrapporte der Stapo Bielefeld, Sept. 1939 bis Juli 1942, Meldungen Bielefeld an das RSHA); die Hinrichtung eines Polen in Ba-venhausen auch bezeugt im Tätigkeitsbericht der Kreisbeauftragten des Referates „Bauerntum und Landwirtschaft“ der Volksdeutschen Mittelstelle Lüdeking vom 31. Dezember 1940: L 113 Nr. 992, Bl. 150 ff.
Dazu auch Andreas Ruppert: „Der nationalsozialistische Geist läßt sich nicht in die Enge treiben, auch nicht vom Arbeitsamt.“ Zur Auseinandersetzung zwischen dem Kreisleiter der NSDAP in Lippe und dem Leiter des Arbeitsamtes Detmold in den Jahren 1939 bis 1943, in: LM 62 (1993), S. 253–283, hier S. 270–275.
Das Schicksal der jüdischen Bevölkerung in Lippe ist seit 1988 durch die Arbeiten von Dina van Faassen, Jürgen Hartmann, Wolfgang Müller, Klaus und Hanne Pohlmann, Jürgen Scheffler beleuchtet worden, s. im Literaturverzeichnis.
Mehrere Fälle in M1IP Nr. 647, Bd. 1 (1935).
S. als Beispiele die Erpressung des Lehrers Moritz Rülf durch Wedderwille und Josef (später: Jürgen) Stro-op am 10. Mai 1933, s. Wolfgang Müller: Moritz Rülf — ein jüdischer Lehrer in schwerer Zeit, in: LM 57 (1988), S. 365–432; oder die Erpressung des Kaufmanns Bachrach in Schwalenberg im Zusammenhang des Boykotts vom 1. April 1933: L 80 le IV 5 Nr. 2 I.
Wedderwilles Beteiligung an den Ausschreitungen vom 9./10. November 1938 dokumentiert in den Akten des 1946 eröffneten Verfahrens: D 21 B Zug. 34/1976, Nr. 149; zum Geschehen in Detmold s. Jürgen Hartmann: „Die durchgeführte Aktion hat hier wahre Befriedigung hervorgerufen“ — Der November-Pogrom in Detmold; zu den Deportationen ders.: Die Deportation Detmolder Juden 1941–1945, beide in: Stadt Detmold: Nationalsozialismus.
Die Verfolgung B.s dokumentiert in L 113 Nr. 996. Es war B.s Widerstand gegen diese Verfolgung, die Wedderwille besonders provozierte und ihn zur Behauptung trieb, daß B. „mehr verachtet und gehaßt wird wie irgend ein anderer Jude in Detmold“, Schreiben an die Reichsstelle für Sippenforschung vom 1. Dezember 1938: L 113 Nr. 996, Bl. 45.
Vermerk vom 1. April 1945, überliefert vom späteren Leiter des Nordrhein-Westfälischen Staatsarchivs Erich Kittel: L 80 Id XXII 1, 5, Bd. 1, Bl. 201.
Die Rede vom 4. Oktober 1943 als Dokument PS-1919 in: Trial of the Major War Criminals before the International Military Tribunal, Bd. 29, Nürnberg 1948, S. 110–173, hier S. 145–146.
Meldung der Kreisleitung Bielefeld-Halle an die Kreisleitung Lippe vom 8. März 1939; Schreiben der Betroffenen an den Kreispersonalamtsleiter vom 19. März 1939: L 113 Nr. 897, Bl. 278 ff.
Schreiben des Kreisabschnittswalters Bad Salzuflen des NSLB Schäfer vom Februar 1941: L 113 Nr. 722, Bl. 474 ff.
Nach Wedderwilles oben genanntem Bericht vom 4. Januar 1939 habe sich Drake dagegen verwahrt, „mit dem Juden Fechenbach in einem Atemzug genannt zu werden“; vgl. demgegenüber Drakes Korrektur, nach der er nur betont habe, er „sei weder Antisemit noch Philosemit.“ Zum sehr zurückhaltenden Umgang der lippischen SPD mit Fechenbach nach 1945 s. Wolfgang Müller: „Nie ganz vergessen“. Die Erinnerung an Felix Fechenbach in Lippe, in: Landesverband Lippe (Hg.): Fechenbach, S.118–150.
Abbildungen der vollständigen und der retuschierten Fotografie bei Dina van Faassen u. Jürgen Hartmann: Die jüdische Minderheit, S. 109.
Schreiben vom 25. August 1944: L 113 Nr. 1073, Bl. 3. Hinweise auf Einsätze als Frontredner u.a. in L 113 Nr. 846, Bl. 117 u. Nr. 858, Bl. 604.
Zu seinen Bemühungen, den Widerstandswillen der Bevölkerung zu mobilisieren, s. u.a. die Berichte in der LSZ vom 10. August 1944 („In Lippe wird restlos durchgegriffen“) und vom 30. Dezember 1944 („Parole 1945: Weiterkämpfen bis zum Sieg! Das Geleitwort des Kreisleiters zur Jahreswende“).
Schreiben an einen in Bromberg eingesetzten Bekannten vom 25. August 1944: L 113 Nr. 1073, Bl. 3.
Schreiben an einen in Dworszowice (Wartheland) eingesetzten Bekannten vom 9. Januar 1945: L 113 Nr. 1067, Bl. 407.
Zu Prüßner s. den Bittbrief seiner Frau an den inzwischen wieder amtierenden Landespräsidenten Drake vom 21. Mai 1945: L 80 la II 4 Nr. 2 I, abgedruckt auch bei Wehrmann: Drake, S. 280; Victor Klemperer: LTI. Notizbuch eines Philologen, 15. Aufl. Leipzig 1996, S. 126–127.
Angaben im Schreiben seiner Witwe an den Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen vom 2. Mai 1970; der Hinweis auf die Gefangennahme als Volkssturmmann am 10. April 1945 wird durch die Gefangenenmeldung für Kriegsgefangene der US-Armee bestätigt, beides D 70 Nr. 68. Im 1946 eröffneten Strafverfahren um die Brandstiftung an der Detmolder Synagoge war er der Hauptangeklagte; ein vergeblicher Vernehmungsversuch ist in den Verfahrensakten dokumentiert: D 21 B Zug. 34/1976 Nr. 149 (Az. 1 Js 1869/46); ein Verfahren im Rahmen der Entnazifizierung fand nicht statt.
Kater, Nazi Party, S. 212 (Übersetzung A.R.).
Zu Steineckes Übergriffen s. L 113 Nr. 423 und seine Personalakten im ehemaligen Berlin Document Center, BA Außenstelle Berlin-Zehlendorf.
Dies registrierte auch Barbara Fait für die von ihr untersuchten Fälle, s. Fait: Kreisleiter, S. 242, Anm. 110.
Fälle in L 113 Nr. 1037, Bl. 107–122; L 113 Nr. 1061, Bl. 154.
Schreiben vom 28. Dezember 1944: L 113 Nr. 1066, Bl. 138.
Vgl. dessen Dankschreiben vom 15. Januar 1945: L 113 Nr. 1067, Bl. 98.
Ablehnungen der Unterbringung der Familie des NSDAP-Kreisleiters von Iserlohn, Schreiben vom 24. Januar 1945: L 113 Nr. 1067, Bl. 40; der Unterbringung einer Ärztin, für die sich der Präsident des Gauarbeitsamtes eingesetzt hatte, Schreiben vom 26. Januar 1945: L 113 Nr. 1067, Bl. 291 f.; der Aufnahme der Familie eines Generalleutnants, Schreiben vom 15. Februar 1945: L 113 Nr. 1068, Bl. 337 f.
Niederschrift der Aussage des Oberleutnants R. in der Kreisleitung vom 20. April 1943: L 113 Nr. 1054, Bl. 298.
Schreiben vom 30. Januar 1944, Antwort Wedderwilles vom 14. Februar 1944: L 113 Nr. 1059, Bl. 33 ff.
Fait: Kreisleiter, S. 298. Die Autorin wertet diese Erscheinung allerdings eher als Abneigung gegen den Vorwurf eines neuen Denunziantentums.
Geise: Kriegschronik, Eintrag zum 8. April 1945; zitiert bei Volker Wehrmann, Zusammenbruch und Wiederaufbau. Detmold 1987, S. 50.
Fait: Kreisleiter, S. 298–299.
Vgl. LZ vom 14. Mai 1960 über Steinecke als Maler oder vom 7. März 1973 zu Steineckes 85. Geburtstag; LZ vom 5. August 1967 zu von Donops 95. Geburtstag.
Schreiben vom 2. Mai 1970: D 70 Nr. 68.
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Ruppert, A., Riechert, H. (1998). Der Kreisleiter der NSDAP in Lippe. In: Herrschaft und Akzeptanz. Veröffentlichungen der Staatlichen Archive des Landes Nordrhein-Westfalen, vol 41. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10298-4_2
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