Zusammenfassung
Autonome Bildungsprojekte von und für Frauen haben sich ursprünglich aus Frauenselbsthilfe- und -selbsterfahrungsgruppen heraus entwickelt, die im Zuge der zweiten Frauenbewegung und eingebettet in die sozialen Bewegungen (Öko-, Friedens-, Gesundheits-, Selbsthilfe- und Bürgerinitiativbewegung) der auslaufenden 60er und beginnenden 70er Jahre entstanden sind. In vielfältigen Zusammenschlüssen, die von einer Kritik an den bestehenden patriarchalen Verhältnissen ausgingen, waren die Frauen weitgehend auf sich selbst verwiesen. Es gab in der damaligen Zeit so gut wie keine öffentliche Institution, in der die subjektive und objektiv-gesellschaftliche Lage von Frauen so reflektiert worden wäre, daß diese Überlegungen als Orientierung für die engagierten Frauen hätten dienen können (vgl. Griechen-Hepp 1979, S. 49ff.). Die neue Frauenkultur zeigte sich in einer bunten Mischung von Aktivitäten, die von einer euphorischen Aufbruchsstimmung begleitet waren, getragen vom Bewußtsein der eigenen Stärke, weil die patriarchale Abwertung der weiblichen Lebenszusammenhänge endlich durchbrochen wurde. Im Kontext dieses recht heterogenen Feldes entfalteten sich auch Bildungsprojekte. Diese wiesen oftmals thematische Spezialisierungen auf und betonten in ihrer Praxis ganz besonders den Aspekt der Bildung und Information von Frauen. Im einzelnen bezogen sich Bildungsprojekte beispielsweise auf Fragen der Gesundheit, der Rückkehr ins Berufsleben oder auf besondere biografische Phasen von Frauen (z.B. Mutterschaft, Familiengründung). Im Verlauf der 80er und 90er Jahre entstanden Frauenferienhäuser mit umfangreichem Bildungsprogramm, Frauenschulen, interkulturelle Bildungsprojekte, Qualifizierungs-, Aus- und Weiterbildungsprojekte — auch für die Projektefrauen selbst.
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Bindel-Kögel, G. (2001). Projektarbeit/autonome Bildungsarbeit. In: Gieseke, W. (eds) Handbuch zur Frauenbildung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10277-9_18
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-2651-4
Online ISBN: 978-3-663-10277-9
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