Zusammenfassung
Spielfilme handeln, ebenso wie andere kulturelle Erzeugnisse, wie Literatur, populäre Musik, Sprech- bzw. Musiktheater, Werbung und Bildende Kunst, von ‚großen’ Gefühlen, von Liebe und Hass, von Neid, Eifersucht, Habgier und Trauer, von konflikthaften Zuspitzungen im Zusammenleben der Menschen, von Verbrechen, Intrigen, Verrat, Macht, Unterdrückung und Gewalt. Der Spielfilm kennt daher nur die personale, zwischenmenschliche, nicht die kollektive Ebene, nur die Kleingruppe, nicht das gesellschaftliche System. Abstrakte, überindividuelle Tendenzen, wirtschaftliche Rahmenbedingungen etwa, die das Soziale bestimmen, spielen nur indirekt eine Rolle, da sie nicht emotionalisiert werden können. Die Entwicklung größerer gesellschaftlicher Zusammenhänge wird im Spielfilm im Handeln von Personen verständlich und geht aus dem Zusammenleben im Nahraum hervor. Geschichte bewegt und wird bewegt von Menschen, die von Schicksalsschlägen getroffen werden oder denen ein Glück widerfährt oder die im entscheidenden Moment in das kollektive Geschehen eingreifen. Im Fokus stehen die Protagonisten, Helden und Antihelden, stehen Charaktere und Beziehungen, die das Agieren und Reagieren plausibel werden lassen. Spielfilme weisen also zwangsläufig eine Verzerrung auf; die Welt, von der Spielfilme erzählen, wird bestimmt von handelnden Personen, ihren Vorstellungen, ihrem Wissen und ihren Gefühlen, nicht von Strukturen und von gesellschaftlichen Kräften. Auch als visuelles Medium muss der Film Personen zeigen.
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Literatur
Mikos, Lothar: Es wird Dein Leben! Familienserien im Fernsehen und im Alltag der Zuschauer. Münster 1994 Aus der Analyse von vier „klassischen“ Serien (Inhaltsbeschreibung, Herstellung fiktiver Realität, gestalterische Mittel, Produktionsbedingungen) und 14 problemzentrierten Interviews mit regelmäßigen Rezipienten (Serienkompetenz, Beurteilung der Serienrealität, Faszination durch Serien) ergibt sich ein dichtes Bild der Serienaneignung im Alltag, das die wechselseitige Bedingtheit von Produktion und Rezeption erhellt.
ULR (Unabhängige Landesanstalt für das Rundfiinkwesen) Kiel (Hg.): TV-Movies >Ma-de in Germany<. Struktur, Gesellschaftsbild, Kinder und Jugendschutz. 2 Bde. Teil 1 : Hans J. Wulff: Historische, inhaltsanalytische und theoretische Studien; Teil 2: Jörg Petersen: Empirische Studien. Kiel 2000 Im ersten Band des Werkes wird der Typus ‚TV-Movie’ expliziert und von anderen Genres abgegrenzt, wobei spezielle Merkmale der Rollenstruktur, der Affektsteuerung, der Konfliktdynamik und des impliziten Wertsystems — großenteils mit Bezugnahme auf konkrete Beispiele — im Vordergrund stehen. Der zweite Band umfasst Programm- und Inhaltsanalysen von TV-Movies sowie eine nach Sendungsformaten differenzierende Untersuchung der Nutzungsgewohnheiten von Kindern und Jugendlichen. Bei der Auswertung der Ergebnisse werden auch Aspekte des Kinder- und Jugendmedienschutzes thematisiert.
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Plake, K. (2004). Programme mit fiktiven Inhalten. In: Handbuch Fernsehforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10254-0_5
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