Zusammenfassung
Immanuel Kant schreibt in seiner Grundlegung zur Metaphysik der Sitten: „Es ist ein Unglück, daß der Begriff der Glückseligkeit ein so unbestimmter Begriff ist, daß, obgleich jeder Mensch zu dieser zu gelangen wünscht, er doch niemals bestimmt und mit sich selbst einstimmig sagen kann, was er eigentlich wünsche und wolle.“1 Kant folgert daraus, daß sich keine bestimmten Prinzipien angeben ließen, wie die Glückseligkeit zu erlangen sei, sondern daß man allenfalls vage Ratschläge erteilen könne. Die Philosophen der Antike waren hierin gänzlich anderer Ansicht. Sie waren der Überzeugung, daß es gerade die eigentliche Aufgabe der Philosophie sei, einen verbindlichen Weg zur Glückseligkeit zu weisen, so daß es jedermann möglich sei, in vollkommenem Glück zu leben. So definiert Epikur die Philosophie geradezu als „eine Tätigkeit, die durch Argumentation und Diskussion das glückselige Leben verschafft“.2 Wie kommt es, daß sich diese Überzeugung in der Neuzeit verloren hat?
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Anmerkungen
I. Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, Akademie-Ausgabe, Bd. IV, S. 418
Epicurea, ed. H. Usener, Leipzig 1887 (ed. ster. Stuttgart 1966), Fragment 219
I. Kant, aaO
Aristoteles, Nikomachische Ethik, 1098a16 (übers. v. F. Dirimeier, Darmstadt 1979 )
Aristippi et Cyrenaicorum fragmenta, ed. E. Mannebach, Leiden/Köln 1961, Fragment 217
Diogenes Laertius, Leben und Meinungen berühmter Philosophen, II 88
Diogenes Laertius, aaO, II 87 f.
Diogenes Laertius, aaO, II 89–91; Aristippi et Cyrenaicorum fragmenta, aaO, Fragment 207 f.
Diogenes Laertius, aaO, II 75
Diogenes Laertius, aaO, II 90
Aristoteles, aaO, 1098a18
Epikur, Brief an Menoikeus, 124
Vgl. z. B. Stoicomm veterum fragmenta, coll. I. ab Arnim, 4 Bde., Leipzig 1903 ff. (ed. ster. Stuttgart 1964 ), Bd. 3, Fragment 2
Vgl. z. B. Sextus Empiricus, Grundriß der pyrrhonischen Skepsis, Einl. u. Übers. v. M. H ssenfelder, Frankfurt/M. 1985, S. 95
S. das Nähere zu den drei Schulen in M. Hossenfelder, Stoa, Epikureismus und Skepsis, München 1985 (Geschichte der Philosophie, hg. v. W. Röd, Bd. III: Die Philosophie der Antike 3 )
J. C. B. Gosling, Pleasure and desire. The case for hedonism reviewed, Oxford 1969
Vgl. M. Hossenfelder, Epikur, München 1991, S. 121 f.; 138
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Hossenfelder, M. (1992). Philosophie als Lehre vom glücklichen Leben. Antiker und neuzeitlicher Glücksbegriff. In: Bellebaum, A. (eds) Glück und Zufriedenheit. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10184-0_2
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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