Zusammenfassung
Um es in zwei — wie üblich hinkenden — Vergleichen zu sagen: Schulsozialarbeit und Gewalt haben eine ähnliche Beziehung zueinander wie Morgengymnastik und Krankheit — und eine ganz andere als Feuerwehr und Brandstiftung. Schulsozialarbeit „an sich“ verfügt über kein spezifisches Handlungs- und Methodenrepertoire zur Überwindung oder gar zur Therapie von Gewalt, Gewaltneigung oder Gewaltbereitschaft bei einzelnen Jugendlichen oder bei Gruppen. Sie kann allenfalls dazu beitragen, daß bei entsprechenden Anlässen — und die bemerken sozialpädagogische Fachkräfte der Jugendhilfe mit ihren auch die Lebensverhältnisse der Jugendlichen ausserhalb der Schule einbeziehenden Arbeitsformen vielleicht manchmal eher als viele Lehrerinnen und Lehrer mit ihrem, jedenfalls in den alten Bundesländern, zunehmend auf den Unterricht begrenzten Aufgabenverständnis — geeignete Maßnahmen eingerichtet werden. Im übrigen aber hat sie ebenso wie andere Handlungsformen und Konzepte der Jugendhilfe — und diesen ist sie zuzurechnen — das Ziel, die gesellschaftliche Integration der nachwachsenden Generation sicherzustellen, und zwar sowohl allgemein als auch insbesondere dort, wo diese erkennbar gefährdet ist. Wenn wir davon ausgehen, daß Gewalt, Gewaltneigung und Gewaltbereitschaft Folgen, Begleiterscheinungen oder Symptome gefährdeter oder auch schon durch Ausgrenzungen gekennzeichneter Sozialisationsprozesse sind und erfolgversprechende Konzepte der Überwindung von gewaltfbrmigem Verhalten sich deshalb genau auf diese Sozialisationsprozesse beziehen sollten, dann kommt Schulsozialarbeit vernünftigerweise auch in diesem Kontext ins Spiel, aber eben vor allem mit ganzheitlich auf die gelingende soziale Integration Einzelner oder auch von Gruppen gerichteten und insoweit präventiven Maßnahmen und kaum mit problemspezifischen „therapeutischen“ Angeboten.
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Rademacker, H. (1996). Schulsozialarbeit vor neuen Herausforderungen — Bilanz und Perspektiven der Schulsozialarbeit in den alten und neuen Bundesländern. In: Schubarth, W., Kolbe, FU., Willems, H. (eds) Gewalt an Schulen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10171-0_11
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