Zusammenfassung
Die Frage, welche Interventions- und Präventionsstrategien gegen aggressives und gewaltförmiges Verhalten von Schulen derzeit verfolgt werden, ist für die Öffentlichkeit aus folgenden Gründen von Interesse: In Diskussionen zum Thema Gewalt an Schulen stehen immer häufiger Fragen von Lehrer/ innen und Eltern im Vordergrund, wie auf Aggressivität im Schulalltag zu reagieren sei und wie man einer potentiellen Gewalteskalation vorbeugen könnte. Solche Fragen verdeutlichen eine gewisse Hilflosigkeit, stellen aber auch die Forderung nach erfolgreichen Konzepten und Strategien — mitunter auch nach „Patentrezepten“, die die verlorengegangene Sicherheit im pädagogischen Alltag wieder herzustellen vermögen (vgl. Schwind 1995). Das Gefühl der Ohnmacht gegenüber Prügeleien, Vandalismus o.ä. läßt sich dabei nicht allein mit dem Versagen konventioneller Erziehungspraktiken erklären. Zumal dann nicht, wenn derlei Fragen in den alten und neuen Bundesländern gestellt werden. Die Verunsicherung scheint — wenigstens teilweise — auch ein Produkt zweier Diskussionen zu sein: In den neuen Ländern ist es die kritische Bewertung der DDR-Schule gewesen, die zunächst zu einer Destabilisierung des professionellen Selbstverständnisses von Lehrer/innen geführt hat (vgl. Tillmann 1994a). Die in den westlichen Bundesländern geführte Wertedebatte, insbesondere die Frage der „Schuld“ antiautoritärer („68er“) Erzieher an fremdenfeindlichen Übergriffen, mag die Pädagogen in den neuen Bundesländern entlastet haben. Sie dürfte aber zu einer Verunsicherung der Lehrer/innen und Eltern in der alten Bundesrepublik beitragen. Dieser lähmenden Ratlosigkeit auf seiten der Lehrer/innen und Eltern steht eine beinahe unüberschaubare Fülle von Ratgeberliteratur, Materialsammlungen, Erfahrungsberichten u.ä. gegenüber (vgl. Reh 1994, Bründel 1995, Schwind 1995). Das breite Angebot an Präventions- und Interventionsprogrammen gibt jedoch keinen Aufschluß über die gegenwärtig praktizierten Maßnahmen und Konzepte, mit denen Schulen auf Gewalt und abweichendes Verhalten reagieren. So gibt es auf die folgenden Fragen nach wie vor keine empirisch fundierten Antworten: Ist die im öffentlichen Diskurs über schulische Gewalt — insbesondere auch von den Medien — vertretene (vgl. Schubarth 1995) Annahme, daß Lehrer/innen (und Eltern) einer zunehmend gewalttätigen Schülerschaft hilflos gegenüberstehen, ein tatsächliches und weiter verbreitetes Phänomen? In welcher Form reagieren Lehrer/innen auf deviantes Verhalten ihrer Schüler/innen? Ist Gewalt an Schulen erst dann ein relevantes Thema, wenn Schulen selbst betroffen sind, oder gibt es Konzepte, um Gewalt vorzubeugen? Welcher Art sind solche Präventionsstrategien?
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Ackermann, C. (1996). Interventions- und Präventionspraxis an Schulen — Ergebnisse einer vergleichenden Schulleiterbefragung. In: Schubarth, W., Kolbe, FU., Willems, H. (eds) Gewalt an Schulen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10171-0_10
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