Soziale Ungleichheiten und soziale Ambivalenzen

Zusammenfassung

Auch wenn das neue Jahrhundert, zumindest aus soziologischer Sicht, eher unaufgeregt begonnen hat, scheinen an seinem Anfang Ausblicke auf eine Soziologie des 21. Jahrhunderts naheliegend. Ebenso naheliegend sind freilich Rückblicke auf Kontinuitäten und Diskontinuitäten im soziologischen Denken und Forschen. In der Natur der Sache liegt es dabei, dass Rückblicke die Diskussionslinien schärfer konturieren können, Ausblicke dagegen eher unscharf bleiben werden — und auch bleiben müssen, denn sonst könnte ja die Zukunft keine Überraschungen mehr bereit halten.

„ Das Ideal, das die Benennungs- und Klassifizierungsfunktion zu erreichen sucht, ist eine Art geräumiger Aktenschrank, derail die Akten enthält, die all die Einzelheiten enthalten, welche die Welt enthält — aber jede Akte und jede Einzelheit auf einem gesonderten Platz ganz für sich beschränkt. (...) Es ist die Unmöglichkeit eines solchen Aktenschrankes, die Ambivalenz unvermeidlich macht. Und es ist die Beharrlichkeit, mit der die Konstruktion eines solchen Schranks verfolgt wird, die immer neue Schübe an Ambivalenz hervorbringt.“

(Bauman 1992: 15)