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Steuerungstheoretische Lösungsansätze des Integrationsproblems: Verhandlungssysteme

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Gesellschaftliche Steuerungschancen durch Elitenintegration?
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Zusammenfassung

Die Überlegungen der Max-Planck-Forschungsgruppe zur politischen Steuerung in differenzierten Demokratien und den dafür angemessenen Verfahrensweisen münden in die Theorie der Verhandlungssysteme. Durch diese können Steuerungsprobleme, die aufgrund von Kommunikationsschwierigkeiten zwischen den Teilsystemen bestehen, zwar nach wie vor noch nicht in allen Detailfragen und Facetten gelöst werden. Der Ansatz der Verhandlungssysteme gibt jedoch einen umfassenden Einblick in die Funktionsweise und Grenzen der in der politischen Praxis bereits vielfältig existierenden kollektiven Problemlösungsmechanismen (Benz 1997:92, Marin/Mayntz 1991). Zugleich wird deutlich, daß zum Funktionieren von Verhandlungssystemen anspruchsvolle Voraussetzungen erfüllt sein müssen (Scharpf 1992, vgl. Czada/Schmidt 1993). Trotzdem erscheint das Modell der Verhandlungssysteme im Zusammenhang mit der Frage nach der Steuerungsfähigkeit des politischen Systems als zwar voraussetzungsvolle, aber praktikable Lösung einiger — selbstverständlich nicht aller — Steuerungspathologie1. „Die neue Theorie der politischen Steuerung liefert damit kein gesellschaftstheoretisches Paradigma mehr, sondern wird zu einer [...] Theorie politischen Handelns in einer funktional differenzierten Gesellschaft.“ (Mayntz 1996:165).

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Literatur

  1. vgl. auch Hartwich 1989, Hartwich/Wewer 1991, Böhret/Konzendorf 1997, Voigt 1995, Schimank/Glagow 1984, Grande 1995, Bußhoff 1992, Winch 1992, Druwe/Görlitz 1992.

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  2. Bereits Durkheim betrachtete den Beruf als das Milieu, das den Platz des Individuums in der funktional differenzierten Gesellschaft anstelle der Herkunft bestimmte (Durkheim 1977). In Parsons’ Theorie nahm die Professionalisierung bestimmter Tätigkeiten, die hohes Wissen und ausgeprägte Kollektivorientierung beinhaltet, eine zentrale Rolle ein, auch für Weber war die Profession als spezialisierte Tätigkeit ein Kennzeichen moderner Gesellschaften (Parsons 1951, Weber 1956, vgl. auch Herzog 1989:320, Braun 1993, Mayntz/Neidhart 1989).

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  3. Pierre Bourdieu entwickelt ein Konzept, das die Gesellschaft als sozialen Raum betrachtet, in dem sich Personen durch die Akkumulation verschiedener Kapitalsorten (ökonomisches, kulturelles und soziales Kapital) positionieren, von denen einige „vererbt“ und andere erworben worden sind. Die Position im sozialen Raum und damit das Ausmaß der verschiedenen Kapitalsorten und deren Relation zueinander prägt den sogenannten Habitus der Individuen. Habitus bezeichnet das kollektive Verhalten aller Angehörigen einer gesellschaftlichen (sozialen) Klasse, das alle Lebensbereiche umfaßt und durch das sich die Angehörigen identifizieren, gegenüber anderen Klassen abgrenzen und somit eine Einheit schaffen. Der Habitus ist ein Set von Dispositionen, das sich im Verhalten zeigt, das Denken und die Wahrnehmen strukturiert und die Position des Einzelnen im sozialen Raum widerspiegelt (Bourdieu 1985, 1988, Bourdieu et al. 1981).

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  4. Der Elitentheoretiker Robert Putnam (1976) entwickelte den Begriff der „ Elitenkultur“, der Werte, Politikverständnis und Zielvorstellungen der Elite beschreibt und das Verhalten der Elitenmitglieder prägt (siehe Kap.3).

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  5. Bereits Parsons hat in seiner Systemanalyse „self-orientation“ und „collectivity-orientations” handelnder Akteure unterschieden (Parsons 1976).

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  6. So bezieht sich das Handeln eines Wissenschaftlers, wenn er forscht, auf das Wissenschaftssystem; wenn er sein Gehalt von der Bank holt und damit Einkäufe bezahlt, handelt er im Rahmen des Wirtschaftssystems. Wenn er für seine Familie kocht, befindet er sich im Familiensystem, usw.. Teubner bezeichnet dieses Phänomen der „Rolleninterferenz“ als wichtigstes Merkmal struktureller Koppelung (Teubner 1989:122).

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  7. Es existieren in den verschiedenen Teilsystemen sogar spezielle Funktionen, um das intersystemische Kommunikationsproblem zu überwinden, wie beispielsweise kaufmännische Geschäftsführer in Forschungseinrichtungen oder Juristen in Unternehmen.

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  8. Etzioni (1975:136) bezeichnet das Rollenkonzept von Funktionsträger in Großgruppen und Organisationen als „Elite“: „Eine Elite ist ein gesamtgesellschaftliches Kontrollzentrum, das auf die kybernetische Funktion der Informationsverarbeitung und Entscheidung sowie auf die Übermittlung von Kontrollsignalen an gesamtgesellschaftliche Einheiten spezialisiert ist.”

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  9. In diesem Punkt stimmt Scharpf mit Luhmann überein, der davon ausgeht, daß die Steuerungserwartung, die an das politische System gestellt wird, dieses überfordert (Luhmann 1989).

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  10. Das Verhältnis zwischen Staat und organisierten Interessen wurde und wird nicht generell positiv beurteilt, sondern war lange im Verruf. Verfechter der klassischen Staatstheorie klassifizierten die Kooperation zwischen Staat und teilsystemischen Interessenorganisationen als „Herrschaft der Verbände“ und sahen den Staat hilflos dem Druck der Verbände ausgeliefert (Eschenburg 1956). Erst mit der „pluralistischen Wende” in der Staatsforschung wurde die positive Funktion der Kooperation zwischen Staat und Verbänden fir den gesamten politischen Prozeß hervorgehoben (Hirner 1993, Schubert 1995, v. Alemann/Weßels 1997, Streeck 1995, Grande 1995, Benz 1992).

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  11. Zwar sind Verbände und Organisationen auch im majoristisch-hierarchischen System an der Willensbildung beteiligt, aber nur indirekter und unberechenbar über die enge Verbindung zwischen bestimmten Verbänden und Parteien. Diese indirekte und informelle wird im Verhandlungssystem zu einer direkten, formellen Beteiligung (Schmid 1993:171).

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  12. Gemeinsame Geschäftsordnung der Bundesministerien, Teil II, §§ 24, 25.

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  13. Giovanni Sartori hat in seinem Konzept der Demokratietheorie eine ähnliche Forderung aufgestellt: Demokratien sind nur dann stabil, wenn die Entscheidungen in einem PositivSummen-Spiel erreicht werden, anstelle eines Nullsummen-Spiels durch Mehrheitsentscheid. Positiv-Summen-Spiele entstehen nach seiner Meinung durch kooperative Verfahren in Ausschüssen, durch die die wichtigen Akteure direkt und in Aushandlungsprozessen über die Zeit Positiv-Summen-Entscheidungen treffen können (Sartori 1992).

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Sauer, M. (2000). Steuerungstheoretische Lösungsansätze des Integrationsproblems: Verhandlungssysteme. In: Gesellschaftliche Steuerungschancen durch Elitenintegration?. Schriftenreihe Interdisziplinäre Organisations- und Verwaltungsforschung, vol 4. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10162-8_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-10162-8_3

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8100-2524-1

  • Online ISBN: 978-3-663-10162-8

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