Zusammenfassung
Die Kritik der soziologischen Erkenntnis, die in, Deutschland die Entwicklung der soziologischen Theorie an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert bestimmt, greift ein Thema auf, das hier schon seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts bekannt ist. Damals hatte die Auseinandersetzung mit der Aufklärung begonnen, die hier in Gestalt des deutschen Idealismus eine allgemeine und rationale Interpretation der menschlichen Gesellschaft und Geschichte zu entwickeln versucht hatte. Der deutsche Idealismus war damit ebenso wie die Aufklärung über die historische oder politische Interpretation lokaler Verhältnisse hinausgegangen und hatte einen allgemeinen Begriff des Menschen und seiner Gesellschaft erarbeitet, der sich an das Selbstbewußtsein des Menschen, seine Vernunft und seine Bedürfnisse anschloß. «Es ist», so hatte Hegel in seiner <Geschichte der Philosophie> (Bd. 3, S. 526) geschrieben, «absoluter Trieb, einen festen Kompaß in sich zu finden, das heißt im Menschengeist immanent. Für den Menschengeist ist es dringend, solchen festen Punkt zu haben, wenn er einmal in ihm selbst sein soll, wenn er in seiner Welt wenigstens frei sein soll.» An die Stelle des Menschen, der — wie es Hegel in seinen Jugendschriften formuliert — seine Schätze an den Himmel verschleudert oder, um an Kant zu erinnern — sich im Zustand selbstverschuldeter Unmündigkeit befindet, tritt der Mensch, der sich ein eigenes Selbstbewußtsein erworben hat, der sich seiner Freiheit in dieser Welt bewußt wird und sich in diesem Sinne nur noch von seiner eigenen Vernunft, seinen eigenen Interessen abhängig weiß.
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Jonas, F. (1980). Soziologie in Deutschland. In: Geschichte der Soziologie 2. WV studium, vol 93. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10157-4_3
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