Zusammenfassung
Die geistige Entwicklung von Georg Lukács war reich an spektakulären Wendungen und Selbstkorrekturen — mit der Zeit springt jedoch die grundsätzliche Kontinuität seines Denkens immer mehr ins Auge. Dieser Doppelcharakter ist auch in Lukács’ Selbstdarstellung greifbar. Trotz seiner häufig geübten Selbstkritiken und der strikten Aufteilung seiner Laufbahn in scharf abgegrenzte Phasen, konnte er gegen Ende seines Lebens im Rückblick feststellen: “Bei mir ist jede Sache die Fortsetzung von etwas. Ich glaube, in meiner Entwicklung gibt és keine anorganischen Elemente.”1 Auch die als entscheidend betrachtete Wendung, seine Entwicklung zum Kommunisten, bedeutet hier keine Ausnahme. Die Möglichkeit einer Anknüpfung an seinen Jugendvorstellungen hat er in autobiographischen Skizzen so charakterisiert: “Marxismus: qualitative Änderung, aber nicht Bruch, wie bei vielen.”2 Selbst der Abschluß seiner unmittelbar politischen Phase mit der Zurücknahme der sog. “Blum-Thesen”, sowie sein Rückzug auf rein ideologische Positionen, bedeutete keinen wirklichen Bruch in seiner politischen Philosophie, wie man annehmen könnte. Die ausgesprochen politischen Erörterungen treten natürlich ganz zurück, aber die Kontinuität bleibt so stark in Lukács’ Denken, daß seine literaturpolitischen Ansichten noch 1949 mit der alten politischen Position der Blum-Thesen gebrandmarkt werden konnte — und das nicht ganz ohne Grund.
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Anmerkungen
I. Eörsi zitiert Lukács in: Az utolsó szó jogán, Uj Symposion, 1981/7–8. S. 256.
Lukács, György: Curriculum Vitae. Budapest 1982, Magvetö, S. 36.
Kammler, J.: Politische Theorie von G. Lukács. Darmstadt und Neuwied, Luchterhand, S. 333.
Lukács, György: A társadalmi lét ontológiájáról. Bd. I. Budapest, 1976, Magvetö, S. 380–381.
Sziklai, L.: Lukács és a fasizmus kora. Budapest, 1981, Magvetö, S. 151.
Lukács, György: Der Kampf des Fortschritts und der Reaktion in der heutigen Kultur. In: Schriften zur Ideologie und Politik, Neuwied und Berlin, Luchterhand, 1967, S. 607.
Lukács, György: Probleme der kulturellen Koexistenz. In: Forum rd / April-Mai
Interview mit Lukács von B. Schacherl, s. L’Unità, 28. August 1966.
Siehe Anm. 1., S. 254. Der Vorwurf der “Enteignung” von Lukács fallt auf diejenigen zurück, die am liebsten keine Außenstehenden an ihren ‘Meister’ heranließen, und nur eine Interpretation seiner Gedanken für fair halten.
Lukács, György: A társadalmi lét ontológiája, Bd. II. S. 542.
Lukács, György: Demokratisierung heute und morgen. Manuskript, im Lukács Archiv und Bibliothek, Budapest. Teile davon sind auf ungarisch erschienen.
Zitat aus Lukács, György: Lenin. Budapest, Magvetö, 1970, S. 226, 222–223, 217, 220.
Lukács, György: Demokratisierung heute und morgen. Anm. 11.
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Bayer, J. (1987). Zur Politischen Philosophie des späten Lukács. In: Bermbach, U., Trautmann, G. (eds) Georg Lukács. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10145-1_12
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