Zusammenfassung
Sich auch nur mit einem Teil des umfangreichen Werkes von Georg Lukács auseinandersetzen zu wollen, bedeutet für einen, der kein Spezialist ist, ein nicht geringes Risiko. Denn einem schnellen und allenfalls partiell gesicherten Urteil steht ein Lebens werk entgegen, dessen Bogen sich spannt von der Literatur und Ästhetik über die Philosophie hin zur Politik, in dem sich noch einmal das Ideal bildungsbürgerlicher Gelehrsamkeit verwirklicht, allerdings in der Absicht, den kulturellen Entwicklungsprozeß des europäischen Bürgertums zu seinem ‘wahren’, d.h. revolutionären Abschluß zu bringen; ein Denken, dessen umfassender Anspruch nicht nur die Entwicklung marxistischer Philosophie und Theorie nachhaltig beeinflußt hat, sondern darüberhinaus auch noch jenes Denken affizierte, dem seine ganze Kritik galt; ein Gelehrter, dessen politisches Verhalten in seiner konsequenten Widersprüchlichkeit nicht nur die Widersprüchlichkeit seines Werkes widerspiegelt, sondern auch das Urteil darüber außerordentlich erschwert; und schließlich jene Fülle publizierter Auseinandersetzungen zu Werk und Person, die mit ihrer je unterschiedlichen, oftmals entgegengesetzten Bewertung und Einschätzung, mit ihrer Bewunderung wie Verurteilung die eigene Orientierung nicht eben erleichtern.
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Anmerkungen
Vgl. dazu das ‘Vorwort’ von 1967 zur Neuausgabe von ‘Geschichte und Klassenbewußtsein’, Werke Bd. 2, Neuwied 1968, S. 32f; nach dieser Ausgabe werden alle ‘frühen’ Schriften von Lukács im folgenden zitiert. Siehe auch: Gelebtes Denken, Eine Autobiographie im Dialog, Frankfurt/M. 1981, S. 174f, S. 200; Zur Biographie von Georg Lukács vgl. u.a. Fritz J. Raddatz, Georg Lukács in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Hamburg 1972;
Tibor Hanak, Lukács war anders. Meisenheim am Glan 1973.
Vgl. die vierbändige Dokumentation ‘Geschichte und Klassenbewußtsein in den politischen Debatten der 20er Jahre’, hrsg. vom Lukács-Archiv der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Budapest 1981. Außerdem: Georg Lukács und der Revisionismus, hrsg. von Hans Koch, Berlin-Ost 1960, Neuausgabe Berlin-West 1977; Furio Cerutti et al., Geschichte und Klassenbewußtsein heute. Diskussion und Dokumentation, Amsterdam 1971; Klaus-Dieter Maretzky, Geschichte und Klassenbewußtsein. Probleme der MarxRezeption in Georg Lukács geschichtsphilosophischem Werk, Phil. Diss., Berlin 1970; István Mészaros (Hrsg.), Aspekte von Geschichte und Klassenbewußtsein, München 1972; Autorenkollektiv, Georg Lukács. Verdinglichung und Bewußtsein, Westberlin 1975;
István Hermann, Die Gedankenwelt von Georg Lukács, Budapest 1978, S. 109ff.
Gelebtes Denken, S. 125.
‘Vorwort’ von 1967, S. 15.
Gelebtes Denken, S. 131.
Georg Lukács, Zur Ontologie des gesellschaftlichen Seins, Werke Bd. 13, Neuwied 1984, S. 8f. Hier wird eine ‘Anthropologie’ auf der Grundlage des Zusammenhangs von “anorganischer und organischer Natur, Gesellschaft” angedeutet, die zugleich das Fundament für eine Begründung von Politik abgeben könnte. Vgl. in diesem Zusammenhang Agnes Heller, Instinkt, Aggression und Charakter. Einleitung zu einer marxistischen Sozialanthropologie, Hamburg 1977, und dieselbe, Theorie der Gefühle, Hamburg 1981.
Dazu u.a. István Hermann, Die Gedankenwelt von Georg Lukács, S. 131ff; Martin Jay, Marxism and Totality. The Adventures of a Concept from Lukács to Habermas, New York/Cambridge 1984, bes. S. 102ff.
Georg Lukács, Was ist orthodoxer Marxismus, S. 180.
Ebenda, S. 175.
Ebenda, S. 180.
Ebenda, S. 179.
Ebenda, S. 181. Zur Analyse der Totalitätskategorie vgl. neben Martin Jay, Marxism and Totality, auch: Leszek Kolakowski, Die Hauptströmungen des Marxismus, Entstehung, Entwicklung, Zerfall, Bd. 3, München 1979, S. 289ff.
Georg Lukács, Ethik und Taktik, S. 51.
Georg Lukács, Was ist orthodoxer Marxismus, S. 184.
Georg Lukács, Die Verdinglichung und das Bewußtsein des Proletariats, S. 257.
Ebenda, S. 260, wo és heißt: “Denn nur als Universalkategorie des gesamten gesellschaftlichen Seins ist die Ware in ihrer unverfälschten Wesensart begreifbar”.
Ebenda, S. 261, Lukács hat bekanntlich später das Ineinssetzen von Verdinglichung und Entfremdung als einen entscheidenden Fehler bezeichnet: “Damit wird aus einem gesellschaftlich-geschichtlichen Problem ein ontologisches gemacht, oder, wie dies heute ebenfalls oft geschieht, die soziale Kategorie in eine anthropologische verwandelt. In beiden Fällen erwächst daraus ein historischer Fatalismus diesem Phänomen gegenüber”; und er fügt hinzu, man gerate dadurch in eine “theoretische Sackgasse”. Zitat aus: Frank Benseier, Ein Lokalpatriot der Kultur, in: Festschrift zum achtzigsten Geburtstag, hrsg. von Frank Benseier, Neuwied 1965, S. 18. Vgl. auch ‘Vorwort’ von 1967, S. 24ff.
Georg Lukács, Die Verdinglichung und das Bewußtsein des Proletariats, S. 272.
Ebenda, S. 263.
Ebenda, S. 332.
Vgl. dazu Udo Bermbach, Defizite marxistischer Politik-Theorie, in: Politische Vierteljahresschrift, 1/1983, S. 15ff, sowie Helmut Reichelt, Zur Staatstheorie im Frühwerk von Marx und Engels, in: Elke Hennig et al., Karl Marx, Friedrich Engels, Staatstheorie. Materialien zur Rekonstruktion der marxistischen Staatstheorie, Frankfurt/M., Berlin, Wien 1979.
Unter diesem evolutionstheoretischen Aspekt konvergieren die theoretischen Ansätze von Jürgen Habermas und Niklas Luhmann. Vgl. Jürgen Habermas, Zur Rekonstruktion des historischen Materialismus, Frankfurt/M. 1976 und
Niklas Luhmann, Gesellschaftsstruktur und Semantik, Frankfurt/M. 1980, Bd. 1.
Als Übersicht über die unterschiedlichen institutionstheoretischen Ansätze siehe Ephrem Else Lau, Interaktion und Institution. Zur Theorie der Institution und der Institutionalisierung aus der Perspektive einer verstehend-interaktionistischen Soziologie, Berlin 1978, bes. S. 51ff.
Vgl. Anm. 23.
Georg Lukács, Die Verdinglichung und das Bewußtsein des Proletariats, S. 273.
Ebenda, S. 274, Anm. 1
Die Besprechung des Buches von Robert Michels erschien im “Archiv für die Geschichte des Sozialismus und der Arbeiterbewegung”, hrsg. von Carl Grünberg, 13. Jhg., Leipzig 1928, S. 309ff.
Georg Lukács, Taktik und Ethik, S. 51.
Ebenda, S. 51. Vgl. auch Iring Fetscher, Zum Begriff der ‘objektiven Möglichkeit’ bei Max Weber und Georg Lukács, in: Revue Internationale de Philosophie, 1973, Nr. 106, S. 501ff.
Georg Lukács, Die Verdinglichung und das Bewußtsein des Proletariats, S. 300.
Georg Lukács, Die Rolle der Moral in der kommunistischen Produktion, S. 90.
Ebenda, S. 94.
Ebenda, S. 346.
Peter Ludz, Der Begriff der ‘demokratischen Diktatur’ in der politischen Philosophie von Georg Lukács. In: Schriften zur Ideologie und Politik, ausgewählt und eingeleitet von Peter Ludz, Neuwied/Berlin 1967, S. LI.
Georg Lukács, Zur Frage des Parlamentarismus, S. 97.
Ebenda, S. 99.
Ebenda, S. 98.
Vgl. dazu Udo Bermbach, Theorie und Praxis direkter Demokratie. Texte und Materialien zur Räte-Diskussion, Opladen 1973, bes. S. 22f.
Vgl. die Beiträge der Arbeitsgruppe II ‘Räte als politisches Organisationsprinzip’, in: Probleme der Demokratie heute, Deutsche Vereinigung für Politische Wissenschaft, Opladen 1971, S. 53ff, sowie zusammenfassend: Horst Dänn, Rätedemokratische Modelle, Studien zur Rätediskussion in Deutschland 1918–1919, Meisenhain am Glan 1975.
Georg Lukács, Zur Frage des Parlamentarismus, S. 103.
Ebenda, S. 103.
Ebenda, S. 103.
Ebenda, S. 103.
Vgl. dazu Oskar Anweiler, Die Rätebewegung in Rußland 1905–1921, Leiden 1958, bes. S. 180ff.
Georg Lukács, Lenin, S. 566.
Ebenda, S. 570.
Dazu Jörg Kammler, Politische Theorie von Georg Lukács. Struktur und historischer Praxisbezug bis 1929, Neuwied 1974, bes. S. 187ff; Antonia Grunenberg, Bürger und Revolutionär. Georg Lukács 1918–1928, Frankfurt/M. 1975, bes. S. 163ff.
Vgl. das ‘Spiegel’-Interview mit Georg Lukács: “Das Rätesystem ist unvermeidlich”, in: ‘Der Spiegel’, Nr. 17, 1970, bes. 153ff.
Georg Lukács, Lenin, S. 571.
Georg Lukács, Methodisches zur Organisationsfrage, S. 494.
Ebenda, S. 494.
Georg Lukács, Opportunismus und Putschismus, S. 113.
Georg Lukács, Methodisches zur Organisationsfrage, S. 475.
Zu diesem Problem u.a. Jörg Kammler, Politische Theorie von Georg Lukács, a.a.O., S. 171ff; Antonia Grunenberg, Bürger und Revolutionär, a.a.O., S. 229ff; Leszek Kolakowski, Die Hauptströmungen des Marxismus, a.a.O., S. 306ff.
Georg Lukács, Methodisches zur Organisationsfrage, S. 493.
Ebenda, S. 495, 498.
Georg Lukács, Rosa Luxemburg als Marxist, S. 214.
Georg Lukács, Methodisches zur Organisationsfrage, S. 500.
Ebenda, S. 500.
Ebenda, S. 503.
Ebenda, S. 504.
Ebenda, S. 506.
Ebenda, S. 505.
Antonia Grunenberg, Bürger und Revolutionär, a.a.O., S. 236. Lukács selbst spricht gelegentlich von der Partei als vom ‘Gesamtwillen’ des Proletariats.
Georg Lukács, Methodisches zur Organisationsfrage, S. 497.
Ebenda, S. 493.
Ebenda, S. 497.
Ebenda, S. 497.
Ebenda, S. 512.
Ebenda, S. 513.
Ebenda, S. 513.
Peter Ludz, Der Begriff der ‘demokratischen Diktatur’, a.a.O., S. LI.
Georg Lukács, Methodisches zur Organisationsfrage, S. 515.
Ebenda, S. 517.
Antonia Grunenberg, Bürger und Revolutionär, a.a.O., S. 191 ff.
Georg Lukács, Volkstribun oder Bürokrat?, in: Essays über Realismus, Werke Bd. 4, Neuwied 1972, S. 413ff. Das Zitat auf S. 418.
Karl Marx, Ökonomische Manuskripte 1857/58 (Grundrisse), MEGA II, Bd. 1.2, Berlin 1981, S. 392.
Karl Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie (Rohentwurf), Berlin 1974, S. 599. Vgl. dazu auch Birger P. Priddat, Über die ‘höhere Tätigkeit’ in Marx’ Konzeption des Communismus. Eine Analogie zum aristotelischen bios theoretikos. Diskussionsschriften aus dem Institut für Politische Wissenschaft der Universität Hamburg, Nr. 1, 1985.
Vgl. dazu Jürgen Habermas, Theorie des kommunikativen Handelns, Bd. 1, Frankfurt/M. 1981, bes. S. 486: “Lukács begeht nun den entscheidenden, von Marx freilich suggerierten Fehler, daß er jenes ‘Praktischwerden’ wiederum theoretisch einholt und als revolutionäre Verwirklichung der Philosophie vorstellt”.
Georg Lukács, Taktik und Ethik, S. 46.
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Bermbach, U. (1987). Die Aufhebung der Politik durch revolutionäre Philosophie. In: Bermbach, U., Trautmann, G. (eds) Georg Lukács. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10145-1_11
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