Skip to main content

Warten auf die Göttin: Kulturelle Gender-Bilder

  • Chapter
Gender-Paradoxien

Part of the book series: Reihe Geschlecht und Gesellschaft ((GUG,volume 15))

  • 211 Accesses

Zusammenfassung

Kate Millett, eine der ersten zeitgenössischen feministischen Kulturkritikerinnen, hat in Sexus und Herrschaft Freuds Theorie vom Ursprung der Zivilisation sarkastisch kommentiert:

Einer der besten Gedanken Freuds auf diesem Gebiet soll als unterhaltsames Beispiel seiner Logik dienen: Es erheitert wegen seiner unermüdlichen Verherrlichung des unschätzbaren männlichen Gliedes. In seinen Spekulationen darüber, wie der Mensch wohl das Feuer entdeckt habe, folgert er, dies sei das Ergebnis einer instinktiven Entsagung des Wunsches, das Feuer durch Urinieren auszulöschen. Es liegt daher offen auf der Hand, daß die Frau das Feuer nicht entdecken konnte, weil sie nicht auf den Impuls verzichten mußte, auf das Feuer zu urinieren, da ihr ein für weitgezieltes Urinieren hinreichendes Organ fehlt. An diesem Beispiel zeigt sich, warum die Frau anatomisch disqualifiziert ist, zum Fortschritt des Wissens beizutragen. (1970, 201; dt. 1971, 235)

Was, wenn Godot eine Frau wäre?

— Mary O’Brien (1989, 83)

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 34.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 44.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Literatur

  1. Dworkin 1974; Griffin 1982; Lederer 19806; MacKinnon 1982; 1987, 125–213; Nead 1990. Zur männlichen Kritik an der Pornographie, siehe Kimmel 1991. Zur feministischen Pornographiediskussion, siehe Ellis 1984; English, Hollibaugh und Rubin 1981; Ferguson u.a. 1984; Gubar und Hoff 1989; Morgan 1978; Philipson 1984; Steinern 19786. Zur marxistischen Sicht, siehe Soble 1986. Zum Vergleich aller politischen Standpunkte, siehe Berger, Searles und Cottle 1991.

    Google Scholar 

  2. Alan Sobles These, unter dem Kapitalismus sei „der Gebrauch der Pornographie ein Versuch, im Bereich der sexuellen Phantasie nachzuholen, was Männern in Produktion und Politik versagt ist,“ (1986, 81) scheint für die radikalfeministische Sicht zu sprechen, aber nach Sobles Meinung sind Männer, die Pornographie benutzen, machtlos, für die radikalen Feministinnen dagegen kraft ihrer Teilhabe an einer Kultur, die Männergewalt als ein Mittel zur Unterwerfung von Frauen fördert, mächtig, beherrschend und für Frauen potentiell, wenn nicht tatsächlich, gefährlich.

    Google Scholar 

  3. Eine knappe, schnörkellose Beschreibung der Arbeit in der Pornographie bei Lederer 1980a.

    Google Scholar 

  4. Pornographie für männliche Homosexuelle in einem kulturellen Kontext, der den passiven Partner als minderwertigen Mann verurteilt, wäre nicht notwendig entwürdigend, da ein homosexueller Betrachter sich mit dem aggressiven Partner identifizieren könnte. Siehe den Abschnitt zur schwulen Männerpornographie bei Kimmel 1991, 247–287. Pomographischer lesbischer Sex ist meist für den männlichen Konsum gedacht.

    Google Scholar 

  5. Molly Bloom ist eine stärkere Person als Penelope, ihr Prototyp in Homers Odyssee, die dem Ulysses zugrunde liegt. Penelope schluchzt oder weint viel, während sie mehr als neunzehn Jahre auf die Heimkehr ihres Mannes aus dem Trojanischen Krieg wartet.

    Google Scholar 

  6. n Sprachen mit vergeschlechtlichten Substantiven und Verben ist das Maskulinum ausnahmslos die Grundform oder die ungekennzeichnete Form; dem Femininum wird etwas hinzugefügt, und es wird in den Grammatiken gewöhnlich an zweiter Stelle genannt. Wie „wickedary“, einem feministischen Wörterbuch, versuchen Mary Daly und Jane Caputi (1987) eine Wiederaneignung von alltagssprachlichen Wörtern für Frauen — „hag” und „crone“ („alte Vettel”, „altes Weib“), „spinster” („alte Jungfer“), „glamour” und „charm“, „Amazon”. Sie geben die ursprüngliche Bedeutung dieser abfälligen Bezeichnungen an — alte Frau, Spinnerin, Zaubererin, Kriegerin.

    Google Scholar 

  7. Lacans Sprache ist noch viel kryptischer — „Der Phallus ist der bevorzugte Signifikator jenes Punktes, an dem sich der Anteil des Logos mit dem aufkeimenden Begehren vermählt” (Mitchell und Rose 1985, 82; Übersetzung des Lacan-Textes ins Englische von Rose). Zur feministischen Debatte zu Lacan, Freud und den psychoanalytischen Theorien von gender, Sexualität und Kultur, siehe J. Butler 1990; Cixous und Clément [1975] 1986; Flax 1990; Irigaray [1974] 1985; [1977] 1985; L. J. Kaplan 1991; Mitchell und Rose 1985. Differences: A Journal of Feminist Cultural Studies hat eine ganze Nummer zum Phallus herausgegeben (4[1]: 1992).

    Google Scholar 

  8. De Lauretis 1984; 1987; Flax 1990; Jardine 1985; Marcus 1982; Mulvey 1989; Poovey 1988a.

    Google Scholar 

  9. Siehe auch G. Koch 1985.

    Google Scholar 

  10. Die „Clonekultur“ schwuler Männer hat mal ernsthaft, mal parodistisch die stereotypen Männlichkeitsbilder fetischisiert; diese durch Kleidung zum Ausdruck gebrachten Identitäten sind die Machoversionen der konventionellen Männerberufe — Cowboy, Bauarbeiter, Soldat, Sportler, Polizist, Radfahrer und eleganter leitender Angestellter (T. Edwards 1990).

    Google Scholar 

  11. Die meiste Musik, die wir „klassisch“ nennen, sei, so Susan McClary (1991), auf das vorherrschende männliche „Ohr” abgestimmt und steigere sich zu einer orgasmischen Klimax, die verblüffend an die „money shots“ pornographischer Filme erinnere: „Die Musik selbst bedient sich zur Erzielung ihrer Effekte oft in hohem Maße der metaphorischen Simulation des Sexualaktes. ... In der Zeit von 1600 bis 1900 ist die Tonart selbst — als Prozeß des Weckens von Erwartungen und nachfolgenden Aufschiebens der versprochenen Erfüllung bis zur Klimax — das wichtigste musikalische Mittel zur Weckung und Steuerung von Wünschen. Auch ohne Texte oder Programme steigern sich tonale Kompositionen von Bachs Orgelfugen bis zu Brahms’ Symphonien zu Ausbrüchen von libidinöser Energie, die jeweils gedrosselt werden muß oder frei strömen darf’ (12–13).

    Google Scholar 

  12. Siehe auch Coser 1978.

    Google Scholar 

  13. Wirklich universal wäre das Thema, wenn auch der Tod von Frauen im Kindbett einbezogen würde. Samuel Delaney zitiert in einem Stück über das Aidsrisiko von Homosexuellen den Kommentar „einer besorgten und sensiblen Freundin:... ,Aids hat jetzt schwule Männer in eine Position gebracht, in der die Heterofrauen beim Sex schon immer waren: Bei jeder ungeschützten sexuellen Begegnung spielt jetzt immer die Möglichkeit von Leben oder Tod mit (1991, 29).

    Google Scholar 

  14. Eine subtile Schilderung eines solchen grausamen frühen Todes und der Sehnsucht nach den schönen Zeiten der Vergangenheit ist John Coriglianos Oper The Ghosts of Versailles, mit einem Libretto von William M. Hoffman. Sie hatte am 19. Dezember 1991 Premiere und wurde in der Metropolitan Opera in New York vor ausverkauftem Haus gespielt. Weder im Programmheft noch in den Kritiken wurde auf den emotionalen Zusammenhang zur Schreckensherrschaft von Aids hingewiesen, obwohl sowohl Corigliano als auch Hoffman explizit zu diesem Thema geschrieben haben, Corigliano in seiner Symphonie Nr. 1 und Hoffman in seinem Stück As is.

    Google Scholar 

  15. Chicagos großes Werk steht nun in Kisten gezwängt in einer Lagerhalle, weil kein Museum es ständig zeigen will. Wortspiel mit „cunt“ (Möse, Votze) und „titties” (Titten) sowie „frequency“ (Häufigkeit), „fecundity” (Fruchtbarkeit) und „phantasy“ (Phantasie); Anm. d. Ü.

    Google Scholar 

  16. Siehe auch Lorde 1984; Wittig 1980, 110; 1981, 49.

    Google Scholar 

  17. Raymond 1986; A. Rich 1976; Rupp 1989; Taylor und Rupp 1993. Zur Kritik, siehe Echols 1983. Im Englischen mit „his“ wiedergegeben, also männlich, und von J. Lorber entprechend mit ,,(sic)” kommentiert; beim deutschen Neutrum „Kind“ ist diese männliche Festlegung nicht gegeben.

    Google Scholar 

  18. Zu Freud und dem Spiegelspiel, siehe Mitchell 1975, 382–398.

    Google Scholar 

  19. Übersetzt von Spivak 1988, 179–196.

    Google Scholar 

  20. Die Brontë-Schwestern, George Eliot, George Sand und andere weibliche Romanciers des neunzehnten Jahrhunderts veröffentlichten unter männlichen Pseudonymen.

    Google Scholar 

  21. Becker 1982, 351–371; Chadwick 1988; Frueh 1988; Lang und Lang 1990. Die zehn teuersten Gemälde, die alle im Laufe des Jahres 1989 verkauft wurden, stammten sämtlich von Männern (R. Reif 1989). Sechs der zehn waren von Picasso und zwei von Van Gogh. Die restlichen zwei waren ein Impressionist und ein Maler aus der Renaissance. Zu experimentellen Untersuchungen zum Bias der künstlerischen Leistungen von Frauen und Männern, siehe Top 1991.

    Google Scholar 

  22. Eine von Jenny Holzers „Truisms“ („Binsenweisheiten”) hieß: „Das Geld macht den Geschmack“ (Auping 1992, Abb. 31, 88). Holzer war die erste Frau, die 1990 die Vereinigten Staaten auf der angesehenen Biennale von Venedig vertrat, und ihre Installation bekam den Goldenen Löwen für den besten Pavillon (50–66).

    Google Scholar 

  23. Zu O’Keeffe, siehe Cowart, Hamilton und Greenough 1987; Messinger 1988.

    Google Scholar 

  24. Siehe auch Ammer 1980; J. M. Edwards 1989; Tick und Bowers 1980.

    Google Scholar 

  25. Zwilich war die erste Komponistin, die einen Pulitzerpreis für Musik bekam, nämlich 1983 für ihre Symphonie Nr. 1 (Three Movements for Orchestra). Es gibt auch viele Opern von Frauen, die früheste aus dem Jahre 1625, die in den größeren Opernhäusern fast nie aufgeführt werden (Pendle 1992). Smyth schrieb zu Beginn des Jahrhunderts mehrere Opern, ebenso Eleanor Everest Freer, Amy Beach und Mary Carr Moore. In den letzten vierzig Jahren haben Vivian Fine, Miriam Gideon, Peggy Glanville-Hicks, Libby Larsen, Meredith Monk, Thea Musgrave, Julia Perry, Evelyn Pittman, Louise Talma und Judith Weir Oper geschrieben, die gelobt, aber selten aufgeführt wurden. Nur Musgrave und Weir wurden international in größerem Umfang aufgeführt.

    Google Scholar 

  26. Die Avantgarde der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts hat sich den bestehenden gender-Mustern und -beziehungen nicht kritisch gestellt; siehe dazu Stimpson 1979. Sie weist darauf hin, daß die Vormachtstellung der Männer weder persönlich noch organisatorisch je in Frage gestellt wurde.

    Google Scholar 

  27. Zur androgynen und die gender umkehrenden Choreographie im modernen Tanz, siehe Hanna 1988, 131–136, 204–216.

    Google Scholar 

  28. Gender-Verwandlungen in der feministischen Science fiction gab es in Gestalt von Menschen, die abwechselnd männlich und weiblich waren (Le Guin 1969), künstliche weibliche Unterleiber besaßen, Männer waren, denen weibliche Hormone gespritzt wurden, damit sie stillen konnten (Piercy 1976), in Gestalt der Erfindung von Mehrfach-sex und Mehrfach-gender (O. E. Butler 1987; 1988; 1989) und in Gestalt der Abschaffung der Männer überhaupt (Gilman 1979; Russ 1975); einen Überblick gibt Nielsen 1984. Von Männern geschriebene Dystopien, etwa Orwells 1984,verfestigen die traditionellen gender-Normen durch ihre Romantisierung der Sexualität; die Liebe der Frauen ist für die Männer (nicht die Frauen) der Ursprung der Freiheit vom repressiven Staat (Baruch 1991, 195–196, 207–229).

    Google Scholar 

  29. Zur Unterdrückung der Frauen in den Mythen der westlichen Kultur, siehe die längeren Ausführungen von de Beauvoir 1953, 139–263; dt. 1992, 190–329.

    Google Scholar 

  30. Ironischerweise versuchten die frühen christlichen Kirchenväter, die Gläubigen ihrer Religion dadurch von den Juden zu unterscheiden, daß sie strengere Sexualpraktiken einführten und die Juden der Sinnlichkeit und Hexerei bezichtigten. Juden wurden feminisiert, Juden und Frauen dämonisiert. Siehe Farrell 1992, Kap. 2. Zu neueren feministischen Interpretationen des jüdisch-christlichen Ursprungsmythos, siehe Bal 1986 und Meyers 1988, 72121.

    Google Scholar 

  31. Ehrenberg 1989, 66–76; Gimbutas 1974; 1989; Marshack 1972, 281–340.

    Google Scholar 

  32. Siehe auch Pearson 1984.

    Google Scholar 

  33. Nach Warner (1983, 282–289) ist die Jungfrau Maria die kulturelle Nachfahrin eines Fruchtbarkeitssymbols, der Maikönigin. Der Monat Mai ist nach Maia benannt, der Mutter von Hermes und Zeus, die mit ihren Schwestern in die Pleiaden verwandelt wurde, die Sterne, die im Monat Mai am Himmel erscheinen. Maia wurde einer kleineren Fruchtbarkeitsgöttin im alten Rom assimiliert, aber im Europa des Mittelalters wurde die Maikönigin „gekrönt und in einem alten Fruchtbarkeitsritus [am ersten Mai] manchmal mit dem Grünen Mann verheiratet.“ Zur Verwandlung der drei präislamischen Fruchtbarkeitsgöttinnen in Töchter Allahs, siehe Sabbah 1984, 104–106. Zu den Göttinnen von Sumer und dem Übergang zum männlichen Monotheismus im Judentum, siehe Frymer-Kensky 1992. Zur Gefiederten Schlange der Teotihuacânkultur in Mexiko als ursprünglicher Göttinnendarstellung, siehe Wilford 1993. Zum Ausgraben der Kornmütter, siehe Gutiérrez 1991. Zu den Göttinnen in verschiedenen Religionen, siehe Eisler 1987; Jayakar 1990; Larrington 1992; M. Stone 1976.

    Google Scholar 

Download references

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1999 Springer Fachmedien Wiesbaden

About this chapter

Cite this chapter

Lorber, J. (1999). Warten auf die Göttin: Kulturelle Gender-Bilder. In: Gender-Paradoxien. Reihe Geschlecht und Gesellschaft, vol 15. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10135-2_6

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-10135-2_6

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-663-10136-9

  • Online ISBN: 978-3-663-10135-2

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics