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Anmerkungen zu Theorien über die Nation

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Gegenbilder
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Zusammenfassung

Was ist das, eine Nation? fragte Renan 1882. Seitdem hat es eine nicht mehr zu überblickende Zahl von Antworten auf diese Frage gegeben. Die Vielfalt der Definitionen zeigt u.a. ein Blick in Enzyklopädien aus verschiedenen Ländern und Zeiträumen. Die folgende Darstellung hat illustrierenden Charakter, da ich hier nicht den historischen und gesellschaftspolitischen Ursachen für diese Unterschiede (und Gemeinsamkeiten) nachgehen kann.

„‘A Nation is a group of persons united by a common error about their ancestry and a common dislike of their neighbors.’ — An old European saying.” (Shafer 1982: 25)

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Literatur

  1. In der Micropaedia, in der Macropaedia (dem Teil mit ausführlichen Artikeln) findet sich nach wie vor kein Eintrag.

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  2. Es ist interessant, daß Kohn, der selbst emigrieren mußte, von Menschen ausgeht, die ihr Leben lang nur ein Land und eine Sprache ihr eigen nennen. Im Zeitalter der Migration trifft dies für große Minderheiten nicht mehr zu.

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  3. Diese Vorstellung liegt auch der Forderung zugrunde, die ungleichen Machtbeziehungen zwischen Zentren und Peripherien durch eine »gerechte Verteilung“ des Reichtums aufzuheben. Das Problem besteht jedoch darin, daß bei einer „ungerechten” Produktionsweise eine „gerechte“ Verteilung keine Gerechtigkeit herstellen kann.

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  4. Die doppelte Spiegelstruktur der Ideologie gewährleistet gleichzeitig: 1) Die Anrufung der ‘Individuen’ als Subjekte, 2) ihre Unterwerfung unter das SUBJEKT, 3) die wechselseitige Wiedererkennung zwischen den Subjekten und dem SUBJEKT sowie der Subjekte untereinander undchrw(133) des Subjekts durch sich selbst, 4) die absolute Garantie, daß alles in Ordnung istchrw(133) D as ganze Geheimnis dieses Effekts liegt in den beiden ersten Momenten des vierfachen Systems,chrw(133) oder, wenn man so will, in der Mehrdeutigkeit des Ausdrucks Subjekt Die geläufige Bedeutung dieses Wortes ist 1) eine freie Subjektivität: ein Zentrum der Intitiative, das Urheber und Verantwortlicher für seine Handlungen ist; 2) ein unterworfenes Wesen, das einer höheren Autorität untergeordnet ist und daher keine andere Freiheit hat als die der freiwilligen Anerkennung seiner Unterwerfung. Dieses letzte Merkmal gibt uns den Sinn jener Mehrdeutigkeit, die nur den Effekt widerspiegelt, der sie hervorruft: das Individuum wird als (/reies) Subjekt angerufen, damit es sich freiwillig den Anordnungen des SUBJEKTS unterwirft, damit es also (/reiwillig) seine Unterwerfung akzeptiert und folglich `ganz von alleine’ die Gesten und Handlungen seiner Unterwerfung `vollzieht’.” (Althusser 1977: 147f., Herv. i. O.)

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  5. Sicherlich gab es auch schon vorher den Familienlohn, wurden Frauen bei bestimmten Tätigkeiten häufiger oder ausschließlich beschäftigt, aber dies geschah noch nicht systematisch und war noch nicht gesetzlich festgelegt.

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  6. Im Englischen wird von race relations gesprochen. Der Begriff bezeichnet die Beziehungen zwischen den als „Rassen“ klassifizierten Eingewanderten und Eingeborenen. Ich möchte den Begriff ethnische Verhältnisse im gleichen Sinne verwenden wie „Klassenverhältnisse” und „Geschlechterverhältnisse, nämlich als die Art und Weise, in der die soziale Konstruktion von Ethmen Bedeutung bekommt für die gesellschaftliche Positionierung von Individuen. Dem entspricht die Art und Weise, in der gesellschaftliche Strukturen, Wertsysteme und Institutionen eine ethnische Bedeutung bekommen.

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  7. Allerdings dürfte diese Definition im Zeitalter des Internet nicht mehr haltbar sein. Es sei denn, man behält die Definition bei und sieht in den Möglichkeiten der weltweiten Kommunikation ein Element, das die Nationalstaaten unterminiert.

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  8. Während der Entwicklung des Nationalismus in den folgenden Jahrhunderten, noch überragt durch die Religion, aber die Keime der neuen Frucht bereits in sich tragend, haben die Bibelübersetzungen sicherlich zur Erweckung von Nationalgefühlen beigetragen, indem der Nationalsprache eine neue Bedeutung zukam. Durch die Ausbreitung der Volksbildung und den erweiterten Gebrauch der Druckerpresse nahm ihre Bedeutung als kultureller Faktor in fortschreitendem Maße zu.“ (Kohn 1945: 26f)

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  9. Die Unterschiede lassen sich auch an den Einkommensdifferenzen festmachen. Von rund 33,5 Millionen abhängig Beschäftigten verdienten 1995 knapp 20 Millionen unter 2 500 DM Netto monatlich, während 1,3 Millionen einen monatlichen Nettoverdienst von mehr als 6 000 DM monatlich hatten (Statistisches Bundesamt).

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  10. Auch wenn nationale Befreiungsbewegungen sich im Gegensatz zu fremden Herrschern konstitutieren, dient der Bezug auf die Nation dazu, heterogene Interessen zu vereinheitlichen. Deshalb ist es nicht verwunderlich, daß die Teile der Befreiungsbewegungen, die nach einem Sieg die Macht ergreifen, immer einen inneren Feind, eine „fremde ethnische Gruppe“ ausmachen, die den Zusammenhalt der jungen Nation angeblich gefährdet Denn wenn die fremden Herrscher besiegt sind, streben die sozialen Gruppen, die eine vorübergehende Allianz gebildet haben, auseinander. Es beginnt der innere Machtkampf. Es bietet sich für die herrschende Gruppe an der Macht an, die Einheit der Nation erneut zu beschwören, diesmal anhand eines inneren Feindes, der den nationalen Zusammenhalt gefährdet.

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  11. Die Arbeit von Maxim Silverman (1994) gibt einen Einblick in die Art und Weise, wie Nation und Eingewanderte in den letzten dreißig Jahren in Frankreich naturalisiert wurden.

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  12. Heinrich August Winkler (1985) kritisiert diese Zweiteilung des Nation-begriffs als zu schematisch. Erstens gäbe es auch im Westen kulturelle, also objektive Nationalismen, und es gäbe politische im Osten Europas. Wichtiger aber sei noch, daß kulturelle Nationalismen nicht per se undemokratisch (wie von Kohn und anderen behauptet) und politische nicht per se demokratisch seien (vgl. Winkler 1985: 8ff). Dies zeigen auch die Presseanalysen im folgenden Kapitel.

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  13. Werter oben haben wir die These von Marx diskutiert, daß die deutsche Ideologie ein Resultat der „verkehrten“ Verhältnisse ist, das heißt ein Resultat der Arbeitsteilung, aufgrund derer sich das Denken von der materiellen Praxis soweit ablöst, daß die Wirklichkeit als Resultat des Denkens erscheint. Analog müßte für das geschlechtsspezifische Denken analysiert werden, wie die Teilung von Produktions-und Reproduktionsarbeit (wobei ich unter Produktionsarbeit hier auch die Produktion geistiger Produkte subsumiere) jeweils ein vereinseitigendes, von bestimmten Lebensnotwendigkeiten absehendes Denken produziert.

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  14. Ein jüngeres Beispiel für eine solche Assimilierungs-oder Integrationsforderung liefert W.F. Haug: „Die Einwanderer erscheinen kontrafaktisch als homogenechrw(133) Massechrw(133) und es scheint sinnvoll, für sie in dieser mythischen Kompaktheit `Autonomie’ zur fordern, auch `Gleichberechtigung’, ohne daß gesagt wird, daß zivilgesellschaftliche Gleichberechtigung ihre zivilgesellschaftliche Integration voraussetztchrw(133)“ (1992: 30). Es scheint, als müsse Gleichberechtigung durch Wohlverhalten erworben werden. Die Forderung vergißt, daß die als Staatsangehörige Geborenen keine Beweise für ihre Integration liefern, obwohl man auch von ihnen nicht durchweg behaupten kann, daß sie Prinzipien wie „Gewaltverzicht, Anerkennung der individuellen Menschenrechte, Rechtsanerkennung” (Haug, ebd.) anerkennen. Statt die Anerkennung von Prinzipien zu fordern, scheint es mir besser, sie zu praktizieren — etwa das altehrwürdige US-amerikanische: No taxation without representation“

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  15. Vgl. einige Positionen in den folgenden Presseanalysen.

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  16. Im Gegensatz dazu formulierte Fichte zunächst in Verteidigung der französischen Revolution eine Perspektive, die sich gegen jede Art von Herrschaft wandte: „Die Unterjochung durch eine fremde Macht fürchtet ihr für uns, und um uns vor diesem Unglück zu sichern, unterjocht ihr uns lieber selbst?chrw(133) Daß es euch lieber ist, wenn ihr es seyd, die uns unterjochen, als wenn es ein Andrer wäre, ist zu glauben: warum es uns um vieles lieber seyn sollte, wüßten wir nicht. Ihr habt eine zärtliche Liebe zu unsrer Freiheit, ihr wollt sie allein haben.“ (Fichte 1964 [1793f1: 248)

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Räthzel, N. (1997). Anmerkungen zu Theorien über die Nation. In: Gegenbilder. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10130-7_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-10130-7_3

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8100-1895-3

  • Online ISBN: 978-3-663-10130-7

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