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Einleitung

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Gegenbilder
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Zusammenfassung

„Wir sind hier in Deutschland und da wird deutsch gesprochen!“ Das war kein verbohrter Nationalist, der da gesprochen hatte, sondern eine nette, junge, gewerkschaftlich engagierte Lehrerin, die mit uns in einem Seminar über muttersprachlichen Unterricht für eingewanderte Kinder saß. „Das ist aber noch gar nicht lange so, daß in Deutschland nur deutsch gesprochen wird“, entgegnete der Seminarleitet. Diese beiden Sätze haben vor mehr als zehn Jahren meine Arbeit zu dem vorliegenden Buch in Gang gesetzt — oder zumindest bilde ich mir das ein. Eine typische Form, seine Biographie zu bauen, besteht darin, das Leben um einschneidende Ereignisse herum zu organisieren, in denen einem „plötzlich ein Licht aufging“. Allerdings war es hier umgekehrt, vor meinen Augen wurde es plötzlich „zappenduster“. Wieso sollte denn in einem Land nur eine Sprache gesprochen werden? Sicher, es gab in den meisten europäischen Ländern nur eine offizielle Sprache, aber daß man auch im Alltag, in der Schule nur einsprachig kommunizieren sollte, leuchtete mir nicht ein. Ich selbst hatte meine ersten vier Schuljahre an einer zweisprachigen Schule verbracht und hatte es genossen. Zudem hatten Fremdsprachen doch einen hohen Stellenwert im Unterricht; ich kannte ein französisches Gymnasium das als Eliteschule galt, in die Eltern gerne ihre Kinder schickten. Wieso also dieser Ausbruch bei dem Vorschlag, Türkisch zum Beispiel nicht nur als Fremdsprache, sondern auch als Unterrichtssprache für bestimmte Fächer zu benutzen? Und wenn die Einsprachigkeit noch nicht lange durchgesetzt war in Deutschland, wieso war sie dann so selbstverständlich? Woher kam das Verständnis von Deutschland, das sich in der Forderung nach Monolinguismus artikulierte?

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Literatur

  1. Ich benutze den Begriff „Ausländer“ nur soweit er von anderen verwendet wird, daher steht er in Anführungszeichen. Inzwischen hat sich in der theoretischen Literatur weitgehend durchgesetzt, daß der Begriff zwar juristisch korrekt ist, jedoch die Tatsache negiert, daß die damit Bezeichneten integraler Bestandteil der Bundesrepublik geworden sind.

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  2. Jeweils zwei Abschnitte des dritten und vierten Kapitels sind in einer anderen Fassung früher erschienen: „Nationale Identität und Bilder von „Ausländern“” In: Siegfried Jäger und Franz Januschek (Hg.), Osnabrücker Beuräge zur Sprachtheorie Nr. 46. Der Diskurs des Rassismus. März 1992. S.194–209. „Zur Bedeutung von Asylpolitik und neuem Rassismus bei der Reorganisierung der nationalen Identität im vereinigten Deutschland“ In: Siegfried Jäger und Christoph Butterwegge (Hg.), Rassismus in Europa. Düsseldorf 1992. S. 213–229.

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  3. Projekt Ideologietheorie (1980): Faschismus und Ideologie.

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  4. Ein Hinweis darauf findet sich bei Wolfgang Kaschuba: „Hätte Frankreich sich — pointiert gesagt — im 19. Jahrhundert nicht ohnehin als `Erbfeind’ angeboten, es hätte als Antipode geradezu erfunden werden müssen, um der Stärkung des deutschen Nationalgefühls zu dienen. Und dasselbe gilt für die Seite der inneren, der ethnischen Abgrenzung. Zu einem ganz entscheidenden inneren Abgrenzungsmittel wird nach 1871 der deutsche Antisemitismus, der klare Linien in `das Eigenvolk’ einzieht.“ (Kaschuba 1993: 68f.) Shulamit Volkov (1990) stellt die Bedeutung des Antisemitismus fti’ r die deutsche Nationbildung dar.

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  5. Balibar und Miles stellen den Zusammenhang zwischen Nationalismus und Rassismus theoretisch dar. Ihr Ausgangspunkt ist dabei die Frage nach Ursprung und Wirkungsweise von Rassismus.

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  6. Vgl. z.B. Meier 1991, Maier 1992, Mommsen 1990, Noelle-Neumann 1988, Krockow 1990.

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  7. Seitdem werden jährlich neue Einschränkungen vorgenommen, die jedoch kaum mehr zu erbitterten öffentlichen Debatten führen, sieht man vom Protest der Kirchen und der wenigen Menschenrechtsorganisationen ab.

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Räthzel, N. (1997). Einleitung. In: Gegenbilder. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10130-7_1

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-10130-7_1

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8100-1895-3

  • Online ISBN: 978-3-663-10130-7

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