Von der Seine nach Seattle Globalisierungskritik in und aus Frankreich

Zusammenfassung

Seit den Protesten in Genua rund um den G8-Gipfel im Juli 2001 ist das öffentliche Interesse an globalisierungskritischen Gruppen und ihren Kampagnen sprunghaft angestiegen. Über die Berechtigung des Widerstands und die Bewertung seiner politischen Inhalte gehen die Meinungen freilich auseinander. Das Spektrum reicht vom „hilflosen Antikapitalismus des Jet-Sets der Globalisierungsgegner“ (Figaro 31.01.2002) über die „trübe Romantik“ von „Christen und Chaoten“ (FAZ 06.08.2001) bis zu einer „Internationalen der Globalisierungskritiker“, die „Politikern und Konzernchefs einheizt — und zwar zu recht“ (Der Spiegel 30/2001). Für die Aktivisten von Attac¹ bis Via Campesina sind die neuen Protestallianzen ein deutliches Symbol der Hoffnung, dass eine „andere Welt“ möglich ist (George 2002). Und während ein Teil der etablierten Politik angesichts der Mobilisierungserfolge nun in den Sozialforen von Porto Alegre Verständnis für die Motive des — friedlichen — Protests äußert, erkennen andere darin nur einen „illiberalen Jahrmarkt“, auf dem ein „abgestandener Antikapitalismus“ (Joschka Fischer) fröhliche Urstände feiert (TAZ 25.08.2001).