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Ein französisches Paradox: Zwischen Agrarwirtschaft und wiedergefundener Ländlichkeit

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Zusammenfassung

Vielleicht ist der im Ausland bekannteste Franzose weder ein hochkarätiger Intellektueller, noch ein Künstler oder gar ein Politiker. Vielleicht ist der im Ausland bekannteste Franzose ein Landwirt — oder vielmehr, wie er sich selbst bezeichnet, ein „Bauer“ — ein Gewerkschaftler, Schafzüchter und Widersacher der neoliberalen Globalisierung. Ich spreche von José Bové. Vom Larzac bis Chiapas, von Indien bis zur Europäischen Union, von Porto Allegre bis Seattle — José Bové scheint auf unserem Planeten allgegenwärtig zu sein. Aber hinter seiner Person steckt noch mehr. In ihm vereinigen sich in bunter Mischung ganz disparate „Bewegungen“, deren Beziehungen zueinander ebenso ambivalent wie problematisch sind, mit denen er jedoch mit großem Geschick umzugehen versteht. Vereinfacht könnte man die verschiedenen Anliegen, die in der Gestalt José Bovés verkörpert werden, drei Ebenen zuordnen:

  • Eine globalistische Ebene — fälschlicherweise als „Anti-Globalisierung“ bezeichnet — innerhalb der sich die Stimme José Bovés unter jene mischt, die sich gegen die „Kommerzialisierung“ unseres Planeten und die Herrschaft des Marktes als einzig geltende Regel in den internationalen Beziehungen wenden.

  • Eine nationalistische Ebene, die französische Lebensqualität, deren guten Erzeugnisse, aber auch einen gewissen Typus von Landwirtschaft — eher im Sinne von „Bauern“ als von „Landwirten“ — vertritt und verteidigt, die auf Landschaft und Umwelt Rücksicht nimmt und bewusst mit dem industriellen und ertragsorientierten Denken bricht, wie es seit 1960 von den öffentlichen nationalen und europäischen Politiken gefördert wurde.

  • Eine korporative Ebene, die sich gegen das Monopol der Mehrheitsgewerkschaft FNSEA2 in der Vertretung des Bauernstandes wendet und gegen das integrierte Verwaltungssystem, wodurch die Gewerkschaft eng an die Definition der öffentlichen Politiken und damit die Verteilung der finanziellen Mittel angekoppelt ist. Mit diesem Protest ist zugleich die Unterstützung anderer Bauerngewerkschaften verbunden, darunter die „Confédération paysanne“, deren Wortführer José Bové ist.

Übersetzung ins Deutsche: Erika Mursa

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© 2003 Springer Fachmedien Wiesbaden

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Estèbe, P. (2003). Ein französisches Paradox: Zwischen Agrarwirtschaft und wiedergefundener Ländlichkeit. In: Albertin, L., et al. Frankreich-Jahrbuch 2002. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10092-8_11

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

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