Zusammenfassung
Im Rahmen des Forschungsprojektes „Kontinuität und Diskontinuität in der geschlechtlichen Normierung von Studienfächern, wissenschaftlichen Arbeitsgebieten und Karrieren in den Professionen“ am Soziologischen Seminar der Uni Göttingen wurde eine empirische Untersuchung über die ersten Studentinnen in Deutschland, ihre Fächerwahlen, ihre soziale Herkunft, Arbeitsgebiete und Karrieren durchgeführt1. Die empirische Spurensuche diente dabei nicht nur dem Ziel, hierüber eine Datenbank zu erstellen, sondern geschlechtlichen Konnotierungen von Fächern und akademischen Professionen nachzuspüren2. Die Universität als ein zentraler und in Deutschland hochangesehener Ort der Erkenntnis war Frauen bis ins 20. Jahrhundert hinein weitgehend verschlossen. In den Jahren zwischen 1900 und 1909 wurden Frauen jedoch an allen deutschen Universitäten zur Immatrikulation zugelassen. Es fragt sich also, inwiefern die Zulassung zum Studium den Frauen auch den Zugang zur Wissenschaft und zu wissenschaftlichen Karrieren ermöglichte. Zu vermuten ist, auch in Anbetracht der bis heute nicht erfolgten Gleichberechtigung von Frauen und Männern, dass die Universitäten vielfältige Mechanismen der geschlechterhierarchischen Desintegration entwickelten. Welche Orte der Erkenntnis standen den Frauen ab 1909 offen? Wo konnten sie sich etablieren? Inwiefern wurde, trotz geänderter Rahmenbedingungen, die Geschlechterhierarchie stets modernisiert?
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Roß, B. (2003). Profession und Geschlecht. Die ersten Studentinnen und ihre „Karrieren“ in Deutschland. In: Niekant, R., Schuchmann, U. (eds) Feministische ErkenntnisProzesse. Politik und Geschlecht, vol 7. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10054-6_8
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