Zusammenfassung
Bis zum Ende der achtziger Jahre haben die beiden deutschen Staaten, trotz einer gelegentlichen Parallelität der Geburtenhäufigkeiten, qualitativ extrem unterschiedliche Strukturen der Lebensformen und quasi entgegengesetzte Bedingungen der Familienentwicklung aufgewiesen. Die Familiengründung in der DDR erfolgte deutlich früher als im Westen, was auf einen anderen Status von Familie im Lebenslauf hinweist. Im Osten bedeutete die frühe Familiengründung den Einstieg in ein „eigenes“ Leben außerhalb gesellschaftlicher Lenkung und Reglementierung. Im Westen dagegen war die immer spätere und immer häufiger ganz ausbleibende Familiengründung der „Preis“ einer individualisierten Lebensführung. In der Lebensführung der jüngeren Generation der gebildeten Schichten in der alten Bundesrepublik ist die Familie mit Kindern heute nurmehr die Lebensform einer Minderheit geworden, die noch durch „traditionelle“ Lebensorientierungen geprägt erscheint. In den heute immer noch eher familienorientierten unteren Schichten kumulieren die sozialen und wirtschaftlichen Lasten der benachteiligten „Hausfrauenfamilien“ mit nur einem Einkommen, die Doppelbelastung der berufstätigen Mütter und die Folgen des zunehmenden Scheiterns von „traditionellen“ Familienkarrieren (vgl. ausf. Strohmeier 1993).
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Literatur
Das ist eine Situation, in der Handelnde über keine verläßlichen Orientierungen verfügen können, an denen sie im Sinne eindeutiger Erwartungen ihr Handeln oder hier: ihr Leben ausrichten könnten. Ehemals verläßliche Parameter biographischer Entscheidungen sind zu „Variablen“ geworden (vgl. ausführlicher Strohmeier 1995).
Insbesondere die gelegentlich bizarren Formen an den Rändern der manchmal langweiligen „Normalität“, die nicht-empirisch arbeitende Sozialwissenschaftler und Feuilletonschreiber immer wieder zu Abgesängen auf die Normalfamilie und zu Beschwörungen alternativer Lebensformen stimulieren, werden dabei ausgeblendet.
Die Ereignissequenzmusteranalyse wurde im IBS im Rahmen des von F.-X. Kaufmann und K.P. Strohmeier geleiteten Projekts „Familienentwicklung in Nordrhein-Westfalen“ von Martin Schulz (Stanford University, jetzt Seattle) entwickelt und programmiert (siehe hierzu Schulz 1989).
Geschätzte übergangsspezifische Überlebenswahrscheinlichkeit. Diese Wahrscheinlichkeit wird kalkuliert für eine Zeit von zwei Jahren, die relativ exakt der Differenz zwischen dem Datum der Einheit und dem Befragungszeitpunkt entspricht.
Bei der Ereignisanalyse wird von der Markovschen Annahme ausgegangen, nach der der stocha-stische Prozeß durch die Anfangsverteilung und die Übergangsmatrix eindeutig bestimmt ist. Gravierende methodische Probleme entstehen dadurch, daß biographische Ereignisse nicht stets als Markovsche Kette oder als Stufenprozeß (staging process; Willekens 1991: 483) dargestellt werden können.
Unter der „Outcome-Situation“ versteht man allgemein den Zustand, der zum Zeitpunkt der Datenerhebung gegeben ist. Das heißt im konkreten Fall: Man unterscheidet, ob in der Outcome-Situation entweder die Ein- oder die Zwei-Eltern-Familie vorliegt.
Die mit jeweils 24 Seiten sehr langen separaten Fragebögen für Frauen und Männer sind bei Pohl (1995) dokumentiert, so daß auf ihre Wiedergabe hier verzichtet wird.
Sollten im folgenden Abweichungen zu den Angaben auf Seite 106 auftreten, so liegt das an der etwas anderen Ausgangsmenge. In die Analysen dieses Kapitels werden nur jene 3139 Datensätze einbezogen, die zu allen hier ausgewerteten Variablen Angaben enthalten.
Mit der Geburt des ersten Kindes beginnt für die Frauen per Definition die Familienbiographie. Hat eine Frau zu diesem Zeitpunkt einen festen Lebens- oder Ehepartner, so beginnt sie ihre Familienbiographie als „Paar“, fehlt ein solcher Partner, beginnt sie entsprechend als „Ein-Eltem-Familie/Alleinerziehende“.
Um die Zahl der Typen auf die wichtigsten Verläufe zu beschränken und damit übersichtlich zu halten, wird die Häufigkeit des Wechsels für die Typisierung nicht berücksichtigt. Tabelle 5.16 vermittelt einen Eindruck über die Häufigkeit des Wechsels.
Der Anteil derjenigen, die als Ein-Eltern-Familie beginnen und dann das Muster EEF → Paar → EEF durchlaufen, ist in West- und Ostdeutschland annähernd gleich (10,6% bzw. 10,3%).
Bei einem paarweisen Mittel we rttest sind allerdings die Differenzen zwischen den Familienverlaufsformen Stabile EEF und Paar → EEF statistisch nicht signifikant, so daß die getroffene Aussage nicht generell gilt. Innerhalb West- und Ostdeutschlands unterscheiden sich die einzelnen Verlaufsformen bezüglich der durchschnittlichen Dauer der Ein-Elternschaft jedoch signifikant voneinander.
Testet man jeweils innerhalb der Spalten 4 bis 7, ob sich die Werte der herangezogenen Ereignisse zwischen den sechs (bzw. fünf) Verlaufsformen signifikant voneinander unterscheiden, so kommt man in allen Fällen zu einem positiven Ergebnis.
Dieser Zusammenhang gilt für Ostdeutschland zwar ebenfalls, allerdings nur eingeschränkt, da hier das Timing der Erstgeburt — wie bereits erwähnt — von vornherein homogener ist.
Der Anteil jener Kinder, die außerhalb einer Partnerschaft geboren werden, wird im folgenden verkürzt auch als „außerpartnerschaftliche Kinderquote“ bezeichnet.
Näheres hierzu — siehe unter Kapitel 5.1.4 (die Hrsg.).
Dies gilt ebenso für die Tabellen 5.26, 5.27 und 5.28 (die Hrsg.).
Das Panel umfaßte fast 1 400 Befragte, die 1980 verheiratet waren und die bis 1992 wiederholt befragt wurden. 14 Prozent davon hatten geschiedene Eltern, 15 Prozent geschiedene Schwiegereltern. Sie bildeten die engere Untersuchungseinheit.
Eine Analyse dessen, ob die nach dem Kindesalter unterschiedliche Häufigkeit der Scheidungen in Beziehungen steht zur ihrer Schulbiographie, bleibt einer späteren Analyse vorbehalten.
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Strohmeier, K.P., Schulze, HJ., Hullen, G., Stegmann, D., Dorbritz, J. (1999). Lebensformen und Lebensverläufe. In: Roloff, J., Dorbritz, J. (eds) Familienbildung in Deutschland Anfang der 90er Jahre. Schriftenreihe des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung, vol 30. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10037-9_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-10037-9_5
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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