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Zur Geschichte der „Intervallstudie Grünau“

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Erlebnis Plattenbau

Part of the book series: Stadtforschung aktuell ((STADT,volume 84))

  • 203 Accesses

Zusammenfassung

Das Wohnungsbauprogramm sollte nach den Vorstellungen des Politbüros der SED als Paradebeispiel sozialistischer Sozialpolitik zur endgültigen Lösung der Wohnungsfrage in die Annalen der DDR eingehen. Man wollte in einem Zug die Wohnungsprobleme in den Städten der DDR mit Hilfe des industrialisierten Wohnungsbaus bis 1990 beseitigen. Vor dem Hintergrund verfallener Städte, desolater Infrastruktur, maroder Bausubstanz und permanenten Wohnungsmangels erschien ein solches Wohnungsbauprogramm zwingend notwendig und wurde daher von der DDR-Bevölkerung lebhaft begrüßt und seine Realisierung aufmerksam beobachtet. Gleichzeitig gab es von Beginn an kritische Überlegungen zur Ausschließlichkeit des Geschosswohnungsbaus „auf der grünen Wiese“ unter weiterer Vernachlässigung der Sanierung der Altbausubstanz in den Zentren und zentrumsnahen traditionellen Wohngebieten der Städte, insbesondere der Großstädte. Die Kritiker blieben jedoch in der Minderheit und verstummten in der Öffentlichkeit alsbald. Unter Architekten, Städtebauern und Stadt- und Kultursoziologen wurde das Dilemma weiterhin diskutiert, ohne im Geringsten auf zentrale Entscheidungen Einfluss nehmen zu können. Das Unbehagen über den Weg zur „Lösung der Wohnungsfrage“ verlor sich zwar unter Fachleuten nicht, wurde aber immer weniger thematisiert und schließlich „von oben“ politisch tabuisiert. Die Würfel auf höchster Politik-Ebene waren gefallen: Vorrang hatte der Massenwohnungsbau am Rande der Groß- und Mittelstädte in Plattenbauweise. Die Wohnungsbauserie WBS 70 wurde geboren, aus der Vielzahl der Varianten blieben zum Schluss ca. 6 übrig, die mehr oder weniger auffällig in den 80er Jahren in allen DDR-Städten die Peripherie prägten.

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Literatur

  1. Abschrift siehe Anhang

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  2. Ein Förderer der Intervallstudie Grünau war von Beginn an der Chefarchitekt der Stadt Leipzig Prof.Dr. Horst.Siegel (von der Funktion vergleichbar mit dem heutigen Beigeordneten für Planung und Bau) und der damalige Vorsitzende der Bezirksplankommission Leipzig Dr. Roland Wötzel

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  3. Hier sind vor allem zu nennen Georg Aßmann, Loni Niederländer (HUB), Peter Voigt (Universität Rostock), Ingrid Hölzler (MLU Halle), Fred Staufenbiel, Bemd Hunger und Rolf Kuhn (Hochschule für Bauwesen Weimar).

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  4. u.a. Siegfried Grundmann

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  5. Die Genehmigung erteilte die Staatliche Zentralverwaltung für Statistik der DDR in Berlin auf der Grundlage des vorliegenden Fragebogens.

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  6. Das war die gängige Floskel, um Aktivitäten, die der Informationsgewinnung über Meinungen von Bürgern dienten, in Grenzen zu halten. Es gab zu dieser Zeit viel Mißtrauen gegenüber Befragungen außerhalb von Betrieben und Kombinaten durch wissenschaftliche Einrichtungen. Selbst in Großbetrieben wie dem PCK Schwedt wurde 1973 eine gruppenanalytische Studie in Arbeitskollektiven in Schaltwarten unmittelbar nach der Präsentation vor Angehörigen der Werkleitung, Parteisekretären, Gewerkschafts-funktionären eingezogen und alle Exemplare demonstrativ in einem Panzerschrank verschlossen. Eine Diskussion der Ergebnisse mit den Probanden wurde uns nicht gestattet.

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  7. Klaus Kühne wurde später Vorsitzender des Stadtbezirks West und blieb bis 1989 ein interessierter Förderer der Intervallstudie Grünau. Er verhalf uns vor allem zu Insiderwissen über allgemeine und vor allem Planungsprobleme in Grünau, die damals nicht öffentlich diskutiert wurden.

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  8. Die Briefmethode und einige Ergebnisse werden in den Kapiteln 4 und 5 vorgestellt.

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  9. Vgl. dazu Neues Deutschland vom 5.8.1979 S. 10

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  10. Sigrun Kabisch: Zur soziologischen Analyse der Wohnfunktion im großstädtischen Neubaugebiet. Diss. Leipzig 1982

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  11. Das Buch durfte in der DDR nicht erscheinen.

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  12. Eine inoffizielle Begründung lautete: Zur Zeit sind Publikationen zum Wohnungsbauprogramm nicht erwünscht.

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  13. Der Arbeitsgruppe Lehrprogramm,Stadtsoziologie“ gehörten an: Alice Kahl (Leitung), Georg Assmann (HUB), Peter Voigt (Univ. Rostock), Ingrid Hölzler (ML-Universität Halle-Wittenberg), Fred Staufenbiel (Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar)

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  14. Das lag nicht an den Bäckereien sondern an der inzwischen fehlenden Transportkapazität.

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  15. In Leipzig war die Literatursituation dank der Deutschen Bücherei günstiger als an anderen Universitäten der DDR.

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  16. Wir hatten allerdings die,Rechnung ohne den Wirt“, d.h. ohne das Interesse westdeutscher Forschungsinstitute an Aufträgen zu diesem Thema gemacht. Wir waren überrascht, wie wenig die Fachkollegen aus den alten Bundesländern über die Besonderheiten der Wohnsituation in der DDR wussten.

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  17. Vgl. Jürgen Friedrichs/Alice Kahl: Strukturwandel in der ehemaligen DDR — Konsequenzen für den Städtebau. In: Archiv für Kommunalwissenschaften 11/91 S. 759 ff.

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  18. Ebenda, S. 759

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  19. Ebenda

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  20. Ebenda, 5.759

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  21. Niels Gormsen und seinen Nachfolger Karsten Gerkens

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  22. Alice Kahl: Zur Entwicklung der Großsiedlung Leipzig-Grünau, Manuskriptdruck Leipzig 1993

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  23. Between Hope and Fear. Everyday Life in Post-Unification East Germany. A case study of Leipzig. Edited bei Eva Kolinsky, Keele 1995

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  24. Im Februar 1992 gründete ich als Freiberuflerin mein Büro.Forschung Wohnen“

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  25. Vgl. dazu Leipziger Volkszeitung vom 11.10.1977, S. 3

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  26. Vgl. Alice Kahl: Wohnen im Arbeiterviertel Ostvorstadt (1981), Manuskriptdruck KarlMarx-Universität Leipzig 1982

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  27. Es wurden 180 Bürger angesprochen und gebeten, einen Brief über ihre Erlebnisse mit der neuen Wohnung in Grünau an uns zu schreiben. Mehr dazu im Kapitel 4

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  28. Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR, 1981, S.343

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  29. Wir sind uns darüber im Klaren, dass hinter diesen Angaben als,Arbeiter“ eine Reihe von„Behördenangestellten” zu finden waren, wie Mitarbeiter von Parteien, vom FDGB, der Staatssicherheit, der Volkspolizei u.ä., die in der offiziellen DDR-Statistik als,Arbeiter” geführt wurden, selbst wenn sie über ein Hochschuldiplom verfügten.

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  30. Von 180 ausgegebenen Anschreiben mit der Bitte, einen Brief mit dem Anfangswortlaut „Wie Du weißt, sind wir vor… Monaten nach Grünau gezogen. Zuerst…“ an uns (den Lehrstuhl Soziologie an der Karl-Marx-Universität Leipzig) zu schicken, haben 108 geantwortet. Hauptkritikpunkt war das unfertige Wohngebiet.

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  31. blaue Fliesen“ war eine Umschreibung für einen Hundert-DM-Schein, mit dem man bereit war, für bestimmte Waren oder Dienstleistungen zu bezahlen. Dieses Synonym tauchte sogar in Kleinanzeigen in der parteinahen Tageszeitung auf und jeder wusste, was mit den,blauen Riesen” gemeint war.

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  32. In offiziellen Verlautbarungen, wie Rechenschaftsberichten von Parteiorganen oder der Nationalen Front wurde die geleistete gesellschaftliche Arbeit vor allem der Arbeiter meist heroisiert und auch quantitativ stark übertrieben dargestellt

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  33. Hausversammlungen wurden jährlich abgehalten und es sollte dort möglichst auch „ideologische“ Arbeit geleistet werden.

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  34. Annahmestellen für Sekundär-Rohstoffe, die es in fast jedem Wohngebiet gab.

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  35. Vgl. Alice Kahl: Umweltbewußtsein in der Großstadt. Umweltschutz/Umweltgestaltung… Wissenschaftliche Zeitschrift der KMU Heft 2/1990

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  36. Über Rücklaufquoten u.a. vgl. Kapitel 4

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  37. unter 2000 DM/Monat (1983 hatten 17% ein geringes Haushaltsnettoeinkommen mit unter 1000 Mark der DDR/Monat)

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  38. veröffentlichte das Eduard-Pestet-Institut Hannover eine Studie, nach der in den Jahren 2000 bis 2005 Plattenbauten wegen Leerstands abgerissen werden müssen. Allerdings bezog sich diese Prognose nicht auf die Plattensiedlungen der Großstädte in Ballungsgebieten. Trotzdem verursachten diese Aussagen damals großes Unbehagen.

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  39. Seit 1.8. 2000 Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung

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  40. erschienen in der Leipziger Volkszeitung 56 Beiträge zum notwendigen Abriss von Wohnungen in Leipzig, vorwiegend in der Großsiedlung Grünau

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Kahl, A. (2003). Zur Geschichte der „Intervallstudie Grünau“. In: Erlebnis Plattenbau. Stadtforschung aktuell, vol 84. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09975-8_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-09975-8_3

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8100-3174-7

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