Zusammenfassung
Der geringe Schulerfolg von Kindern mit Migrationshintergrund und die Schlüsselstellung, die der mangelnden Lesekompetenz zugewiesen wird, sind seit der PISA-Studie Allgemeingut. Trotz dieses lange bekannten Befundes fehlt es bis heute an Längsschnittuntersuchungen, die versuchen den Ursachen dieses Problems auf den Grund zu gehen. Dies gilt in besonderem Maße für die Frage des Schriftspracherwerbs, der kontrovers diskutiert wird. Sieht man von dem programmatischen Schlagabtausch der Fibelbefürworter und -gegner ab, so ist die Situation empirischer Grundschulforschung defizitär im Hinblick auf die Frage einer eher lehrgangsorientierten Vermittlung von Lesen und Schreiben oder einer lernwegs- bzw. schreiborientierten Vorgehensweise wie sie von den Vertretern des Spracherfahrungsansatzes favorisiert wird (zum Forschungsstand vgl. Schründer-Lenzen 2004, S. 152ff.). Diese Einschränkung gilt insbesondere dann, wenn man den Anspruch geltend macht, auch die Lernentwicklung in einer sprachlich-kulturell heterogenen Schülerschaft zu evaluieren. Während in den USA zum Thema Alphabetisierung eine Reihe von Metaanalysen vorliegen, die bei längerfristigen und fachübergreifenden Bilanzierungen Vorteile für begleitende Formen des muttersprachlichen Unterrichts zeigen, gibt es in Deutschland keinen vergleichbaren Forschungsbefund. Es liegen weder experimentell abgesicherte Untersuchungen zur Sprachförderung im Vorschulbereich, zur Wirkung unterschiedlicher Methoden des Schriftspracherwerbs, zur Wirksamkeit zusätzlichen Förderunterrichts in der deutschen Sprache (DAZ), noch zur nachhaltigen Wirksamkeit von Immersionsprogrammen vor.
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Literatur
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Schründer-Lenzen, A. (2004). Schriftspracherwerb von Kindern mit Migrationshintergrund. In: Carle, U., Unckel, A. (eds) Entwicklungszeiten. Jahrbuch Grundschulforschung, vol 8. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09944-4_26
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