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Strategien der Legitimation protestantischer entwicklungspolitischer Forderungen

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Part of the book series: Reihe: Studien zur politischen Gesellschaft ((SZPOLGES,volume 1))

Zusammenfassung

Abschließend soll das Problem der Legitimierung moralischer Forderungen durch die EKD und durch Organisationen in ihrem Umfeld einer Betrachtung unterzogen werden. Wollen Akteure im politischen Prozeß Forderungen durchsetzen, das heißt bindende Entscheidungen über die Zuweisung materieller und die Geltung ideeller Werte in ihrem Sinne erreichen, sehen sie sich genötigt, Rechtfertigungen und Begründungen vorzubringen, die von anderen Akteuren geglaubt und anerkannt werden, damit diese den Forderungen zustimmen oder sie zumindest tolerieren. Dabei sehen sich Akteure nach der durch Prozesse der Säkularisierung, Rationalisierung, Individualisierung und Politisierung eingeleiteten Auflösung bzw. Relativierung metaphysischer, religiöser und ontologischer Weltbilder vor erhebliche Schwierigkeiten gestellt, weil keine gemeinsamen, dem Willen der Akteure gleichsam entzogene und Verbindlichkeit stiftende Bezugspunkte mehr existieren, auf die man sich umstandslos berufen könnte. Unter diesen Bedingungen läßt sich ein Legitimationsmodus theoretisch bestimmen und empirisch identifizieren, der an die dominierende Handlungsorientierung der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaften anschließt, nämlich die Legitimation durch Interesse bzw. Leistung (Hondrich 1973: 84ff).

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Referenzen

  1. Einen Katalog von Anrufungsinstanzen hat Dubiel vorgelegt (vgl. Dubiel 1990: 134f).

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  2. Im folgenden wird auf eine gesonderte Betrachtung theologischer Legitimationsfiguren verzichtet. Gegenüber der politischen Öffentlichkeit können sie als Varianten, genauer: als Versuche einer zusätzlichen oder Letztbegründung der auf moralische Prinzipien rekurrierenden Legitimationsstrategie betrachtet werden.

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  3. Gerechtfertigt wurde diese Legitimationsstrategie auch mit dem Argument, daß die Akzentuierung des moralischen Momentes in entwicklungspolitischen Forderungen zur Verhärtung von Interessenpositionen führe: „Die Suche nach fairem Ausgleich von Interessen mag als Aufklärungsoptimismus oder als allzu harmonistisch erscheinen. Tatsache aber ist, daß Interessenpositionen zementiert werden, wenn sie mit einem anklägerischen moralischen Rigorismus angegriffen werden“ (Lefringhausen/Linnenbrink 1973: 57). Das mag mit Blick auf die Adressaten moralischer Kritik richtig sein. Im Blick auf das Ziel, moralische Forderungen politisch durchzusetzen, ist das Argument weniger überzeugend, kann man doch den Vorwurf einer Zementierung von Interessen auch gegen diese Legitimierungsstrategie selbst erheben. Denn die These, daß die Anknüpfung an Interessen unumgänglich, weil erfolgreich, und die Forderung nach einer moralischen Begrenzung aussichtslos oder sogar kontraproduktiv sei, steht in der Gefahr, in gegenaufklärerischer Weise eine Perzeption politischer Prozesse zu verstärken, die Interessen in der Politik grundsätzlich als unhintergehbar und unabänderlich erachtet.

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  4. Interview EKD 021.

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  5. Auch die EZE hat in der jüngsten Überarbeitung ihrer entwicklungspolitischen Grundsätze und Leitlinien einen stärkeren Akzent auf das Konzept der Gerechtigkeit gelegt (vgl. EZE 1997b; Kap. 4.1.3.). Gerechtigkeit wird hier schon deutlich unter Bezugnahme auf die Neuorientierung der kirchlichen Entwickungsarbeit als Einforderung wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Rechte definiert: „Unter Gerechtigkeit verstehen wir das Recht aller Menschen auf ein Leben in Würde, auf Nahrung, Gesundheit, Wohnung und Ausbildung, auf Teilhabe an der Gesellschaft“ (EZE 1997b: 8).

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  6. 6‚Brot für die Welt’etwa hatte schon in der Erklärung‚Den Armen Gerechtigkeit’mit dem Verweis auf die sozialen Menschenrechte argumentiert (vgl. Diakonisches Werk der EKD e.V. o.J. [1989]: 16f).

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  7. Artikel 11 dieses Paktes lautet etwa: „Die Vertragsstaaten erkennen das Recht eines jeden auf einen angemessenen Lebensstandard für sich und seine Familie an, einschließlich ausreichender Ernährung, Bekleidung, Unterbringung, sowie auf stetige Verbesserung der Lebensbedingungen. Die Vertragsstaaten unternehmen geeignete Schritte, um die Verwirklichung dieses Rechts zu gewährleisten, und erkennen zu diesem Zweck die entscheidende Bedeutung einer internationalen, auf freier Zustimmung beruhenden Zusammenarbeit an. In Anerkennung des grundlegenden Rechts eines jeden, vor Hunger geschützt zu sein, werden die Vertragsstaaten einzeln und im Wege internationaler Zusammenarbeit die erforderlichen Maßnahmen, einschließlich besonderer Programme, durchführen“ (zit. n. Heidelmeyer 1982: 312).

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  8. Vgl auch Gronemeyer (1991: 33f), der die Metapher von der Apartheid nicht nur zur Beschreibung des Zustandes in Afrika und zwischen Nord und Süd, sondern auch desjenigen in den reichen Ländern verwendet. Auch Peter Sloterdijk operiert mit dieser Metapher: „Wir werden weltweit eine südafrikanische Situation bekommen. Die gesamte Wohlstandswelt wird Johannesburg sein oder genauer: Pretoria. Die reichen Nationen wird ein gemeinsames Südafrika-Syndrom verbinden, eine Apartheid-Situation zwischen den reichen Ländern und denen, die sich an ihnen die Fingernägel kaputtkratzen“ (Sloterdijk, zit. n. Gronemeyer 1991: 34).

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  9. Benedict hat dies schon 1971 hellsichtig formuliert: „Die Kluft zwischen den reichen und armen Ländern wird sich weiter vergrößern. Dadurch werden die industriell entwickelten Länder in die gleiche Lage kommen wie die Städte des Mittelalters, wenn sie die Tore schlossen, um die Pest vor den Mauern zu halten: Vor den Toren werden die Massen der Dritten Welt immer mehr der Seuche des Hungers (einer von Menschen gemachten Katastrophe) zum Opfer fallen, aber der Verwesungsgeruch der Menschheit wird auch in die mauergeschützte Stadt dringen und ein Leben mit Selbstachtung unmöglich machen. Darin allein, nicht im Appell an die Mächtigen, der Werbung bei den Ohnmächtigen liegt die Hoffnung: daß die Menschen es nicht mehr aushalten können, ihre Brüder leiden zu sehen“ (Benedict 1971: 20f).

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© 1998 Springer Fachmedien Wiesbaden

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Willems, U. (1998). Strategien der Legitimation protestantischer entwicklungspolitischer Forderungen. In: Entwicklung, Interesse und Moral. Reihe: Studien zur politischen Gesellschaft, vol 1. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09943-7_7

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-09943-7_7

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8100-2049-9

  • Online ISBN: 978-3-663-09943-7

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