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Part of the book series: Reihe: Studien zur politischen Gesellschaft ((SZPOLGES,volume 1))

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Zusammenfassung

Diese Albeit will mit der Untersuchung der Entwicklungspolitik der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sowie protestantischer Organisationen in ihrem Umfeld einen exemplarischen Beitrag zu zwei bisher in der politikwissenschaftlichen Forschung vernachlässigten Gegenständen leisten: den Themenfeldern‚Kirche und Politik’und‚advokatorische Politik’ Der Forschungsstand politikwissenschaftlichen Wissens über die politische Wirklichkeit der Großkirchen, ihr politisches Handeln und Verhalten, ist defizitär. Dies trifft insbesondere auf die eigentlich besonders geforderte Teildisziplin der Verbandsforschung zu. Gleiches gilt für den Wissensstand über‚advokatorische Politik’ Dieser Typus von Forderungen vertritt in der Regel stellvertretend die Interessen sehr großer Gruppen mit askriptiven Merkmalen oder von solchen Gruppen, denen die Advokaten selbst als Mitglieder nicht angehören. Er zielt in der Regel in einer interessenfreien Weise auf die an moralischen Prinzipien orientierte und die Zustimmung bzw. Anerkennung aller fordernde politische Lösung von Problemen dieser Gruppen und wird deshalb in dieser Arbeit auch als‚moralische Forderung’bezeichnet. Interessenfrei ist die Vertretung solcher Forderungen, deren Realisierung ihren Fürsprechern keine selektiven materiellen Vorteile verschafft (so Beny 1977: 7).

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Referenzen

  1. Z.B. Kühr 1983, Obemdörfer/Schmitt 1983a und Wewer/Abromeit 1989.

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  2. Zudem präsentieren sie sich heute der Öffentlichkeit auch mehr denn je wie klassische Verbände und werden auch so wahrgenommen. Dies zeigt — und die Belege ließen sich beliebig vermehren — etwa die Berichterstattung über die Synode der EKD, die im November 1994 in Halle stattfand. Sowohl die Schlagzeile der Presseberichterstattung über die Eröffnung:‚EKD-Vorsitzender fordert stärkere Förderung der Familien’(FAZ vom 7.11.1994) als auch der folgende Artikel, in dem über weitere Forderungen, innerkirchliche Kontroversen und die Grußworte der Vertreter der beiden Großparteien — es sprachen der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Höppner, SPD, und die Bundesministerin für Frauen und Jugend, Merkel, -berichtet wird, unterscheidet sich in nichts von Nachrichten über Kongresse anderer organisierter Interessen.

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  3. So auch Hertzke für die USA: „Church denominations, as institutions, have distinct, tangible interests (and thus fit the prevailing interest group theories). They own property, have employees, enjoy tax exemptions, and operate an array of schools, colleges‚ hospitals, nursing homes, large charitable agencies, and even life insurance companies. Some churches receive government grants to run projects of a secular (as defined by the government) nature“ (Hertzke 1988: 101).

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  4. Die politischen Aktivitäten und Auseinandersetzungen des bundesdeutschen Protestantismus zur Apartheidspolitik in Südafrika werden hierbei ausgeklammert. Dafür sprechen mehrere Gründe. Zunächst hatte man — wohl nicht zuletzt deshalb, weil es in diesem Problemfeld innerhalb der EKD zu erheblichen Konflikten gekommen war — auf der Ebene der Amtskirche durch die Einrichtung der Südafrika-Kommission beim Rat der EKD die Südafrika- von der Entwicklungsarbeit getrennt Auch der kirchliche Entwicklungsdienst unterstützte dort keine Projekte: Der Ausschuß‚Kirchliche Mittel für den Entwicklungsdienst’etwa stellte keine Mittel für das Programm des Ökumenischen Rates der Kirchen zur Bekämpfung des Rassismus zur Verfügung (vgl. Kirchenkanzlei der EKD 1976: 163). Nur die Missionswerke waren dort im größerem Umfang aktiv. Zur Auseinandersetzung über Inhalt und Form protestantischer Anti-Apartheidspolitik, zu den dort vertretenen unterschiedlichen Positionen insbesondere zum Antirassismus-Programm des Ökumenischen Rates der Kirchen und dem dort eingerichteten Sonderfonds, zur Frage der Verwendung von Kirchensteuermitteln für dieses Programm und seinen Sonderfonds und zu den resultierenden Konflikten vgl. Meyers-Herwartz 1979 sowie unten Kap. 4.2.1.. Zur Anti-Apartheidskampagne der‚Evangelischen Frauenarbeit in Deutschland e.V.’vgl. Stelck 1980.

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  5. Diese Funktion einer stellvertretenden Anwaltsrolle wird von Akteuren aus dem Raum der Kirchen explizit reklamiert. So formulierte etwa die‚Gemeinsame Konferenz der Kirchen für Entwicklungsfragen’(GKKE) am 2.11.1976 in einem Brief ihrer Vorsitzenden an Bundeskanzler Schmidt zu Beginn der neuen Legislaturperiode: „Die Gemeinsame Konferenz der Kirchen für Entwicklungsfragen meldet sich stellvertretend zu Wort als Anwalt der Menschen in den Entwicklungsländern, die selbst nicht in der Lage sind, ihre berechtigten Ansprüche und

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  6. Interessen ausreichend zur Geltung zu bringen. Dabei gehen die Kirchen von ihrem Auftrag aus, der im Evangelium begründet ist“ (Zwiefelhofer 1983: 136–140, 137).

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  7. Vgl. u.a. Coming 1978; Urban 1987; Grohs 1989, 1992; Kronenberg 1993, Willems 1993 und Daiber 1988: 170ff sowie die Kurzportraits einiger Organisationen durch ihre Funktionäre in Schober et al. 1983. Im Rahmen seiner Untersuchung über die politische Dimension vornehmlich der Projektaktivitäten nordatlantischer Nichtregierungsorganisationen nahm Smith (1990) auch die beiden protestantischen Organisationen‚Evangelische Zentralstelle für Entwicklungshilfe’und‚Brot für die Welt’in sein Sample mit auf.

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  8. So hat etwa die Synode der EKD bisher jedes Mal, wenn sie sich auf ihren Tagungen schwerpunktmäßig mit diesem Thema befaßte (1968, 1973 und 1986), das protestantische Engagement auf dem Gebiet der Entwicklung bestätigt.

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  9. Eine repräsentative Studie der ires-Marketing zu der Fragestellung, ob Verbraucher noch zu faszinieren seien, in der die Probanden mit 136 Personen, Begriffen und Marken konfrontiert wurden, weist‚Brot für die Welt’auf dem siebten Platz gemeinsam mit‚Porsche’und‚Jaguar’aus, unter anderem nach‚Gold’‚Greenpeace’ den‚Olympischen Spielen’und‚amnesty international’ aber vor‚Bibel’‚Misereor’‚Bayern München’ den bundesdeutschen Parteien,‚McDonalds’und‚Pampers’(vgl. Franke 1987). Ob die Tatsache, daß im Dezember 1972 nach mehrjährigen Verhandlungen eine Briefmarke mit dem Aufdruck‚Brot für die Welt -den Frieden entwickeln’erschien (vgl. Rechenschaftsbericht der EKD 1972/73: 258), Ausdruck der Bekanntheit von‚Brot für die Welt’ seiner gesellschaftlichen Anerkennung, der Zähigkeit und des Geschicks der evangelischen Verhandlungsführer und/oder des Legitimationsbedarfs des BMZ ist, muß im Rahmen dieser Arbeit leider ungeklärt bleiben. Vgl. zum Bekanntheitsgrad von‚Brot für die Welt’im übrigen unten Kap. 3.1.3..

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  10. In ähnlicher Weise kam dies etwa auch in der Regierungserklärung des Bundeskanzlers Willy Brandt vom 18. Januar 1973 zum Ausdruck: „Wir betrachten sie [die Kirchen] nicht als eine Gruppe unter den vielen der pluralistischen Gesellschaft und wollen ihren Repräsentanten darum auch nicht als Vertreter bloßer Gruppeninteressen begegnen“ (Bulletin der Bundesregierung vom 19. Januar 1973, Nr. 6, S. 56).

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  11. Eine ähnliche Überlegung stellt Sing in seiner Untersuchung über die katholische Entwicklungspolitik an: „... eine Soziallehre der Kirche [wird], will sie nicht beim Moralisieren oder bei der Verkündigung sozialethischer Prinzipien, die immer wieder um sich selber kreist, stehen bleiben, zumindest in die Problematik der‚kausalen Auslegung des Handelns’hineinleuchten; auch wenn sie im einzelnen‚keine technischen Lösungen’anbieten will, kann sie nicht umhin, will sie Orientierungshilfen für ein sozialethisch verantwortetes Handeln geben, sich z.B. mit der Problematik sozialwissenschaftlicher Methoden zur Analysierung der sozialen Wirklichkeit und zur Prognostizierung ihrer Veränderung auseinanderzusetzen. Auch hier kommt die Kirche nicht um Entscheidungen herum, die sie weder zweifelsfrei aus dem Glauben noch aus den Argumentationen der Wissenschaftler ableiten kann“ (Sing 1995: 108).

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  12. So schon Nuscheier: „Die staatsnahen Hierarchien der beiden Kirchen bremsen die verändernde Kraft, die die Kirchen als einflußreichste Interessengruppen in der Entwicklungspolitik entwickeln könnten. Sie wollen die Privilegien und Subsidien nicht gefährden, die ihnen aus dem staatlichen Füllhorn zufließen; sie scheuen den Konflikt Vor frommen Reden brauchen sich aber die politischen Entscheidungsträger nicht zu fürchten“ (Nuscheier 1991: 297).

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  13. Vgl. dazu unten Kap. 4.3.5..

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  14. So zählte etwa der damalige Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Warnke, zu den Mitgliedern der Synode, die sich 1986 mit dem Thema Entwicklung befaßte. Dies schlug sich nach den Ergebnissen mancher Beobachter in den Ergebnissen der Synode deutlich nieder. Ob mit der Berufung von Parteipolitikern nun auch die erhoffte Einbindung dieser Akteure und ihrer Organsiationen erfolgt, erscheint eher fraglich.

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  15. Daiber attestiert den Kirchen im Blick auf die Interessendivergenzen und Klassengegensätze ihrer Mitglieder allerdings die Entwicklung‚,erstaunliche[r] Fähigkeiten..., sich den daraus entstehenden Konflikten zu entziehen. Beispiele hierfür sind die auch schichtenspezifisch ablaufende Denominationsbildung in den Vereinigten Staaten oder die Selektionsprozesse der europäischen Volkskirche, deren Kerngemeinden sich wesentlich aus dem mittleren Bürgertum rekrutieren“ (Daiber 1988: 59).

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  16. Das Material dieser empirischen Untersuchung bilden neben Dokumenten und einer umfangreichen‚grauen Literatur“ insgesamt 28, auf der Basis teilstrukturierter Leitfäden geführte Experteninterviews mit Mitgliedern und Repräsentanten der untersuchten Organisationen. 23 wurden im Jahre 1991 (EKD 001 — EKD 023), eines im Jahre 1993 (EKD 028) und vier im Jahre 1995 (EKD 024 — EKD 027) geführt. Sie zielten auf eine Ergänzung der mit Hilfe der Literatur- und Dokumentenverarbeitung gewonnenen Außenansicht durch die Hinzunahme der subjektiven Perzeptionen und Perspektiven der‚Insider’ Geführt wurden diese Interviews mit Mitgliedern protestantischer entwicklungspolitischer Einrichtungen und Gremien, Geschäftsführern und Vorsitzenden der protestantischen entwicklungspolitischen Organisationen, vor allem aber mit Mitgliedern der Arbeitsstäbe (in der sogenannten‚2. Reihe’), da sie vielfach besser über innerorganisatorische Details und Probleme informiert waren, sondern — wie sich im Verlaufe der Untersuchung zeigte — sich die entwicklungspolitischen Ziele eines großen Teils der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Arbeitsstäbe deutlich von denen der Repräsentanten der jeweiligen Organisationen und insbesondere von denen der Mitglieder kirchlicher Leitungsgremien unterschieden.

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Willems, U. (1998). Einleitung. In: Entwicklung, Interesse und Moral. Reihe: Studien zur politischen Gesellschaft, vol 1. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09943-7_1

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