Skip to main content

Aufwachsen in der Erlebnisgesellschaft

  • Chapter
  • 158 Accesses

Zusammenfassung

Die universelle Beschleunigung und Vermehrung der „Informationsarchive“ ließ uns im letzten Kapitel die Frage stellen, ob die fortgeschrittenen Gesellschaften des Informationszeitalters nicht an einem Punkt angelangt seien, wo alles beliebig, Geschichte geschichtslos und leer geworden sei. Doch meines Erachtens erleben wir heute kein Ende der Geschichte, sondern höchstens jenes der universalen Perspektive; an deren Stelle tritt die Perspektive der individualisierten Subjekte, die sich in die Geschichte entwerfen, souverän über ungleichzeitige Lebensstile verfügen und sich aus deren Versatzstücken ihre eigenen Welten zusammenbauen. Mit anderen Worten: heute muß immer mehr die Ungleichzeitigkeit des Gleichzeitigen ausgehalten werden, die Pluralisierung der geschichtlichen Perspektiven. Dies ist indessen mit mehreren Folgefragen verknüpft, die in diesem Kapitel genauer zu analysieren sind:

  • Was bedeutet es für das Bewußtsein, wenn sich der Alltag weitgehend in künstlichen, von Menschen geschaffenen Organisationen und Strukturen abspielt? Welche Erlebnisse treten damit in den Vordergrund des Interesses?

  • Bedeutet dies nicht auch, dass sich die existentiellen Perspektiven des Lebens verändern und verschieben, unter denen die Menschen die Welt und ihren Alltag verstehen?

  • Wie steht es mit dem Subjekt in dieser Gesellschaft? Angesichts der Enttraditionalisierung der Gesellschaft wäre zu fragen, welche Identitätsentwürfe und -perspektiven im Vordergrund stehen?

This is a preview of subscription content, log in via an institution.

Buying options

Chapter
USD   29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD   54.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Learn about institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Literatur

  1. In diesem Zusammenhang wäre auch nochmals auf die Kritik von seiten des Konstruktivismus zu verweisen: Danach ist dieser Alltag ist nicht einfach natürlich gegebene Lebenswelt, sondern strukturierter Alltag wie es z.B. die Diskussionen um den radikalen Konstruktivismus deutlich gemacht haben: Im Sinne der Autopoiese ist auch der Alltag selbst-erzeugter Alltag (vergl. Varela 1987, S. 119ff.). Als lebendes System beinhaltet er von Anfang an Kognition und damit Beobachtung.

    Google Scholar 

  2. So ist auch die Verläßlichkeit unmittelbarer Erfahrung nicht über alle Zweifel erhaben. Selbst der Augenschein kann trügen und subjektiv verfälschte Wahrnehmungen beinhalten.

    Google Scholar 

  3. In diesem Sinne wäre auf die Konzeption der Erlebnisgesellschaft (Schulze 1992) oder das Modell der Patch-Work-Identität hinzuweisen, auf die im Rahmen dieses Kapitels noch zurückzukommen sein wird.

    Google Scholar 

  4. Hans Meiser, Redakteur der Reality-TV Sendung „Notruf“ erklärt dazu in einem Interview: „Also ich bin Journalist und dazu stehe ich auch. Auf der anderen Seite bin ich bei einem privaten Sender, der natürlich Einschaltquoten machen muß. Wenn Einschaltquote da ist, dann kann er Werbung verkaufen; wenn Werbung da ist, kommt Geld in die Kassen. Zum einen wird das Geld wieder in das Programm gesteckt und zum anderen kassieren natürlich die Gesellschafter. Insofern, wenn einer sagt, er macht eine Sendung und braucht keine Einschaltquote, dann ist das dummes Zeug, dann frage ich mich, was machen die dann mit unseren Gebühren bei den Öffentlich-Rechtlichen“ (zit. nach Wegener 1994, S. 28 ).

    Google Scholar 

  5. Es handelt sich hier gewissermaßen um virtuelle Gemeinschaften, die sich meist direkt nie kennenlernen, aber dennoch präsent sind — etwa indem sich die Boulevardmedien und Illustrierten daran orientieren und über Sendungen und beteiligte Personen ihrerseit breit berichten. Nur in Ausnahmefällen wird diese Virtualität durchbrochen — dann etwa wenn sich die Fans von Knight Rider zu einem Konzert des leibhaftigen David Hasselhoff im Konzert treffen.

    Google Scholar 

  6. Hier könnte man sich allerdings mit Berechtigung fragen, ob diese Sendung mit ihren Showelementen und den Diskutanten als begnadeten Selbstdarstellern, denen die besprochene zeitgenössische Literatur oft in erster Linie die Stichworte für ihren Hahnenkampf liefert, nicht schon sehr stark auf das Spannungsschema der Erlebnisgesellschaft hin ausgerichtet ist.

    Google Scholar 

  7. Fiske geht von einem erweiterten Textbegriff aus, der auch Fernsehfilme, oder Alltagsgüter wie Jeans oder Barbiepuppen als semiologisch zu entschlüsselnde Ereignisse faßt (indem z.B. mit dem Produkt „Jeans“ eine Vielzahl von Bedeutungen wie „Ausdruck des amerikanischen Traums“, „Wilder Westen“ etc. verbunden sind). Evident ist hier der Zusammenhang zu den von Schulze ins Zentrum gestellten „Erlebnisqualitäten“.

    Google Scholar 

  8. Einen zweiten Schwerpunkt dieser Studie bilden Nutzungsdaten der verschiedenen Medien. Auf diesen Teil der Untersuchung wird im nächsten Kapitel zurückzukommen sein.

    Google Scholar 

  9. An diesem schichtspezifischen Bezugsraster fällt auf, dass es in seiner Unterscheidung analog zu jenen Haltungen ausfällt, die Schulze (1992) mit dem Selbstverwirklichungs- und dem Unterhaltungsmilieu (vgl. S. 79 in diesem Buch) charakterisiert.

    Google Scholar 

  10. Das bedeutet selbstverständlich nicht, dass die berufliche Stellung unwichtig geworden wäre. Denn der Beruf schafft ja materiell erst die Voraussetzung, um an den oft teuren Aktivitäten der Freizeitgesellschaft zu partizipieren. Schließlich gehört es dazu, dass man die teuren Getränke in der In-Bar oder den Disco-Eintritt für die Freundin bezahlen kann. Man trägt auch vorwiegend entsprechende Marken-Kleidung und muß jenes Mountain-Bike unbedingt besitzen, das schon fast in der Preislage eines Kleinwagens liegt.

    Google Scholar 

  11. Auch dieser Musikteppich hat im übrigen seine alltägliche Entsprechung — im Walkman, der überall hin mitgeführt wird oder in der allgegenwärtigen Hintergrundmusik in Einkaufszentren.

    Google Scholar 

Download references

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2000 Springer Fachmedien Wiesbaden

About this chapter

Cite this chapter

Moser, H. (2000). Aufwachsen in der Erlebnisgesellschaft. In: Einführung in die Medienpädagogik. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09872-0_3

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-09872-0_3

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8100-2724-5

  • Online ISBN: 978-3-663-09872-0

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics