Zusammenfassung
In der literarischen Produktion der deutschen Arbeiterbewegung spielte die Epik im Vergleich zur Lyrik und Dramatik seit je eine untergeordnete Rolle und innerhalb der großen Prosaform dominierte nicht der Roman, sondern die proletarische Autobiographie, die eingegrenzte proletarische Lebenserfahrung als Klassenschicksal artikulierte. Diese Tendenz setzte sich — durch mehrere neue Faktoren modifiziert — auch nach der Novemberrevolution von 1918 fort. Die neugegründete KPD, die sich zunächst ganz auf den politischen Kampf konzentrierte, schenkte bis in die zwanziger Jahre Fragen der Kulturpolitik und Literaturproduktion so gut wie keine Aufmerksamkeit bzw. verharrte in den von Franz Mehring vorgezeichneten, auf das bürgerliche Erbe fixierten Bahnen. Dagegen bemühten sich junge linksradikale und anarchistische Schriftsteller und Theoretiker entsprechend ihrer politischen Theorie intensiv um Literatur als Instrument des Klassenkampfs. Geprägt vom Expressionismus und Dadaismus brachen sie mit der bürgerlichen wie mit der durch ihre Politik und Literatur im Ersten Weltkrieg kompromittierten sozialdemokratischen Tradition.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literaturhinweise
Willi Bredel: Maschinenfabrik N&K. Ein Roman aus dem proletarischen Alltag (1930), Berlin 1971.
Willi Bredel: Rosenhof Straße. Roman einer Hamburger Arbeiterstraße (1931), Berlin 1974.
Walter Fähnders u. a. (Hrsg.): Sammlung proletarisch-revolutionärer Erzählungen, Darmstadt und Neuwied 1973 (= Sammlung Luchterhand 117).
Ludwig Turek: Ein Prolet erzählt (1929), Lebensschilderungen eines deutschen Arbeiters (1929), Frankfurt/M. 1975 (= Fischer Taschenbücher 1571).
Walter Fähnders/Martin Rector: Linksradikalismus und Literatur. Untersuchungen zur Geschichte der sozialistischen Literatur in der Weimarer Republik, 2 Bde., Reinbek 1974 (= das neue buch 52 und 58).
Helga Gallas: Marxistische Literaturtheorie. Kontroversen im Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller, Neuwied und Berlin 1971 (= Sammlung Luchterhand 19).
Alfred Klein: Im Auftrag ihrer Klasse. Weg und Leistung der deutschen Arbeiterschriftsteller 1918–1933, Berlin und Weimar 1972.
Michael Rohrwasser: Saubere Mädel — starke Genossen. Proletarische Massenliteratur?, Frankfurt/M. 1975.
Peter Kühne: Die Arbeiterkorrespondenten-Bewegung der Roten Fahne (1924–1933), in: Claudio Pozzoli (Hrsg.): Jahrbuch Arbeiterbewegung, Bd. 3: Die Linke in der Sozialdemokratie, Frankfurt/M. 1975, S. 247 ff.
Hanno Möbius: Der Rote Eine-Mark-Roman, in: Archiv für Sozialgeschichte 14(1974), S. 157ff.
Rights and permissions
Copyright information
© 1977 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Schütz, E., Vogt, J. (1977). Literatur der Arbeiterbewegung I: Prosa. In: Einführung in die deutsche Literatur des 20. Jahrhunderts. Grundkurs Literaturgeschichte. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09860-7_18
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-09860-7_18
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-11424-8
Online ISBN: 978-3-663-09860-7
eBook Packages: Springer Book Archive