Skip to main content

Die Zukunft des französischen Nuklearpotentials: Nationale Verfügungsgewalt, Einbettung in die NATO oder Europäisierung?

  • Chapter

Zusammenfassung

Die Nuklearstreitmacht „force de frappe“ war seit der Zündung der ersten französischen Atombombe im Februar 1960 die nach außen hin sichtbarste Demonstration des gaullistischen Anspruchs einer unabhängigen, die „Größe“ und den „Rang“ Frankreichs untermauernden Sicherheitspolitik. Trotz steigender Kosten und der tendenziell abnehmenden politischen Bedeutung von Atomwaffen in einer Welt ohne ideologischen Systemkonflikt hielt Frankreich jedoch bis zum Ende der Ära Mitterrand an seiner unabhängigen Nuklearstrategie fest.

This is a preview of subscription content, log in via an institution.

Buying options

Chapter
USD   29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD   44.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD   59.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Learn about institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Literatur

  1. Vgl. Loi de Finances 1994, documentation du Ministère de la Défense, Paris 1993, S. 75–77, wo insgesamt 82 verfiigbare SLBM aufgefiihrt sind. Die operationellen SLBM sind auf 5 U-Boote zu je 16 installiert Vgl. The Military Balance 1995–1996, hrsg. vom International Institute for Strategic Studies ( IISS ), London 1995, S. 44.

    Google Scholar 

  2. Die SLBM auf den U-Booten sind inzwisdien allerdings zielgenauer und damit auch flexibler far abgestufte Einsätze in Eskalationsvorgängen geworden.

    Google Scholar 

  3. Vgl. die Pressekonferenz de Gaulles vom 10.11.1959, abgedr. in: Discours et Messages, Bd. III, Avec le renouveau 1958–1962, Paris 1970, S. 134: „en vérité, la France, en se dotant d’un armement nucléaire, rend service à l’équilibre du monde.“ Die französischen Kernwaffen sollten also als unabhängiges Mittel zur Erhaltung eines „Weltgleidngewichtes” zwischen den Nukleararsenalen der USA und der UdSSR dienen. Zur Natur der Kernwaffen und einer existierenden politischen Notwendigkeit nationaler Kontrolle alliierter Nuklearwaffen auf französischem Territorium vgl. de Gaulles Pressekonferenz vom 5.9.1960 (ebd., S. 249): „étant donné la nature de ces armements-là [... ] la France ne peut évidemment pas laisser son propre destin et même sa propre vie à la discretion des autres.“ Über einen Zwang zur Gewährleistung „seiner Verteidigung und der einiger anderer”, eigene Kernwaffen zu besitzen, vgl. ebd., S. 297 (Pressekonferenz vom 11.4.1961): „la France, pour des raisons qui concernent sa défense et celle des quelques autres, s’est vue contrainte de se doter d’un armement de cette sorte.“ Mit der ersten öffentlichen Andeutung eines französischen Nuklearschirms für europäische Nachbarländer; über die Atomrüstung als Ausdruck der nationalen Unabhängigkeit und der Gleichgewiehtigkeit mit den nuklear gerüsteten Großmächten vgl. de Gaulles Rede vor Armee-Offizieren in Straßburg am 23.11.1961: „notre puissance militaire [ ] doit comporter un armement atomique [...] car un grand Etat, qui n’en possède pas, tandis que d’autres en possèdent, ne dispose pas de son destin. Nous pourvoir de projectiles nucléaires, stratégiques et tactiques et d’engins pour les lancer, tant qu’il y en aura ailleurs, c’est notre premier but en fait de défense.” Zur „nationalen Unabhängigkeit“ und einer „nationalen Verteidigung” auch in der Allianz mit eigenen französischen Kernwaffen, verbunden mit einer kritischen Bewertung der amerikanischen Nuklearabschreckung und der NATO-Strategie sowie der Ablehnung des anglo-amerikanisdheh Kennedy-Macmillan-Plans vom Dezember 1962 für eine „multilaterale“ Nuklearstreitmacht der NATO (MLF) vgl. die Pressekonferenz de Gaulles vom 14.1.1963, abgedr. in: de Gaulle, op. cit., Bd. IV, Pour l’effort, Paris 1970, S. 72ff: „Ainsi les principes et les réalités s’accordent pour conduire la France à se doter d’une force atomique qui lui soit propre”. Vgl. insgesamt auch Rühl, La Politique militaire de la V` République, Paris 1976. — Für den Beginn der Ara Mitterrand vgl. Charles Hernu, Défendre la paix, Paris 1985.

    Google Scholar 

  4. Gemäß der Vereinbarung Kennedy-Macmillan vom Dezember 1962 in Nassau auf den Bahamas. Der Anlaß war die Einstellung des damals einzigen amerikanischen Luft-Boden-Flugkörper-Programms für Nuklearsprengköpfe, des „Skybolt“, durch die USA. Damit hatte Großbritannien keine Rüstungsoption mehr, um die „V-Bombet`, damals den einzigen strategischen Angriffsträger seiner Streitkräfte, mit nuklearbestückten Abstandswaffen für die Erhaltung der Eindring-und Zielfähigkeit gegen verteidigte Bodenziele in großer Entfernung zu modernisieren. Davon hing aber die Erhaltung der strategischen Angriffsfähigkeit gegenüber der UdSSR ab.

    Google Scholar 

  5. Vgl. die gesamte Argumentation de Gaulles im Januar 1963 gegen einen britischen Beitritt zur EG. Vgl. de Gaulle, Pour l’effort, a.a.O. (Anus. 3 ), S. 66–70.

    Google Scholar 

  6. Dies geschah am 8.12.1990 mit dem Entschluß Mitterrands, das französische Kontingent auf Divisionsstärke zu bringen und für eine offensive Teilnahme an „Desert Storm“ fähig zu machen. Verteidigungsminister Jean-Pierre Chevènement hatte es nur für eine rückwärtige Position im alliierten Dispositiv ohne Kontakt zu den US-Truppen und ohne Fähigkeit fir eine offensive Verwendung zusammengestellt und neben den syrischen und ägyptischen Kontingenten plaziert, um eine französische Verhandlungsposition darzustellen, aber eine Teilnahme am Krieg gegen den Irak auszuschließen. Vgl. dazu Lawrence Freedman/Efraim Karsh, The Gulf Conflict Diplomacy and War in the New World Order, Princeton, New Jersey, 1993, S. 350–352. Zur französischen Mitwirkung in der Operation „Daguet” danadi vgl. Bernhard Amrhein/Bruno Pinget, Rolle und Beitrag Frankreidis, in: Hartmut Zehrer (Hrsg.), Der Golfkonflikt. Dokumentation, Analyse und Bewertung aus militärischer Sicht, Herford/Bonn 1992, S. 279ff.

    Google Scholar 

  7. Vgl. das Interview mit Premierminister Juppé in Le Figaro vom 26.8.1995, in welchem dieser das Angebot einer „konzertierten Abschreckung zwischen Frankreich und seinen europäischen Hauptpartnem“ ausspricht: „la futur défense européame ne se construira pas sans que [...] la dissuasion française — et britannique — n’y joue pas un rôle: La France souhaite ouvrir ce débat avec ses partenaires.” Zit. nach: Französische Botschaft Bonn, Textes Officiels Nr. 19 vom 28.8.1995. In einer Ansprache vor dem Tnslitut des Hautes Etudes de la Défense Nationale (IHEDN) am 6.9.1995 in Paris führte Juppé diesen Vorschlag weiter aus und forderte, daß die europäischen Partner „die Rolle der Kernwaffen [für] einen gemeinsamen strategischen Raum [in] Mirer Verteidigungspolitik überdenken“ sollten. Juppé sprach die Möglichkeit einer „Minimalabschreckung oder ausreichenden Abschreckung des Sdnwädheren gegenüber dem Stärkerat” an und führte aus, daß „Frankreich seine vitalen Interessen defmiereh“ müsse, daß aber auch die europäischen Partner sagen müßten, „ob sie an einer eventuellen Rolle der französischen Abschreckungskräfte interessiert” seien. Zit nach: Französische Botschaft, Bonn, Textes Officiels Nr. 22 vom 11.9.1995. Vgl. auch die Rede von Staatspräsident Chirac am 23.2.1996 vor der Militärakademie „Ecole Supérieure de Guerre“ in Paris, abgedr. in: Frankreich-Info Nr. 7–96 vom 28.2.1996.

    Google Scholar 

  8. Diese Größenordnung wurde inoffiziell 1994 vom SACEUR bzw. dem US-Oberbefehlshaber in Europa im Rahmen eines geschlossenen Seminares im Hauptquartier der US-Streitkräfte Europe (EUCOM) in Stuttgart angegeben.

    Google Scholar 

  9. Diese Erklärung gab Mitterrand seit 1982 mehrmals intern im Rahmen deutsch-französisdier Regierungskonsultationen (insbes. im Frühjahr 1986 in Paris) ab. (Notizen des Verfassers)

    Google Scholar 

  10. Diese Diskussion fand während der in Anm. 8 erwähnten Konsultation im Pariser Elysée-Palast im Beisein des Verfassers Statt.

    Google Scholar 

  11. Vgl. auch Chiracs Entscheidung Anfang 1996, die boden-gestützten Kurzstreckenraketen definitiv abzuschaffen, weil diese Waffen „bei unseren Nachbarn unnötigerweise ein Gefühl der Unsicherheit“ erweckten. Zit. nach Chiracs Rede vom 23.2.1996, a.a.O. (Arm. 7).

    Google Scholar 

  12. Hernu, a.a.O. (Anm. 3), S. 48.

    Google Scholar 

  13. Für die aditziger und neunziger Jahre vgl. insbes. die Rede Chiracs als Premierminister vor dem IHEDN am 12.9.1986, abgedr. in: Europa-Archiv 2/87 vom 25.1.1987, S. D-32-D37, hier S. D35, sowie die PressekonferenzMitterrands vom 13.10.1986, abgedr. in: ebd., S. D38–D43, hier S. D39. — Zur französisdhen Nuklearstrategie vgl. ferner: David S. Yost, La dissuasion nucléaire on question?, in: Politique Etrangère 2/1990, S. 389–407, Yves Le Baut, Quelle évolution pour l’armement nucléaire français après le traité de Washington?, in: Stratégique 1/1989, S. 75–104; Marcel Duval, Quel avenir pour la dissuasion nucléaire française?, in: Défense Nationale 10/1991, S. 25–40; Beatrice Heuser, Nuclear Weapons and the Future of European Security, London 1991; Frédéric Bozo, La France, l’OTAN et l’avenir de la dissuasion on Europe, in: Politique Etrangère 2/1991, S. 9–34; Philippe Richard, La Politique nucléaire extérieure de la France, in: Damocles 4/1994, S. 16–20; Bruno Tertrais, Quelle dimension européenne pour la dissuasion nucléaire?, in: Relations Internationales et Stratégiques, Sommer 1995, S. 165–170; David S. Yost, Europe and Nuclear Deterrence, in: Survival, Herbst 1993, S. 97–120; ders., Nuclear Debates in France, in: Survival, Winter 1994/95, S. 113–139; Pascal Boniface (Hrsg.), La France, la dissuasion nucléaire et l’Europe, in: Relations Internationales et Stratégiques, Frühjahr 1996, S. 77–160.

    Google Scholar 

  14. Vgl. Rühl, Die „Vorwärtsverteidigtmg“ der NVA und der sowjetisdien Streitkräfte in Deutschland bis 1990, in: Österreichische Militärische Zeitschrift 6/1991, S. 501ff, sowie die Äußenmgen des ehemaligen US-Generals John Galvin in „The Secret Plan for World War III”, in: Time vom 4.7. 1994, S. 18–20.

    Google Scholar 

  15. Vgl. Rühl, Zeitenwende in Europa. Der Wandel der Staatenwelt und der Bündnisse, Stuttgart 1990. Zu Mitterrands Politik in der deutschen Frage 1989/90 vgl. dort S. 346ff und S. 388.

    Google Scholar 

  16. Dieser Vorsdilag wurde dem Verfasser von Giraud mündlich während der deutsch-französischen Regierungskonsultationen in Paris im Frühjahr 1988 mit dem Anlieger gemacht, flm der Bundesregierung zu empfehlen. Es ist nidit klar, ob Giraud diese Initiative zuvor mit Premierininister Chirac abgesprochen hatte.

    Google Scholar 

  17. Diese kurze Diskussion wurde im Elysée-Palast während einer Unterbrechung der formalen Beratungen Kohl Mitterrand im Beisein der beiden Außenminister Genscher und Dumas und in Gegenwatt des Verfassers geführt, der dolmetschte.

    Google Scholar 

  18. Die französische Position wurde zwar durch die Reduzierung der Großmachtpotentiale in START relativ aufgewertet, dies zog jedoch eine erhebliche Veränderung der nuklearstrategischen Korrelation der einsatzfähigen Kräfte im Verhältnis „Rußland zu Europa“ nach sich.

    Google Scholar 

  19. Hand, aber vorläufig auch die drei Neumitglieder Schweden, Finnland und Österreich gehören zwar der EU an, wirken in der WEU bislang aber noch nicht mit. Aus der Sidit Frankreichs wird jedodi eine Kongruenz zwischen WEU und EU angestrebt und auch der äußere Allianz-rahmen der NATO gesucht, wie der französische Premierminister Juppé im Februar 1996 in Bonn nach einem Gespräch mit Bundeskanzler Kohl zum Verhältnis zur Erweiterung der NATO und der EU-Erweiterung erklärte.

    Google Scholar 

Download references

Authors

Editor information

Editors and Affiliations

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1997 Springer Fachmedien Wiesbaden

About this chapter

Cite this chapter

Rühl, L. (1997). Die Zukunft des französischen Nuklearpotentials: Nationale Verfügungsgewalt, Einbettung in die NATO oder Europäisierung?. In: Maull, H.W., Meimeth, M., Neßhöver, C. (eds) Die verhinderte Großmacht. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09778-5_9

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-09778-5_9

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8100-1573-0

  • Online ISBN: 978-3-663-09778-5

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics