Zusammenfassung
Seit Konrad Adenauer und Charles de Gaulle im Jahre 1963 mit dem Elysée-Vertrag die Grundlage für die deutsch-französische Feundschaft schufen, entwickelten sich die Beziehungen zwischen Bonn und Paris zu einem Musterbeispiel für die Aussöhnung und die politische Kooperation zweier ehemaliger Gegner. Mit der deutschen Vereinigung hat sich die französische Perzeption des deutschen Partners nun maßgeblich gewandelt. Obwohl Paris nach wie vor der sicherheitspolitischen Zusammenarbeit mit Deutschland einen besonderen Stellenwert einräumt, hat es die ehemalige Exklusivität der Achse Paris-Bonn zugunsten einer zunehmend auch andere Partner einschließenden Politik modifiziert.
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Literatur
Courier International vom 2.-8.9.1993.
Theo Sommer, Wenn Marianne mit Michel hadert, in: Die Zeit vom 25.03.1994.
Karl Lamers, Machtpolitik — eine Vokabel, die längst nicht mehr stimmt, in: Rheinischer Merkur vom 23.4.1993.
So die These von Ronald Tiersky, France in the New Europe, in: Foreign Affairs, Frühjahr 1992, S. 131–146, hier S. 138.
Ingo Kolboom, Das Problem der Franzosen mit der deutschen Identität — Frankreich und die deutsche Frage in Geschichte und Gegenwart, Occasional Papers Nr. 12, FU Berlin, FB Politische Wissenschaften, Berlin 1985, S. 16.
Michael Meimeth, Frankreichs Entspannungspolitik der 70er Jahre: Zwisdh® Status Quo und friedlichem Wandel. Die Ara Georges Pompidou und Valéry Giscard d’Estaing, Baden-Baden 1990, S. 71f.
Zur französischen Politik während des deutschen Vereinigungsprozesses vgl. ausfihhrlidher Neu hover, Eine Politik der „reaktiven Anpassung“. Frankreichs Weg zum „Zwei-plus-Vier-Vertrag”, in: Elke BrucklPeter M. Wagner (Hrsg.), Wege zum „2+4“-Vertrag Die äußeren Aspekte der deutschen Einheit, Schriftenreihe der Forschungsgruppe Deutschland des Centrums für angewandte Politikforschung der Universität Mönchen, Bd. 6, München 1996, S. 106–125.
Vgl. Valérie Guérin-Sendelbach, Ein Tandem für Europa? Die deutsch-französische Zusammenarbeit der aditziger Jahre, Arbeitspapiere zur Internationalen Politik der DGAP Nr. 77, Bonn 1993.
Philip H. Gordon, France, Germany and the Western Alliance; Boulder 1995, S. 7, spricht von “contrasting strategic cultures”. Axel Sauder beschreibt die gegensätzlichen sidnerheitspolitisdhen Weltbilder Deutschlands und Frankreichs mit dem Begriffspaar „Integration und Souveränität“. Vgl. Saucier, Integration und Souveränität: Paradigmen der deutschen und französischen Sicherheitspolitik, in: Frankreich Jahrbuch 1995,hrsg. vom Deutsch-Französischen Institut, Opladen 1996, S. 153–173.
Claire Tréan, La France et le nouvel ordre européen, in: Politique Etrangère, Frühjahr 1991, S. 81–90, hier S. 89.
Vgl. Dana H. Allin, Germany Looks at France, in: Patrick McCarthy (Hrsg.), France — Germany 1983–1989: The Struggle to Cooperate, London 1993, S. 27–50, hier S. 39. Mitterrand selbst rechtfertigte das französische Engagement mit dem „Rang“ und der „Rolle” Frankreichs, vgl. „M. Mitterrand: « La France n’est pas l’ennemie de l’Irak »“, in: Le Monde vom 17.1.1991.
Vgl. hierzu ausführlicher: David S. Yost, France, in: Douglas J. Murray/Paul R. Viotti (Ilrsg.), The Defense Policies of Nations. A Comparative Study, 3. Aufl., Baltimore/London 1994, S. 233–277, hier insbes. S. 270f.
Vgl. Antoine Sanguinetti, L’équipement militaire français, trop cher et dépassé, in: Le Monde Diplomatique, Juli 1992, S.10f, sowie Karl Jetter, Veraltet und fast blind. Die französischen Streitkräfte: Bilanznach dem Golfkrieg, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 24.6.1991.
Vgl. Gunther Nonnenmacher, Frankreich wartet auf Antworten, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 22.5.1991.
Frankreich stellt mit 4.707 Soldaten das größte und Großbritannien mit 3.399 Soldaten das drittgrößte Kontingent an VN-Blauhelmen in Bosnien und Kroatien. Vgl. Michael Thumann, Zwischen Strafen und Sdhlicrten, in: Die Zeit vom 9.6.1995.
Für eine französische Sicht dieses französisch-britischen „Frühlings“ vgl. Bruno Tertrais, Le printemps des relations franco-britanniques, in: Relations Internationales et Stratégiques, Frühjahr 1995, S. 7–14. Vgl. hierzu auch den Beitrag von Lothar Rühl in diesem Band.
Vgl. David Buchan, France Offers Talks with UK an Nuclear Weapons, in: Financial Times vom 2.10.1992.
„London and Paris Plan Joint Air Unit“, in: International Herald Tribune vom 20.11.1994.
Wörtlich heißt es im Verteidigungsweißbuch: „Was Großbritannien betrifft, muß unsere Zusammenarbeit deutlich zunehmen Frankreich und Großbritannien haben beide den Status einer Atommacht, was an sich schon gemeinsame Überlegungen erfordert. Darüber hinaus haben beide Länder in vielen Punkten ein analoges strategisches Konzept, sie besitzen relativ umfangreiche Aktionskapazitäten im Ausland und sind entschlossen, diese einzusetzen.“ Zit. nach: Livre Blanc sur la Defense (dt. Übersetzung), hrsg. vom „Service d’Information et de Relations Publiques des Années” des französischen Verteidigungsministeriums, o.O., 34f. — Auszüge aus dem Verteidigungsweißbuch sind im Anhang dieses Bandes abgedruckt.
Auch im Bereich der Europapolitik deckten sich französischen Überlegungen eher mit den britischen als mit den deutschen. Vgl. Günther Nonnenmacher,Ein britisch-französisches Duett, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 3.1.1995.
In Frankreich gewann man „the impression of a superior Germany benevolently assisting a struggling friend“, so Patrick McCarthy: France Looks at Germany, or: How to Become German (and European) While Remaining French, in: Ders., a.a.O. (Anm. 11), S. 51–72, bier S. 68.
François Renard, Le franc se raffermit sur les mardnés, in: Le Monde vom 25.9.1992.
Vgl. „Frankreichs « bataille royale » für den Franc“, in: Neue Zürcher Zeitung vom 26.9.1992.
So wurde die „Niederlage“ des französisdien Autoherstellers Renault gegen Volkswagen im Wettlauf um der Erwerb der tschechischen Skoda-Werke in Frankreich als „Menetekel” empfunden. So Françoise Manfrass-Sirfacques, Deutsdiland — Frankreidn — Europa — USA. Die Verlagerung der Gewichte und das französische Tauziehen, in: Dokumente 4/1992, S. 275282, bier S. 278.
Hans Peter Stark, Was sagt der Jugoslawienkonflikt über Frankreichs Ostpolitik, in: Dokumente 2/1992, S. 128–133, hier S. 129.
Hans-Jürgen Axt, Hat Genscher Jugoslawien entzweit?, in: Europa-Archiv 12/1993, S. 351360, hier S. 354.
Vgl. etwa „L’Allemagne, cinq ans après“, in: Le Monde vom 9.11.1994.
Vgl. exemplarisch: Edouard Balladur, Douze Lettres aux Français trop tranquilles, Paris 1990, S. 201ff (insbes S. 211).
In diesem Sinne argumentierte Premierminister Edouard Balladur,Pour un nouveau traité de PElysée, in: Le Monde vom 30.11.1994. — Vgl. ferner Dana H. Allin (Hrsg.), Franco-German Relations and the European Crisis, Conference Paper, Aspen Institute Berlin, Juli 1994, S. 4ff.
Klaus-Peter Schmid, Mit dem Holzhammer, in: Die Zeit vom 25.3.1994, S. 3.
So der französische Botschafter François Scheer,vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 16.3.1994. (Daß Scheer der zunächst nicht namentlich genannte Gesprächspartner der FAZ war, berichtete die Zeitung am 18.3.1994.)
Eine weiteres Indiz für eine schärfer hervortretende Frontlinie,Ost vs. Süd“ im deutsch französischen Verhältnis waren auch die Verhandlungen im Rahmen der EU über die Erneuerung der Lomé-Konvention mit den AKP-Staaten und der damit verbundenen Aufstockung des Europäischen Entwicklungsfonds (EEF). Die deutsche (und audi britische) Weigerung, dem französischen Wunsch nach einer Aufstockung des EEF von 20,5 auf 28 Milliarden DM zu entsprechen, wurde in Paris als weiteres Zeichen eines abnehmenden deutschen Süd-Interesses gewertet. Vgl. Christian Wernicke, Eklat nach Plan, in: Die Zeit vom 24.2.1995, S. 11.
Joachim Schild, Das Eurokorps — ein deutsch-französischer hrweg? in: Lendemains, 68. Jg. (1992), S. 131–139, hier S. 133.
Vgl. Karl-Heinz Kamp, Ansätze für neue sicherheitspolitische Strukturen in Europa, in: Wolfgang Wagner/Marion Gräfm DönhofflLutz HofjmannfKarl Kaiser/Wemer Link/Hanns W. Maul!: Die Internationale Politik 1991/92, Jahrbuch des Forschungsinstituts der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, München 1994, S. 110–120.
Vgl. Frédéric Bozo, France and Security in the New Europe: Between the Gaullist Legacy and the Search for a New Model, in: Gregory Flynn (Hrsg.), Remaking the Hexagon. The New France in the New Europe, Boulder 1995, S. 213–232, hier S. 217.
Vgl. Schild,a.a.O. (Aim.. 33), S. 132f. — Für eine umfassende Darstellung von Geschichte und Struktur des Eurokorps vgl.: Eurokorps und europäische Einigung, hrsg. von Ernst Martin, Bonn 1996.
Vgl. Karl-Heinz Kamp, Ein Spaltpilz für das Atlantische Bündnis?, in: Europa-Archiv, Folge 15–16/1992, S. 445–452, hier S. 446.
Schild, a.a.O. (Anm. 33), S. 134.
Philip H. Gordon, Die Deutsch-Französische Partnerschaft und die Atlantische Allianz, Arbeitspapiere zur Intemationalen Politik der DGAP Nr. 82, Bonn 1994, S. 28. Vgl. auch die Rede des Generalinspekteurs der Bundeswehr, General Klaus Naumann, vor den Teilnehmern der 33. Kommandeurstagung am 12.5.1992 in Leipzig, abgedruckt in: Europa-Archiv,Folge 13/1992, S. D448–D454, hier S. D 452.
Zu den allgemeinen Bestimmungen vgl. Gordon, a.a.O. (Anm. 39), S. 25ff, sowie die Zusammenfassung im Dokumentenanhang dises Bandes.
Neben Deutschland und Frankreich haben sich auch Belgien, Spanien und Luxemburg mit Truppen am Eurokorps beteiligt.
So der Sprecher der Republikanischen Partei (PR), Stanislaw Poniatowski, in einem Interview mit dem Fernsehsender RTL am 14.7.1994. Zit. nach: Dokumente 5/1994, S. 395. — Europa brauche, forderte erst unlängst wieder Pierre Lellouche, der langjährige diplomatische Berater des neuen Präsidenten Jacques Chirac, „nunmehr ein effizientes Einsatzwerkzeug“: „Wenn das Europa von morgen mehr sein will als eine reiche, alternde und schwache Schweiz, dann muß es ohne zu zögern seinen Daseinswillen zum Ausdruck bringen, […] und sich die Machtmittel zu seiner Verteidigung an die Hand geben, die der größten Wxtsdraftsregion der Welt mit seinen 350 Millionen Einwohnern angemessen sind” Zit. nadi Lellouche, Das Eurokorps in der Sicherheits-und Verteidigungspolitik Europas, in: Eurokorps und europäische Einigung, a.a.O. (Anm. 36), S. 53–101, hier S. 77 und 101.
Vgl. etwa das Interview mit dem franzosisdien Verteidigungsminister François Léotard in: Die Welt vom 11.7.1994.
Sauder, a.a.O. (Anm. 9), S. 167.
Vgl. Gordon, a.a.O. (Anm. 39), S. 30.
Anatol Johansen, Spion für Europa. Deutsdilands erster Auflclärtmgssatellit, in: Die Zeit vom 30.6.1995.
Vgl. Christian Muguet, Die militärisch-industrielle Zusammenarbeit, die deutsch-französische Kooperation und die europäische Verteidigung, in: Handeln fur Europa, hrsg von CIRAC, DG-AP, IFRI und DFI, Opladen 1995, S. 94–111, hier S. 98.
Vgl. William Walker/Philip Gummett Nationalism, Internationalism and the European Defence Market, Chaillot Papers Nr. 9, September 1993, Paris.
Vgl. Muguet, a.a.O. (Anm. 47), S. 94. Zur Lage der europäischen Verteidigungsindustrie insgesamt vgl. ferner die Studie von Pierre De Vestel, Defence Markets and Industries in Europe: Time for Political Decisions?, Chaillot Papers Nr. 21, November 1995, Paris.
Schild, a.a.O. (Anm. 33), S. 137.
„Gemeinsam den grimai Fasdiismus bekämpfen. Interview mit François Leotard“, in: Rheinischer Merkur vom 27.1.1995. — Vgl. ferner Balladur, Pour un nouveau traité de l’Elysée, a.a.O. (Anm. 29). Ebenso wie sein Verteidigung’aninister plädiert Premierminister Balladur fin eine stärker themenorientierte Zusammenarbeit Frankreichs mit untersdniedlidsen Partnern im Sinne eines Europas versdiiedcner „Kreise” („cercles“).
Peter Schmidt, Frankreichs Ambitionen in der Sicherheitspolitik, in: Aussenpolitik 4/1993, S. 335–343, hier S. 343.
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Neßhöver, C., Schrader, H. (1997). Frankreich auf dem Weg zu einer „Multilateralisierung“ seiner Deutschlandpolitik ?. In: Maull, H.W., Meimeth, M., Neßhöver, C. (eds) Die verhinderte Großmacht. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09778-5_5
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