Zusammenfassung
Es gibt mindestens drei Wissenschaften, die sich systematisch mit dem menschlichen Zusammenleben beschäftigen: die Psychologie, die Soziologie und die Wirtschaftswissenschaften. Dass diese drei Wissenschaften sich zunehmend auseinander entwickelt haben, halte ich für ein intellektuelles Unglück, unter dem alle drei Wissenschaften leiden. Obwohl in der Soziologie sehr viel weniger als in der Psychologie experimentell gearbeitet werden kann,würde es dem methodologischen Bewußtsein vieler Soziologen gut tun, etwas mehr über die Gründlichkeit der Überprüfung in einer Nachbardisziplin zu wissen. Obwohl ich zunehmende Zweifel am Grenznutzen einer formalisierten Wirtschaftswissenschaft habe, der die mathematische Eleganz und die interne Konsistenz ihrer Argumente immer wichtiger und der Realitätsbezug der Argumente immer gleichgültiger wird (Rosenberg 1992), würde es manchem theoretisierenden Soziologen gut tun, etwas mehr über die Stringenzanforderungen in einer Nachbardisziplin zu wissen, ja sich davon infizieren zu lassen. Hinzu kommt, dass verschiedene Wissenschaften von Mensch und Gesellschaft eine unterschiedliche Affinität zu bestimmten Werten und damit Fragestellungen haben. Ökonomen interessieren sich vielmehr für den Wert der Freiheit und viel weniger für andere Werte, wie Gleichheit oder soziale Gerechtigkeit, als Soziologen das tun. Um die Vernachlässigung der Freiheit und ihres Korrelats, des Verantwortlich-gemachtWerdens (Hayek 1971, 5. Kapitel), zu überwinden, halte ich Anleihen bei den mit einander verwandten ökonomischen Denkschulen „Public Choice“, „Austrian Economics“ und „Constitutional Economics“ für sinnvoll.
Dieser Aufsatz ist kein Versuch, auch nur die Grundgedanken der drei genannten wirtschaftswissenschaftlichen Denkschulen darzustellen. Dazu ist er viel zu kurz. Eher ist er ein Versuch, aus den genannten Perspektiven zur Verbesserung der soziologischen Theoriebildung beizutragen.
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Weede, E. (2003). Menschliches Zusammenleben aus der Perspektive von Public Choice, Austrian Economics und Constitutional Economics. In: Hillmann, KH., Oesterdiekhoff, G.W. (eds) Die Verbesserung des menschlichen Zusammenlebens. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09775-4_3
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