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Theoretische Vorüberlegungen zu Kriminalität, Medien und Fremdenfeindlichkeit

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Book cover Die soziale Konstruktion von Fremdenfeindlichkeit

Part of the book series: Studien zur Sozialwissenschaft ((SZS,volume 203))

  • 274 Accesses

Zusammenfassung

Wir haben festgestellt, daß es zur Erklärung von Fremdenfeindlichkeit unter der oben genannten Perspektive notwendig ist, den Diskurs über Fremde und Fremdenfeindlichkeit mit einzubeziehen. Am Beispiel der Debatte in den Medien wird zunächst geklärt, welche Ergebnisse die Kriminologie ganz allgemein hinsichtlich des Zusammenhangs von Medien und Kriminalität liefert. Im Anschluß daran zeigt eine Veranschaulichung der Erkenntnisse der Medienforschung, welche Funktion und Wirkung Medien-Diskurse haben. Die Vorstellung der Bedeutung von Rassismus in den Medien als spezifische Form von Fremdenfeindlichkeit sowie die Darlegung von Forschungen darüber vervollständigen einen komplexen theoretischen Rahmen zur Analyse von Fremdenfeindlichkeit im Diskurs.

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Literatur

  1. Kunczik (1987a und b) unterscheidet sogar zehn Thesen zur Wirkung von Gewalt, die entweder negative, positive oder gar keine Effekte konstatieren.

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  2. Problematisch bei dieser ebenso wie bei der Katharsisthese ist, daß keine Differenzierung zwischen Aggression und Gewalt vorgenommen und zudem behauptet wird, daß Aggressionen automatisch Gewalthandlungen zur Folge haben.

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  3. Als eines der möglicherweise berühmtesten Beispiele fair die Diskussion über die Wirkungen von Mediendarstellungen und deren Inhalte auf den Empfänger wird die Geschichte der Rezeption des im Jahre 1774 erschienenen Werkes „Die Leiden des jungen Werther“ von Johann Wolfgang von Goethe genannt (vgl. Brosius/Esser 1995a: 56). In diesem Werk (vgl. Goethe 1976) begeht die Hauptfigur Werther am Ende einer unglücklich verlaufenden und hoffnungslosen Liebesgeschichte aus Verzweiflung Selbstmord. Selbstmord gilt in dieser Zeit noch als Frevel; das Skandalöse an dieser Publikation ist, daß sie für diese Tat Verständnis fordert. Dem Buch und seiner Darstellung einer Selbsttötung schreibt die Rezeptionsgeschichte eine enorme Wirkung zu; es soll viele junge Männer zur Nachahmung angeregt haben: „Die Nachahmungstäter kleideten sich wie ihr Vorbild im blauen Wertherfrack’ mit gelben Hosen, imitierten die Art seines Selbstmordes (Pistolenschuß) und starben zum Teil mit dem Roman in der Jackentasche.” (Brosius/Esser 1995a: 56)

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  4. Ein Beispiel far die Aktualität dieses Ansatzes ist die - wenngleich nicht originär kriminologische - Untersuchung „Eskalation durch Berichterstattung“ von Brosius/Esser (1995a), die der Frage nach den Entstehungsbedingungen ausländerfeindlicher Gewalt nachgeht. Ihre Erklärung zur Beantwortung der Frage, „ob die Medien durch ihre Beachtung, Darstellung und Aufmachung des Themas ‘Ausländer und Asylanten’ Nachahmungstaten provozieren und damit zu einer Eskalation des Konflikts beitragen” (11) ist die soziale Lemtheorie, die auf Nachahmungsprozesse reduziert wird (vgl. dazu auch Kap. I.3.2.3).

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  5. Vgl. auch Boers 1994 und 1993, der jedoch von einer „differentierten Medienwirkung“ (ebd. 1994: 30) spricht.

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  6. In den 70er Jahren entsteht ein vergleichbares Phänomen in der BRD im Zusammenhang mit einem „symbolischen Kreuzzug“ gegen Linksextremismus und Terrorismus, mit dem Gewalt als Symbol gesellschaftlicher Unordnung und Krise ausgewiesen wird. Dieser Kreuzzug weist jedoch noch andere Strukturen als die beschriebenen Kriminalitätswellen auf (vgl. Treiber 1984). Dabei wird das Terrorismusproblem als ein im politischen, justitiellen und massenmedialen Diskurs gemachtes Problem beschrieben, das durch diesen zu einer Art „Meta-Phänomen” geworden ist (vgl. Hess 1988: 55ff). Ein ähnliches Beispiel ist auch die in den 80er Jahren in der Bundesrepublik entstehende und medienübergreifend sich ausbreitende öffentliche Empörung über sexuellen Mißbrauch an Kindern (vgl. Lautmann 1995; Rutschky 1992). Diese Debatte hat sich bis heute fortgesetzt; dessen moralische Empörung hält an, auch wenn die offiziellen Zahlen zum sexuellen Mißbrauch in den letzten Jahren zurückgegangen sind. Dies verweist auch hier auf eine Eigendynamik des Diskurses und seine Unabhängigkeit von statistischen aber auch gesellschaftlichen Veränderungen.

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  7. Vgl. Cremer-Schafer 1995; Stehr 1993; Cremer-Schäfer 1992; Cremer-Schäfer/Stehr 1990a; Cremer-Schäfer/Stehr 1990b; Stehr 1989. Leider werden keine Angaben über die Untersuchungsmethode gemacht. Die offensichtlichen Zusammenhänge zwischen Medienberichterstattung und politischem System nennt Scheerer (1978: 225) den politisch-publizistischen „Verstärkerkreislauf`, da die Wirksamkeit politischer Debatten sich verstärkt, wenn zur Legitimierung eine Berufung auf die Berichterstattung der Presse erfolgt.

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  8. Schulz (1989) unterscheidet zwei dichotome Vorstellungen der Funktion von Medien, die er als ptolemäische und kopernikanische Vorstellung kennzeichnet. Young (1974) unterscheidet drei verschiedene Ansätze zur Funktion von Medien - „mass manipulative“, „commercial laissez-faire” und „consensual paradigm“ - und verweist darauf, daß die Art und Weise der Darstellung von Ereignissen in den Medien immer im Zusammenhang mit den herrschenden Produktionsverhältnissen betrachtet werden muß (vgl. ebenso Smaus 1985 ).

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  9. Schenk (1987: 11) zufolge ist Kommunikation ein soziales Phänomen, das das gesellschaftliche Zusammenleben der Menschen überhaupt erst ermöglicht; in diesem Sinne ist alles Kommunikation. Kommunikation heißt immer Vermittlung von Bedeutung zwischen Menschen, die in der Regel mit Hilfe des Zeichensystems Sprache (verbale Kommunikation) oder über andere Zeichensysteme wie Gestik und Mimik (nichtverbale Kommunikation) erfolgt.

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  10. Diese Aussage formulierte ursprünglich Müller-Gerbes (zit. n. Merten 1991: 36) in bezug auf das Fernsehen.

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  11. wies eine Untersuchung von Paul F. Lazarsfeld auf die Selektivität des Rezipienten hin und erklärte das traditionelle Modell des stimulus-response für ungültig. Wenngleich diese Untersuchung als „Markstein für eine neue Ara der Wirkungsforschung“ (Merten 1994: 291) bezeichnet wird, hat es fast 50 Jahre gedauert, bis diese Erkenntnis sich durchsetzen konnte und die „neue Ara” tatsächlich begann.

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  12. Dieser Ansatz stellt das traditionelle Konzept des „agenda-setting“ in Frage, da es die Vorstellung einer selektiven und autonomen Informationsverarbeitung durch den Rezipienten ausschließt und davon ausgeht, daß die Themen der Medienberichterstattung sich quasi nolens volens im Bewußtsein der Rezipienten wiederfmden (Merten 1991: 39).

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  13. Eine ausfùhrliche Schilderung des Prozesses der Nachrichtenproduktion findet sich bei Lehne 1994: 158–182.

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  14. Brosius/Esser (1995a: 32) führen in diesem Zusammenhang das Beispiel der Hamburger Redaktion der Tagesschau an, die Informationen von zwei nationalen und vier internationalen Nachrichtenagenturen erhält: Die Fernschreiber produzieren täglich 1000 Seiten potentielle Nachrichten, die geprüft, geschrieben, zum Aufmacher erhoben oder verworfen werden. „At any given moment billions of simultaneous events occur through-out the worldchrw(133) All of these occurences are potentially news. They do not become so until some surveyor of news gives an account of them. The news, in other word, is the account of the event, not something intrinsic in the event itself.” (MacDougall, zit. n. Hall et al. 1978: 53)

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  15. Ein weiterer Grund für die Konzentration der Medien auf Kriminalität liegt in den spezifischen Funktionen der Kriminalitätsberichterstattung. Smaus ( 1978: 193) bestimmt drei Funktionen der Berichterstattung über Kriminalität in den Massenmedien: - die Stabilisierung und Legitimierung des Status quo sowie die Darstellung einer Wirklichkeit, die unsere Vorstellungen von Normalität und Abweichung verbindlich erscheinen läßt; - das Bereitstellen von Identifikationsmodellen für die normalen Bürger; - die Sensibilisierung ftlr das Kriminalitätsproblem. Nachrichten bauen auf dem Konzept von Gesellschaft als auf Konsens beruhend auf. Entsprechend erhöht sich der Nachrichtenwert solcher Ereignisse, bei denen dieser Konsens aufgebrochen bzw. in Frage gestellt erscheint. Dieser Art von Ereignissen ist Kriminalität (Smaus zufolge) grundsätzlich zuzuordnen.

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  16. Auf die zentrale Kritik am „Nachrichtenfaktoren-Ansatz“ weist Ruhrmann (1994: 2401) hin, der vor allem die Obertragbarkeit der Nachrichtenfaktoren auf „nicht-westliche” Kulturen und Gesellschaften diskutiert. Eine Einschränkung, die m.E. jedoch selbstverständlich ist, da Nachrichtenproduktion kontextuell bestimmt ist und daher in jeder Gesellschaft spezifischen Bedingungen unterliegen muß.

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  17. Vgl. Fn. 32. Trotzdem ist der Begriff der „Rasse“ im allgemeinen Sprachgebrauch fest verankert und zum Teil heute noch in Gesetzestexten vorfmdbar. Art. 3 III GG verwendet den Begriff der „Rasse” als eine mögliche Ursache von Benachteiligung. „Von daher schließt Bedeutungskonstruktion als Verfahren Selektion ein: aus einer verfügbaren Bandbreite von Objekten, Merkmalen und Prozessen werden nun einige ausgewählt, um zusätzliche Bedeutungen zu vermitteln. Ein auf diese Weise behandel-

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  18. Unter Zustimmung zu der Auffassung von der jeweils historisch spezifischen Gestalt von Rassismus kritisiert Miles (1991: 197), daß Hall keine explizite Definition von Rassismus vorlegt.

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  19. Dies gilt ebenso z.B. für Sexismus und Chauvinismus. tes Objekt, Merkmal oder Prozeß wird so zum Zeichen der Existenz eines anderen hypothetischen oder realen Phänomens.“ (Ebd.: 94f; Hervorh. MA.)

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  20. Sonst gäbe es z.B. keinen Unterschied zwischen rassistischen und sexistischen Diskursen, auch wenn diese sich hinsichtlich der Machtfrage nicht unterscheiden. Zur Abgren„erstens auf Verhältnisse, in denen Ausgrenzungspraktiken aus einem rassistischen Diskurs entstehen, den sie folglich verkörpern, ohne daß sie weiterhin durch ihn gerechtfertigt werden könnten. Zweitens auf Verhältnisse, in denen ein explizit rassistischer Diskurs dergestalt abgewandelt wird, daß der direkt rassistische Inhalt verschwindet, während die ursprüngliche Bedeutung sich auf andere Wörter überträgt. In beiden Fällen wird der rassistische Diskurs zwar zum Schweigen gebracht, zugleich jedoch in der Weiterfiihrung von Ausgrenzungspraktiken oder in der Verwendung des neuen Diskurses aufgehoben (oder institutionalisiert), so daß diese Praktiken und Diskurse zur Ausdrucksform des früheren rassistischen Diskurses geraten.“ (Miles 1992: 113) zung von Sexismus und Rassismus vgl. Tillner 1994; Haug 1992: 37ff, Miles 1992: 117ff.

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  21. Ursprünglich wurde die in dem Anderen verkörperte Differenz als Differenz von „Rassen“ interpretiert, d.h. als biologische, naturgegebene und damit unveränderliche Differenz. Dieser „Rassendiskurs” war das Produkt der Wissenschaft und entstand im frühen 16. Jahrhundert. Er galt zunächst als Erklärung für die Entstehung von Nationen sowie die Entwicklung der europäischen Geschichte. Mit dieser „Rassentheorie“ wurde eine unterschiedliche Zivilisationsfähigkeit begründet. (Miles 1991: 191) Erst im Verlauf des 18. Jahrhunderts wurde „Rasse” auf Menschengruppen bezogen, deren Unterschiedlichkeiten die Wissenschaft damit erklären zu können glaubte (Miles 1992: 42f). Vor allem die Genetik stellte dies im 20. Jh. in Frage. „Andererseits behaupten viele Genetiker, daß Bevölkerungen durch den Nachweis der unterschiedlichen Häufigkeitsverteilungen variabler Genkombinationen besser voneinander unterschieden werden können, wobei sie jedoch zugeben, daß der Punkt, an dem die Unterscheidung getroffen wird, willkürlich gewählt ist.“ (Ebd.: 52) Eine Differenzierung der Menschen selbst nach Merkmalen genetischer Variation ist als völlig unhaltbar zu bewerten (Leiprecht 1994: 15). Jäger (1991: 52) weist z.B. darauf hin, daß 75% aller Gene bei allen Menschen gleichermaßen vorhanden und genetische Unterschiede innerhalb der konstruierten „Rassen” größer seien als solche zwischen diesen.

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  22. Eine typische Argumentationsweise des kulturellen Rassismus bildet die Leugnung des Rassismus (vgl. Kap. M.2.2.3 und Kap. V.).

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  23. Dahmer (1993), der historisch nach 1945 in Deutschland einen Antisemitismus ohne Juden nachzeichnet, defmiert Xenophobie für den europäischen Raum als eine Form verallgemeinerten Judenhasses: „Wir haben Grund zu der Annahme, daß alle Arten von Fremdenfeindschaft sich an den der Mehrheit eingefleischten Antisemitismus anschließen. An den Juden ist in Europa der Umgang mit Menschen, die für nicht-zugehörig, für ‘fremd’ erklärt wurden, eingeübt worden. Darum gilt hier insgeheim jeder Fremde als ’Jude’.“(82)

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  24. Willems kritisiert den erweiterten Begriff von Rassismus als Fremdenfeindlichkeit mit dem Hinweis darauf, man könne „fälschlicherweise zu dem Eindruck kommen, ein großer Teil oder gar die Mehrheit der Deutschen sei rassistisch und die gesellschaftlichen Institutionen seien deshalb paralysiert“ (1993b: 95). Problematisch an der Studie von Willems ist, daß er trotz dieser Kritik „Fremdenfeindlichkeit” als analytischen Begriff verwendet. Die Position, Rassismus als aus der Mitte der Gesellschaft erwachsend zu erklären, hat eine ideologische Funktion, ebenso wie der Ansatz, demzufolge sich Fremdenfeindlichkeit ausschließlich auf Rechtsextremismus gründet. Einmal wird nahegelegt, daß Fremdenfeindlichkeit nichts mit Rechtsextremismus zu tun habe, in dem anderen Falle wird Fremdenfeindlichkeit auf Rechtsextremismus reduziert.

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  25. Jäger (1991) hebt beispielsweise die Unterscheidung zwischen genetischem und kulturellem Rassismus ebenso wie die Differenzierung zwischen Rassismus und Ethnozentrismus völlig auf, mit dem Verweis darauf, daß im Alltagsdiskurs für die Mehrheit das Soziale immer auch naturalisiert sei. Ebenso wertet er jede Fonn von Ausländerfeindlichkeit als rassistisch, da die Ablehnung von Ausländern, ob genetisch oder kulturell begründet, in Ausschließungspraxen münde. (Vgl. Jäger 1991: 55) Als Ergebnis entsprechender Untersuchungen über Rassismus in der Bundesrepublik wird festgestellt, daß Rassismus weit in der Gesellschaft verbreitet und alle untersuchten Personen mehr oder minder stark in den rassistischen Diskurs verstrickt seien (vgl. Jäger 1993: 295). Leiprecht (1994: 18) nimmt zwar eine grobe Unterscheidung zwischen Ethnozentrismus und kulturellem Rassismus vor, benutzt beide Begriffe trotzdem synonym und differenziert insofern nicht, als er beiden das Merkmal der Annahme einer Unveränderbarkeit der ausgegrenzten Eigenschaft zuschreibt.

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  26. Hopf (1993: 381) weist darauf hin, daß z.B. bestimmte gegen Asylbewerber gerichtete Aktionen und Argumentationen wie der Ruf „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“ nicht vor dem Hintergrund eines biologisierenden, sondern eines ethnozentristischen Diskurses erfolgen.

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  27. Gerade der Begriff der Ethnie wird vielfach benutzt, um auf die Pluralisierung der Bevölkerung hinzuweisen. Ethnizität wird dabei auf eine kulturell-identifikatorische Dimension reduziert und als ursprünglich kulturelle, soziale Einheit konstruiert. Das Konzept der multikulturellen Gesellschaft ist symptomatisch für diese Perspektive, da es alle Gesellschaftsmitglieder an eine ethnische Herkunft bindet und eine verallgemeinernde Vorstellung vom Kulturkonflikt impliziert, die zur Folge hat, daß Ereignisse, wenn sie auf ethnische Differenzen zurückführbar sind, als erklärt gelten. (Dittrich/Lentz 1994: 24ff) Dagegen müssen „Ethnien“ als Resultat von Klassifikationsprozessen verstanden werden (ebd.: 28). Stehr (1994: 293, Fn. 23) weist auf eine positive Bedeutung von Ethnozentrismus hin, welcher ein Grundelement aller Stammesgesellschaften bilde. Der Verweis auf die „Ethnie” gilt dabei als Möglichkeit, sich gegen Herrschaftsansprüche zur Wehr zu setzen. Damit wird deutlich, daß der Kontext der Anwendung entscheidend für die Funktion des Begriffes ist.

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  28. Hall bezieht sich hier auf Foucault, der Diskurse als Ausschließungs- und Ausgrenzungspraktiken beschreibt. Vgl. zum Diskursbegriff Kap. I. 4. 2.

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  29. In Hoyerswerda wird im September 1991 über mehrere Tage (18.-24.9.) hinweg ein Ausländerwohnheim, in dem 150 Mosambikaner und Vietnamesen leben, von Rechtsradikalen angegriffen. Mehrere hundert Personen versammeln sich vor dem Haus und bewerfen es mit Steinen, Brandsätzen und Stahlkugeln. Die Angreifer versuchen, das Haus zu stürmen, und erhalten Unterstützung aus der Bevölkerung. Am 23./24.9. werden die Ausländer evakuiert. (Jelpke 1993: 5f)

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  30. Einer Fußnote zufolge bezieht sich Gerhard auf die Diskurstheorie Foucaults. Dazu steht jedoch im Widerspruch, daß ihrer Studie ein Ursache-Wirkungs-Modell zugrunde liegt. Vgl. zum Diskursbegriff

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  31. In Mölln wird am 23.11.92 ein Brandanschlag auf ein von Ausländern bewohntes Wohnhaus verübt (Jelpke 1993).

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  32. Diese Studie könnte aufgrund der daraus entwickelten Schlußfolgerung auch den Untersuchungen über die Förderung fremdenfeindlicher Gewalt als Wirkung der Medien zugeordnet werden. Da sie jedoch inhaltlich an die Ergebnisse über die Darstellung von Asylbewerbem und Flüchtlingen in den Medien anschließt, wird sie in diesem Kontext vorgestellt.

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  33. Vgl. dazu die Diskussion in Kap. I.3.1.

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  34. In Solingen wird am 29.5.93 ein Brandanschlag auf ein Wohnhaus verübt, bei dem fünf türkische Mädchen und Frauen ums Leben kommen. Bei der Arbeit zu diesem Ereignis handelt es sich um eine Sammlung von Zeitungsberichten im Sinne einer Auswahldokumentation, die außer einleitenden Kommentaren keine weitere Auswertung erfahren (vgl. Ruth/Jäger/Dijk 1993).

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  35. Jaschke (1992) problematisiert diese Verantwortungszuschreibung gegenüber den Medi- en im Hinblick auf Rechtsextremismus am Beispiel des Aufstiegs der Republikaner, die bis Ende 1988 noch völlig unbekannt sind (vgl. ebd.: 58). Kurz vor ihrer Wahl entsteht ein enormes Medienspektakel im Zusammenhang mit einem umstrittenen Wahlspot, der sich auf sogenannte Ausldinderangst bezieht. Einer verbreiteten, empirisch aber nicht belegten These zufolge verhalfen die Medien den politischen Akteuren von rechts auf diese Weise zu der entscheidenden Aufmerksamkeit. Jaschke (ebd.) stellt diese einseitige Verantwortungszuschreibung in Frage, problematisiert jedoch die Medienberichterstattung in diesem Kontext insofern, als sie sich durch die Pole der Ignoranz durch Totschweigen und des Hochjubelns durch zuviel Medien-Aufmerksamkeit kennzeichnen lasse.

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  36. Vgl. Althoff/Leppelt 1995. „Aus denselben Wörtern zusammengesetzt, genau mit demselben Sinn beladen, in seiner syntaktischen und semantischen Identität aufrechterhalten, konstituiert ein Satz nicht die gleiche Aussage, wenn er von jemand im Laufe einer Konversation artikuliert wird, oder wenn er in einem Roman gedruckt wird; wenn er eines Tages vor Jahrhunderten geschrieben worden ist, und wenn er jetzt in einer mündlichen Formulierung wiederauftaucht.” (Foucault 1988: 146)

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Althoff, M. (1998). Theoretische Vorüberlegungen zu Kriminalität, Medien und Fremdenfeindlichkeit. In: Die soziale Konstruktion von Fremdenfeindlichkeit. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 203. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09761-7_2

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