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Die skandinavischen Wege in die Arbeitslosigkeit — Fazit und Lehren für die vergleichende Arbeitsmarktforschung

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Die skandinavischen Wege in die Arbeitslosigkeit

Part of the book series: Gesellschaftspolitik und Staatstätigkeit ((GESPOL,volume 16))

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Zusammenfassung

Der skandinavische und sozialdemokratisch geprägte Weg zur Vollbeschäftigung gelangte in den frühen neunziger Jahren an sein Ende. Ziel dieser Arbeit war es, den Anstieg der Arbeitslosigkeit in den nordischen Ländern im Zeitraum von 1984 bis 1994 zu erklären. Die Ergebnisse dieser Studie machen deutlich, daß ein vergleichender politisch-institutionalistischer Ansatz maßgeblich zur Erklärung von Arbeitslosigkeit beitragen kann. Es konnte gezeigt werden, daß im Zeitalter der Globalisierung und europäischen Integration das Geschehen auf dem Arbeitsmarkt durch wohlfahrtsstaatliche Institutionen und die Fähigkeit zur Politikkoordination zwischen Arbeit, Kapital und Staat geprägt wird. In beiden Bereichen wurden in Skandinavien Mitte der achtziger Jahre die Weichen in Richtung Arbeitslosigkeit gestellt. Es konnte im Verlauf dieser Arbeit jedoch auch verdeutlicht werden, daß in Dänemark und Norwegen in den frühen neunziger Jahren beschäftigungspolitische Reformen durchgeführt wurden, deren Folgen sich zwar im Untersuchungszeitraum noch nicht niederschlugen, die jedoch voraussichtlich für die weitere Entwicklung der Arbeitslosigkeit entscheidend sein werden (vgl. Jochem 1998). Im folgenden werden in einem ersten Schritt die Ergebnisse dieser Studie nochmals präsentiert und diskutiert. Hier werden die Gründe für die nordischen Wege in die Arbeitslosigkeit zusammengefaßt. Im zweiten Abschnitt wird ein methodologisches Fazit gezogen. Der letzte Abschnitt ist der Einordnung der Ergebnisse in einen breiteren theoretischen Kontext gewidmet ist, in dem auf das Verhältnis von Politik und Vollbeschäftigung am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts eingegangen wird.

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Literatur

  1. Die ökonomische Situation Finnlands ist zweifelsohne durch den Wegfall des Handels mit der ehemaligen UdSSR nach 1990 zusätzlich erschwert worden. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen jedoch, daß dieser Aspekt in der Literatur zur finnischen Wirtschafts-und Beschäftigungskrise vielfach überschätzt wird (so z.B. bei Milner 1994: 177; Noponen & Klöer 1997: 223). Eine detaillierte Abwägung dieser externen Veränderungen auf die Entwicklung der finnischen Ökonomie läßt sich bei Kajaste (1992) und Söderström (1993) finden.

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  2. In Finnland und Schweden wurden die Währungen im Verlauf der Währungskrisen nach 1992 massiv abgewertet, was zwar die Konkurrenzsituation der jeweiligen Exportindustrien stärkte, auf die Beschäftigungsentwicklung bis 1994 jedoch keinen nennenswerten Einfluß hatte.

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  3. Sowohl Therborn als auch Korpi verwenden in ihren Analysen die Arbeitslosenquote als abhängige Variable. Daß dieses methodische Vorgehen gravierende Mängel aufweist, wird in Kapitel 1.3 und Kapitel 7.2 eingehender diskutiert.

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  4. Hätten hohe Arbeitslosenquoten und eine gedämpfte Wirtschaftsentwicklung in den achtziger Jahren diese Entwicklung verhindern können? Die Entwicklung der Lohnzuwächse in Schweden in den frühen neunziger Jahren zeigt, daß auch in der größten Wirtschafts-und Beschäftigungskrise der Nachkriegszeit die Lohnsteigerungen nur langsam sinken und die Lohndrift weiterhin den größten Anteil der gesamten Lohnsteigerungen ausmacht (OECD I995f: 17–19). Ebenso wurde in Kapitel 4.5 gezeigt, daß auch in Ländern mit hohen Arbeitslosenquoten die Löhne in den achtziger Jahren stark stiegen, z.B. in Italien und Großbritannien. Wohingegen auch in Ländern mit relativ geringer Arbeitslosigkeit niedrige Lohnzuwächse erreicht werden konnten, wie zum Beispiel in der Schweiz und in Japan. Diese Arbeit bestätigt demnach die These der vergleichenden politisch-institutionalistischen Arbeitsmarktforschung, derzufolge die Institutionen der Lohnverhandlungssysteme das Ergebnis der Lohnverhandlungen entscheidend prägen.

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  5. Zwischen der Höhe der Transfers und der Höhe der Finanzierungsbeiträge besteht selbstverständlich ein Zusammenhang. In den liberalen Wohlfahrtsstaaten sind die wohlfahrtsstaatlichen Leistungen gering, daher sind auch die Finanzierungsbelastungen — unabhängig von deren Verteilung auf Arbeit oder Kapital — gering. In den konservativen und sozialdemokratischen Wohlfahrtsstaaten hingegen sind die Leistungen umfangreich ausgebaut; und just in diesem Moment wird die Verteilung der Finanzierungslast zu einer entscheidenden beschäftigungspolitischen Größe. In diesen beiden „Welten der Wohlfahrtsstaaten“ erweist sich eine hohe Belastung der Arbeitgeber als Hemmnis für eine Vollbeschäftigungspolitik (vgl. dazu jüngst Scharpf 1997 ).

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  6. Der Anstieg der Beiträge und Steuern zur Finanzierung des Wohlfahrtsstaates, das prozentuale Lohnwachstum und das durchschnittliche Wirtschaftswachstum können zusammen im Untersuchungszeitraum 73 Prozent der Varianz in der Beschäftigungsentwicklung von 16 OECD-Staaten erklären. Zu den detaillierten Ergebnissen vgl. Kapitel 4. 6.

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  7. In Schweden leitete die sozialdemokratische Regierung nach 1994 einen umfassenden Ausbau der Universitäten ein (OECD 1995f: 81). Es ist also zu erwarten, daß der Anteil der universitären Bildung im schwedischen Bildungssystem in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre ansteigen wird.

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  8. Die unverändert hohe Erwerbsbeteiligung der dänischen Frauen kann auf familienpolitische Institutionen zurückgeführt werden, da zum Beispiel der Bezug der Kindergeldes an den Erwerbspersonenstatus geknüpft ist (NOSOSKO 1996: 25). Die dänische Arbeitsmarktreform von 1994 hat jedoch zum Ziel, eine Umverteilung von Lebensarbeitszeit durchzuführen. Insbesondere die Frauen machten bereits 1994 zahlreich vom der Möglichkeit eines verlängerten Erziehungsurlaubes Gebrauch (vgl. Lind 1994a; Madsen 1996; Tolle 1995 ). Dies wird — wenn keine Veränderungen der Reform erfolgen — zur Folge haben, daß deren Erwerbsbeteiligung in den neunziger Jahren ebenfalls sinken wird.

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  9. In Norwegen und Schweden ist auch nach 1994 die Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes faktisch unendlich zu verlängern. Ob sich dieser Umstand — wie Layard, Nickell und Jackman (1994: 89 f.) argumentieren — negativ auf die Persistenz der Arbeitslosigkeit auswirkt, konnte bis zum Ende des Untersuchungszeitraumes nicht beantwortet werden. Erste Indizien weisen jedoch darauf hin, daß die Arbeitslosenversicherung allein nicht die Persistenz der Arbeitslosigkeit erklären kann, da in Norwegen die Arbeitslosigkeit in den neunziger Jahren abgenommen hat, sie in Schweden hingegen eher noch gestiegen ist.

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  10. Dieser Imperativ steht im deutlichen Gegensatz zu Versuchen, die Arbeitslosenquote mit anderen Arbeitsmarktindikatoren zu verknüpfen, um einen `Arbeitsmarktprofil’ - Indikator zu kreieren (z.B. Merkel 1993: 185; Therborn 1985: 17). Anstatt die Komplexität weiter zu erhöhen, sollte vielmehr die Komplexität reduziert werden, die der Berechnung der Arbeitslosenquote zugrunde liegt.

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  11. Dies steht in deutlichem Kontrast zu der These Notermans, daß der „comparative focus stands in the way of discerning cross-national similarities in political dynamics“ (Notermans 1993: 135).

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  12. Einen vergleichenden Überblick über die verschiedenen Sichtweisen und Handlungsanweisungen gibt van Suntum (1995).

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  13. Die Unterscheidung von zwei Wegen bezieht sich auf die politisch-institutionellen, prozessualen und inhaltlichen Unterscheidungen, nicht auf das Ziel, Beschäftigung vorwiegend im privaten Sektor zu schaffen. Die Kompensation von Beschäftigungsrückgängen im privaten Sektor durch einen starken Ausbau der öffentlichen Beschäftigung stellt am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts keine realistische Option mehr dar (vgl. dazu Schettkat 1996 ).

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  14. Vgl. zu dieser Aufteilung Armingeon (1996), Hall (1994b: 9), Iversen (1996b: 3), Schmidt (1993b) und Soskice (1990).

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  15. Vgl. dazu auch den nach Fertigstellung dieser Studie erschienen Beitrag von Armingeon (1997).

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  16. Diese Blockade der Politikabstimmung kennzeichnet zu einem großen Teil die Lage in der Bundesrepublik Deutschland Mitte der neunziger Jahre. Die Arbeitgeber werden nicht signifikant von den Kosten zur Finanzierung des Wohlfahrtsstaates entlastet, was sich in einer Erosion des internen Zusammenhalts und in divergierenden Strategien im Arbeitgeberlager äußert (vgl. dazu Lehmbruch 1996: 748 ). Die Gewerkschaften können keine staatliche Unterstützung ihrer Forderungen nach Umverteilung der Arbeit erreichen, und die Reduzierung der wohlfahrtsstaatlichen Leistungen unterminiert weiter die Bereitschaft zur Politikabstimmung im Lager der Gewerkschaften. Wenn die Ergebnisse dieser Studie auf andere organisierte und koordinierte Marktökonomien ausgeweitet werden können, dann werden in der Bundesrepublik — unter sonst gleichen Bedingungen — Mitte der neunziger Jahre die Weichen in Richtung weiter sinkender Beschäftigung bis zur Jahrtausendwende gestellt.

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Jochem, S. (1998). Die skandinavischen Wege in die Arbeitslosigkeit — Fazit und Lehren für die vergleichende Arbeitsmarktforschung. In: Die skandinavischen Wege in die Arbeitslosigkeit. Gesellschaftspolitik und Staatstätigkeit, vol 16. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09760-0_7

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-09760-0_7

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8100-2175-5

  • Online ISBN: 978-3-663-09760-0

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