Zusammenfassung
Abschließend wollen wir die urbane Grammatik des Zusammenlebens noch einmal entlang der Biographien einiger Quartierbewohner(innen) rekonstruieren. So sollen die Differenziertheit und Komplexität des urbanen Zusammenlebens, die durch diese urbane Grammatik strukturiert und gesichert werden, markiert und deren Bedeutung für den Zusammenhalt der Gesellschaft verdeutlicht werden. In den folgenden Darlegungen werden alltagsweltliche Eckpunkte, persönliche Netze und Blickwinkel einiger Quartierbewohner(innen) unter Berücksichtigung der drei Perspektiven dargestellt. Jedes Beispiel macht einerseits auf seine Weise das jeweils genutzte urbane Regelset sichtbar und zeigt andererseits die „multiplen Welten“ im Stadtteil. Jedes Beispiel bietet also einen Ausschnitt, und alle Ausschnitte zusammen vermitteln das Gesamtbild einer urbanen Grammatik. Anhand der dargestellten Biographien wird auch der Stellenwert der (globalen) und (interkulturellen) Mobilität unterstrichen. In komprimierter Form soll so nochmals verdeutlicht werden, dass die postmoderne Gesellschaft eine Reihe von Lebensstilen, Lebensformen, kulturellen Formationen, Milieus und „biographischen Diskontinuitäten“ (Armin Nassehi) zulässt, die sie auch unabhängig von Migration zu einer multikulturellen Gesellschaft werden lassen.
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References
Sehr pointiert spricht Martin Albrow (1998: Kap. 8) vom „Abschied vom Nationalstaat“ und einer zweiten Moderne, die neue gesellschaftliche Konzepte entwickeln müsse und könne.
Für Zygmunt Bauman (1995:312f) ist es ein Kennzeichen der Postmoderne, dass sie, anders als die Moderne, allmählich gelernt hat, statt mit immer mehr Ordnungswillen mit mehr Gelassenheit gegenüber dem Chaos zu reagieren. Er spricht von „gewohnheitsmäßiger Toleranz“.
Vergleiche dazu die Überlegungen von Armin Nassehi (1999c: 21ff).
Johannes Goebel und Christoph Clermont (1997) sprechen von der Tugend der Orientierungslosigkeit.
Den ersten Hinweis in diese Richtung gab Alfred Schütz, der dann z. B. von Aaron Cicourel (1970: 94ff) und (1973) aufgenommen wurde.
Die Feldforschung braucht die Primärerfahrung und die sozialwissenschaftliche „Erzählung“. Beides sollte sich wechselseitig kontrastieren. Hier ist Pierre Bourdieu (1993: 365ff) gegenüber der Favorisierung der rein indigenen Sicht bei Alfred Schütz Recht zu geben.
Zum Sozialen Konstruktivismus siehe: Jochen Baecker u.a. (1992: 116ff).
Es gehört zur Ironie der von außen angetragenen Meta-Erzählungen, dass sie zwar den beschriebenen Alltag problematisieren, damit jedoch den eigenen Forscheralltag gerade entproblematisieren wollen.
Hier geht es nicht um das vorliegende Projekt, sondern um die Gruppe, die das Kölner Kinder- und Jugendforum kritisch begleitet hat (vgl. Bukow/Spindler 2000).
Wie wichtig der Perspektivenwechsel ist, das belegt erst neuerdings wieder eine sich ebenfalls auf ein Kölner Quartier beziehende Studie über die Keupstraße. Während in einer offiziösen Verlautbarung ein kultureller Brennpunkt stilisiert wird, beschreiben wir das Quartier als ein zunehmend attraktives urbanes Milieu, in dem die Einwanderer eine Modernisierung eines ehemals sozialen Brennpunktes erreicht haben. Die einen sehen z.B. in der dichten Kommunikation zwischen den Anwohnern deshalb typisch türkischen Familismus gepaart mit Patriarchat und begleitet von Frauenverachtung. Die anderen sehen in der gleichen dichten Kommunikation einen Beleg dafür, dass man sich auch in der urbanen Gesellschaft umeinander kümmern kann und dass die Community gerade heute ein wichtiger Faktor in einer Stadt ist, wo jeder jedem fremd ist (Veröffentlichung in Vorbereitung).
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Bukow, WD., Nikodem, C., Schulze, E., Yildiz, E. (2001). Folgerungen aus der Studie. In: Die multikulturelle Stadt. Interkulturelle Studien, vol 6. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09741-9_7
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-09741-9_7
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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