Zusammenfassung
„Ich soll mich nicht gewöhnen“ — so hat Dorothee Sölle ein Büchlein benannt, in dem sie über die zunehmende Gewalt in unserer Gesellschaft, die Deutungen ihrer Ursachen und unsere Möglichkeiten, aus Gewaltkreisläufen auszubrechen, nachdenkt. Auch wenn es in diesem Text um Gewalt gegen Fremde geht, ist der Titel auch ein Imperativ für unser Thema. Vielleicht sogar noch mehr, denn es ist zu befürchten, daß wir uns schon sehr an die vielfältige versteckte und offene Gewalt gegen Frauen gewöhnt haben, sie selbstverständlich, natürlich, ordnungsgemäß, traditionsgemäß finden.
Ich befasse mich mit dem Thema nicht in dem Sinne, daß ich eigene Forschungen Zur Bestätigung oder Widerlegung meiner oder anderer Thesen erarbeite und vortrage. Vielmehr komme ich aus der Praxis eines katholischen Frauenverbandes, dessen Mitglieder in ihrem Alltag mit offenen und latenten Formen der Gewalt zwischen den Geschlechtern konfrontiert sind. Im Rahmen dieser Tätigkeit begleite ich einen Gesprächskreis von ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen in katholischen, autonomen und halbautonomen Frauenhäusern. Vor diesem Hintergrund vertrete ich einen parteilichen Ansatz, der aber sowohl von Frauenforscherinnen als auch feministischen Theologinnen in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung vielfach begründet und auch aus der Praxis vieler Frauengruppen innerhalb und außerhalb der Katholischen Frauengemeinschaft zu belegen ist.
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Literatur
Maria Mies, Patriarchat und Kapital, Zürich 41992, 13.
Vgl. Elisabeth Schüssler-Fiorenza, Gewalt gegen Frauen, in: Concilium, 30 (1994) 95–107, hier: 97.
Diese Zahlen wurden der Verfasserin von einer Mitarbeiterin des (damaligen) BMFJ genannt; Schätzung auf Grundlage der Angaben in: BMFJ (Hrsg.), Frauen in der Bundesrepublik Deutschland, Bonn 1992.
Baurmann, BKA, zitiert in: Lehrgangskonzeption für Polizeibeamte zu Gewalt gegen Frauen (unveröffentlichtes Manuskript 1990), S. 47.
Ebd. 48.
Ebd. 49.
Ebd. 43.
Vgl. Michael C. Baurmann, BKA, zit. in: Lehrgangskonzeption für Polizeibeamte zu Gewalt gegen Frauen (unveröffentlichtes Manuskript).
Joanne Carlson Brown, „Mit Rücksicht auf die Engel“. Sexuelle Gewalt und sexueller Mißbrauch, in: Concilium 30 (1994) 108–114, hier: 111.
Johan Galtung, Gewalt, Frieden und Friedensforschung, in: ders., Strukturelle Gewalt. Beiträge zur Friedens- und Konfliktforschung, Hamburg 1975, 7–36, hier: 9.
Ebd.
Galtung, a.a.O. 10.
Galtung, a.a.O. 12.
Galtung, a.a.O. 22.
Ernst-Otto Czempiel, Schwerpunkte und Ziele der Friedensforschung, München 1972, 22.
Czempiel, a.a.O.
Vgl. zu diesem Zusammenhang Mies, a.a.O., 73–88 sowie 129–138.
Denkschrift des Kriegsministeriums, zit. in: Richard Bessel, „Eine nicht allzu große Beunruhigung des Arbeitsmarktes“. Frauenarbeit und Demobilmachung in Deutschland nach dem 1. Weltkrieg, in: Geschichte und Gesellschaft, Göttingen 1983, 211f., hier zitiert nach: Ute Gerhard, Die Verfügbarkeit der Frauen, in: Ute Gerhard/Alice SchwarzerNera Slupik, Auf Kosten der Frauen. Frauenrechte im Sozialstaat, Weinheim 1988, 11–77, hier: 45.
Vgl. hierzu z.B. Barbara Keddi (DJI), Lebensformen — Lebensentwürfe von Frauen heute. Vortrag auf der Klausurtagung der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands, Mainz 30. Juni 1992 (unveröffentlichtes Manuskript), 1–4.
Elisabeth Beck-Gernsheim, Das halbierte Leben, Frankfurt 1980.
Beck-Gernsheim, a.a.O. 23.
Vgl. zur geschlechtsspezifischen Sozialisation, ihren Hintergründen und Auswirkungen z.B. Elke Nyssen, Aufwachsen im System der Zweigeschlechtlichkeit in: Sigrid Metz-Göckel/Elke Nyssen, Frauen leben Widersprüche. Zwischenbilanz der Frauenforschung, Weinheim/Basel 1990, 25–48.
Beck-Gernsheim, a.a.O. 27.
Franz Kamphaus, Bischof von Limburg. Frauen in der Kirche — Schwestern im Glauben, Limburg 1989, 77.
Dorothee Solle, Gott befreien aus den Gefängnissen seiner Namen — Gegen himmlische und irdische Herren-Macht, Düsseldorf 1994, 33–50, hier: 33.
Vgl. zu diesem Zusammenhang s.o. Vgl. auch Beck-Gernsheim,a.a.O., 27f., und Herrad, Schenk, Die feministische Herausforderung, 150 Jahre Frauenbewegung in Deutschland, München 41988, 17–19.
Mies, a.a.O. 56.
Vgl. Mies, a.a.O., 147. Mies spricht in diesem Zusammenhang von einer steigenden Tendenz und nannte beim KAB-Frauenforum in Würzburg im April 1994 die Zahl von 80%.
Ebd. 174.
Vgl. Mies, a.a.O. 177ff.
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Engels, H. (1996). Offene und latente Formen der Gewalt zwischen den Geschlechtern. In: Hilpert, K. (eds) Die ganz alltägliche Gewalt. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09709-9_4
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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