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Part of the book series: Studien zur Sozialwissenschaft ((XSKOM,volume 90))

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Zusammenfassung

In den folgenden Kapiteln wird das oben entwickelte Modell der Massenmobilisierung sozialer Bewegungen als Analyseraster zur Untersuchung der Mobilisierung der Friedensbewegung angewandt. Zunächst werden Prozesse auf der analytischen Makro- bzw. Mesoebene untersucht. Diese werden gemäß unserer Definition unter dem Oberbegriff „Makromobilisierung“ zusammengefaßt. Dem Mobilisierungsmodell zufolge sind drei Elemente im Zusammenhang der Makromobilisierung zentral: Bewegungsunternehmer, Deutungsmuster sowie Kommunikationsund Rekrutierungskanäle (vgl. Kap. 2.4.). Sie bilden folglich die Gegenstände dieses Kapitels. Zunächst wird ein Aufriß der Deutungsmuster der Friedensbewegung gegeben. Er wird ergänzt durch eine Diskussion des politischen Kontextes, innerhalb dessen die Deutungsmuster formuliert wurden und auf den sie sich bezogen, sowie der konkurrierenden regierungsamtlichen Deutungsmuster zu denselben politischen Sachverhalten (Kap. 4.2.). Im Vordergrund der Darstellung stehen die für die Bewußtseinsmobilisierung relevanten Aspekte der Deutungsmuster. Im zweiten Schritt geht es um die Identifikation der Bewegungsunternehmer innerhalb der Friedensbewegung — jener Personen, Gruppen und Organisationen also, welche in großem Umfang Ressourcen investiert und dadurch Prozesse der Bewußtseinsmobilisierung, politischen Mobilisierung und Aktionsmobilisierung angestoßen haben: Wer waren sie und worin bestanden ihre Beiträge zur Mobilisierung der Friedensbewegung (Kap. 4.3.)?

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Literatur

  1. Potyka (1977) verdeutlicht sehr anschaulich, daß ein angemessenes Verständnis der gegebenen außen-und sicherheitspolitischen Situation nicht einmal bei den einschlägig tätigen Experten vorausgesetzt werden kann; vielmehr gebe es je nach Qualität der Informationsquellen Experten “verschiedenen Grades”, die Zugang zu mehr oder weniger vollständigen Informationen hätten: “Eine Durchdringung des komplexen Materials zur Gewinnung eigener Gewißheit ist kaum mehr möglich: All die Experten zweiter, dritter und n-ter Kategorie sind immer weniger in der Lage, die entscheidenden Informationen auf Stimmigkeit oder Realitätsgehalt zu überprüfen.” Die Folge ist eine “mit der Entfernung von der eigentlichen Informationsquelle zunehmende Unfähigkeit zur Kontrolle” (Potyka 1977: 3).

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  2. Efmger et al. (1987) untersuchen Aussagen der Friedensbewegung über mögliche Kriegsursa-chen. Ihre Materialbasis sind Appelle und Aufrufe sowie “friedenspublizistische” Veröffentlichungen (vgl. Kap. 4.5.2.2.). Janning (1984) untersucht die Darstellung der USA und berücksichtigt zusätzlich auch Manifeste u.dgl. sowie Reden und Interviews von Bewegungsunternehmern.

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  3. Wenn hier von europäischen und amerikanischen “Interessen” die Rede ist, so bezieht sich dies auf die Perspektive der Eliten. In Kap. 5.2.1. wird detailliert der Frage nachgegangen, inwieweit solche Rationalität mit jener der Bevölkerung vereinbar ist.

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  4. Politische und wirtschaftliche Aspekte westlicher Sicherheit–Vortrag des Bundeskanzlers in London, in: Bulletin des Presse-und Informationsamtes der Bundesregierung, Nr. 112, 8.11. 1977, S. 1013–1020.

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  5. Vgl. hierzu die Debatte zwischen Mitarbeitern der “Hessischen Stiftung Friedens-und Kon-fliktforschung” und Mitgliedern der Friedensbewegung: Czempiel et al. (1984), Fries (1985), Kubbig (1985).

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  6. In diesem Zusammenhang erwähnenswert ist auch die Resonanz, die ein Aufsatz des amerikani-schen Strategen und Mitglieds des “Committee an the Present Danger” Colin S. Gray in den Deutungsmustern der Friedensbewegung fand. Der Aufsatz plädierte unter dem Titel “Victory is possible” für ein konsequentes Beschreiten des Weges zur “strategischen Überlegenheit” und forderte explizit die Einbeziehung der Siegoption ins strategische Kalkül der USA (Gray/Payne 1980). Ohne die tatsächliche Bedeutung der Auffassungen dieses Autors im sicherheitspolitischen Entscheidungsprozeß der USA zu problematisieren, wurden seine Außerungen in etlichen Publikationen aus der Friedensbewegung als Belege für den offensiven Kurs der USA zitiert und dokumentiert (vgl. z.B. Bredthauer/Mannhardt 1981: 181ff; Engelmann 1982: 105f; Mechtersheimer/Barth 1983: 59ff; siehe auch FR v. 2.7.1983).

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  7. Als Beleg für deren Bedeutung sei die öffentliche Resonanz der berühmt-berüchtigten “Mikrophonprobe” Reagans von 1984 erwähnt, bei der er den “Beginn der Bombardierung Rußlands in fünf Minuten” ankündigte (dok. in Aldridge 1984: V). Auch die Dokumentensammlung “Sage niemand, er habe es nicht wissen können: Auf welche Weise und wozu die USA den nuklearen Erstschlag vorbereiten, welche Rolle die ‘Nachrüstung’ in Wirklichkeit spielt und warum die Deutschen die Hauptbetroffenen sind - Aus Regierungsdokumenten, Aussagen von Strategieplanern, Politikern, Militärs und Presseveröffentlichungen” (in: Blätter für deutsche und internationale Politik 28 (1983), 401–448) belegt, wie gut sich Bewegungsunternehmer aus Verlautbarungen amerikanischer Offizieller mit Belegen für ihre Argumente versorgen konnten.

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  8. Dieses Beispiel ist “aus dem Leben” der Friedensbewegung gegriffen: Ihr Koordinierungsaus-schuß führte solche Verhandlungen 1982 anläßlich der Großdemonstration im Juni (Leif 1985: 78).

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  9. Vgl. hierzu exemplarisch den Erfahrungsbericht eines führenden Mitgliedes der Grünen über die Suche nach einem geeigneten Emblem für die Friedensbewegung: Vogt (1988).

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  10. Vgl. Meyer/Rabe (1981), Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste/Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (1982: 75ff), Heine et al. (1983: 141ff) zu diesen Gruppen; dort auch zahlreiche weitere Beispiele.

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  11. Es ist zu betonen, daß keineswegs alle berufsspezifischen Friedensinitiativen direkte oder indirekte Abkömmlinge der “Krefelder Initiative” sind. So gilt dies nicht für die spätestens seit der Verleihung des Friedensnobelpreises 1985 wohl prominenteste, nämlich die “Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges e.V.” (International Physicians for the Prevention of Nuclear War - IPPNW). In der Bundesrepublik hat die Organisation rund 6.500 Mitglieder; zu ihren führenden Exponenten gehört der prominente Psychoanalytiker Horst-Eberhard Richter. Ihre Aktivitäten konzentrierten sich im Rahmen der Nachrüstungsdebatte auf Öffentlichkeitsarbeit über die Wirkung von Atomwaffen und die Auseinandersetzung mit der sog. Katastrophenmedizin (vgl. Bastian 1985; Ruprecht 1987).

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  12. Mitglieder aus der Bundesrepublik sind die Generäle a.D. Gert Bastian und Günter Vollmer. Besonders Bastian hat in der bundesdeutschen Öffentlichkeit erhebliche Sichtbarkeit als führender Vertreter der Friedensbewegung erlangt. Er hatte als Reaktion auf den NATO-Doppelbeschluß sein Kommando niedergelegt, beteiligte sich in der “Krefelder Initiative” und wurde als Abgeordneter der Grünen in den Bundestag gewählt (vgl. Brauch 1983: 158, sowie die Spiegel-Serie über Bastian: Spiegel 15/82: 98ff, 16/82: 106ff, 17/82: 92ff). Auch publizistisch hat er sich geäußert (Bastian 1983 ).

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  13. Vom 1. bis 3. September 1983 wurde vor der vorgesehenen Stationierungsbasis für Pershing-IIRaketen im schwäbischen Mutlangen eine Sitzblockade durchgeführt. In der langen Liste der Teilnehmer finden sich Namen wie Heinrich Böll, Günter Grass, Rolf Hochhuth, Heinrich Albertz, Horst-Eberhard Richter, Robert Jungk, Wolf-Dieter Narr und Walter Jens sowie, neben etlichen Grünen, auch eine Reihe von SPD-Politikern, z.B. Erhard Eppler, Oskar Lafontaine, Hans-Ulrich Klose und Heide Wieczorek-Zeul (vgl. Maack 1983 für ein komplettes Verzeichnis der beteiligten Prominenten).

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  14. Als Unterstützer der Friedensbewegung hervorgetreten ist einer der prominentesten Friedensforscher der Gegenwart: Johan Galtung (Galtung 1983). Einige der profiliertesten Friedensforscher der Bundesrepublik waren durch ihre Mitarbeit im “Komitee für Grundrechte und Demokratie” mit der Friedensbewegung verbunden (Schmid 1983: 185f). Ulrich Albrecht hat durch etliche Veröffentlichungen, etwa zur Kritik des NATO-Doppelbeschlusses, die argumentative Basis der Friedensbewegung verstärkt (Albrecht 1982). Zu nennen ist auch Theodor Ebert, der im Kontext der Friedensbewegung ein aufmerksames Publikum für sein schon seit langem propagiertes, gesinnungsethisch fundiertes Konzept gewaltloser “sozialer Verteidigung” gefunden hat (Ebert 1972, 1981). Alfred Mechtersheimer ist der in der Öffentlichkeit zweifellos am eindeutigsten als Sprecher der Friedensbewegung identifizierbare Friedensforscher (Mechtersheimer 1981; Mechtersheimer/Barth 1983; vgl. auch Brauch 1983: 157f). Mechtersheimer hat 1981 in Starnberg das “Forschungsinstitut für Friedenspolitik e.V.” gegründet. Dieses Institut ist die ein-zige ausschließlich privat finanzierte Friedensforschungseinrichtung in der Bundesrepublik. Es hat einen Jahresetat von ca. DM 700.000 und wird finanziert durch Spenden und Beiträge von ca. 3.200 Mitgliedern sowie durch Erlöse von Publikationen und anderen Materialien. Es gibt monatlich den Informationsdienst “Mediatus” mit einer Auflage von über 6.000 Exemplaren heraus. Dem Institut angeschlossen ist das “Informationsbüro für Friedenspolitik”, das wöchentlich einen aktuelle Themen aufgreifenden “Friedenspolitischen Kurier” und außerdem die im Institut produzierten Publikationen herausgibt (Koppe 1987: 96; ami 1987: III-68f). Viele Friedensforscher traten nicht direkt für die Unterstützung der Friedensbewegung ein, sondern beriefen sich auf die Formel der “kritischen Sympathie”, die Bereitschaft zum kritischen Dialog im beiderseitigen Interesse signalisiert (vgl. für ein Beispiel Kap. 4.2., Anm. 5). Dies gilt z.B. für Mitarbeiter der “Hessischen Stiftung Friedens-und Konfliktforschung ” (Schmid 1983: 163) und der Tübinger “Arbeitsgruppe Friedensforschung” (Efinger et al. 1987: 12 ).

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  15. Bei einigen Gruppen gibt es Probleme, die tatsächlichen Zahlen zu ermitteln, wie die widersprüchlichen Angaben verschiedener Quellen zeigen (vgl. die Werte für die SDAJ). Die angegebenen Werte sollten daher als Information über Größenordnungen verstanden werden.

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  16. Es handelt sich um die Studie “Die sicherheitspolitischen Optionen des Westens”, die im Frühjahr 1983 von Wolf-Dieter Eberwein und Heinrich Siegmann unter Leitung von Karl W. Deutsch durchgeführt wurde (Studienbeschreibung siehe Anhang) Zielpopulation waren sicherheitspolitische Eliten aus den Sektoren Politik, Verwaltung, Militär, Gewerkschaften, Wirtschaft, Medien, Kirchen, Wissenschaft und Friedensbewegung in der Bundesrepublik, den Niederlanden, Großbritannien, Frankreich und den USA. Für technische und methodische Details der Studie siehe Eberwein/Siegmann (1983: 4f, 1984), Siegmann/Eberwein (1985: 13ff). Die Responserate betrug in der Bundesrepublik 35%. Von den 211 Befragten gaben 12% an, Mitglied der Friedensbewegung zu sein. Nur 3% gaben an, Offizielle bzw. Beschäftigte zu sein, was angesichts der geringen Institutionalisierung der Friedensbewegung nicht verwundert. Diese beiden Gruppen werden in den folgenden Analysen in der Kategorie “Mitglieder” zusammengefaßt. 16% gaben an, mit der Friedensbewegung anderweitig “verbunden” zu sein. Sie werden im folgenden als “Anhänger” bezeichnet.

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  17. Das Auswahlkriterium für Eliten aus der Friedensbewegung war die Erwähnung in Publikationen der Friedensbewegung, z.B. im Zusammenhang mit Demonstrationen, und das öffentliche Auftreten als Sprecher für sie (Auskunft v. Heinrich Siegmann, 31.8.87).

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  18. Als Operationalisierung der Sektorenzuordnung wird die Frage nach dem größtem Einfluß benutzt (vgl. Tabelle 7). Da die einzelnen Konfessionen und Parteien in den Antwortvorgaben nicht spezifiziert wurden, erfolgt die Zuordnung über persönliche Konfession und Parteimitgliedschaft. Das Problem dieser Vorgehensweise ist die sehr niedrige Fallzahl einiger Sektoren, die auf die insgesamt sehr kleine Stichprobe zurückzuführen ist. Aus diesem Grund werden kleine Prozentsatzdifferenzen grundsätzlich nicht interpretiert. Von einer ähnlichen Einstellungsstruktur zwischen Friedensbewegung und einer anderen Organisation werden wir dann sprechen, wenn die Anteilswerte der Zustimmung zu bestimmten Aussagen im Radius von einem Drittel des höchsten gemessenen Zustimmungsanteils für die betreffende Aussage um den Wert der Friedensbewegung liegen. Diese Relation wird graphisch in der Tabelle kenntlich gemacht.

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  19. Die materielle Situation der Mitarbeiter von Alternativprojekten ist in aller Regel höchst prekär, d.h. mehr als das zum Leben Notwendige ist in ökonomischer Hinsicht aus solcher Tätigkeit nicht zu erwarten - und oft nicht einmal das: Nur eine Minderheit der Projekte kann überhaupt das zur Existenzsicherung Notwendige erwirtschaften. An tarifanaloge Entlohnung ist überhaupt nicht zu denken. Das Problem der “Selbstausbeutung” ist infolgedessen in den Projekten Gegenstand einer Dauerdebatte (Schaper 1987 ).

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  20. Da dieses Tabellenformat im folgenden vorwiegend benutzt werden wird, hier eine exemplarische Lesehilfe: Von denjenigen, welche die Grünen eventuell oder sicher wählen würden, sind 69.3% Unterstützer der Friedensbewegung, im Vergleich zu nur 24.5% bei denjenigen, die dies keinesfalls oder wahrscheinlich nicht tun würden (9–1). Die Analyselogik dieser Tabellen entspricht dem in den Sozialwissenschaften bei kausalen Argumentationen üblichen Verfahren der Prozentuierung nach Spalten und dem Vergleich nach Zeilen, wobei die unabhängigen Variablen in den Spalten und die abhängigen Variablen in den Zeilen stehen (vgl. z.B. Buchanan 1988: 64f). Allerdings wurden Spalten-und Zeilenvariablen in der Darstellung vertauscht, um ein einheitliches Tabellenformat zu ermöglichen. Die Kausalitätsrichtung geht also von links unten nach rechts oben.

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  21. Dies ist ganz wörtlich zu nehmen: Erhard Eppler gehörte zu den Rednern der Bonner Friedensdemonstration am 10. 10. 1981.

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  22. So wurde der von den Regierungen beider Supermächte später abgelehnte sog. “Waldspaziergangs”-Kompromiß der Genfer Verhandlungsführer, der eine reduzierte Nachrüstung ohne Pershing-II vorgesehen hätte (vgl. dazu Brauch 1983: 226f), von vielen SPD-Führern befürwortet.

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  23. In Oskar Lafontaines Buch “Angst vor den Freunden” waren z.B. die zentralen Elemente der Deutungsmuster der Friedensbewegung wiederzufmden: die neuen amerikanischen Strategien zur nuklearen Kriegsführung, die Gefahr des Überspringens außereuropäischer Konflikte, die Vision des Atomkrieges in Deutschland (Lafontaine 1983).

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  24. Das Absinken des Anteils positiver Zurechnungen in dieser Kategorie ab November 1982 hängt mit einem operationalen Problem zusammen: Da für die meisten SPD-Anhänger die FDP nach ihrem Koalitionswechsel zur CDU/CSU an Sympathie verlor, rutschten bei vielen die Grünen auf den zweiten Platz in der Sympathierangordnung hoch. Dadurch hat diese Kategorie ihren Charakter verändert und drückt weniger als zuvor eine Affinität zum Alternativsektor aus.

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  25. So war in der sicherheitspolitischen Kommission, welche mit der Ausarbeitung der neuen Parteilinie beauftragt war, neben konservativen Experten wie Alfons Pawelczyk auch Andreas Zu-mach vertreten, der als Vertreter der “Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste” im Koordinierungsausschuß der Friedensbewegung mitgearbeitet hatte (vgl. Bertram 1986). Noch ein kleines Randindiz: Die Einladungen zur Aktionskonferenz der Friedensbewegung am 28./29.11.1987 tragen das Postskriptum: “Dankenswerterweise hat die SPD einen Teil der Versandkosten für diese Einladung übernommen”.

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  26. Zu dieser Gruppe gehörten die IG Bergbau und Energie, die IG Chemie, Papier, Keramik, die Gewerkschaft Nahrung, Gaststätten, Genuß, die Gewerkschaft Textil und Bekleidung sowie die Postgewerkschaft.

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  27. Vertreter dieser Linie waren insbesondere die IG Metall und die Gewerkschaft Handel, Banken, Versicherungen. Auch die IG Druck und Papier, die Gewerkschaft Holz und Kunststoff sowie die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft tendierten in diese Richtung. Diese Gewerkschaften sprachen sich auf ihren Gewerkschaftstagen schon früh gegen die Nachrüstung aus. In der ÖTV und der Gewerkschaft der Eisenbahner war die kritische Position nicht dominant, repräsentierte aber immerhin eine gewichtige Strömung der innerorganisatorischen Diskussion. Am eindeutigsten war die Ablehnung der Nachrüstung bei den Jugendorganisationen der Gewerkschaften.

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  28. Diese Forderung wurde in den Jahren 1982/83 z.B. von der IG-Metall-Vertreterversammlung Bremen, dem ÖTV-Bundesjugendausschuß, dem Gewerkschaftstag der HBV und der Landes. bezirksjugend-Konferenz des DGB Nordrhein-Westfalen artikuliert.

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  29. So 1982 die Berliner Landesdelegierten-Versammlung der HBV, der Gewerkschaftstag der Rundfunk-Fernseh-Film-Union und die Bundesjugendkonferenz der IG Druck und Papier, 1983 die Jugendkonferenz der IG Metall.

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  30. Das ist ein Zusammenschluß reformierter Kirchengemeinden, Gemeindeverbände, Synodalverbände, Kirchen und Einzelpersonen.

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  31. Auch in den Fallstudien von Eckert et al. (1986: 23), Weinfurter (1983/84: 741) und Weinfurter/Hagstotz (1986) sind Beispiele für Friedensinitiativen dokumentiert, die aus präexistenten Gruppen hervorgegangen sind.

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  32. Diese Strategie entspricht jener der berufsbezogenen Friedensinitiativen, die analog versuchten, die allgemeinen Deutungsmuster der Friedensbewegung zur je spezifischen professionellen Perspektive ihrer Berufsgruppen in Bezug zu setzen; ein Beispiel ist die Beschäftigung der Friedensorganisationen im Gesundheitswesen mit der Katastrophenmedizin (vgl. Kap. 4.3.).

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  33. Unter “atomwaffenfreien Zonen” sind Gebiete zu verstehen, die nicht für Stationierung, Lagerung, Produktion und Transport nuklearer Waffen genutzt werden dürfen. Derartige Resolutionen von Kommunalparlamenten können nur symbolischen Charakter haben, da die Entscheidungsbefugnis über sicherheitspolitische Fragen in der ausschließlichen Kompetenz der Bundesregierung liegt. Kommunalparlamente, die ihr Stadtgebiet zu atomwaffenfreien Zonen erklärten, beriefen sich auf das kommunale Selbstverwaltungsrecht nach Art. 28 Abs. 2 GG. Die Frage, ob diese Auslegung rechtlich gedeckt sei und derlei Erklärungen überhaupt im zulässigen Befassungsbereich von Kommunalparlamenten liegen, wurde zum Gegenstand juristischer Kontroverse. Es gab in den Bundesländern unterschiedlich restriktive Reaktionen der kommunalen Aufsichtsbehörden, je nach parteipolitischer Zusammensetzung der Landesregierungen. Die Rechtsprechung der Verwaltungsgerichte in dieser Frage war zunächst uneinheitlich, tendierte dann aber eher zugunsten der Position der Kommunalparlamente (vgl. Brauch 1983: 174f; Vitzthum 1986; Verein für Friedenspädagogik 1987: 3f). Argumentative Schützenhilfe erhielten die Kommunalparlamente von den “Richtern und Staatsanwälten für den Frieden” und von der “Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Juristen” (vgl. Brauch 1983: 175; Weyer 1986: 90f).

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  34. Die beiden wohl professionellsten friedenspädagogischen Institutionen sind die Münchner “Arbeitsgemeinschaft Friedenspädagogik e.V. (AGFP)” und der “Verein für Friedenspädagogik e.V.” aus Tübingen (vgl. Arbeitsgemeinschaft Friedenspädagogik 1982, 1984; Verein für Friedenspädagogik 1986; Beer 1983: 128ff). Die 1974 gegründet “Arbeitsgemeinschaft Friedenspädagogik” ist die älteste Einrichtung dieser Art in der Bundesrepublik und beschäftigt mehrere auptamtliche Mitarbeiter. Das Schwergewicht ihrer Tätigkeit liegt auf Produktion und Vertrieb von audiovisuellen Medien (Tonbildserien, Ausstellungen usw.), praktischer Bildungs-und Seminararbeit sowie Beratung von Multiplikatoren aus anderen Bildungseinrichtungen. Als Indikator der Reichweite dieser Arbeit mag eine Wanderausstellung der AGFP dienen, die zwischen 1975 und 1980 in über 30 Städten der Bundesrepublik gezeigt wurde und mehr als 150.000 Besucher hatte. Der “Verein für Friedenspädagogik” wurde 1976 gegründet und hat heute mehrere Hundert Mitglieder. Zielsetzung ist der Auf-und Ausbau einer “friedenspädagogischen Infrastruktur”. In die Vereinstätigkeit eingebunden sind u.a. Lehrer, Pfarrer, Jugendleiter, Zivildienstleistende, Erzieher, Sozialpädagogen, Studenten und lokale bzw. regionale Friedensinitiativen. Ebenso wie die AGFP entfaltet der Verein eine intensive Beratungstätigkeit für Multiplikatoren im Bildungsbereich. Er führt ferner Konferenzen und Kongresse, Vortragsreihen, Wochenendseminare und andere öffentliche Veranstaltungen durch. In Arbeitsteilung mit der AGFP, die sich auf den Bereich audiovisueller Medien konzentriert, übernimmt der Tübinger Verein vor allem Produktion und Vertrieb von Publikationen, didaktischen Materialien und Literaturübersichten. Eine bereits im März 1980 publizierte Schrift zur Kritik der Nachrüstung erreichte bis 1983 eine Gesamtauflage von 60.000 Exemplaren.

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  35. So war das “Friedensbüro Hannover - Regionale Kontaktstelle für Friedensarbeit” eine gemeinsame Gründung von “Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste”, “Deutsche Friedensgesellschaft/Vereinigte Kriegsdienstgegner”, den Grünen, weiteren katholischen und evangelischen Gruppen und dem Landesjugendring. Die “Dokumentationsstätte zu Kriegsgeschehen und über Friedensarbeit Sievershausen” wurde vom “Christlichen Friedensdienst” gegründet, arbeitet mit der evangelischen Kirchengemeinde am Ort sowie der “Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste” zusammen und ist Mitglied in der “Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden” (vgl. Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste/Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden 1982: 95; Beer 1983: 69ff).

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  36. Auswahlkriterium für die Aufnahme von Medien in diese Übersicht war a) die Nennung als einschlägige Informationsquelle in der Literatur zur oder aus der Friedensbewegung, oder b) die Nennung unter der Rubrik “Frieden” in allgemeinen Verzeichnissen der Alternativpresse. Wegen der Vielfalt und Dezentralität der Friedenspublizistik kann die Aufstellung keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben.

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  37. Allenthalben zu beobachtende “Gänsefüßchen”-Differenzen bezüglich der Schreibweise (Friedensbewegung, “Friedens”-Bewegung oder “Friedensbewegung”, ähnlich wie DDR und “DDR”) bringen die Bedeutung dieses Gesichtspunktes in gewissermaßen subkutaner Weise zum Ausdruck.

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  38. Presse-und Öffentlichkeitsarbeit wurde auch von zahlreichen lokalen Friedensgruppen als wichtiger Bestandteil ihrer Aktivitäten verstanden (vgl. z.B. Eckert et al. 1986: 316; Rücker/Vilmar 1987: 18f). Auch sie konnten spezifische Gegebenheiten der Presseinfrastruktur nutzen. So kam der Friedensinitiative Nagold die personelle Unterausstattung der Lokalredaktion der regionalen Zeitung zugute; sie konnte fertige Artikel einreichen, die oft unverändert abgedruckt wurden - was gewiß kein Einzelfall war (Rücker/Vilmar 1987: 18; über die Einräumung direkten Zugangs auf lokaler Ebene berichtet auch Legrand 1983: 223 ).

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  39. Am bekanntesten wurde der Fall des ARD-Moderators Franz Alt, der 1983 wegen seines Engagements für die Friedensbewegung seinen Platz am Bildschirm räumen mußte (vgl. auch Michel 1986: 77ff).

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  40. So publizierte der “Spiegel” im Jahr 1981 unter dem Titel “Schießplatz der Supermächte” eine Artikel-Serie, deren Argumentation sich weitgehend mit den Deutungsmustern der Friedensbewegung deckt (Spiegel Nr. 28/1981: 122ff, Nr. 29/1981: 106ff, Nr. 30/1981: 118ff). Auch der “Stern” befaßte sich in einer Serie kritisch mit der NATO-Nachrüstung und der nuklearen Abschreckung (vgl. die darauf basierende Buchveröffentlichung: Perdelwitz/Bremer 1981). Als erstes Medium veröffentlichte der “Stern” im Februar 1981 eine Lagekarte amerikanischer Atomwaffenlager in der Bundesrepublik (vgl. Brauch 1983: 176).

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Schmitt, R. (1990). Makromobilisierung. In: Die Friedensbewegung in der Bundesrepublik Deutschland. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 90. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09707-5_4

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