Zusammenfassung
Im 18. Jahrhundert rankt sich die Auseinandersetzung mit dem Ausmaß politischer Herrschaft um das problematische Wechselverhältnis zwischen kleinräumigem Staatsideal und expansivem ökonomischem Fortschritt. Die Demokratiefähigkeit ist im zeitgenössischen Verständnis der Staatsphilosophie an materielle Genügsamkeit und die weitreichende Beschränkung auf wirtschaftliche Selbstversorgung gebunden. Das Modell einer kleinräumigen, nach direktdemokratischen Grundsätzen regierten Republik verbindet sich also mit dem Plädoyer für ökonomische Homogenität und die Autarkie subsistenzwirtschaftlicher Gemeinschaften. Mit dem unaufhaltsamen Bedeutungsgewinn der bürgerlichen Gesellschaft und der wachsenden Durchsetzungskraft ihrer wirtschaftlichen Existenzformen gerät dieses Ideal der kleinräumigen Demokratie allerdings in schwerwiegende Begründungsprobleme. Der wirtschaftlich und politisch homogene Kleinstaat bietet die denkbar schlechtesten Voraussetzungen dafür, die Entfaltung der kapitalistischen Wirtschaft zu fördern. Das Ideal der demokratischen Herrschaft im kleinen Raum läßt sich nicht fugenlos mit dem Einverständnis zur ökonomischen Modernisierung in der bürgerlichen Gesellschaft verbinden. Die Entfaltung der kapitalistischen Wirtschaft erfordert eine weitreichende Arbeitsteilung, hohe soziale Differenzierung und ein dichtes Netz von Außenbeziehungen der einzelnen Staaten.
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Literatur
André Mathiot macht zwischen diesen beiden Extrempositionen noch die dritte Kraft der gemäßigten „Unionisten“ ausfindig, vgl. Mathiot 1956, S. 240.
Zu der aufschlußreichen Pamphlet-Literatur im Vorfeld der Bundesstaats-Formierung vgl. Bailyn 1967.
Vgl. zu diesen theoriengeschichtlichen Einflüssen auch White 1987.
Die Störung die wir erfahren, besteht darin, daß die Gründe der Unstimmigkeiten nicht beseitigt werden können, und daß eine Linderung nur in den Mitteln der Kontrolle ihrer Folgen gesucht werden kann“, ebd., S. 132.
Die Bewohner Neu-Englands, besonders in den westlichen Teilen, betrachteten tatsächlich ihre Gemeinde, und nicht die Gesetzgebung als die wahre Quelle der Autorität und das Objekt ihrer Anliegen“, Wood 1969, S. 192.
Aufschlußreiche Tabellen finden sich bei Dauer 1968, S. 9, 14.
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Richter, E. (1994). Die Apologie der räumlichen Ausdehnung. In: Die Expansion der Herrschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09700-6_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-09700-6_3
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-1253-1
Online ISBN: 978-3-663-09700-6
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