Zusammenfassung
Die britische Europadebatte, so lautete die im Einleitungskapitel formulierte erste These, ist hinsichtlich der in ihr anzutreffenden Lesarten der EU weitaus vielfältiger, als dies die gängige pro-/anti-Europa-Dichotomie suggeriert. Das zweite Kapitel hat uns nun eine Perspektive eröffnet, die es ermöglicht, diese Vielfalt zu beobachten. Aus dieser Perspektive heraus werden im folgenden sieben Europadiskurse aus der Debatte herausgearbeitet. Wie wir sehen werden, handelt es sich bei deren Leitbildern um Variationen der Idealtypen, die in Kapitel 2.2.4. entwickelt wurden. Obwohl sie detaillierter ausfallen als letztere, sind doch auch diese Variationen Idealtypen: Sie bilden nicht einfach „die Realität“ ab, sondern verbleiben Abstraktionen, die der Beobachter aufgrund seiner Diskursverwobenheit vornimmt.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
In der Regel wird im folgenden die korrekte, vollständige Bezeichnung „Leitbild des/der “ benutzt. Aus stilistischen Gründen erschien es an einigen Stellen jedoch angebracht, als Kurzform nur den Namen des entsprechenden Leitbilds zu benutzen, also etwa „liberaldemokratischer Bundesstaat” statt „Leitbild des liberaldemokratischen Bundesstaats“. In diesen Fällen ist selbstverständlich auch vom Leitbild die Rede.
Möglicherweise wäre, worauf Mary Kaldor den Verfasser hingewiesen hat, das Netzwerkleitbild auch dann öfter zu beobachten gewesen, wenn die Artikulationen von Verbänden in die Analyse mit einbezogen worden wäre. Insofern zeigt die vorgenommene enge Definition der politischen Debatte hier einen ihrer Nachteile und wäre die Untersuchung gerade von Verbänden eine lohnende Aufgabe für künftige Arbeiten.
Der Unterschied zwischen Plaid Cymru und der Scottish National Party entspricht dem zwischen einem traditionellen und einem neuen Regionalismus, wie er von Wæver (1997c: 299–303) vorgeschlagen wird.
In allen nun folgenden Zitaten wurde Rechtschreibung und Interpunktion, wenn es sich nicht um offensichtliche Druckfehler handelte, wie im Original belassen. Davon ausgenommen ist die Großschreibung von Wörtern, die ursprünglich einen Gliedsatz einleiteten, im Zitat aber zum Satzanfang wurden. Alle anderen Veränderungen sind in der üblichen Weise gekennzeichnet.
Der liberale Unterhausabgeordnete Emelyn Hooson sprach sich als einziger seiner Partei in der Unterhausdebatte um einen Beitritt im Oktober 1971 gegen einen Beitritt aus. Die in seiner Rede zu beobachtenden Legitimationskriterien lassen sich jedoch weniger als Abweichungen vom liberaldemokratischen Bundesstaatsleitbild lesen, sondern bemängelten die „neo-nationalistischen“ und wenig liberalen Tendenzen im gegenwärtigen Kontinentaleuropa (vgl. Hansard 1971: 1138–1143 ).
Für EFTA vgl. den Abschnitt über das Freihandelszonenleitbild (Kap. 3.3.3.).
Healey hatte allerdings in einer Labour-Broschüre vor unserer ersten Untersuchungsphase (1948) eine „economic co-operation“ vorgeschlagen, die in der Lage sei, „a rested interest [chrw(133)] fully as binding as a federal government” zu schaffen (abgedruckt in Healey 1990: 72). Andererseits war auch diese Kooperation nicht notwendigerweise mit supranationalem Regieren verbunden, das sich zwar herausbilden könne, aber nicht erwünscht sei (ebd.: 74). Der Ablehnung von Gewährleistung physischer Sicherheit auf EU-Ebene blieb Healey indessen bis in die späten achtziger Jahre treu (vgl. Healey 1989: 206, 574).
Siehe dazu unten, Kap. 3.3.3.
Siehe unten, Kap. 3.4.1.1.
Die Rede konstruierte Regieren in Europa insgesamt als Zusammenarbeit sozialistischer Staaten; sie wird daher im Abschnitt 3.3.2. behandelt.
Für die entsprechenden Artikulationen des liberalen Wirtschaftsgemeinschaftsdiskurses siehe Kapitel 3.4.1.3.
Siehe oben, Kap. 2.2.4.2.
Ich verdanke diesen Hinweis Helen Wallace.
Ausführlicher hierzu Kapitel 4.3.2.1.
An dieser Stelle zeigt sich der Nachteil eines Vorgehens nach Analysephasen besonders deutlich: Für einen Überblick über die Entwicklung des sozialdemokratischen Wirtschaftsgemeinschaftsdiskurses wäre es notwendig gewesen, die achtziger Jahre in die Untersuchung mit hineinzunehmen, so daß diese Frage in dieser Arbeit einstweilen als Forschungsdesiderat verbleiben muß.
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1999 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Diez, T. (1999). Europadiskurse. In: Die EU lesen. Forschung Politikwissenschaft , vol 31. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09696-2_3
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-09696-2_3
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-2462-6
Online ISBN: 978-3-663-09696-2
eBook Packages: Springer Book Archive