Zusammenfassung
Bislang wurde lediglich die demographische Entwicklung und Alterung der Bevölkerung Deutschlands dargestellt. Wenn man aber ein umfassendes Bild der älteren Menschen heute und insbesondere in der Zukunft erhalten möchte, ist es unumgänglich, auch die sozioökonomischen Lebensverhältnisse und deren künftigen Verlauf zu untersuchen, denn man kann davon ausgehen, dass sich die Lebensverhältnisse und -bedingungen der älteren Menschen in Zukunft stark verändern werden. Daher wird in diesem Kapitel auf die Lebensformen, besser gesagt die Haushalts- und Familienstandsstrukturen der Senioren eingegangen, denn: „Für eine an den Bedürfnissen älterer Menschen ausgerichtete, vorausschauende Altenpolitik sind Informationen über die Haushalts- und Familienstandsstrukturen der zukünftigen älteren Generationen als Basis bzw. Rahmendaten von besonderer Bedeutung“ (Roloff 1996, S. 9). Mittlerweile finden verstärkt Konferenzen und Workshops zu diesem Thema statt, denn die Alterung und ihre Folgen bilden ein Phänomen, mit dem sich immer mehr Staaten auseinander setzen müssen. Eine Fülle an aktuellen und länderspezifischen Informationen bietet hierzu eine Veröffentlichung der UN Population Division (2001), die die Ergebnisse einer Tagung über „Population Ageing and Living Arrangements of Older Persons“ zusammenfasst. Lebensformen sind dabei ein für die Bevölkerungswissenschaft relativ neuer Begriff. Sie werden u.a. definiert durch die Generationenzusammensetzung des Haushaltes, den Familienstand und die Kinderzahl der betreffenden Person.25 Daneben gibt es aber eine Vielzahl weiterer Unterscheidungen. In der vorliegenden Darstellung werden nur die geläufigsten Formen des (Zusammen-)Lebens erläutert, wie sie aus der amtlichen Statistik mit ihrem traditionellen Haushalts- und Familienkonzept hervorgehen.26
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Literatur
Zum amtlichen Lebensformbegriff und dem Erfassungskonzept vgl. Heidenreich; Nöthen (2002).
Mittlerweile wurde ein neues Lebensform-Konzept entwickelt, um auch Phänomene wie nichteheliche und gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften erfassen zu können (Heidenreich; Nöthen 2002).
Zur Bevölkerung in Privathaushalten zählen nach der amtlichen Definition des Mikrozensus alle Personen, die alleine oder zusammen mit anderen eine wirtschaftliche Einheit, also einen Privathaushalt führen. Personen in Gemeinschafts- und Anstaltsunterkünften (z.B. Altersheime, aber auch Kasernen) gehören nicht in diese Gruppe. Im weiteren Verlauf dieses Kapitels ist immer die Bevölkerung in Privathaushalten gemeint, soweit nicht anders angegeben.
Für Ostdeutschland lagen leider keine Daten in der gewünschten Differenzierung vor.
Viele Frauen blieben partnerlos oder sind Kriegswitwen.
Auf die nichtehelichen Lebensgemeinschaften, die hier in die letzte Rubrik fallen, soll an späterer Stelle noch gesondert eingegangen werden.
Als Familien zählen nach der amtlichen Statistik Ehepaare mit und ohne Kinder sowie alleinerziehende ledige, verwitwete, geschiedene und verheiratet getrenntlebende Väter und Mütter, die mit ihren ledigen Kindern im gleichen Haushalt leben.
Seit dem Mikrozensus 1996 wird die Frage nach einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft gestellt, allerdings auf freiwilliger Basis - die Zahlen sind somit nur Näherungswerte. Ab 1985 wurde ein Schätzverfahren für diese Zahlen verwendet.
Aufgrund der geringen Datenbasis und -verfügbarkeit kann an dieser Stelle nur sehr eingeschränkt auf die Unterschiede zwischen Deutschen und Ausländern eingegangen werden.
Nach Kaufmann (1993) sind Generationenbeziehungen die beobachtbaren Folgen sozialer Interaktionen zwischen Angehörigen verschiedener Generationen. Als Generationen werden im Folgenden die demographisch bestimmten Abstammungsgenerationen aufgefasst. Soweit nicht anders dargestellt, werden die Darstellungen allgemein auf drei Generationen bezogen - Kinder, Eltern und Großeltern, wenngleich die Beziehungen zwischen Eltern und Großeltern meist im Vordergrund stehen
Dies führt ebenso mit sich, dass es kaum historisch gewachsene Normen und Werte gibt, wie das erwachsene Leben mit den Eltern zu führen ist.
Dies hängt allerdings ebenfalls von der gesetzlich festgelegten Lebensarbeitszeit ab.
Für ältere Menschen ist es gleichwohl häufig schwierig, aus dem breiten Angebot die passenden Leistungen auszuwählen. In diesem Bereich etabliert sich immer mehr das „Case Management“, das den konkreten Hilfe- und Pflegebedarf des Einzelnen individuell ermittelt und ein dafür optimiertes Angebot ermittelt.
Die Fertilität wurde auf einem Niveau der zusammengefassten Geburtenziffer von 1,32 konstant gehalten, der Migrationssaldo auf Null gesetzt. Allein für die Entwicklung der Lebenserwartung wurde ein Anstieg auf 79,3 Jahren (Männer) bzw. 85,8 Jahren (Frauen) bis 2040 prognostiziert. Zur detaillierteren Darstellung der anderen Modellparameter vgl. Hullen (2003).
In bezug auf die Entwicklung der älteren Bevölkerung dürfte der Realitätsgehalt der Projektion allerdings höher liegen, denn die älteren Menschen am Ende des Projektionszeitraumes sind heute bereits geboren.
Auf die absoluten Zahlen soll daher nicht eingegangen werden; sie besitzen lediglich einen Näherungs-Charakter.
Hierzu ist zu bemerken, dass der Anteil der Ein-Personen-Haushalte in der vorliegenden Modellrechnung etwas untererfasst wurde, was u.a. an programminternen Komplikationen bei der Erfassung von Haushalten lag.
In der vorliegenden Projektion wurde eine Altersgrenze von 65 Jahren verwendet, um die ältere Bevölkerung abzugrenzen. Diese Gruppe wurde z.T. nochmals in zwei Altersklassen (65 bis 79 und ab 80 Jahren) aufgeteilt; weitergehende Differenziationen waren nicht möglich.
Die Bevölkerung in Gemeinschaftseinrichtungen (Altersheime, Pflegeheime…) ist bei dieser und den folgenden Darstellungen (soweit nicht anders angegeben) nicht mit einbezogen.
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Mai, R. (2003). Lebensformen im Alter — heute und morgen. In: Die Alten der Zukunft. Schriftenreihe des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung, vol 32. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09670-2_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-09670-2_6
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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