Zusammenfassung
Interaktion ist die Voraussetzung für Lernen, ohne Interaktion kann nicht gelernt werden. Im Unterricht werden vielfältige Interaktionsprozesse initiiert, etwa zwischen Lehrern und Schülern im Lehrer-Schüler-Gespräch, zwischen verschiedenen Schülern in der Gruppenarbeit und zwischen dem lernenden Subjekt und seinem alter Ego. In der didaktischen Literatur finden sich zahlreiche Handlungsregeln zur lernförderlichen Gestaltung der Unterrichtsinteraktion, etwa in Form allgemeiner didaktischer Theorien der kommunikativen Didaktik (z. B. Winkel, 1999) oder in Form konkreter Verhaltensregeln z. B. zur Lehrerfrage, zum Lehrervortrag oder zum Scaffolding (Dubs, 1995). Beide Strategien kranken daran, dass die Bezüge zur tatsächlich sich ereignenden unterrichtlichen Interaktionssituation verloren gehen, indem sie entweder empirisch zu gehaltlos sind oder indem sie ein interaktives Idealverhalten vorspiegeln, das der Verschiedenartigkeit und Komplexität von Unterrichtssituationen sowie ihrer interaktiven Dynamik nicht gerecht wird. Zudem, und das ist noch viel bedeutsamer, berücksichtigen sie nicht oder zu wenig die Inhalte der Interaktion. Dies wäre jedoch erforderlich, um Bildungsprozesse anregende Gespräche initiieren zu können. Sollen Lernende zur Umstrukturierung und Neuorganisation ihrer Wirklichkeitskonstruktionen angeregt werden, so gelingt dies durch die Gestaltung von komplexen Lehr-/Lernsituationen, anhand derer die Lernenden Bedeutungen entwickeln, und durch Konfrontation der Lernenden mit Bildungsinhalten (Bernhard, 1999), d. h. mit didaktisch legitimierten, wissenschaftlichen gesellschafts- und ideologiekritischen Bedeutungen.
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Literatur
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Darmann, I. (2003). Interaktionsmuster im Pflegeunterricht — eine qualitative Analyse unterrichtlicher Interaktion. In: Reinisch, H., Beck, K., Eckert, M., Tramm, T. (eds) Didaktik beruflichen Lehrens und Lernens. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09668-9_3
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