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Exposition: Identität(s)Brocken

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deviante Subjekte

Part of the book series: Kieler Beiträge zur Politik und Sozialwissenschaft ((KBZPUS,volume 14))

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Zusammenfassung

Ein Brocken ist ein großer oder dicker Steinblock, an dem vorbeizukommen schwierig bzw. der nur schwer zu überwinden ist. Etwas kann auch ein harter Brocken sein, d.h. ein schwieriges oder schwer zu nehmendes Problem darstellen, für das es keine oder nur wenige Lösungen gibt. Ein Brocken kann aber zerbröckeln, d.h. in kleine Brösel und Stücke zerfallen und mürbe werden, was Hinweise darauf liefert, wie ein Brocken zu überwinden ist: Nämlich weniger in der Form einer heldenhaften Besteigung oder — in dem letztendlich immer vergeblichen Versuch — seiner spurenlosen Auslöschung, als vielmehr in der Form des permanenten Durcharbeitens und Zerbröselns des Brockens. Diese Arbeit des Zerbröseln würde dem Brocken zwar seine Stein gewordene homogene Kohärenz nehmen, ihm darin aber seine fragmentarische und heterogene Geschichte — seine Bruchstücke — zurückgeben, und darüber hinaus erhellen, was die Bruchstücke zusammenhielt. Denn diese müssen erst passend gemacht und von ihrer spezifischen Geschichte gereinigt werden, bevor sie als spurenlose Stücke des Brockens taugen. Die Arbeit des Zerbröselns ist folglich eine Arbeit, die die jeweiligen Brocken nicht tilgt, sondern die Unstimmigkeiten und Dissonanzen, das Heterogene und Widersprüchliche freilegt, die den einschließenden Ausschluß des Differenten in/aus Identität aufzeigt.

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Literatur

  1. Für einen fundierten theoretischen, thematischen und disziplinären Oberblick zum Stand der sozial-und kulturwissenschaftlichen Debatte zu Identität vgl. Assmann/Friese (11g.) 1998

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  2. SerienheldInnen im Fernsehen taugen hierzu ebenso wie die Tatsache, in einem bestimmten Stadtviertel zu leben oder etwa Nichtraucherin zu sein. Vgl. hierzu u.a. Lash/ Friedman (Hg.) 1992; Kellner 1992; Hall/du Gay (Hg.) 1996; Hark (Hg.) 1996.

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  3. Zur sozialwissenschaftlichen Diskussion über Identität vgl. Wagner 1998.

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  4. Für meine Fragestellung erscheint es sinnvoller im folgenden von Identitätsbewegungen zu sprechen, da der Begriff Neue soziale Betregungen (NSB) in diesem Fall zu allgemein ist. Zur Identitätsproblematik in den NSB vgl. u.a. Calhoun 1991; 1996, Cohen 1985; Epstein 1987; Goldstein/Rayner 1994; Melucci 1989; Munch 1994; Taylor/Whittier 1992.

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  5. Nancy Fraser beschreibt diesen Wechsel in ihrem jüngsten Buch Justice /nterruptus. Critical Reflections an the Postsocrabst Condition (1997) als einen Wechsel von einer Politik der Umverteilung zu einer Politik der Anerkennung. Teilweise hätte letzteres sogar die Politik der Gleichheit und Umverteilung verdrängt. Ich kann mich dieser strikten Entgegensetzung nicht anschließen, da Forderungen nach Anerkennung immer auch Forderungen nach Umverteilung und sozialer Gerechtigkeit sind.

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  7. Die Auseinandersetzung mit dieser These von Butler hat in den vergangenen Jahren eine Fülle von kontroversen Reaktionen, aber auch sich von daran anschließenden Positionen hervorgebracht. Exemplarisch sei auf Lorey 1996 sowie auf die Beiträge in Homscheidt/Jähnert/Schlichter (Hg.) 1998 hingewiesen.

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  8. Für einen Überblick über semiotische bzw. an Diskurstheorien orientierte Ideologietheorien siehe Eagleton 1993. Eagleton schlagt vor, Ideologie als einen Wirkungskomplex innerhalb der Diskurse zu begreifen, bei dem es um Effekte der Schließung geht (vgl. 224). Ideologie kann dann als „Kampf antagonistischer Gesellschaftsinteressen auf der Ebene der Zeichen“ verstanden werden (225, Hervorhebung S.H.). Auf den Aspekt der Konservierung von Bedeutung bei der Ausübung ideologischer Macht hat John Thompson hingewiesen. Vgl. Thompson 1984.

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  9. Siehe hierzu u.a. Altman et. al. (Hg.) 1989; Duberman et. al. (Hg.) 1989; Greenberg 1988, Lautmann (Hg.) 1993; McIntosh 1968; Plummer (Hg.) 1981, 1992; Stein 1997, Weeks 1977; 1981a; 1981b.

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  10. Dies impliziert auch eine Kritik an Studien, die die Historizitat sexueller Identität ignorierten. Soziologische Studien zur Entwicklung individueller lesbischer Identität etwa (Schäfer 1976, Tanner 1978, Krieger 1983, Kokula 1983, Paczensky 1984) haben zwar die sozialen Prozesse und Faktoren in der Identitätsentwicklung hervorgehoben, jedoch die Frage, `was’ lesbische Identität ist, weitgehend ausgespart. Ebenso haben sich ethnographische Studien lesbischer conrrnunities (Wolf 1979, Ponse 1978) auf die Untersuchung des interaktiven Prozesses der Konstitution lesbischer Identität zwischen Einzelnen und Kollektiven — wie lokalen Subkulturen, politischen Gruppierungen und informellen Freundinnennetzwerken — konzentriert. Eine historische Betrachtungsweise fehlt jedoch durchgängig in diesen Studien, was zu einer hermetischen und reifizierenden Betrachtungsweise sowohl individueller lesbischer Identität als auch der Gemeinschaften. Gruppen und subkulturellen Zusammenhänge lesbischer Frauen führte. Diese werden zumeist als einzigartig in Raum und Zeit, separiert vom sozialen, politischen und kulturellen Kontext, in dem sie situiert sind, sowie isoliert von Geschichte betrachtet, gleichsam eingefroren in der Gegenwart.

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  11. Die Ansätze des social constructionism situieren sich damit einerseits im Kontext der Forderung des Bruchs mit der von Ernst Cassirer als „substantialistisch“ bezeichneten Denkweise, die dazu verleite, keine andere Realität anzuerkennen als die der unmittelbaren Anschauung der Alltagserfahrung sich darbietende, und andererseits im Horizont der strukturalistischen Denkbewegung, die der sozialen Welt gegenüber ein relationales Denken anwendete, das Reales nicht mit Substanzen identifiziert, sondern mit Relationen. Zur Frage der Historisierung von Erfahrung in einem poststrukturalistischen Theorierahmen siehe insbesondere Scott 1988; 1992, 1997 sowie Canning 1994.

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  12. Hall demonstriert den Prozeß der diskursiven Herstellung von Identität am Beispiel von black identity: „The fact is `black’ has never been just there either. It has always been an unstable identity, psychically, culturally and politically. It, too, is a narrative, a story, a history. Something constructed, told, spoken, not simply found. People now speak from the society I come from in totally unrecognizable ways. Of course Jamaica is a black society, they say. In reality it is a society of black and brown people who lived there for three or four hundred years without ever being able to speak of themselves as `black’. Black is an identity which had to be learned and could only be learned in a certain moment. In Jamaica that moment is the 1970s“ (Hall 1988a, 45).

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  13. Eine „diskursive Formation“ kann als ein Satz von Regeln betrachtet werden, durch den festgelegt wird, was von einem bestimmten gesellschaftlichen Standpunkt aus gesagt werden kann und was gesagt werden soll (vgl. Pècheux 1975).

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  14. Das Geständnis der eigenen Sexualität, etwa in der Form des Geständnisses im Rahmen der Praktiken der Sexualwissenschaftler oder in der Form des coming outs in lesbischen bzw. schwulen subkulturellen Zusammenhängen, wäre ein solches Ritual, das der Diskurs abverlangt, um als „sprechendes Subjekt“ anerkannt zu werden.

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© 1999 Springer Fachmedien Wiesbaden

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Hark, S. (1999). Exposition: Identität(s)Brocken. In: deviante Subjekte. Kieler Beiträge zur Politik und Sozialwissenschaft, vol 14. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09665-8_1

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-09665-8_1

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8100-2586-9

  • Online ISBN: 978-3-663-09665-8

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