Zusammenfassung
Nachdem die deutsche Nationalbewegung mit der Reichsgründung ihr erstes großes Ziel erreicht hatte, lag es nahe, getragen von der Woge nationaler Begeisterung, nun auch jenseits der Meere die Basis deutscher Macht zu verbreitern und Kolonien zu erwerben, wie vor allem England, Spanien und Frankreich es zuvor bereits getan hatten. Doch Bismarck wußte, daß solche Bemühungen auf den Widerstand der alten Kolonialmächte stoßen würden und daß die deutschen Mittel nicht genügten, um sich gegen diesen Widerstand durchzusetzen. Außerdem gab es vorerst im eigenen Lande genug zu tun, wenn es gelingen sollte, das Erreichte zu sichern. Und so erklärte der Kanzler in einem Tischgespräch am 9. Februar 1871, als die Angelegenheit — noch in Versailles — zur Sprache kam, er wolle auch gar keine Kolonien:
Die sind bloß zu Versorgungsposten gut. In England sind sie jetzt nichts andres, in Spanien auch nicht. Und für uns in Deutschland — diese Koloniegeschichte wäre für uns genauso wie der seidne Zobelpelz in polnischen adelsfamilien, die keine Hemden haben ...
Aus: Otto von Bismarck, Die gesammelten Werke, Bd. 7: Gespräche, hrgs. von Willi Andreas, Berlin 1924, S. 503.
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Görtemaker, M. (1996). Weltmachtstreben und Kolonialpolitik. In: Deutschland im 19. Jahrhundert. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09655-9_19
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