Zusammenfassung
Mit den Anfang Juli 1940 einsetzenden Vorbereitungsarbeiten für einen deutschen Angriff auf die Sowjetunion1 sahen sich die militärischen Planer im Generalstab des Heeres und im Wehrmachtführungsstab unter anderen vor die Frage gestellt, welche Rolle Ungarn im Zuge der durchzuführenden Operationen zugewiesen werden sollte. Sahen die beiden ersten -von Generalmajor Marcks bzw. Oberstleutnant von Loßberg vorgelegten — Operationsentwürfe Ungarn als Auf- bzw. Durchmarschgebiet vor2, scheint der Chef des Generalstabes des Heeres, Generaloberst Halder, der Überzeugung gewesen zu sein, daß sich Ungarn darüberhinaus auch aktiv an der bevorstehenden Auseinandersetzung beteiligen sollte. Folgt man dem hinsichtlich seiner Glaubwürdigkeit in der Forschung umstrittenen sog. “Ujszászy-Protokoll”3, wandte sich Halder im November 1940 brieflich an seinen ungarischen Kollegen und setzte ihn über die deutsche Absicht, im kommenden Frühjahr die “russische Rückengefahr” ausschalten zu wollen, ins Bild. Gleichzeitig ließ er ihn wissen, daß Ungarn seiner Ansicht nach aus eigenem Interesse an diesem “präventiven Kriege” teilnehmen sollte4.
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Referenzen
Während Ernst Klink in seinem 1983 in Band 4 des vom Militärgeschichtlichen Forschungsamtes in Freiburg i. Br. herausgegebenen Werkes “Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg” erschienen Beitrag “Die militärische Konzept tion des Krieges gegen die Sowjetunion” die Ansicht vertritt, daß Halder diese “aus eigener Initiative” habe anlaufen lassen (S. 213), hat Andreas Hillgruber bereits in seiner 1965 in Frankfurt a. M. veröffentlichten Habilitationsschrift “Hitlers Strategie. Politik und Kriegführung 1940–1941” unter Hinweis auf eine Tagebucheintragung Halders dargelegt, daß die dem Generalstabschef am 30. Juni 1940 durch Staatssekretär Weizsäcker bekanntgewordene Lagebeurteilung Hitlers den Anstoß für die Aufnahme der Planungsarbeiten gegeben haben dürfte (S. 208), heißt es doch in Halders Tagebuch, daß Großbritannien nach Ansicht Hitlers voraussichtlich nur noch “einer Demonstration unserer militärischen Gewalt bedürfe, ehe es nachgibt und uns den Rücken frei läßt für den Osten”: KTB Halder, Bd. I, S. 375 (30.6.1940). Die Auffassung Hillgrubers haben zuletzt vor allem Gerd R. Ueberschär: Hitlers Entschluß zum “Lebensraum”-Krieg im Osten. Programmatisches Ziel oder militärstrategisches Kalkül? In: Ders./ Wolfram Wette (Hrsg.): “Unternehmen Barbarossa”. Der deutsche Überfall auf die Sowjetunion 1941. Paderborn 1984, S. 83 ff., und Eberhard Jäckel: Hitlers Herrschaft: Vollzug einer Weltanschauung. Stuttgart 1986, S. 77 ff., bestätigt.
Sollten nach Ansicht Marcks’ deutsche Verbände außer aus dem “Generalgouvernement” und Rumänien auch aus Ungarn heraus zum Angriff auf die in der Ukraine konzentrierten sowjetischen Streitkräfte antreten (vgl. Der “Operationsentwurf Ost” des Generalmajors Marcks vom 5, August 1940. Hrsg. und eingeleitet von Ingo Lachnit und Friedhelm Klein. In: Wehrforschung 21 (1972), S. 117 f.), sah die am 15. September 1940 fertiggestellte “Operations-Studie Ost” von Loßbergs Ungarn lediglich als Durchmarschgebiet für deutsche Truppen nach Rumänien vor. Ein Abdruck der “Loßberg-Studie” findet sich bei Lew Besymenski: Sonderakte “Barbarossa”. Dokumente, Darstellung, Deutung. Stuttgart 1968, S. 307 ff., bes. S. 311.
Das von den sowjetischen Anklagevertretern dem Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg vorgelegte Protokoll einer vorgeblich in sowjetischer Kriegsgefangenschaft durchgeführten Vernehmung Ujszászys findet sich in IMT, Bd. VII, S. 366 ff. Während das Schriftstück bereits in Nürnberg als Beleg für die Beteiligung Ungarns an der “faschistischen Verschwörung” gegen die Sowjetunion im allgemeinen und die ungarische Komplizenschaft bei der Bombardierung Kaschaus durch deutsche Flugzeuge am 26. Juni 1941 im besonderen galt und von den Vertretern der marxistischen Geschichtswissenschaft hinsichtlich seiner Glaubwürdigkeit denn auch nicht in Zweifel gezogen wird, konnte Borsányi, Das Rätsel des Bombenangriffs auf Kaschau, S. 91 ff., schlüssig nachweisen, daß zumindest die sich auf die Bombardierung Kaschaus beziehenden Teile des Protokolls als gefälscht angesehen werden müssen. Eine quellenkritische Analyse der übrigen Teile des Protokolls dagegen steht nach wie vor aus.
Siehe IMT, Bd. VII, S. 366 f. Für die Annahme, daß Halder seinen ungarischen Kollegen bereits frühzeitig über die deutschen Absichten ins Bild gesetzt hat, spricht auch folgende (freilich gleichfalls unbestätigte) Mitteilung von Erich Kordt: Wahn und Wirklichkeit. Die Außenpolitik des Dritten Reiches. Versuch einer Darstellung, Herausgegeben unter Mitwirkung von Karl Heinz Abshagen. Stuttgart 1948, S. 307, Anm. 3: “Im Dezember 1940 hatte Halder in einem Gespräch unter vier Augen dem ungarischen Militärattache Homlok Andeutungen über Hitlers Ideen bezüglich der Sowjetunion zwecks Unterrichtung des ungarischen Generalstabschefs, von Werth, gemacht.” Vgl. hierzu auch Ránki, Ungarns Eintritt, S. 428.
Siehe DIMK, V, Nr. 425. Da Homlok zudem eine Verstärkung der sowjetischen Truppen an der Grenze zu Ungarn festgestellt zu haben glaubte, empfahl er dem Generalstabschef, die Schutzvorkehrungen an der Karpatengrenze zu erhöhen.
Vgl. DIMK, V, Nr. 366.
Dies betont vor allem Ránki, Hitlers Verhandlungen, S. 200.
ADAP, D, XI. 1, Nr. 41, Zitat S. 44.
Siehe KTB Halder, Bd. II, S. 210 (5.12.1940).
Hubatsch, Hitlers Weisungen, S. 84 ff., Zitat S. 85.
Vgl. BA/MA, RH 19 I/70 (Planspiel “Otto” vom 3.1.1941).
Siehe Fall Barbarossa. Dokumente zur Vorbereitung der faschistischen Wehrmacht auf die Aggression gegen die Sowjetunion (1940/41). Ausgewählt und eingeleitet von Erhard Moritz. Berlin 1970, Nr. 39. Demgegenüber sah ein von der Operationsabteilung erarbeiteter Aufmarschentwurf vom 14. Januar 1941 lediglich den Einsatz schwächerer deutscher Verbände über die Karpaten vor: “Der Angriff.., über die ungarische Karpathen-Grenze in nordostwärtiger Richtung bezweckt nur (die) Fesselung der gegenüberstehenden feindlichen Verbände.” Allerdings hieß es in dem Entwurf auch: “Der Aufmarschentwurf hat noch nicht dem Herrn Chef Gen. St. vorgelegen. Änderungen können sich also noch ergeben.” (BA/ MA, RH 2/v. 1325: Unterrichtung über Barbarossa für Verteilung der Heerestruppen, 14.1.1941).
Vgl. KTB QKW, Bd. I, S. 299 (3.2.1941).
Ebd., S. 303 (4.2.1941).
Ebd. Gerade dies aber übersieht Förster, Gewinnung von Verbündeten, S. 356, der die Auffassung vertritt, daß Hitler auf die ihm am 3. Februar 1941 von Halder übermittelte Forderung der militärischen Planer im Generalstab des Heeres nach Nutzung Ungarns als Aufmarschgebiet überhaupt nicht eingegangen sei.
Bartha hielt sich vom 23.–25.Januar und — nach einer Westfrontreise — am 29. Januar 1941 in Berlin auf: PA/AA, Büro St. S., Ungarn, Bd. 3 (Aufzeichnung des Staatssekretärs, Nr. 47, 15.1.1941).
Siehe DIMK, V, Nr. 564; KTB Halder, Bd. II, S. 252 (23.1. 1941); PA/AA, Büro St. S., Ungarn, Bd. 3 (Aufzeichnung Woermanns, Nr. 39, 1.2.1941).
Dies hatte Bartha dem deutschen Gesandten in Budapest bereits kurz vor seiner Abreise nach Deutschland versichert: PA/AA, Büro St. S., Ungarn, Bd. 3 (Dt. Ges. Budapest an AA, Nr. 67, 21.1.1941).
Vgl. DIM, V, Nr. 564. — Hatte Sztójay daraus den Schluß gezogen, Ungarn könne, wenn es dem Reich die Treue hielte, weitere territoriale Gewinne erzielen (ebd.), muß offen bleiben, ob Panaris dem in Begleitung Barthas in Berlin weilenden Ujszászy tatsächlich im Gegenzug für eine Teilnahme Ungarns am Krieg gegen die Sowjetunion das Karpatenvorland bis zum Dnjestr anbot: IMT, Bd. VII, S. 568.
BA/MA, RH 19 I/66 (KTB HGr Süd, I. Teil: Eintragung vom 15.2.1941).
Siehe KTB Halder, Bd. II, S. 285 (19.2.1941).
Vgl. hierzu auch Förster, Gewinnung von Verbündeten, S. 556.
BA/MA, RH 19 I/66 (KTB HGr Süd, I. Teil: Eintragung vom 24.2.1941).
Ebd.
Einzelheiten der an die Budapester Führung zu richtenden Forderungen teilte Halder — nach vorheriger Rücksprache mit dem Chef der Transportabteilung, General Gercke — dem am 5. März 1941 in Berlin weilenden deutschen Militärattaché in Budapest mit: KTB Halder, Bd. II, S. 285 (19.2.1941); ebd., S. 302 (5.3.1941).
Zur Person siehe Andreas Hillgruber: Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt. In: ders.: Deutsche Großmacht- und Weltpolitik im 19. und 20. Jahrhundert. Düsseldorf 1979, S. 316 ff.
Vgl. BA/MA, RH 19 I/66 (KTB HGr Süd, I. Teil: Eintragung vom 27.3.1941).
Ebd.
Siehe Förster, Gewinnung von Verbündeten, S. 356, Anm. 145.
Vgl. KTB Halder, Bd. II, S. 319 (17.3.1941).
Siehe KTB OKW, Bd. I, S. 374 (1.4.1941).
KTB Halder, Bd. II, S. 338 (30.3.1941).
KTB OKW, Bd. I, S. 374 (1.4.1941).
Vgl. Horthy-Papers, Nr. 15, S. 354 ff.
Während Horthy darin versicherte, “von diesem Brief hat übrigens niemand Kenntnis, auch werde ich nie (Hervorhebung im Original) darüber sprechen, auch in eventuellen Memoiren nicht” (Horthy-Papers, Nr. 15, S. 354), zeigt ein Telegramm Erdmannsdorffs an das Auswärtige Amt vom 9. April 1941, daß Horthy zu diesem Zeitpunkt dem aus Anlaß der Beisetzungsfeierlichkeiten für Ministerpräsident Teleki in Budapest weilenden italienischen Botschafter Buti nicht nur bereits seine Absicht, einen Brief an Hitler zu richten, sondern auch dessen Grundgedanken, enthüllt hatte: PA/AA, Büro St. S., Ungarn, Bd. 3 (Dt. Ges. Budapest an AA, Nr. 369, 9.4.1941). Wenngleich das genaue Datum der Briefübergabe nicht bekannt ist, geht aus einer Äußerung Sztójays gegenüber Hitler vom 19. April 1941 hervor, daß dies in der ersten April-Hälfte gewesen sein muß: “Was Rußland anginge, so läge diese Frage dem Reichsverweser sehr am Herzen. Er habe ja auch dem Führer darüber geschrieben.” (ADAP, D, XII. 2, Nr. 371, Zitat S. 488).
Horthy-Papers, Nr. 15, S. 354 f.
In aller Deutlichkeit brachte Verteidigungsminister Bartha diese Überzeugung während eines Anfang Juni 1941 stattfindenden Rom-Besuchs gegenüber seinen italienischen Gesprächspartnern zum Ausdruck: “Er (Bartha, d. Ver f.) bemerkt, daß der russisch-deutsche Zusammenstoß mehr als unvermeidlich ist, er steht unmittelbar bevor. Er glaubt nicht, daß das russische Heer mehr als sechs oder acht Wochen Widerstand leisten könne, denn das Menschenmaterial sei “weich”.” (Ciano, Tagebücher, S. 333: 9.6.1941) Daß sich diese Beurteilung der Roten Armee mit der der führenden deutschen Militärs deckte, zeigt der Aufsatz von Andreas Hillgruber: Das Rußland-Bild der führenden deutschen Militärs vor Beginn des Angriffs auf die Sowjetunion. In: Rußland-Deutschland-Amerika. Festschrift für Fritz T. Epstein zum 80. Geburtstag. Hrsg. von Alexander Fischer, Günter Moltmann und Klaus Schwabe. Wiesbaden 1978, S. 296 ff.
Zumal Hitler — einer ungarischen Aufzeichnung zufolge -Bárdossy am 21. März 1941 erklärt haben soll, daß man deutscherseits im Falle einer Auseinandersetzung mit der Sowjetunion die Hilfe Ungarns nicht benötige, da die Sowjetunion in wenigen Wochen zu existieren aufhören würde: Macartney, October Fifteenth, Bd. II, S. 17. Dagegen fehlt ein entsprechender Hinweis in der von dem Gesandten Schmidt angefertigten Aufzeichnung über den Gesprächsverlauf: ADAP, D, XII. 1, Nr. 191.
Siehe oben S. 156 ff.
Horthy-Papers, Nr, 15, S. 355 f.
Vg. KTB OKW, Bd. I, S. 374 (1.4.1941). 42Siehe oben S. 181.
Aufgrund von Hinweisen des Adjutanten des Reichsverwesers, glaubte der deutsche Militärattache in Budapest als sicher annehmen zu können, “daß der Reichsverweser in der Russenfrage erneut seine Mithilfe angeboten (hat), wie er dies auch dem Großadmiral Raeder gegenüber zum Ausdruck gebracht hat”: BA/MA, RH 2/v. 2925 (Mil. Abt. Budapest an OQu IV vom 26.4.1941). Hierfür spricht auch eine Äußerung General Lászlós gegenüber General Himer vom 22. Juni 1941: “Der Reichsverweser (hat) dem Führer dreimal seine Unterstützung angeboten”. (BA/MA, KTB Dt. Gen. b. Ob.Kdo. d. Kgl. Ung. Wehrmacht, S. 19: 22.6.1941)
BA/MA, KTB Dt. Gen. b. Ob.Kdo. d. Kgl. Ung. Wehrmacht, S. 19 (22.6.1941).
KTB Halder, Bd. II, S. 387 (30.4.1941).
Hubatsch, Hitlers Weisungen, S. 92. Als Vorwand für die von den Ungarn zu fordernden militärischen Maßnahmen sollte dabei der Hinweis dienen, daß mit Blick auf zu erwartende größere militärische Ereignisse im Westen eine Erhöhung der Abwehrbereitschaft im Osten erforderlich sei (ebd.). Mit dieser unter dem Datum des 1. Mai 1941 von Keitel schriftlich niedergelegten Entscheidung Hitlers wurde jedoch zugleich die von der Heeresgruppe Süd für den Ansatz der 17. Armee vorbereitete “Variante” des Einsatzes der deutschen Verbände — außer aus dem”Generalgouvernement” auch aus Ungarn heraus — endgültig hinfällig. Vgl. BA/MA, RH 191/ 66 (KTB HGr Süd, I. Teil: Eintragung vom 30. 4-. und 2.5. 1941).
Siehe KTB OKW, Bd. I, S. 400 (3.6.1941); ebd., S. 401 (5.6. 1941).
General Himer hielt sich seit dem 15. Mai zur Berichterstattung in der Reichshauptstadt auf: BA/MA, KTB Dt. Gen. b. Ob.Kdo. d. Kgl. Ung. Wehrmacht, S. 13 (15.5.1941).
Vgl. KTB Halder, Bd. II, S. 422 (20.5.1941).
Himer traf am 27. Mai mit László, am 28. Mai mit Saska und am 29. Mai mit Werth zusammen: BA/MA, KTB Dt. Gen. b. Ob.Kdo. d. Kgl. Ung. Wehrmacht, S. 16 (27.–29.5.1941).
Ebd. (27.5.1941).
Ebd. (27. und 28.5.1941).
Ebd. (29.5.1941). Wenngleich Himer vorgab, ohne Auftrag zu sprechen und nur seine persönliche Überzeugung zum Ausdruck zu bringen, ist nicht daran zu zweifeln, daß er damit einer “Anweisung” Halders folgte.
Siehe KTB OKW, Bd. I, S. 400 (3.6.1941); KTB Halder, Bd. II, S. 446 (6.6.1941).
Vgl. BA/MA, KTB Dt. Gen. b. Ob.Kdo. d. Kgl. Ung. Wehrmacht, S. 16 (29.5.1941). Am 14. Juni übergab Saska Himer eine von der Operationsabteilung des Honvéd-Generalstabes “inzwischen zusammengestellte Ausarbeitung für eine offensive Abwehr an der russischen Front”, deren Inhalt der General noch am selben Tag telephonisch an die Operationsabteilung des deutschen Generalstabes weiterleitete: BA/MA, KTB Dt. Gen. b. Ob.Kdo. d. Kgl. Ung. Wehrmacht, S. 17 (14.6.1941). Siehe hierzu auch Förster, Gewinnung von Verbündeten, S. 358. Daß sich in den deutschen militärischen Akten kein Hinweis auf eine Stellungnahme zu der ungarischen Studie findet, dürfte damit zusammenhängen, daß Hitler die Militärs am selben Tag (14. Juni) hatte wissen lassen, er beabsichtige nicht, Ungarn zur Kriegsteilnahme aufzufordern (vgl. unten S. 213).
Himer begab sich am 1. Juni nach Berlin (BA/MA, KTB Dt. Gen. b. Ob.Kdo. d. Kgl. Ung. Wehrmacht, S. 16: 1.6.1941), wo er am folgenden Tag mit dem Chef der Abteilung Landesverteidigung im Wehrmachtführungsstab, Generalmajor Warlimont, zusammentraf: KTB OKW, Bd. I, S. 399f (3.6.1941). Daß der General kurz darauf auch mit Halder zusammengetroffen sein muß, läßt dessen Unterredung mit dem Chef der Operationsabteilung im Generalstab des Heeres, Generalmajor Heusinger, am 6. Juni vermuten: KTB.Halder, Bd. II, S.-446 (6.6.1941).
Siehe KTB Halder, Bd. II, S. 446 (6.6.1941).
Siehe KTB Halder, Bd. II, S. 446 (6.6.1941).
Ebd.
Vgl. vor allem Dreisziger, Civil-Military Relations, S. 236 f.; Macartney, October Fifteenth, Bd. II, S. 18 f.; Ránki, Ungarns Eintritt, S. 429 f.
Siehe DIMK, V, Nr. 778.
Allianz, Nr. 105, Zitate S. 309; DIMK, V, Nr. 783.
Allianz, Nr. 105, Zitat S. 309; DIMK, V, Nr. 806.
Schließlich hob Werth in seinem im folgenden näher zu betrachtenden Memorandum vom 14. Juni hervor, bis zu diesem Zeitpunkt weder die erbetene Vollmacht noch eine Antwort auf seinen Vorschlag erhalten zu haben: Allianz, Nr. 105.
Allianz, Nr. 103, Zitat S. 307.
Ebd.
Hillgruber, Deutschland und Ungarn, S. 661.
Allianz, Nr. 104, Zitat S. 308; DIMK, V, Nr. 835.
Vgl. oben S. 208.
Allianz, Nr. 104, Zitat S. 308. Schließlich zeigte er sich davon überzeugt, “daß ein solcher Schritt einen bleibenden und günstigen Eindruck auf ihn (Hitler, d. Ver f.) machen würde” (ebd.).
Siehe DIMK, V, Nr. 835.
Ebd. Vgl. auch DIMK, V, Nr. 846.
Ebd., Nr. 836.
ADAP, D, X, Nr. 413, Zitat S. 482.
Siehe DIMK, V, Nr. 840.
Vgl. Weizsäcker Papiere, S. 259 (18.6.1941): “Bei einem kurzen Aufenthalt in Budapest (10.–14. VI.) wurde ich natürlich vor allem nach unseren Absichten gegen Rußland gefragt. Ich mußte noch immer den bestehenden Plan verschleiern.” Siehe ferner Ernst von Weizsäcker: Erinnerungen. München 1950, S. 316 5 DIMK, V, Nr. 840. Dagegen ließ der Staatssekretär — dem späteren Bekunden Erdmannsdorffs zufolge — den Gesandten im vertraulichen Gespräch über die kriegerischen Absichten Hitlers nicht im unklaren. Zugleich aber äußerte er seine “tiefe Besorgnis über die Pläne Hitlers, der u. a. seine und des Botschafters Graf von der Schulenburg Warnungen vor einem Rußlandfeldzug nicht beachte”: PA/AA, NL Erdmannsdorff (Ereignisse in Ungarn 1937–1941, S. 42).
Siehe DIMK, V, Nr. 837.
Siehe DIMK, V, Nr. 834.
Allianz, Nr. 105, Zitate S. 310.
Vgl. oben S. 203, Anm. 37.
Allianz, Nr. 105, Zitat S. 312. Daß man in Berlin von Werths Drängen auf eine “höhere militärische Bereitschaft” der Honvéd Kenntnis hatte, zeigt ein Telegramm Erdmannsdorffs an das Auswärtige Amt vom 16. Juni: PA/AA, Büro St. S., Ungarn, Bd. 4 (Dt. Ges. Budapest an AA, Nr. 649, 16.6.1941). De facto liefen die von Werth angeregten Maßnahmen (Mobilisierung von vier Armeekorps, der motorisierten Verbände und der Luftstreitkräfte) zur “Vervollständigung des Grenzschutzes” indes auf eine Gesamtmobilmachung hinaus.
Ebd.
Dieser lehnte jedoch nicht nur Werths Forderung nach einem an die deutsche Führung zu richtenden ungarischen Angebot über eine Kriegsteilnahme mit dem Hinweis ab, daß angesichts der Weizsäckerschen Dementis zu einem solchen Schritt keine Veranlassung bestünde (DIMK, V, Nr. 840), vielmehr scheint er es zudem bei einer Verstärkung des Grenzschutzes belassen zu haben. Schließlich wurde Werth am 16. Juni angewiesen, die 8. Grenzjäger- und die 1. Gebirgsbrigade auf Kriegsstand zu bringen und das VIII. Armeekorps zu mobilisieren (seit dem 27, Juni trugen die unter den Befehl deB Kommandeurs des VIII. A.K., Generalleutnant Ferenc Szombathelyi, gestellten Verbände die Bezeichnung “Karpathengruppe”): Franz v. Adonyi-Naredy: Ungarns Armee im Zweiten Weltkrieg. Deutschlands letzter Verbündeter. Neckargemünd 1971, S. 53; Hans Wimpffen: Die zweite ungarische Armee im Feldzug gegen die Sowjetunion. Würzburg 1968 (Diss. phil.), S. 22.
Vgl. KTB Halder, Bd. II, S. 455 (14.6.1941).
Siehe oben S. 201.
In aller Deutlichkeit geht dies aus einer Tagebucheintragung Halders hervor: “Ungarns Mitwirkung wäre erwünscht. Ungarn will aber offiziell aufgefordert sein. Das will der Führer nicht aus politischen Gründen.” (KTB Halder, Bd. III, S. 15: 25.6.1941)
ADAP, D, XII. 2, Nr. 631, Zitat S. 858. Da man deutscherseits die ungarische Regierung damit als — wie Weizsäcker es ausdrückte — “oberflächlich eingeweiht” ansah (Weizsäcker-Papiere, S. 259: 18.6.1941), wird verständlich, weshalb der Staatssekretär einer am selben Tag vorgebrachten Bitte Sztójay, über die Lage aufgeklärt zu werden, um “mit militärischen Sicherheitsmaßnahmen nicht zu spät zu kommen” (ADAP, D, XII. 2, Nr. 631, Anm. 2, Zitat S. 859; DIMK, V, Nr. 842]), mit dem Hinweis begegnete, daß man deutscherseits das Gespräch in Budapest aufgenommen habe (PA/ AA, Büro St. S., Ungarn, Bd. 4: Aufzeichnung des Staatssekretärs, Nr. 389, 16.6.1941).
Vgl. DIMK, V, Nr. 843. Siehe hierzu auch Ránki, Ungarns Eintritt, S. 430.
Siehe oben S. 213.
Vgl. KTB Halder, Bd. II, S. 455 (13.6.1941).
Siehe BA/MA, KTB Dt. Gen, b. Ob.Kdo. d. Kgl. Ung. Wehrmacht, S. 17 (15.6.1941).
Ebd., S. 17 (17.6.1941). Bejahendenfalls sollte am 19. Juni eine Funkkompanie von Belgrad an die ungarisch-sowjetische Grenze herangeführt werden: ebd., S. 17 (18.6.1941;.
Ebd., S. 17 (18.6.1941).
Bezeichnenderweise erhielt der deutsche Gesandte erst nach 1945 von dieser Zusammenkunft Kenntnis: PA/AA, NL Erdmannsdorff (Ereignisse in Ungarn 1937–1941, S. 42 f.). Zu den Begleitumständen der Unterredung siehe Peter Gosztony: Hitlers Freud.:Heere. Das Schicksal der nichtdeutschen Armeen im Ostfeldzug. Düsseldorf/Wien 1976, S. 87.
Allianz, Nr. 106, Zitat S. 310. Während in seinem Tagebuch jeder Hinweis auf den Inhalt seiner Unterredung mit Werth fehlt (KTB Halder, Bd. II, S. 457: 19.6.1941), hat Halder nach dem Krieg gegenüber Pro f. Dr. P. E. Schramm bestätigt, seinen ungarischen Kollegen bei dieser Gelegenheit über die deutschen Absichten ins Bild gesetzt zu haben: BA/MA, KTB Dt. Gen. b. Ob.Kdo. d. Kgl. Ung. Wehrmacht, S. 18, Anm. 1.
Einer Äußerung Halders gegenüber Himer vom 23. Juni zufolge, umschrieb er mit diesen Worten die Haltung der ungarischen Regierung gegenüber Werth am 19. Juni: BA/MA, KTB Dt. Gen. b. Ob.Kdo. d. Kgl. Ung. Wehrmacht, S. 18 (23.6.1941).
Vgl. Allianz, Nr. 106; Gosztony, Hitlers Fremde Heere, S. 87.
Allianz, Nr. 106, Zitat S. 313. Zu der daraufhin — nach vorheriger Rücksprache Werths mit Horthy (Gosztony, Hitlers Fremde Heere, S. 87) — behutsam durchgeführten Verstärkung der Grenztruppen siehe KTB Halder, Bd. II, S. 459 (21.6. 1941).
Allianz, Nr. 106. Am 22. Juni teilte Major Kuthy General Himer im Auftrag Ujszászys mit, daß an der Grenze ein Internierungslager für russische Überläufer und Flüchtlinge eingerichtet worden sei: BA/MA, KTB Dt. Gen. b. Ob.Kdo. d. Kgl. Ung. Wehrmacht, S. 18 (22.6.1941).
Siehe BA/MA, KTB Dt. Gen. b. Ob.Kdo. d. Kgl. Ung. Wehrmacht, S. 21 (23.6.1941).
Allianz, Nr. 106, Zitat S. 313.
Siehe oben S. 213.
So Hitler in einem Brief an Horthy vom 1. Juli 1941. Zitiert nach Macartney, October Fifteenth, Bd. II, S. 31.
Haider faßte diesen Standpunkt wie folgt zusammen: “Politisch wird kein Ansuchen an Ungarn gestellt. Wenn die Soldaten mitmachen wollen, sollen sie ihre Politiker dazu veranlassen.” (KTB Halder, Bd. III, S. 6: 22.6.1941)
Vgl. BA/MA, KTB Dt. Gen. b. Ob.Kdo. d. Kgl. Ung. Wehrmacht, S. 18 (22.6.1941).
Allianz, Nr. 112. Zitat S. 319.
ADAP, D, XII.2, Nr. 663, Zitat S. 895. In dem am 22. Juni, 3.00 Uhr, abgesandten “Runderlaß des Reichsaußenministers” war Erdmannsdorff aufgefordert worden, den Ministerpräsidenten sogleich aufzusuchen und ihm mündlich die erwähnte Mitteilung zu machen.
Siehe Hillgruber, Hitlers Strategie, S. 516 ff.
ADAP, D, XII. 2, Nr. 661, Zitat S. 893. Das versiegelte Schreiben wurde von einem Sonderkurier nach Budapest gebracht und dem Reichsverweser schließlich um 10.30 Uhr von dem deutschen Gesandten überreicht — ohne daß dieser indes von dem Inhalt des Briefes Kenntnis erhalten hätte: PA/AA, NL Erdmannsdorff (Ereignisse in Ungarn 1937–1941, S. 43).
Während Bárdossy in dem nach Kriegsende gegen ihn angestrengten Prozeß erklärte, der deutsche Gesandte habe ihm im Anschluß an die offizielle Mitteilung über den Beginn des deutschen Angriffs eröffnet, “er (Erdmannnsdorff, d. Ver f.) sei davon überzeugt, daß Ungarn aus dieser Erklärung die Konsequenzen ziehen würde (Macartney, October fifteenth, Bd. II, S. 21), hat Erdmannsdorff dem unter Hinweis darauf widersprochen, daß die dem ungarischen Ministerpräsidenten am 22. Juni von ihm zur Kenntnis gebrachte Mitteilung Ribbentrops keinen entsprechenden Hinweis enthalten habe: PA/AA, NL Erdmannsdorff (Ereignisse in Ungarn 1937–1941, S. 4–3). Für diese Version scheinen vor allem die — an anderer Stelle näher zu untersuchenden -Umstände der Ablösung Erdmannsdorffs als Missionschef nur wenige Tage später, am 24. Juni, zu sprechen. Siehe unten S. 224, Anm. 26.
ADAP, D, XII. 2, Nr. 661, Zitat S. 893. Demgegenüber behauptet Horthy, Leben, S. 234, fälschlicherweise, der Brief habe die Aufforderung enthalten, der Sowjetunion den Krieg zu erklären.
Allianz, Nr. 112, Zitat S. 319 (Äußerung Sztójays gegenüber Ribbentrop vom 22. Juni).
Wenngleich er sich gegenüber Erdmannsdorff nicht so emphatisch zeigte wie Horthy (“Seit 22 Jahren habe er (Horthy, d. Ver f.) diesen Tag herbeigesehnt und sei nun selig. Nach Jahrhunderten werde die Menschheit dem Führer für diese Tat (noch) danken. 180 Millionen Russen würden nun von dem ihnen durch 2 Millionen Bolschewisten aufgezwungenen Joch befreit werden.”: ADAP, D, XII. 2, Nr. 667), ließ er den Gesandten doch nicht im Zweifel darüber, daß auch er “größte Genugtuung” über den deutschen Entschluß empfand. Schließlich versicherte er ihm, seine Regierung “begleite den Vormarsch der deutschen Truppen mit den aufrichtigsten Wünschen und zweifle keinen Augenblick am vollen Erfolg der deutschen Waffen” (ebd., Anm. 5).
BA/MA, KTB Dt. Gen. b. Ob.Kdo. d. Kgl. Ung. Wehrmacht, S. 20 (23.6.1941). Vgl. auch Fenyo, Hitler, Horthy und Hungary, S. 17; Förster, Gewinnung von Verbündeten, S. 359.
Himer war am Mittag des 22. Juni mit László zusammengetroffen: BA/MA, KTB Dt. Gen. b. Ob.Kdo. d. Kgl. Ung. Wehrmacht, S. 18 (22.6.1941).
Ebd., S. 19 (22.6.1941); ADAP, D, XIII. 1, Nr. 54. Siehe hierzu Carlile A. Macartney: Hungary’s Declaration of War on the U.S.S.R. in 1941. In: A. O. Sarkissian (Hrsg.): Studies in Diplomatie History and Historiography in honour of G. P. Gooch. London 1961, S. 160.
BA/MA, KTB Dt. Gen. b. Ob.Kdo. d. Kgl. Ung. Wehrmacht, S. 20 (23.6.1941); KTB Halder, Bd. III, S. 8 (23.6.1941).
Vgl. BA/MA, KTB Dt. Gen. b. Ob.Kdo. d. Kgl. Ung. Wehrmacht, S. 20 f. (23.6.1941); ADAP, D, XIII. 1, Nr. 54.
Ebd., S. 21 (23.6.1941). Indes erscheint es mit Blick auf die geschilderte Haltung Hitlers und der deutschen Militärs als verfehlt, wie Ránki, Ungarns Eintritt, S. 433, die Äußerungen Himers als Aufdruck eines “Wandels im Standpunkt der Deutschen” anzusehen.
Siehe Fenyo, Hitler, Horthy and Hungary, S. 19; Macartney, Hungary’s Declaration of War, S. 160.
Vgl. Macartney, October Fifteenth, Bd. II, S. 24; Ránki, Ungarns Eintritt, S. 432. Bárdossy gab Erdmannsdorff am Mittag desselbsn Tages von dieser Entscheidung Kenntnis: DIMK, V, Nr. 866; PA/AA, Büro St.S., Ungarn, Bd. 4 (Dt. Ges. Budapest, an AA, Nr. 690, 23.6.1941). Dabei suchte er gegenüber dem Gesandten den Eindruck zu erwecken, als hätten bislang vor allem seitens der Militärs Vorbehalte gegen einen solchen Schritt bestanden, da es nach Ansicht der Honvéd-Führung im deutschen Interesse gelegen sein könnte, “den ungarischen Militärattache zunächst noch als Informationsquelle in Moskau zu belassen”. Während Erdmannsdorff dies schlichtweg als “abwegig” bezeichnete, zeigte er sich andererseits davon überzeugt, daß man den Abbruch der diplomatischen Beziehungen zur Sowjetunion in Berlin als “ungarisches Bekenntnis zur Solidarität” auffassen würde (PA/AA, Büro St.S., Ungarn, Bd. 4: Dt. Ges. Budapest an AA, Nr. 690, 23.6.1941), auch wenn aus seiner von Bárdossy festgehaltenen Äußerung, daß dies schließlich das mimdeste sei, was Ungarn habe tun können (DIMK, V, Nr. 866), die Enttäuschung darüber sprach, daß sich die ungarische Regierung nicht zu weitergehenden Konsequenzen, sprich: der Kriegserklärung, hatte entschließen können.
Siehe Macartney, October Fifteenth, Bd. II, S. 24.
Ebd. (Die einzige Ja-Stimme stammte von dem in Vertretung Barthas an der Sitzung teilnehmenden General Györffy-Bengyel).
Vgl. ADAP, D, XIII. 1, Nr. 10; DIMK, V, Nr. 872.
Letzteres hob Erdmannsdorff im Verlauf einer anschließend stattfindenden Unterredung mit Himer denn auch ausdrücklich hervor: BA/MA. KTB Dt. Gen. b. Ob.Kdo. d. Kgl. Ung. Wehrmacht, S. 21 (24.6.1941).
ADAP, D, XIII. 1, Nr. 10, Zitat S. 12. Siehe hierzu auch Fenyo, Hitler, Horthy and Hungary, S. 19 und Förster, Gewinnung von Verbündeten, S. 359, die beide allerdings weder den Zweck, den Bárdossy mit seiner Anfrage verfolgte, nämlich: offiziell zum Kriegseintritt aufgefordert zu werden, um eine Handhabe zu besitzen, nach Beendigung des Krieges territoriale Forderungen zu stellen, noch die — im folgenden zu beleuchtende — deutsche Reaktion hierauf zu erfassen vermögen.
Daß dieser Zusammenhang bislang übersehen wurde, dürfte vor allem damit zusammengehangen haben, daß Erdmannsdorff — auch wenn seine Ablösung “in recht brüsker Form” erfolgt war (IfZ, ZS Otto von Erdmannsdorff, S. 9) — bis zum Eintreffen seines Nachfolgers, SA-Obergruppenführer Ernst von Jagow, mit der Führung der laufenden Amtsgeschäfte betraut blieb: IfZ, Militärgerichtshof, IV, Fall Nr. 11: Die Vereinigten Staaten von Amerika gegen Ernst von Weizsäcker u. a. (Akten des “Wilhelmstraßenprozesses”). Abschließender Schriftsatz der Anklage über die strafrechtliche Verantwortung des Otto von Erdmannsdorff, S. 2; ebd., Abschließender Schriftsatz der Verteidigung S. 5 und S. 70 f. Hinweise auf Erdmannsdorffs weitere Tätigkeit im Auswärtigen Amt finden sich bei Hans-Jürgen Döscher: Das Auswärtige Amt im Dritten Reich: Diplomatie im Schatten der “Endlösung”. Berlin 1987, S. 248 ff. — Zu Ribbentrops Plan vom Sommer 1940, durch ein personelles Revirement im Auswärtigen Amt eine “neue Ära” einzuleiten, siehe Weizsäcker-Papiere, S. 208 f.
KTB Halder, Bd. III, S. 15 (25.6.1941). Eine deutsche Antwort auf die am Vormittag des 26. Juni von Bárdossy erneuerte Anfrage (ADAP, D, XIII. 1, Nr. 21) blieb denn auch aus, zumal Bárdossy selbst eine solche nach dem Eintritt des Kriegszustandes mit der Sowjetunion am Spätnachmittag des 26. Juni als überflüssig ansah (ebd., Nr. 22).
Schließlich hatte sich Himer angesichts dessen am Mittag des 26. Juni veranlaßt gesehen, sowohl bei der Abteilung Landesverteidigung im Oberkommando der Wehrmacht als auch bei der Operationsabteilung des Generalstabes des Heeres anzufragen, “ob er gegebenenfalls mit seinem Stabe Organisation und Führung des Freiwilligenkorps übernehmen könne”: BA/MA, KTB Dt. Gen. b. Ob.Kdo. d. Kgl. Ung. Wehrmacht, S. 22 (26.6.1941). 29Während die marxistische Geschichtswissenschaft — gestützt auf die Schilderungen des Fliegerhauptmanns Adam Krüdy, Dozent für Navigation an der Fliegerakademie von Kaschau, sowie die in sowjetischer Kriegsgefangenschaft gemachten Aussagen Ujszászys — nach wie vor an ein Komplott deutscher und ungarischer Militärs mit dem Ziel, die Regierung in Budapest zum Kriegseintritt zu bewegen, glaubt (vgl. Juhász, Hungarian Foreign Policy, S. 190; Ränki, Ungarns Eintritt, S. 434 f.), kann diese Auffassung spätestens seit dem Erscheinen des auf einer umfangreichen Quellenbasis fußenden “dokumentarischen Berichts” Julian Borsányis über “Das Rätsel des Bombenangriffs auf Kaschau 26. Juni 1941” im Jahr 1978 endgültig als widerlegt angesehen werden. Vielmehr gelangte auch Borsányi aufgrund des von ihm ausgewerteten Materials zu der zuvor vor allem von Macartney (October Fifteenth, Bd. II, S. 32; Hungary’s Declaration of War, S. 164 f.) vertretenen Ansicht, “daß der Bombenteppich von “B 71”-Bombern der ehemaligen tschechoslowakischen Luftwaffe gelegt wurde” (S. 176), vermeintlich abgeworfen von einigen der wenigen nach 1939 in der slowakischen Luftwaffe verbliebenen tschechischen Piloten, die nach der Kriegserklärung der Slowakei am 23. Juni (siehe Wolfgang Venohr: Aufstand in der Tatra. Der Kampf um die Slowakei 1939–44. Königstein/Ts. 1979, S. 42 f.; auf die sowjetische Seite überwechselten. Da indes nach wie vor wichtige Dokumente, die zu einer weiteren Klärung der Vorgänge beitragen dürften (u. a. die Akten der Deutschen Luftwaffen-Mission in der Slowakei), bislang entweder nicht aufgefunden werden konnten bzw. der Forschung nicht zur Verfügung stehen, erstaunt es nicht, daß auch weiterhin neben den bereits erwähnten andere Erklärungsversuche im Raum stehen: So vermutet etwa Sakmyster, Army Officers and Foreign Policy, S. 36, die für das Bombardement Verantwortlichen ausschließlich unter den auf auf einen Kriegseintritt drängenden ungarischen Militärs, und Nandor F. Dreisziger: New Twist to an old Riddle: The Bombing of Kassa (Košice), June 26, 1941. In: JMH 44 (1972), S. 242, vertritt gar die Auffassung, daß es tatsächlich sowjetische Flugzeuge waren, die die Bomben auf Kaschau warfen, ohne daß der Angriff selbst allerdings gegen Ungarn gerichtet war. Vielmehr habe der örtliche sowjetische Befehlshaber — in Unkenntnis der im Herbst 1938 geänderten territorialen Besitzverhältnisse in diesem Gebiet (“Erster Wiener Schiedsspruch” vom 2. November 1938) — nach dem am 24. Juni beginnenden Vormarsch der slowakischen “Schnellen Brigade” den Befehl zum Angriff auf die vermeintlich zur Slowakei gehörende Stadt Kaschau erteilt.
ADAP, D, XIII. 1, Nr. 22, Zitat S. 21 (Äußerung Ministerpräsident Bárdossys gegenüber dem deutschen Gesandten am Abend des 26. Juni 1941).
Siehe ebd., Nr. 11.
Vgl. Macartney, October Fifteenth, Bd. II, S. 25 f. Bereits kurz darauf wurden die Deutschen hiervon unterrichtet: ADAP, D, XIII. 1, Nr. 22; PA/AA, Büro St.S., Ungarn, Bd. 4 (Aufzeichnung Woermanns vom 26.6.1941).
Welche Erwartungen der Exponent dieser Politik, General Werth, mit diesem Schritt verband, läßt eine im August 1941 — wenige Wochen vor seiner Absetzung als Generalstabschef am 6. September 1941 durch den spätestens seit Anfang September vom Scheitern des deutschen “Blitzkrieges” überzeugten Horthy — abgefaßte Denkschrift deutlich werden, in der er Ministerpräsident Bárdossy (vergeblich) für eine Intensivierung der militärischen Zusammenarbeit mit dem “Dritten Reich” zu gewinnen suchte, zeigte er sich darin doch nicht nur davon überzeugt, daß Deutschland seine Verbündeten nach dem Kriege in dem Maße belohnen würde, in dem sie sich am Krieg beteiligt hätten, vielmehr glaubte er, allein auf diese Weise die Zustimmung der deutschen Führung für die Verwirklichung seiner eigenen — weitgespannten — außen- und rassenpolitischen Zielvorstellungen gewinnen zu können: der dauerhaften Sicherung des Karpaten-Beckens als “Lebensraum rassereiner Ungarn” durch die Ansiedlung aller nichtmagyarischen Bewohner dieses Gebietes auf bereits erobertem sowjetischen Territorium. Zitiert nach Broszat, Deutschland-Ungarn-Rumänien, S. 85.
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Nebelin, M. (1989). “Barbarossa” und Ungarn. In: Deutsche Ungarnpolitik 1939–1941. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09652-8_5
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