Theorien der Bildungsentscheidung

Zusammenfassung

„Obwohl eine Reihe von Studien jeweils einzelne Aspekte des Bildungsverhaltens beleuchten und sie in den Theorierahmen der jeweiligen Disziplin einzufügen versuchen, existiert keine konsistente Theorie der Bildungsnachfrage, die die einzelnen Einflußfaktoren systematisch strukturieren und analysieren würde“ (Helberger/Palamidis 1992:18). Das heißt nicht, daß es keine Theorien gäbe, die versuchen das Schulwahlverhalten zu erklären, sondern besagt lediglich, daß sich diese Theorien meist auf Teilaspekte dieses komplexen Sachverhalts beschränken. Die Nachfrage nach Bildung, wie sie in der Wahl der Schulart und den erreichten Abschlüssen zum Ausdruck kommt, wird von vielen Faktoren beeinflußt, die zum Teil offen (z.B. formale Aufnahmekriterien, Kapazitätsgrenzen) zum Teil verdeckt (z.B. schichtspezifische Sozialisation) wirken. Manche dieser Faktoren begünstigen die Bildungsnachfrage, manche verringern sie. Als zentrales Ergebnis bisheriger Bildungsforschung kann man festhalten, daß die Bildungsnachfrage nicht das Resultat monokausaler Zusammenhänge ist. So schreiben Helberger und Palamidis (1992:9): „Das faktische Bildungsverhalten ist das Ergebnis des interdependenten Einflusses bildungsnachfrage- und bildungsangebotsseitiger Faktoren.“ Wobei auf Seiten des Bildungsangebots der quantitative und qualitative Aspekt ebenso berücksichtigt werden muß wie die rechtlichen Übergangsregelungen in Form von Aufnahmeprüfungen oder der Verbindlichkeit von Grundschulempfehlungen. Die Nachfrage nach Bildung, das heißt die individuellen Wünsche nach Inanspruchnahme von Bildungseinrichtungen, muß nicht identisch sein mit der realisierten Bildungsbeteiligung. Letztere variiert zwischen einer Minimalbeteiligung, die durch die Schulpflicht gesetzlich geregelt ist, und einer Maximalbeteiligung, die durch Kapazitätsgrenzen und andere Restriktionen zustande kommt (vgl. Helberger/Palamidis 1992:9).