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Der Einwand der „ego-orientation“ (Parsons)

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Der westliche Universalismus
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Zusammenfassung

In unserer Behandlung des Kommunitarismus werden wir sehen, daß der topos „Gemeinschaft“ deshalb eine zunehmende Beliebtheit genießt, weil die universalistischen Qualitäten des topos „Gesellschaft“ verkannt werden. Zu diesem Irrtum hat die große Wende beigetragen, die der Meister der amerikanischen Soziologie, Talcott Parsons, gegenüber der GemeinschaftGesellschaft-Dichotomie vorgenommen hat: Er hat diese Dichotomie in ihrem polaren Charakter abgelehnt und in ihre Bestandteile aufgelöst, die er „pattern variables“ nannte. Im folgenden Kapitel soll gezeigt werden, daß diese Auflösung auf einem Mißverständnis über den Charakter der Gesellschaft beruhte, auf der Verkennung ihrer ethisch-normativen Universalisierungsleistung. Das mangelnde Bewußtsein für die Bedeutung dieser Rationalisierungsleistung geht mit der Destruktion der Antithetik zwischen Gemeinschaft und Gesellschaft einher.

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Literatur

  1. Talcott Parsons, Edward Shils, Paul Lazarsfeld, Soziologie — autobiographisch, S. 21f.

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  2. Es geht hier nicht um die praktische Wirklichkeit, sondern um die normative Ausrichtung der Ärzte.

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  3. Es ist keine partikulare, berufständische Ethik, wie Jürgen Habermas meint, der sich mit Herkunft der pattern variables befaßt hat (Theorie des kommunikativen Handelns, Bd. 2. S. 336.)

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  4. Vgl. dazu Ferdinand Tönnies, Gemeinschaft und Gesellschaft, 2. Buch § 16. Heute zeigt sich der Irrtum in manchen Teilen des Kommunitarismus, so z.B. bei Axel Honneth, Posttraditionale Gemeinschaften, wo auf S. 263 aus Gründen persönlicher Sympathie die Gemeinschaft bzw. Gesellschaft zukommenden Charakteristika „ascription“ und „achievement” vertauscht werden.

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  5. In schöner Weise unterscheidet Schiller zwischen „naiv“ und „sentimentalisch”; vgl. dazu Sibylle Tönnies, Der Dimorphismus der Wahrheit, Kap. Gemeinschaft und Gesellschaft. Jürgen Habermas (Philosophisch-politische Profile, S. 208) spricht treffend davon, daß im Universalismus die Differenz zwischen Binnen-und Außenmoral aufgehoben ist.

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  6. Fontane hat besser als Parsons erkannt, daß der Sozialismus keineswegs völlig ungeeignet ist, für das moderne professionelle Ethos herzuhalten. Parsons hat ja bei seinen Bemühungen, dieses zu klassifizieren, die Dichotomie Kapitalistisch-Sozialistisch als offensichtlich ungeeignet verworfen. Das ist sie auch, wenn man sie als Antipodik versteht. Versteht man aber so wie Tönnies in dem Untertitel der 1. Auflage zu „Gemeinschaft und Gesellschaft“ „Sozialismus” als modernen Antipoden gegen den frühen Kommunismus der Gemeinschaft, so kann man das moderne ärztliche Berufsethos durchaus als „sozialistisch“ einordnen.

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  7. Georg Simmel, Über sociale Differenzierung, S. 59; das wörtliche Zitat befindet sich im 2. Kapitel IV.1.

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  8. Talcott Parsons, Edward Shils, Paul Lazarsfeld, Soziologie — autobiographisch, S. 117.

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  9. Vgl. Ferdinand Tönnies, Einführung in die Soziologie, S. 154.

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  10. Dabei soll nicht übersehen werden, daß Parsons sich in anderen Zusammenhängen sehr wohl und sehr erhellend dem rationalisischen Universalismus zugewandt hat; vgl. hier im 3. Kapitel I. und im 6. Kapitel I.B.

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  11. Wir sahen im 7. Kapitel III.2., daß sie entsprechend ihre Anleihen aus der Biologie auswählt.

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  12. Talcott Parsons, Some afterthoughts an Gemeinschaft and Gesellschaft, S. 159.

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  13. Max Weber (Die Objektivität sozialwissenschaftlicher Erkenntnis, S. 240.) machte an sich selbst und anderen die Erfahrung: „Lehnt der Historiker (im weitesten Sinne des Wortes) einen Formulierungsversuch eines… Idealtypus als `theoretische Konstruktion’, d.h. als für seinen konkreten Erkenntniszweck nicht tauglich oder entbehrlich, ab, so ist die Folge regelmäßig entweder, daß er, bewußt oder unbewußt, andere ähnliche ohne sprachliche Formulierung und logische Bearbeitung verwendet, oder daß er im Gebiet des unbestimmt `Empfundenen’ stecken bleibt.“

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  14. Talcott Parsons, Evolutionary Universals in Society, S. 342.

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  15. Im Vorwort zur 6. und 7. Auflage von „Gemeinschaft und Gesellschaft“, Hervorhebung von mir; wiedergegeben bei Werner J. Cahnman, Introduction, S. 13.

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  16. Tönnies sagte so „lieber als Idealtypen, weil Ideal zu dem Mißverständnis eines anderen Sinnes führt“ a.a.O.

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  17. Talcott Parsons, Edward A. Shils: Values, Motives, and Systems of Actions, S. 80f.

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  18. Ferdinand Tönnies, Gemeinschaft und Gesellschaft, 2. Buch § 3. Wie sehr Parsons die die Gemeinschaft kennzeichnende psychologische Disposition verkannt hat, zeigt auch diese Aussage: „The element of collectivity orientation is the core of what Freud called the superego“ (Parsons/Shils a.a.O. S. 118, 150).

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  19. vgl. dazu Maurice Marks Goldsmith, The Rationality of Community, S. 153ff.

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© 1995 Springer Fachmedien Wiesbaden

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Tönnies, S. (1995). Der Einwand der „ego-orientation“ (Parsons). In: Der westliche Universalismus. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09645-0_10

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-09645-0_10

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-531-12988-4

  • Online ISBN: 978-3-663-09645-0

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