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Theoretischer Rahmen: Parteien im Wandel

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Part of the book series: Reihe, Europa- und Nordamerika-Studien ((ZENS,volume 9))

Zusammenfassung

Die Kartelltheorie von Katz & Mair (1995) ist Bestandteil einer breiteren Debatte in der internationalen Parteienforschung der 80er und 90er, die sich, in Abkehr von der „decline of parties“-Literatur, dafür interessiert, wie der Wandel von Parteien erfasst und erklärt werden kann. Es hat sich in der Parteienforschung eingebürgert hierbei von zwei generellen,, metatheoretischen Erklärungsansätzen zu sprechen: Panebianco (1988: 242f.) unterscheidet etwa zwischen Analysen, die von einem endogen oder von einem exogen induzierten Wandlungsprozess ausgehen. Müller (1997: 294f.) zieht mit der Differenzierung zwischen einem „purposive-action approach” und einem „environmentalist approach“ eine ähnliche Trennlinie, während Maor (1997: 92ff.) noch weitere Aspekte berücksichtigt, wenn er das Denken der Parteienforscher über ihren Gegenstand entweder von einem „exchange model” oder einem „development model“ bestimmt sieht.

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Literatur

  1. In ähnlicher Weise lassen sich natürlich auch andere Theorien des Parteienwandels nicht ausschließlich einer der beiden Erklärungsvarianten zuordnen. Harmel and Janda (1994) etwa betonen primär interne Faktoren des Wandels (leadership change, change of dominant faction), beziehen jedoch auch externe Faktoren (external shocks) in ihr Erklärungsmodell ein. Pancbianco (1988) sieht „environmental challenges“ als externen Stimulus, der den Wandel interner Machtstrukturen beschleunigen, und damit zum Auslöser organisatorischer Innovationen werden kann (ebd.: 242ff.).

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  2. Bei Polartypen (Extremtypen) wird ein begrifflicher Bezugspunkt konstruiert, mit dem ein Kontinuum zwischen zwei Polen geschaffen wird, in dem alle empirisch vorkommenden Phänomene eingeordnet werden können. Im Unterschied zu Idealtypen können Polartypen in reiner Form in der Wirklichkeit vorkommen (Kriz et al. 1994: 492f).

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  3. Dabei ist es durchaus auch das politische Wirken des vorangehenden Parteityps, das den Übergang zu einer neuen Entwicklungsstufe auslöst, wie nachstehende Ausführungen belegen (Katz and Mair 1995: 6 und 24).

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  4. Katz and Mair (1995) bauen in ihrem historischen Überblick natürlich auf eine lange Reihe von Autoren auf, die von Weber (1919), über Duverger (1951), Neumann (1956) und Sartori (1976) für die Massenparteien, bis zu Kirchheimer (1965), und Panebianco (1988) für den Übergang zu den Volksparteien reicht.

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  5. A less charitable reading of history“, so Katz and Mair (1995), lege allerdings nahe, dass es dabei durchaus auch um die Suche nach den partiellen Interessen der privilegierten Bevölkerungsschichten ging (ebd.: 9).

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  6. Allerdings gab es im 19.Jahrhundert auch im bürgerlichen Lager Parteien, die aktive Organisationen außerhalb der Parlamente autbauten, wie etwa das „Caucus“-System der britischen Liberalen unter Gladstone, oder die amerikanischen „party machines” (Weber 1919; Katz and Mair 1995: 9).

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  7. Der geringe Grad an elektoralem Wettbewerb unter den Massenparteien erklärt sich durch die organisatorische und ideologische „Einkapselung“ der meisten Wähler in ein politisches Lager (Lipset and Rokkan 1967).

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  8. I4 Ich habe mich an anderer Stelle mit dem Zusammenhang dieses Wandels der Parteien nach dem Zweiten Weltkrieg und der Entwicklung eines von Konsens und Kooperation geprägten „Europäischen Sozialmodells“ näher beschäftigt (Detterbeck 2000).

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  9. Wiesendahl (1998e) verweist darauf, dass die in den 50ern und 60ern erfolgte strategische Öffnung der noch in Milieus verankerten deutschen Parteien, die darauf zielte, die expandierenden neuen Mittelschichten zu gewinnen, zu einer Lockerung der Bindungen an die alten gesellschaftlichen Stammschichten führte (ebd.: 22). Somit war nicht alleine der soziale Wandel für die langfristige Erosion der Parteibindungen verantwortlich, sondern auch das aktive Handeln der Parteien trug dazu bei, die frühere „Einkapselung“ der Wähler aufzubrechen: „As the parties became more remote, the electorate itself became more available” (Mair 1997: 38).

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  10. Da die Volksparteien jedoch weiterhin die Wahlmöglichkeiten der Bürger strukturierten, war mit ihrem Aufstieg kein Abschied vom „party government“-Modell verbunden. Die demokratietheoretische Wende, etwa von Schumpeter (1942) und Lipset (1960) vollzogen, bestand vielmehr darin, die Dominanz der politischen Eliten und die eher passive Rolle des Volkes im Entscheidungsprozess als notwendigen Bestandteil einer stabilen und funktionsfähigen (Parteien-)Demokratie zu legitimieren. Michels (1911) hatte genau diesen Aspekt der Massendemokratie noch sehr kritisch kommentiert (vgl. Ebbighausen 1969: 59ff.; Wiesendahl1980.118ff).

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  11. Sowohl Panebianco (1988: 31 1) selbst als auch Katz and Mair (1995: 25) betrachten seine „electoral-professional party“ als eine moderne Form der „catch-all party”.

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  12. In der deutschen Debatte wurde die zunehmende Staatsnähe der Parteien zwar durchaus rezipiert (vgl. den Überblick bei StOss 1997), ohne daraus jedoch Rückschlüsse auf den organisatorischen Charakter der Parteien zu ziehen.

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  13. Wiesendahl (1999) kritisiert diese „Verelendungs-Prämisse“ der Kartelltheorie, indem er darauf hinweist, dass in Deutschland der Ausbau des Parteienstaates zu einer Zeit stattfand, als die Großparteien noch fest in der Gesellschaft verankert waren (ebd.: 50). Ich werde auf die dahinter stehende, alternative Erklärung des Wandels zur Kartellpartei, nämlich das Akteurshandeln der Berufspolitiker, die über Parteigrenzen hinweg gemeinsame, professionelle Interessen entwickeln (vgl. von Beyme 1993; Borchert 1999a), in der Explikation des Wandels in Kapitel 9 zurückkommen.

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  14. So auch von Beyme (1997: 378).

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  15. Empirisch lässt sich gegen diese Argumentation einwenden, dass genauer geprüft werden müsste, ob nicht doch inhaltliche Unterschiede zwischen den Parteien fortbestehen (die sich etwa bei Machtwechseln bemerkbar machen), nationalstaatliche Regierungen nicht weiterhin wichtige Entscheidungen treffen, oder Regierungsparteien nicht weiterhin Privilegien besitzen, über die Oppositionsparteien nicht verfügen. Auf der theoretischen Ebene scheint es mir problematisch, dass Katz and Mair (1995: 22f) relativ umstandslos von der zwischenparteilichen Kooperation in Fragen der Eigeninteressen (z.B. Einführung einer staatlichen Parteienfinanzierung) auf eine Zusammenarbeit und Interessengleichheit in nhaltlichpolitischen Fragen schließen. Mit von Beyme (1993) lässt sich hingegen annehmen, dass Parteien als „politische Klasse“ zwar Selbsterhaltungsinteressen verbinden, dass Parteien aber als Bestandteil der „politischen Elite” unterschiedliche und kontligierende Steuerungsinteressen besitzen (ebd.: 30f).

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  16. In der jüngeren Parteienforschung hat insbesondere Panebianco (1988) sehr vehement die Forderung vertreten, die interne Machtverteilung und die Konflikte zwischen den Parteiakteuren bei der Betrachtung der Dynamik von Parteiorganisationen starker zu beachten (ebd.: 18311)

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  17. Im folgenden Vergleich habe ich diese trinitäre Typologie der Parteiakteure allerdings nur teilweise befolgt. Den Begriff der „party in public office“ habe ich übernommen, ansonsten waren jedoch weitere Differenzierungen (z.B. Regionalvorsitzende der Parteien, Vertreter von Sonderorganisationen) notwendig, um die Machtverteilungen der untersuchten Parteien adäquat zu erfassen.

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  18. Das dritte Element, die „party in central office“, hat nach Katz and Mair (1993) seine traditionelle Rolle als Repräsentant der Interessen der Mitgliederorganisation weitgehend verloren. Ob es aber zu einer Marginalisierung von Vorstand und Parteizentrale kommt, oder zu einer Neudefinition ihrer Rolle als professionelle Dienstleistungsunternehmen, die etwa den Wahlkampf für die „party in public office” organisieren (z.B. Labour Party), hängt von den Interaktionsmustern der einzelnen Parteien ab (ebd.: 614ff; Mair 1997: 144ff.).

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  19. Eldersveld (1964) hat den Begriff der „Stratarchie“ in die Parteienforschung eingeführt. Der in der deutschen Debatte verwandte Begriff der „lose verkoppelten Anarchie” zielt ebenso auf die Fragmentierung innerparteilicher Macht, die relative Autonomie der einzelnen Organisationssegmente und die Diversität in den Handlungslogiken der Parteiakteure als Strukturmerkmale heutiger Großparteien (Lösche and Walter 1992; Mintzel 1993; Wiesendahl 1998a).

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  20. Vgl. jedoch die Kritik von Hartmann (1979) und Wiesendahl (1998a: 75tf) am funktionalistischen Ansatz in der Parteienforschung.

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  21. Die Perspektive, die ich hier mit Katz and Mair (1995) einnehme, betrachtet vor allem den gesellschaftlichen „input“ in die Arbeit der Parteien, sozusagen die „societyness of party”. Eine Ergänzung der Perspektive würde darin bestehen, auch die „partyness of society“ (Sjöblom 1987) zu untersuchen, etwa die Anzahl der Aufsichtsrats-und Verbandsmandate von Politikern. Dies ist im empirischen Vergleich jedoch sehr aufwendig und nicht für alle Parteien systematisch erfassbar. Ich habe bei der Analyse des Verhältnisses von Parteien und Verbänden (vgl. Kap. 6.2.) versucht, diesen Aspekt in die Analyse aufzunehmen.

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  22. Das Konzept der „politischen Klasse“ verwendet ein sehr ähnliches Erklärungsmuster: Die „Dieselbigkeit der Revenuen” (Karl Marx) der professionellen Politiker, das „Leben von der Politik“ (Max Weber), führt zur Entwicklung gemeinsamer Interessen, die als Basis kollektiver Handlungen der „politischen Klasse” im Bereich der individuellen (Diäten, Karrieresicherung, Aufstiegsmöglichkeiten) und der organisatorischen (Parteienfinanzierung, Patronage) Selbsterhaltung begriffen werden (von Beyme 1993; Borchert I999b).

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Detterbeck, K. (2002). Theoretischer Rahmen: Parteien im Wandel. In: Der Wandel politischer Parteien in Westeuropa. Reihe, Europa- und Nordamerika-Studien, vol 9. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09641-2_2

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-09641-2_2

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-663-09642-9

  • Online ISBN: 978-3-663-09641-2

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