Zusammenfassung
Normalitätsdefinitionen sind in der gesellschaftlichen Praxis unumgänglich, auch wenn sie unter Umständen riskant werden können. In der Sprechweise von Niklas Lu hmann liegt ihr entscheidender Vorteil darin, dass sie es ermöglichen, die nicht handhabbare Kontingenz sozialer Wirklichkeit zu strukturieren und in handhabbare Komplexität zu überfuhren. Aus der Fülle möglicher Ereignisse und Ereignisverläufe werden bestimmte Konstellationen ausgewählt und für ‘normal’ erklärt, weil sie, aus welchen Gründen auch immer, als typisch gelten und/oder statistisch vorherrschend sind. Andere soziale Tatsachen hingegen erscheinen als nachrangig, abweichend und vielleicht sogar als bedrohlich. Sie entsprechen nicht der vorherrschenden Erwartung und sind genau deshalb ‘anormal’ — eine durchaus naheliegende Wahrnehmung, die allerdings dann riskant wird, wenn das Abweichende in theoretischer wie empirischer Hinsicht an Bedeutung gewinnt und sich u. U. neue Normalitäten abzeichnen.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Beck, U. (1999): Schöne neue Arbeitswelt. Vision: Weltbürgergesellschaft. Frankfurt a. M.
Beckmann, P./Engelbrech, G. (Hrsg.) (1994): Arbeitsmarkt für Frauen 2000-. Ein Schritt vor oder ein Schritt zurück? Kompendium zur Erwerbstätigkeit von Frauen. Nürnberg.
Beckmann, P./Engelbrech, G. (1994): Frauenerwerbsarbeit in den neuen Bundesländern -Erwerbsneigung, Erwerbsbeteiligung und Arbeitslosigkeit. In: Beckmann, P./Engelbrech, G. (Hrsg.): Arbeitsmarkt für Frauen 2000 — Ein Schritt vor oder ein Schritt zurück? Kompendium zur Erwerbstätigkeit von Frauen. Nürnberg, S. 423–445.
Bell, D. (1975): Die nachindustrielle Gesellschaft. Frankfurt a. M.
Berger, P. A. (1996): Individualisierung. Statusunsicherheit und Erfahrungsvielfalt. Opladen.
Berger, P. A./Sopp, P. (1992): Bewegtere Zeiten? Zur Differenzierung von Erwerbsverläufen in Westdeutschland. In: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 21, S. 166–185.
Blossfeld, H.-P./Mayer, K.-U. (1988): Arbeitsmarktsegmentation in der Bundesrepublik Deutschland. Eine empirische Überprüfung von Segmentationstheorien aus der Perspektive des Lebenslaufs. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 40, S. 262–283.
Bonß, W./Plum, W. (1990): Gesellschaftliche Differenzierung und sozialpolitische Normalitäts-Aktion. Zum theoretischen und empirischen Gehalt von Normalitätsunterstellungen in der Sozialpolitikdiskussion. In: Zeitschrift für Sozialreform, Jg. 36, S. 692–715.
Eckart, C. (1990): Der Preis der Zeit. Eine Untersuchung der Interessen von Frauen an Teilzeitarbeit. Frankfurt a. M.
Fourastié, J. (1969): Die große Hoffnung des 20. Jahrhunderts. 2. Aufl., Köln.
Gorz, A. (1998): Abschied von der Erwerbsarbeit. Ein Interview. In: Taz-mag v. 29./30.8.1998, VI f.
Gorz, A. (1998): Arbeit zwischen Elend und Utopie. Frankfurt a. M.
Habich, R. (1996): Problemgruppen und Armut: Zur These von der Zwei-Drittel-Gesellschaft. In: Zapf, W./Habich, R. (Hrsg.): Wohlfahrtsentwicklung im vereinten Deutschland. Sozialstruktur, sozialer Wandel und Lebensqualität. Berlin, S. 161–188.
Hanefeld, U. (1987): Das sozio-ökonomische Panel. Grundlagen und Konzeption. Frankfurt a. M.
Hinrichs, K. (1989): Irreguläre Beschäftigungsverhältnisse und soziale Sicherheit. Facetten der Erosion des Normalarbeitsverhältnisses in der Bundesrepublik. In: Prokla, Jg. 77, S. 7–33.
Hoffmann, E./Walwei, U.. (1998): Beschäftigung: Formenvielfalt als Perspektive? — Teil 1. Längerfristige Entwicklung von Erwerbsformen in Westdeutschland. In: IAB-Kurzbericht 2/1998. Nürnberg.
Holst, E./Schupp, J. (1994): Ist Teilzeitarbeit der richtige Weg? Arbeitszeitpräferenzen in West-und Ostdeutschland. In: DIW-Wochenbericht, Jg. 23, S. 401–410.
Keller, B. (1997): Atypische Beschäftigungsverhältnisse: Beschäftigungswirkungen und Bedingungen der Regulierung. In: Sadowski, D./Pull, K. (Hrsg.), Vorschläge jenseits der Lohnpolitik. Optionen für mehr Beschäftigung II. Frankfurt a. M, S. 227–246.
Kommission für Zukunftsfragen der Freistaaten Bayern und Sachsen (1996): Erwerbstätigkeit und Arbeitslosigkeit in Deutschland. Entwicklung, Ursachen und Maßnahmen. Teil I: Entwicklung von Erwerbstätigkeit und Arbeitslosigkeit in Deutschland und anderen frühindustrialisierten Ländern. Bonn.
Lutz, B. (1983): Technik und Arbeit — Stand, Perspektiven und Probleme industriesoziologischer Technikforschung. In Schneider, C. (Hrsg.): Forschung in der Bundesrepublik. Weinheim, S. 167–188.
Martin, H.-P./Schumann, H. (1996): Die Globalisierungsfalle. Reinbek.
Reich, R. B. (1991): Die neue Weltwirtschaft. Das Ende der nationalen Ökonomien. Berlin.
Rifkin, J. (1995): Das Ende der Arbeit und ihre Zukunft. Mit einem Nachwort von Martin Kempe. Frankfurt a. M.
Rolle, C./Suntum, U. van (1997): Langzeitarbeitslosigkeit und soziale Absicherung. Deutschland, Österreich, Schweiz, USA. Gütersloh.
Sacher, M. (1998): Berufseinstieg — gestern und heute. Ein Kohortenvergleich. In: Friedrichs, J. (Hrsg.): Die Individualisierungsthese. Opladen, S. 165–180.
Schierholz, H. (Hrsg.) (1995): Einfach-Arbeitsplätze fallen weg — Was wird aus den jungen Menschen? Loccum.
Sengenberger, W. (Hrsg.) (1978): Der gespaltene Arbeitsmarkt. Probleme der Arbeitsmarktsegmentation. Frankfurt a. M.
Statistisches Bundesamt (1998): Statistisches Jahrbuch 1998 für die Bundesrepublik Deutschland und das Ausland (CD-Ausgabe). Stuttgart.
Thiele, M. (1997). Gespaltener Arbeitsmarkt und Beschäftigung. Frankfurt a. M.
Treibet, A. (1993): Einführung in gegenwärtige soziologische Theorien. Opladen.
Vobruba, G. (Hrsg.) (1989): Strukturwandel der Sozialpolitik. Lohnarbeitszentrierte Sozialpolitik und soziale Grundsicherung. Frankfurt a. M.
Voß, G. G./Pongratz, H. (1998): Der Arbeitskraftunternehmer. Eine neue Grundform der Ware Arbeitskraft? In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg.50, S. 131–158.
Wenger, H. (1984): Segmentation am Arbeitsmarkt und Arbeitslosigkeit. Frankfurt a. M.
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 1999 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Bonß, W. (1999). Wie normal sind Erwerbsverläufe?. In: Lamnek, S., Luedtke, J. (eds) Der Sozialstaat zwischen “Markt” und “Hedonismus”?. Otto von Freising-Vorlesungen der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09628-3_11
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-09628-3_11
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-2320-9
Online ISBN: 978-3-663-09628-3
eBook Packages: Springer Book Archive