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Erzählbarkeit, biographische Notwendigkeit und soziale Funktion von Kriegserzählungen

Zur Frage: Was wird gerne und leicht erzählt

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BIOS

Zusammenfassung

Wenn deutsche Zeitzeugen des Zweiten Weltkrieges, die nicht von den Nationalsozialisten verfolgt wurden, sondern auf der Seite der Mitläufer und Täter des Nazi-Regimes standen, ihre Lebensgeschichte erzählen, nehmen Einzelgeschichten über diese historische Zeitspanne einen breiten Raum ein. Meist erhält man in biographisch-narrativen Interviews — ob nun thematisch auf das „Dritte Reich“ beschränkt oder auf das ganze Leben bezogen — dichte epische und dramatische Kriegserzählungen. Und nicht nur in sozialwissenschaftlichen Interviews wird über den Krieg erzählt. Vielmehr treten in unterschiedlichen Alltagssituationen biographische Thematisierungen der Kriegserinnerungen auf. Oft sind es kleine Anlässe, die die Zeitzeugen an den Krieg erinnern und den Anstoß zu detailreichen Geschichten über den Krieg geben.

Für die vielen Anregungen und kritischen Hinweise zu diesem Beitrag möchte ich mich bei meinen Kolleginnen Roswitha Breckner, Christiane Grote, Angelika Puhlmann, Susanne Rupp und Insa Schöningh herzlich bedanken. Mein besonderer Dank gilt meinem israelischen Kollegen Dan Bar-On, der zu einer früheren Fassung dieses Artikels Wichtige Einwände machte und meine Interviews in Israel Beratend begleitete.

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Rosenthal, G. (1993). Erzählbarkeit, biographische Notwendigkeit und soziale Funktion von Kriegserzählungen. In: Hartewig, K. (eds) BIOS. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09616-0_1

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