Zusammenfassung
Die meisten Toten des Jugoslawien-Krieges gab es in Bosnien-Herzegowina. Schätzungen von „mindestens 250.000“ Toten (so Reuters 1995) sind weit verbreitet. Wohl auch aus Angst vor dem Vorwurf, einen Völkermord zu leugnen, werden solche Schätzungen nur zögerlich einer kritischen Prüfung unterzogen. Erstaunlicherweise machten die westlichen Regierungen und die internationalen Organisationen keine Angaben über die Opferzahlen. Dabei ist es wichtig, die Toten möglichst genau zu ermitteln. Die vielen Grausamkeiten werden nicht selten auf das Rachebedürmis zurückgeführt, das die Tötungen im Zweiten Weltkriegs ausgelöst haben, deren Zahl in Jugoslawien lange nur verfälscht vorgelegen hat (→ Kap. 11). Daher sollte Klarheit geschaffen werden, wenn kein neuer Teufelskreis gegenseitiger Anschuldigungen, gestützt auf Irrtümer, seinen Anfang nehmen soll.
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Literatur
Zur Flüchtlingsproblematik: Beate Andrees, Bettina Kemmerich, Stefan Söhnchen und Peter Steudtner, Kein Recht zu bleiben — Bosnische Kriegsflüchtlinge und ihre Repartriierung nach Bosnien und Herzegowina, Münster 1997
Judit Kumin, „Rückkehr der Flüchtlinge nach Bosnien-Herzegowina“, in: Südosteuropa-Mitteilungen 37 (1997), Nr. 2, S. 75–78.
Es gibt eine Reihe von Veröffentlichungen, in denen Opfer und unmittelbare Zeitzeugen ihre Erfahrungen niederschrieben. Die Berichte des Hörfunkjournalisten Siniša Glavašević aus dem belagerten Vukovar, der nach der Eroberung der Stadt umgebracht wurde, erschienen deutsch unter dem Titel: Geschichten aus Vukovar, Trier 1994
Damir Plavšićs Erinnerungen aus einjähriger Gefangenschaft nach der Eroberung Vukovars — zunächst im serbischen Lager Stajicevo, dann im Militärgefängnis Niš und im Gefängnis in Sremska Mitrovica: Zapisi iz srpskih logora, Zagreb 1994 („Aufzeichnungen aus den serbischen Lagern“). Martin Grgurovac, Vinkovacki ratni dnevnik, Vinkovci 1992 (Kriegstagebuch aus Vinkovci). Über ihre Erlebnisse in Lagern der bosnischen Serben berichten der Dichter Rezak Hukanović, Deseta vrata pakla. Pola godine zatocenistva u logorima smrti Omarska i Manjaca, Oslo 1993 („Das zehnte Tor der Hölle. Ein halbes Jahr der Gefangenschaft in den Todeslagern“),
und der Kinderbuchautor Muhadin Saric, Keraterm. Erinnerungen aus einem serbischen Lager, Klagenfurt, 1994.
Vgl. Roy Gutman, Augenzeuge des Völkermords. Reportagen aus Bosnien, Göttingen 1994.
Zu Sarajevo: Zeljko Ivankovic, 700 dana opsada. Sarajevski dnevnik 1992–1994, Zagreb 1995 („700 Tage Belagerung“), zu
Srebrenica: Chuck Sudetic, Blood and Vengeance: One Family’s Story of the War in Bosnia, New York 1999.
Die Journalistin Senada Marjanović hat Kriegserlebnisse von Kindern aufgezeichnet: „Herzschmerzen“. Gespräche vom Krieg mit Kindern aus dem ehemaligen Jugoslawien, München 1994.
Dazu auch: Zlata Filipović, Ich bin ein Mädchen aus Sarajevo, Bergisch Gladbach 1994.
Zeugnisse von Frauen, Opfern der Vergewaltigungen in Bosnien-Herzegowina, hat die Psychologin Seada Vranic herausgegeben: Breaking the Wall of Silence. The Voices of Raped Bosnia, Zagreb 1996.
Obwohl die massenhaften Vergewaltigungen große Empörung augelöst haben, gibt es keine systematische Dokumentation dazu. Einen Anfang macht: Alexandra Stiglmayer (Hg.), Massenvergewaltigung. Krieg gegen die Frauen, Frankfurt a.M. 1993
Texte von Frauen und ihren Erlebnissen im belagerten Sarajevo: Dragana Tomasević (Hg.), Das Leben ist stärker. Ein bosnisches Lesebuch, geschrieben von Frauen im Krieg, Linz 1996
vgl. auch Radmila Manojlović Zarković, IRemember/Sjecam Se: Writings by Bosnian Women Refugees, 1996.
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Kenney, G., Vetter, M., Melčić, D., Kumin, J. (1999). Opfer der Kriege 1991–1999. In: Melčić, D. (eds) Der Jugoslawien-Krieg. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09609-2_33
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