Zusammenfassung
Das Staatsgebiet Jugoslawiens umfasste den westlichen und den mittleren Teil des südslawischen Sprachgebiets, während dessen östlicher Teil im Staatsgebiet Bulgariens liegt. Der im Namen Jugoslawien, d. h. Südslawien implizierte Anspruch, Staat der Südslawen zu sein, wurde daher nie verwirklicht, und doch war südslawische Sprache und Ethnizität das Grundprinzip, nach dem dieser Staat errichtet wurde. Tatsächlich war die Sprache der großen Mehrheit seiner Bewohner (87 Prozent nach der Volkszählung 1981) südslawisch, andere Sprachen wurden von verhältnismäßig kleinen Minderheiten gesprochen. Dieses eindeutige statistische Verhältnis, das die allgemein verbreiteten Vorstellungen beherrscht, sagt über die wirklichen sprachlichen Verhältnisse im jugoslawischen Staat jedoch nur wenig aus. Denn weder hat die enge Verwandtschaft südslawischer sprachlicher Varietäten die durch ihre fast neunzigprozentige Mehrheit suggerierte Einheitlichkeit erbracht, noch waren die nichtslawischen Sprachen mit ihrem kaum etwas über dreizehnprozentigen Anteil so unbedeutend und marginal, wie das bloße Zahlenverhältnis dies zunächst erscheinen lässt. Um hier die wirkliche dynamische Vielfalt zu erkennen, muss ein komplexes räumliches und historisches Kräftefeld in Betracht gezogen werden.
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Katičić, R. (1999). Jugoslawien im Lichte seiner Sprachen. In: Melčić, D. (eds) Der Jugoslawien-Krieg. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09609-2_16
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