Zusammenfassung
Im Europa des ausgehenden achtzehnten und vor allem des neunzehnten Jahrhunderts strahlte der nationale Gedanke von den führenden nationalpolitischen Zentren (Frankreich, Deutschland, Italien, Polen, Böhmen, Ungarn) auch in den südslawischen Raum aus. Bedingt durch die historisch-politische Lage der südslawischen Völker, die in fremden Reichen nur wenige oder gar keine eigenen politischen Institutionen und auch keine Möglichkeit der politischen Integration hatten, wurde zunächst hauptsächlich die deutsche nationale Ideologie, also die Ideen des Volkstums und der Volkssprache, rezipiert. In dieser Phase des so genannten Sprachnationalismus (Miroslav Hroch) spielten Herders Vorstellungen über die Ursprünglichkeit der Völker und der Volkssprachen sowie seine „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“ eine Rolle, wenn auch keine geradlinige und eindeutige. Dominant war in der Gründungsphase der nationalen Integration der Gedanke der Konstituierung einer Kulturnation und einer Schriftsprache, wobei sich die Idee eines „Volksorganismus“ in der Auffassung von einem „Erwachen“ oder einer „Wiedergeburt“ (preporod) des Volkes spiegelt. Als es dann in einer späteren Phase um die Ausformulierung des politischen Nationalismus ging, der die Ideologie der nationalen Identität mit nationaler Emanzipation, politischer Selbständigkeit, Sezession und Gründung eines eigenen Nationalstaats in den Vordergrund rückte, kam der Einfluss der (französischen) politischen Auffassung von der Nation zum Zuge.
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Literatur
Südslawische Ideen zur Zeit des Illyrismus: Nikša Stančić Hrvatska nacionalna ideologija preporodnog pokreta u Dalmaciji: Mihovil Pavlinović, i njegov krug do 1869., Zagreb 1980 (Die kroatische Nationalideologie der Wiedergeburtsbewegung in Dalmatien: Mihovil Pavlinovic und sein Kreis bis 1869), ders., Gajeva „Još Horvatska ni propala“iz 1832–33. Ideologija Ljudevita Gaja upripremnom razdoblju hr-vatskog narodnogpreporoda, Zagreb 1989 (Gajs „Još Horvatska ni propala“aus 1832–33 und die Ideologie des Ljudevit Gajs in der Vorbereitungsphase der kroatischen Wiedergeburt);
E. M. Despalatovic, Ljudevit Gaj and the Illyrian Movement, Colorado 1975.
Zum 19. Jahrhundert und der Zeit vor 1918: Wolf Dietrich Behschnitt, Nationalismus bei Serben und Kroaten 1830–1914. Analyse und Typologie der nationalen Ideologie, München 1980 (Südosteuropäische Arbeiten 74); Über Entwicklung und Einfluss nationaler Ideologien in Bosnien-Herzegowina: Srecko M. Džaja, Bosnien-Herzegowina in der österreichisch-ungarischen Epoche (1878–1918). Die Intelligentsia zwischen Tradition und Ideologie, München 1994;
ferner: Wolfgang Kessler, Politik, Kultur und Gesellschaft in Kroatien und Slawonien in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Historiographie und Grundlagen, München 1981 (Südosteuropäische Arbeiten 77)
sowie: Holm Sundhaussen, Der Einfluss der herderschen Ideen auf Nationsbildung bei den Völkern der Habsburgermonarchie, München 1973; ders., „Nation und Nationalstaat auf dem Balkan. Konzepte und Konsequenzen im 19. und 20. Jahrhundert“, in: Jürgen Elvert (Hg.), Der Balkan. Eine europäische Krisenregion, Wiesbaden 1997;
Ferner: Dimitrije Djordjević, Revolutions nationales des peuples balkaniques 1804–1914, Belgrad 1965,
und speziell zu Serbien: Charles Jelavich, Tsarist Russia and Balkan Nationalism. Russian Influence in the Internal Affairs of Bulgaria and Serbia, 1879–1886, Berkeley, Los Angeles 1958;
Wayne S. Vucinch, The First Serbian Uprising 1804–1813, Boulder 1981;
David Mackenzie, Ilija Garasanin: Balkan Bismarck, New York 1985.
Zu Kroatien: Mirjana Groß, „Die,Welle’: Die Ideen der nationalistischen Jugend in Kroatien vor dem 1. Weltkrieg“, in: Österreichische Osthefte, 10,1968.
Unverzichtbar zum politischen Jugoslawismus: Ivo Banac, The National Question in Yugoslavia: Origins, History, Politics, Ithaca, N.Y. 1984, mit einer ausführlichen Bibliographie, insbesondere zur neueren Forschung über einzelne Personen, Probleme und Aspekte; auch in kroatischer Übersetzung: Nacionalno pitanje u Jugoslaviji, Zagreb 19952.
Zum Zerfall: Mirko Djordjević, „Die Literatur der populistischen Welle“, in: T. Bremer, N. Popov, H.-G. Stobbe (Hg.), Serbiens Weg in den Krieg, Berlin 1998, S. 225–242; Dubravka Stojanović, „Der traumatische Kreis der serbischen Opposition“, in: ebd., S. 379–398;
Zoran Đinđić, Jugoslavia kao nedovrsena država, Belgrad 1990 (Jugoslawien als unvollendeter Staat);
Žarko Puhovski, Socijalistička konstrukcija zbilje, Zagreb 1990 (Die sozialistische Konstruktion der Wirklichkeit);
Branka Magaš, The Destruction of Yugoslavia. Tracking the Break-Up 1980–92, London, New York 1993;
Latinka Perovic, Zatvaranje kruga, Sarajevo 1991 (Das Schließen des Kreises);
Ursula Rütten, Am Ende der Philosophie? Das gescheiterte „Modell Jugoslawien“. Fragen an Intellektuelle im Umkreis der PRAXIS-Gruppe, Klagenfurt 1993. Die letzte Ausgabe der philosophisch-soziologischen Zeitschrift Praxis International (Vol. 13, No. 4, Jan. 1994) war dem Krieg und dem Zerfall Jugoslawiens gewidmet, darin: Dunja Melčić, „Communication and National Identity: Crotian and Serbian Patterns“, Latinka Perović, „Yugoslavia was Defeated from Inside“, Slobodan Samardžić, „Democracy in Postcommunism — the Case of Serbia“.
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Melčić, D. (1999). Der Jugoslawismus und sein Ende. In: Melčić, D. (eds) Der Jugoslawien-Krieg. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09609-2_14
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