Der unbekannte Star: Die Präsenz des Bundestages in den Medien

Zusammenfassung

Wenn in der alltäglichen Medienwirklichkeit nichts so alt ist wie die Zeitung von gestern, welche Relevanz kann dann eine fast zehn Jahre alte Studie haben? Möglicherweise eine große. Denn damals¹wie heute ist die Vorstellung von der Medienpräsenz des Bundestages geprägt von Vorurteilen: Wer im politischen Geschäft wirklich etwas geheim halten wolle, der sage es im Plenum des Bundestages; wenn die politischen Themen endlich den Bundestag erreicht hätten, seien sie so alt und „abgelutscht“, dass sich kein Medium mehr dafür interessiere; im Wettbewerb mit actiongeladenen Konkurrenzereignissen könne das optisch statische Parlamentsgeschehen nur den Kürzeren ziehen. Diese ironischen Überspitzungen und scheinbar logischen Erklärungen ließen sich noch lange fortsetzen. Gemeinsam ist ihnen eines: Sie passen in immer wieder zitierte Stereotypen, aber sie halten einer empirischen Nachprüfung nicht stand². Darauf soll der prononcierte Titel dieses Beitrages hinweisen. „Star“ greift in diesem Sinne also nicht die Kategorien der Unterhaltungsbranche auf. Es geht nicht um Quantität und Quote. Es geht bei der scheinbar widersprüchlichen Ergänzung des Wortes „Star“ mit dem Attribut „unbekannt“ um die These, dass hier etwas anders, besser oder gewichtiger ist als wir es auf den ersten Blick vermuten. Im Nachfolgenden gehe ich auf wichtige Voraussetzungen und Erkenntnisse meiner damaligen wissenschaftlichen Studie ein, verknüpfe sie aber auch mit Erfahrungen, die ich in der Zwischenzeit in der parlamentarisch-publizistischen Praxis gesammelt habe.