Zusammenfassung
In den beiden vorangegangenen Kapiteln wurde „Bevölkerung“ bzw.,,Population“ als eine wissenschaftliche Kategorie und ihre Konstitution als ein Gegenstand der Wissenschaft analysiert. Doch ist Bevölkerung nicht lediglich eine wissenschaftliche, sondern vor allem auch eine politische Kategorie. Gerade dadurch erhält der Bevölkerungsdiskurs eine so schillernde Gestalt. Durch die Verwendung des mengenlogischen Populationsbegriffs läßt sich die Bevölkerung als ein wissenschaftlicher Gegenstand verobjektivieren. Damit wird aber die Politizität der Kategorie verdeckt. Paradoxerweise handelt es sich bei der Demographie um eine durch diese Verwissenschaftlichung politisierte Wissenschaft, die selbst in erheblichem Maße politisierend wirkt. Trotzdem sind ihre Resultate nicht bloße Ideologie. Im Zentrum des folgenden Kapitels steht die Frage nach der internen Korrespondenz zwischen den beiden Diskursebenen — dem wissenschaftlichen Bevölkerungsdiskurs einerseits und dem allgemeinen, unspezifischen gesellschaftlichen Bevölkerungsdiskurs.
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Literatur
In den Annahmen der Berliner Studie von Münz und Ulrich wird von einer in dem Projektionszeitraum konstanten Gesamtfruchtbarkeitsrate der Bevölkerung mit deutschem Paß von 1,2 Kindern pro Frau ausgegangen und Immigrantinnen eine Angleichung der Fruchtbarkeit an jene der deutschen Frauen unterstellt, d.h. ein Rückgang der Gesamtfruchtbarkeitsrate von Ausländerinnen von 1,3 Kindem im Jahre 1995 auf 1,2 Kinder im Jahre 2010. Ferner wird von einem Rückgang der Fruchtbarkeit in den Herkunftsländern ausgegangen (Münz/ Ulrich 1997:41f.). Bei der Sterblichkeit wird bis zum Jahr 2020 ein Anstieg der Lebenserwartung inländischer und ausländischer Männer auf 75 Jahre und der Frauen auf 80 Jahre angenommen, danach von einer konstanten Sterblichkeit in allen Szenarien ausgegangen (ebd. 40 ).
In Deutschland wird offiziell keine Bevölkerungspolitik praktiziert, sondern nur,,bevölkerungsbezogene’ Politiken in einzelnen Sektoren wie Gesundheits-, Familien-, Sozial-und „Ausländer”- und Wanderungspolitik sowie „bevölkerungsbezogene Aktivitäten” z.B. bei der Arbeitsmarktpolitik und Krankenversicherung (Bundesinnenministerium I994:9ff.).
Die Aussage bezieht sich auf die alte Staatsbürgerschaftsregelung.
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Hummel, D. (2000). Die Demographie als „politische“ Wissenschaft. In: Der Bevölkerungsdiskurs. Forschung Politikwissenschaft , vol 108. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09594-1_9
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-09594-1_9
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-2963-8
Online ISBN: 978-3-663-09594-1
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