Ursachen defekter Demokratien

Zusammenfassung

Welche Antworten bietet die theoretische Transformationsforschung auf die Fragen nach den Ursachen für das Entstehen defekter Demokratien, bestimmter Defektprofile und spezifischer Typen defekter Demokratie? Der Blick auf die Forschungserfahrungen der letzten beiden Dekaden zeigt, dass alle tradierten theoretischen Ansätze zur Erklärung des Erfolgs oder Misserfolgs von demokratischen Konsolidierungsprozessen erhebliche Erklärungslücken offen lassen. Dies gilt insbesondere für die System- und die Strukturtheorien. Die black box zwischen dem Entstehen von Transformationschancen und dem tatsächlichen Wandel in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft wird von ihnen nur unzureichend aufgehellt (Merkel 1994). Nur unwesentlich unterscheidet sich die Erfolgsbilanz handlungs- und akteurstheoretischer Ansätze hiervon. Auch sie haben sich nur begrenzt bewährt, am ehesten noch, wenn es um die Erklärung und Ordnung von Transitionsverläufen zur Demokratie geht. Wird jedoch die Varianz der Entwicklungspfade, Strukturen und Funktionsweisen von empirisch vorfindbaren politischen Institutionen betrachtet, so lassen sich diese weder aus gegebenen nationalen Bedingungen, politisch-kulturellen Traditionen, noch aus den rational kalkulierten Entscheidungen von Akteuren allein erklären. Sicherlich beeinflussen die Situationsdefinitionen und strategischen Handlungskalküle der Akteure, Verlauf und Ergebnis von Institutionalisierungsprozessen wirksamer, als strukturalistische Ansätze annehmen (vgl. Kitschelt 1992).